Vater ist, das was du draus machst!
vaeter.nrw

Ein Fenster für technische Berufe

Ein Fenster für technische Berufe

Girls’Day 2016

Eine Mehrheit der Jugendlichen entscheidet sich ihrem Geschlecht entsprechend für typische Männer- oder Frauenberufe. Die Aktionstage Girls’Day und Boys’Day sollen helfen, diese Muster aufzulösen: beispielsweise technische Berufe und Studiengänge für Mädchen und Pflegeberufe bei Jungen attraktiver zu machen.
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 328 unterschiedliche Lehrberufe angeboten. Trotz der Vielfalt wählte die Hälfte aller Mädchen aus nur zehn verschiedenen Ausbildungen – eine naturwissenschaftlich-technische war nicht darunter. Woher das kommt? Schon im Kindergartenalter lernen Jungs und Mädchen, welche Berufe Männern oder Frauen zugeschrieben werden. In der Schule wird diese Entwicklung durch unbewusst geschlechterspezifische Förderung von Eltern, Lehrern und Mitschülern noch verschärft. Als Ergebnis suchen sich viele Jugendliche einen Job abseits von ihren eigentlichen Neigungen und Fähigkeiten – und den Betrieben fehlt der geeignete Nachwuchs. Wir sprachen mit Clemens Pflüger, dessen 15-jährige Tochter Charlotte am Girls’Day 2016 teilgenommen hat. Im Kölner Ford-Werk konnte sie sich einen Eindruck von technischen Berufen in der Automobilindustrie verschaffen.

Herr Pflüger, erstes Vorbild beim Thema Berufswahl sind immer die Eltern. Arbeiten Sie selbst eher in einem geschlechtertypischen Beruf?

Wahrscheinlich. Ich arbeite selbst bei Ford im Bereich Qualitätsmanagement und würde das als absolut technischen Beruf bezeichnen. Mit meiner Begeisterung für Autos und Technik habe ich auch bestimmt meine drei Kinder angesteckt.

Hat sich Ihre Tochter deshalb für den Girls’Day bei Ford beworben?

Charlotte ist schon meine zweite Tochter, die hier einen Girls’Day mitmacht. Und das hat sicher mit meiner Arbeit zu tun. Aber wohl auch damit, dass Autos zum Alltag gehören und überall präsent sind. Wenn wir in unserem privaten Wagen fahren, fachsimpeln wir gerne miteinander über Funktion, Verarbeitung oder Gestaltung zum Beispiel des Innenraums. Dass ich bei Ford arbeite, bot für Charlotte die Chance, mal zu sehen, wie komplex und vielseitig Fahrzeugbau ist.

 Bereiche des Unternehmens hat Ihre TWelcheochter denn kennengelernt?

Zur Auswahl standen die Bereiche Qualitätsmanagement, Vorserienfahrzeugbau und Endmontage der Autos. Charlotte war letztlich den Großteil des Tages im Qualitätsmanagement und der Fahrzeugmontage. In kleinen Workshop-Gruppen konnten die Mädchen alte und aktuelle Fahrzeugmodelle unter die Lupe nehmen. Sie haben – sozusagen aus Kundensicht – mit einem Fragebogen Qualität, Funktion und Design des Innenraums bewertet. Also beispielsweise technische Entwicklungen bei der Mittelkonsole und bei Fensterhebern oder die Platzierung von Getränkehaltern. Die Ergebnisse haben sie anschließend mit den anderen Gruppen diskutiert und alles in ein „Zukunftsfahrzeug“ einfließen lassen. So etwas liegt Charlotte. Sie interessiert sich schon länger für Design und Architektur – und da gibt´s ja ein paar Gemeinsamkeiten.

Gab es auch überraschende Erkenntnisse?

Ja, unerwartet spannend fand sie die Fertigungsstraßen: Einmal die ganzen Zusammenhänge zu sehen, die Einzelschritte, in denen ein Auto aus unendlich vielen Teilen zusammengesetzt wird – vom Presswerk bis zur Endmontage. Besonders die Steuerung der Roboter im Rohbau hat sie beeindruckt. Dass ihr das so gefällt, davon waren wir wohl beide etwas überrascht.

Was nimmt Ihre Tochter mit für ihre Berufsplanung?

Zunächst wird sie bestimmt noch ein paar Eindrücke sacken lassen. Sie fand den ganzen Ablauf des Girls’Days und die Möglichkeit, so viel zu sehen, super. Aber klar ist schon jetzt, dass ihr Technikinteresse deutlich gewachsen ist. Sie will das Thema weiter verfolgen und sich für ein Praktikum bei Ford bewerben.

Und was hält der Vater davon?

Mich freut natürlich, dass sie sich auch abseits von klassischen Frauenberufen umschaut. Sie soll sehen, was es noch alles gibt. Und wenn der Girls’Day ein Fenster für technische Berufe geöffnet hat, ist das gut. Aber wofür sie sich letztlich entscheidet, ist ganz ihr Ding. Sie weiß, dass ich sie unterstützen werde. (vaeter.nrw)