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Aktive Väter: Fußball als gemeinsamer Nenner

Aktive Väter: Fußball als gemeinsamer Nenner

Väterarbeit im Familienzentrum „City Kids“ in Düren

Wie schaffen wir es, Väter besser in den Kita-Alltag und unsere Elternarbeit einzubinden? Stefano Pingitore, Erzieher im Familienzentrum „City Kids“ in Düren, suchte eine Antwort auf diese Frage und fand die Lösung über den Sport: mit Fußball! Im Gespräch mit vaeter.nrw berichtet der engagierte Mitarbeiter der städtischen Einrichtung von den anfänglichen Hürden und heutigen Erfolgen in der Väterarbeit.

vaeter.nrw: Herr Pingitore, das Familienzentrum „City Kids“ in Düren steht für herausragende Arbeit im Bereich der vorurteilslosen Bildung und Erziehung für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Wie können wir uns Ihre Arbeit genau vorstellen?
Stefano Pingitore: Mein Beitrag zur vorurteilslosen Bildung und Erziehung der Kinder – und ebenfalls der aller anderen pädagogischen Fachkräfte in unserer Kita – spiegelt sich in der täglichen pädagogischen Arbeit wider. Dieses Selbstverständnis setzt sich auch in der Elternarbeit fort. Über die Jahre ist so eine vertrauensvolle Basis entstanden, auf der wir – über den üblichen Kita-Alltag hinaus – weitere Projektaktivitäten etablieren konnten, wie zum Beispiel unsere Vätergruppe.

vaeter.nrw: Kinder- und Elternarbeit greifen im pädagogischen Alltag ineinander. Wie binden Sie speziell Väter in diese Elternarbeit ein?
Stefano Pingitore: Die meisten Väter der Kinder, die unsere Kita besuchen, sind berufstätig. Das Bringen und Abholen der Kinder wird deshalb – wie vielerorts – hauptsächlich von den Müttern übernommen. Die Väter sind somit eher selten in der Kita anzutreffen. So war es zunächst nicht leicht, die Väter in die pädagogische Arbeit einzubeziehen. Anfangs habe ich versucht, Väter für Gestaltungs- und Backangebote zu gewinnen. Die Väter fühlten sich jedoch von dieser Angebotsreihe nicht angesprochen und reichten die Termine direkt an die Mütter weiter. Schließlich habe ich eine neue Herangehensweise ausprobiert und mir überlegt, über welche Interessensbereiche ich auf die Väter als Männer zugehen kann. Das Ergebnis, das sich herauskristallisiert hat: Unser gemeinsamer Nenner ist Fußball. Seit wir diesen gemeinsamen Ausgangspunkt haben, finden mindestens zweimal jährlich Fußballspiele mit unseren Vätern gegen eine Mannschaft aus der Umgebung statt.

Die Spiele sind tolle Ereignisse, bei denen die ganze Familie zuschauen kann. Durch die gemeinsame Begegnung beim Sport ist eine neue Beziehungsebene zu und zwischen den Vätern entstanden. Der Austausch zwischen allen Beteiligten ist intensiver geworden: Die Väter sind präsenter, es finden viel mehr Gespräche statt und, wenn es im Gespräch gerade um Fußball geht, sind inzwischen auch die Erzieherinnen mit großem Interesse dabei. Insgesamt sind die Väter jetzt besser in den Kita-Alltag eingebunden und ihre Teilnahmequote an anderen Angeboten wie zum Beispiel zur pädagogischen Arbeit, bei Gestaltungs- oder Kochaktionen ist von fünf Prozent auf 20 Prozent gestiegen.

vaeter.nrw: Wie gestalten Sie im Familienzentrum den kulturübergreifenden Austausch?
Stefano Pingitore: Kurz vorab: Bei uns im Haus haben wir circa 80 Familien unterschiedlicher Kulturen mit knapp 100 Kindern. Als Familienzentrum arbeiten wir mit verschiedenen Kooperationspartnern und -partnerinnen zusammen, um unsere Angebote möglichst vielfältig zu gestalten und den Austausch untereinander zu fördern. Zum Beispiel stellt der Fußballverein Viktoria Birkesdorf für unsere Väter-Spiele die gegnerische Mannschaft. Für das nächste Jahr planen wir gemeinsam mit Viktoria Birkesdorf ein Kinder-Fußballturnier mit Mannschaften aus den über 50 Kitas im Landkreis. Wir hoffen, dass sich viele Kita-Mannschaften beteiligen und dass diese Veranstaltung auch viele Väter und Mütter anzieht, um ihren Nachwuchs kräftig anzufeuern. Ein wunderbarer Nebeneffekt: Die Väter (Eltern) können sich vor, während und nach den Spielen kennenlernen und austauschen.

Des Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit einem Dürener Verein, der sich für Menschen mit Beeinträchtigung engagiert und seinen Sitz gleich neben unserem Familienzentrum hat. Gemeinsam veranstalten wir jährlich ein Vater-Kind-Treffen. Väter aus unserer Kita und ihre Kinder treffen sich mit den Kindern und Vätern der Dürener Einrichtung. Der Tag ist als Spieletag konzipiert. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Schach, Dart, Tischkicker und vieles mehr. Nach demselben Prinzip findet einmal jährlich ein Mutter-Kind-Treff statt. Dabei steht das gemeinsame Kochen und Backen im Mittelpunkt. Von Beginn an kamen diese Veranstaltungen bei allen sehr gut an.

vaeter.nrw: Wie lösen Sie in der Väter-/Elternarbeit das Thema „viele Kulturen, viele Sprachen“?
Stefano Pingitore: Unsere circa 80 Familien kommen aus mehr als 20 verschiedenen Herkunftsländern, da kann es nur eine gemeinsame Sprache geben und das ist Deutsch. Kommunikation ist sonst nicht möglich. Das merken wir auch bei den Väteraktionen. Auch wenn man vielleicht zwei, drei Männer mit gleicher Herkunftssprache trifft – sobald es ein Treffen in größerer Runde gibt, wie zum Beispiel bei einem Fußballspiel, ist Deutsch die einzige gemeinsame Kommunikationsmöglichkeit.

Die Väter haben das Thema auf den Punkt gebracht und ein Schlagwort geprägt: „Fußball verbindet“. Wenn Fußball gespielt wird, dann spielen Alltagsproblematiken, Religionsunterschiede, verschiedene Denkweisen keine Rolle mehr. Es wird einfach 90 Minuten Fußball gespielt.

vaeter.nrw: Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Arbeit? Was motiviert Sie besonders?
Stefanoe Pingitore: Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt hauptsächlich bei den Kindern. Die Aktionen, die ich hier im Familienzentrum ins Leben gerufen habe, dienen immer dem Wohl der Kinder. Es ist also nicht so zu verstehen, dass ich während meiner Arbeitszeit immer nur Fußballspielen gehe. Es ist das Kommunikationsmittel, das zu den Vätern führt – meiner Meinung nach ein Pluspunkt zum Wohle der Kinder. Für die pädagogische Arbeit ist es wesentlich, dass Väter und Mütter eingebunden sind. Mein Ziel ist es, die Arbeit mit beiden Elternteilen zu fördern und das Kind dabei in den Mittelpunkt zu stellen.

vaeter.nrw: Was wünschen Sie sich für die interkulturelle Väterarbeit in NRW?
Stefano Pingitore: Ich wünsche mir mehr Aktionen, die über unser jetziges Angebot hinausgehen. Ideen dafür habe ich, aber es ist nicht so leicht, diese umzusetzen. Denn, wie wir gesehen haben, müssen sich Väter von den Angeboten auch angesprochen fühlen. Hinzu kommt, dass der Zeit- und Kostenfaktor stimmen muss, damit wir mit Vätern und Kindern entsprechende Aktivitäten durchführen können. Vereine bieten zwar viele Möglichkeiten, allerdings häufig zu Uhrzeiten, zu denen die Väter arbeiten. Aber wie wir sehen: Beim Fußball hat’s geklappt, und vielleicht finden wir weitere gemeinsame Nenner für Väter und Kinder, die allen Freude bereiten.

Zur Person:

Stefano Pingitore

Stefano Pingitore arbeitet seit 18 Jahren als Erzieher und systemischer Berater in der städtischen Kindertageseinrichtung „City Kids“ in Düren. Die Kita, die zum Familienzentrum ausgebaut ist, hat sich als Ziel gesetzt, die Persönlichkeit der Kinder in engem Austausch mit den Eltern ganzheitlich zu fördern. „City Kids“ trägt das Gütesiegel „Anerkannter Bewegungskindergarten des Landessportbundes NRW“, nimmt am Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ teil, ist interkulturell orientiert und als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert.

Themen Aktive Väter: Fußball als gemeinsamer Nenner

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Mit intensiver Beziehungsarbeit das Interesse der Väter gewinnen

Gespräch mit Ahmet Sinoplu, Geschäftsführer „Coach e.V.“, Köln

Seit 14 Jahren setzt sich „Coach e.V.“ erfolgreich für Chancengerechtigkeit, Bildung, Teilhabe und Integration junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein. Die Väter- und Elternarbeit ist wichtiger Schwerpunkt des Angebots. Geschäftsführer Ahmet Sinoplu beschreibt im Gespräch mit vaeter.nrw den fachlichen Rahmen der Väterprojekte.

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Väter auf der Flucht

Gastbeitrag

„Neue Zeiten bringen neue Ideen und machen neue Kräfte mobil.“ Dieser Satz stammt von Marie Juchacz, der Begründerin der AWO. Die unzähligen Kriegsversehrten, Witwen, Waisenkinder, Arbeitslosen und Flüchtlinge des Ersten Weltkrieges ließen sie aktiv werden und eine Gemeinschaft organisieren, in der Bedürftige sich gegenseitig solidarisch helfen. – Ein Gastbeitrag von Ataman Yildirim, Interkulturelle Väterarbeit NRW