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Rolle im Wandel

Rolle im Wandel

Commerzbank-Väter-Studie 2015: Beruf und Familie sind Vätern gleichermaßen wichtig.

Seit 1995 beschäftigt sich die Commerzbank mit der Familienorientierung von Männern. Die Entscheider dort haben erkannt, wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Arbeitgeberattraktivität ist.
Die neueste innerbetriebliche Befragung der Commerzbank macht deutlich, welchen hohen Stellenwert die Familienorientierung inzwischen hat. Den meisten interviewten Vätern (93 Prozent) sind ihre beruflichen und die familiären Rollen gleich wichtig. 97 Prozent betonten zudem, dass sie möglichst viel Zeit mit ihrem Kind verbringen und die Beziehung zum Kind stärken möchten (84 Prozent). Ein weiteres Ergebnis: Wenn Väter Elternzeit nehmen, spielt das nicht nur bei der Beziehung zum Kind eine Rolle, sondern beeinflusst auch das Verhältnis zwischen den Eltern positiv. 86 Prozent der Väter erklärten, die Elternzeit habe ihrer Partnerschaft gut getan. Auch die Motivation vieler Väter, Elternzeit zu nehmen, zielt auf ihre Beziehung mit der Partnerin ab: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie mit ihrer Elternzeit den beruflichen Wiedereinstieg beziehungsweise den nächsten Karrieresprung der Partnerin erleichtern wollen.

Ein langer Weg

In der Commerzbank hatte man bereits Mitte der 1990er Jahre – also lange bevor das Elterngeld eine Elternzeit auch für Väter populär machte – erkannt, dass Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Thema war, das genauso die Väter betraf und richtete familienfreundliche Maßnahmen entsprechend aus. Bei einer internen Tagung hatte die Bank einen Väterworkshop angeboten, der sofort ausgebucht war. Die Erkenntnis aus dem Workshop: Durch Angebote, die sich an beide Elternteile richteten, fühlten sich Väter kaum angesprochen. Daraufhin veränderte das Unternehmen seine Kommunikation, sprach Väter direkt an und beachtete ihre Bedürfnisse und Sichtweisen bei der Gestaltung neuer Angebote. Dennoch blieb die Nachfrage der Väter zum Beispiel nach Eltern- und Teilzeit zunächst überschaubar. Tendenziell steigt die Zahl der Bankmitarbeiter, die in Elternzeit gehen: Waren es im Jahr 2003 lediglich 0,1 Prozent, betrug der Anteil 2014 bereits 16,1 Prozent. Im ersten Halbjahr 2015 waren es schon 14,6 Prozent. Die meisten Väter bei der Commerzbank (knapp 70 Prozent) nehmen „nur“ zwei Monate Elternzeit, geben aber gleichzeitig an, dass sie gern länger Elternzeit genommen hätten (ebenfalls 70 Prozent). Das favorisierte Arbeitszeitmodell nach der Elternzeit ist nach wie vor Vollzeit. Vor der Elternzeit arbeiten lediglich 1,7 Prozent der Befragten in Teilzeit, wobei die Anzahl während der Elternzeit auf 12 Prozent ansteigt. Nach der Rückkehr ins Unternehmen sind die meisten Väter wieder in Vollzeit tätig, nur 7,1 Prozent entscheiden sich für das Teilzeitmodell. Bei Frauen fallen diese Zahlen anders aus – fast alle Mütter arbeiteten nach der Elternzeit in Teilzeit, im Schnitt 22 Stunden pro Woche.

Die Furcht vor dem Karriereknick

Die Studie zeigt, dass Väter von längerer Elternzeit sowie Teilzeit Abstand nehmen, weil sie sich diese aufgrund des Einkommensausfalls nicht leisten können. Zugleich befürchten Väter immer wieder, dass ihnen durch die Abwesenheit berufliche Nachteile entstehen könnten. Doch hier gehen Erwartungen und Realität auseinander. Die meisten der befragten Väter (90,8 Prozent) geben an, dass die eigene Elternzeit keinen negativen Einfluss auf ihr berufliches Fortkommen hatte. Dennoch schätzten 26 Prozent der Befragten die Aufstiegschancen für Väter mit Eltern- und Teilzeit als schlechter ein. Vor allem Väter, die länger als zwei Monate Elternzeit genommen haben, berichteten, dass sie mit Nachteilen konfrontiert waren. Die Tendenz, dass immer mehr Väter Partnermonate nutzen, hat innerhalb des Unternehmens zu einem größeren Verständnis für das familiäre Engagement von Männern geführt. Die meisten Väter sind mit der Unterstützung, die sie von ihren Kollegen und Führungskräften erhalten haben, zufrieden. 84 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Kollegen die Elternzeit befürworteten, obwohl dies Zugeständnisse bedeutete. Knapp drei Viertel der Väter sagten zudem, dass die Gespräche, die sie mit ihrem Vorgesetzten zur Elternzeit führten, gut und verständnisvoll verliefen.

Noch mehr Angebote

Die Studie hat außerdem ergeben, dass Väter sich mehr väterspezifische Informationen wünschen: 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Angebote noch zu stark auf Mitarbeiterinnen fokussieren. Zudem ist der Informationsstand bei Vätern noch ausbaufähig: Bisher kennt nur etwas mehr als die Hälfte der Väter die Vereinbarkeitsangebote ihres Arbeitgebers. Das Unternehmen will auf diese Ergebnisse mit Verbesserung der Informationsangebote reagieren, die speziell auf Väter abzielen. In Zukunft soll es beispielsweise mehr Informations- und Austauschformate für Führungskräfte geben. Dabei gilt die Bank durchaus schon als Beispiel guter Praxis in puncto väterfreundlicher Arbeitgeber. So fördert sie unter anderem Väter, die Teilzeit arbeiten wollen und hat ein spezielles Väter-Projekt durchgeführt: Mit Kids & Co. hat die Bank eine firmeneigene Notfallbetreuung eingerichtet. Wenn Väter beispielsweise unvorhergesehen auf Dienstreise gehen müssen, können sie ihren Nachwuchs kostenlos in der betriebseigenen Einrichtung abgeben ‑ sogar am Wochenende. Bei schwerer Erkrankung eines Kindes haben Väter wie Mütter das Recht, sich bis zu sechs Monate lang freistellen lassen. Ein Monat wird normal entlohnt, erst danach folgt eine unbezahlte Auszeit. (vaeter.nrw)   Text akutalisiert am 25. Mai 2016