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Cyber-Mobbing: Verstehen, erkennen, handeln

Cyber-Mobbing

Wie Väter ihrem betroffenen Kind helfen können

Wenn ein Kind online gemobbt wird oder es selbst zur Täterin bzw. zum Täter wird, braucht es meist die Hilfe von Erwachsenen, um sich aus der Situation befreien zu können. Erkennen Sie Anzeichen für Cyber-Mobbing bei Ihrem Kind und finden Sie einen umsichtigen Umgang damit.

Zu groß, zu klein, falsche Turnschuhmarke oder anders klingender Name – der Anlass für Mobbing unter Kindern und Jugendlichen ist meist nichtig. Beleidigungen auf dem Schulweg oder Rempeleien auf dem Pausenhof haben viele Kinder und Jugendliche schon miterlebt. Entsprechend ihrer heutigen Lebenswelten bahnt sich das Mobbing seinen Weg immer häufiger aus der „realen“ in die „virtuelle“ Welt: Von den Zwölf- bis 19-Jährigen geben laut der aktuellen JIM-Studie (Jugend, Information, (Multi-)Media) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) 40 Prozent an, dass im eigenen Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder per Handy systematisch angegriffen wurde.

Was ist (Cyber-)Mobbing?

(Cyber-)Mobbing oder Bullying beschreibt das vorsätzliche, wiederholte Bedrohen, Beleidigen, Bloßstellen oder Belästigen anderer per Handy oder im Internet über einen längeren Zeitraum hinweg. Dies kann beispielsweise durch Drohanrufe, übergriffige Nachrichten in Chats oder durch die Verbreitung von (gefälschten) beschämenden Fotos oder Filmen in sozialen Netzwerken geschehen. Der Täter oder die Täterin (auch: „Bully“) sucht sich ein Opfer, das sich nicht oder nur schlecht gegen die Angriffe wehren kann. Dieses Machtungleichgewicht nutzt der Bully aus, um das Opfer einzuschüchtern und auszugrenzen. Die Attacken im digitalen Raum geschehen zwar oft anonym, gehen jedoch häufig mit Mobbing im „realen“ Leben einher, sodass das Opfer sehr häufig einen konkreten Verdacht hat, wer hinter den Übergriffen stehen könnte. Gerade bei Mobbing unter Kindern und Jugendlichen stammt der Bully meist aus dem näheren persönlichen Umfeld des Opfers, also z. B. der Schule, dem Sportverein oder der Nachbarschaft.

„Ist mein Kind betroffen?“ Anzeichen für (Cyber-)Mobbing

Wie Kinder im Einzelnen mit Problemen umgehen, unterscheidet sich oftmals stark voneinander. Mobbing kann deshalb viele verschiedene Reaktionen hervorrufen. Hellhörig sollten Sie beispielsweise werden, wenn Ihr Kind scheinbar grundlos sein Verhalten ändert: keine Lust auf Schule oder Hobby, auffälliger Leistungsabfall, starker Wunsch nach Rückzug und Allein-Sein. Auch körperliche Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Schlaflosigkeit oder plötzlich auftretende Bauch- und Kopfschmerzen könnten ein Hinweis darauf sein, dass Ihr Kind gemobbt wird.

Nutzt es außerdem seltener den Computer oder das Smartphone, schaltet es die Geräte aus, sobald Sie in die Nähe kommen oder ist es traurig, wütend und nachdenklich, nachdem es online war? Cyber-Mobbing ist unter anderem deshalb so tückisch, weil es sich – anders als Mobbing auf dem Schulweg oder Pausenhof – nicht räumlich oder zeitlich begrenzen lässt. Es verfolgt das Opfer bis in die eigenen vier Wände und das rund um die Uhr. Einen sicheren Rückzugsraum gibt es nicht mehr. 

Erste Hilfe: Konkrete Schritte gegen Cyber-Mobbing

Wenn sich bestätigt, dass Ihr Kind online gemobbt wird, sollten Sie schnell und mit Bedacht reagieren. Jeder Schritt sollte immer zuerst mit dem Kind abgesprochen werden und nur mit seiner Zustimmung erfolgen. Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es mitbestimmen kann. Das erhöht seine Bereitschaft, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, sodass Mobbing in Zukunft keine Chance mehr hat.

  • Ruhig bleiben: Antworten Sie dem Täter oder der Täterin nicht mit ähnlichen Inhalten – Sie würden somit selbst zum Mobber werden und den Angreifenden in die Hände spielen.
  • Dokumentieren: Sammeln Sie alle Beweise zu Mobbing-Vorgängen gegen Ihr Kind. Das können Bilder, Nachrichten, Audio-Dateien und sonstige Inhalte sein. Denken Sie ggf. auch daran, Screenshots von Netzwerk-Postings oder Foreneinträgen zu machen und Chatverläufe zu speichern.
  • Blockieren, melden, löschen: Unterbinden Sie alle digitalen Kontaktmöglichkeiten durch die Mobbenden zu Ihrem Kind. Dies bedeutet, entsprechende Kontakte in sozialen Netzwerken, auf Online-Plattformen usw. zu blockieren. Schlimme Angriffe sollten den Website-Betreibern gemeldet werden, verbunden mit der Bitte um Löschung der entsprechenden Inhalte und Sperrung des mobbenden Mitglieds. Anleitungen zum Vorgehen für einige bekannte Dienste finden Sie bei der Initiative "Klicksafe".

Wie Väter ihr Kind unterstützen können

Ob Ihr Kind gemobbt wird oder andere mobbt – stehen Sie ihm bei und bieten Sie sich in jedem Fall als verständnisvoller Gesprächspartner an. Zeigen Sie Ihre Sorge und vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Sie für es da sind, unabhängig davon, was passiert sein mag. Je jünger Ihr Kind ist, desto dringender benötigt es die Hilfe eines Erwachsenen, um sich dem Problem zu stellen und einen Ausweg aus der Situation zu finden. Als Gesprächseinstieg können eventuell eigene Erfahrungen mit Beleidigungen oder Ablehnung dienen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was die Gemeinheiten bei ihm selbst bzw. dem gemobbten Kind auslösen und bieten Sie ihm eine veränderte Sicht auf das Thema an.

Häufig fehlt es betroffenen Kindern an Selbstbewusstsein und Konfliktfähigkeit. Vielleicht finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine verantwortungsvolle Aufgabe, die ihm Freude, Stolz und Selbstvertrauen schenkt. Für ein gemobbtes Kind ist es besonders wichtig, dass Sie ihm helfen, sich frei von eventuellen Schuldgefühlen zu machen. Es trägt keine Verantwortung dafür, dass sich ein anderes Kind auf seine Kosten falsch verhalten hat.

Ergänzende Hilfen für Väter und Kinder

Die Auslöser von Cyber-Mobbing-Attacken liegen fast immer in der „realen“ Welt – und lassen sich auch nur dort lösen. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit dem Kind nach den zugrunde liegenden Konflikten zu suchen. Dabei kann es sinnvoll sein, weitere Ansprechpartner aus dem entsprechenden Lebensumfeld ins Vertrauen zu ziehen, also beispielsweise Beschäftigte der Schule, des Fußballverein oder der Nachbarschaft. Gerade Lehrkräfte sind heutzutage oft umfassend geschult im Umgang mit Mobbing, finden die meisten Vorfälle doch nach wie vor unter Schülerinnen und Schülern statt.

Bei besonders schwerwiegenden Fällen oder strafrechtlich relevanten Verstößen kann auch in Erwägung gezogen werden, die Polizei einzuschalten. (Hinweise zu Straftatbeständen auf dem Portal "Polizei für dich".)

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