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Die Familie gibt den Rückhalt im Beruf, der Beruf gibt Rückhalt in der Familie

"Die Familie gibt den Rückhalt im Beruf, der Beruf gibt Rückhalt in der Familie"

Marcel Rütten über familienfreundliche Personalpolitik bei der Kindernothilfe

4 Fragen an … Marcel Rütten, HR Manager, Kindernothilfe e.V., Duisburg. Im Interview mit vaeter.nrw unterstreicht er, dass das Thema Vereinbarkeit nicht das reine Angebot von Maßnahmen sein kann, sondern vielmehr Teil der eigenen Kultur sein muss.

vaeter.nrw: Herr Rütten, die Kindernothilfe wurde Ende 2016 von der Unternehmensberatung A.T. Kearney als familienfreundlichste Organisation Deutschlands ausgezeichnet. Wie ist es gelungen, die familienfreundliche Kultur in Ihrer Organisation aufzubauen?
Marcel Rütten: Das Wohl von Kindern und ihren Familien steht bei uns als einem der größten Kinderhilfswerke in Europa in all unseren Projekten immer im Mittelpunkt. Da ist es nur natürlich, dass wir auch auf optimale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden in unserer Duisburger Geschäftsstelle achten. Die gute Vereinbarkeit ihrer Arbeit mit der eigenen Familiensituation gehört dazu. Das Thema ist für uns seit Jahrzehnten fester Bestandteil unserer familienbewussten Personalpolitik und gehört seit 2010 auch verbindlich zu unseren strategischen Zielen hinsichtlich unserer Attraktivität als Arbeitgeber. Im Vergleich zu anderen Unternehmen und Organisationen wollen wir als Kindernothilfe Vorbild sein und als gutes Beispiel voran gehen – nicht zuletzt, um unsere Mitarbeitenden langfristig zu halten und die besten Talente für uns zu gewinnen. Aber eben nicht nur. Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung und die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden sehr ernst. Daher haben wir sehr früh erkannt, dass das Thema Vereinbarkeit nicht das reine Angebot von Maßnahmen sein kann, sondern vielmehr Teil der eigenen Kultur sein muss.


vaeter.nrw: Väter wünschen sich heute zunehmend mehr Zeit für ihre Kinder bzw. die Familie, gleichzeitig legen sie Wert auf gute berufliche Entwicklungschancen. Mit welchen Modellen unterstützt die Kindernothilfe diese Bedarfe?
Marcel Rütten: Die Kindernothilfe hat von Beginn an gefördert, dass Väter sich trauen, genau das Vereinbarkeitsmodell zu wählen, das sie sich wünschen. Denn: Die Familie gibt den Rückhalt im Beruf, der Beruf gibt Rückhalt in der Familie. Beruf und Familie konkurrieren und ergänzen sich gegenseitig. Das gilt übrigens nicht nur für Väter, sondern für Mütter gleichermaßen. Deshalb haben wir eine ganze Palette von familienbewussten Rahmenbedingungen geschaffen, die die Vereinbarkeit erleichtern. Unsere familienorientierten Angebote fördern ein Klima, das Verlässlichkeit und Unterstützung in einer zukunftsorientierten Organisation vermittelt und den Rückhalt für ein beruflich und privat erfülltes Leben gibt.

Die optimale Gestaltung der Arbeitszeit ist bei der Kindernothilfe ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, die Interessen einer Organisation mit denen ihrer Mitarbeitenden auszubalancieren. Flexiblere Arbeitszeiten, lebensphasenorientierte Teilzeitangebote und Home-Office-Regelungen helfen, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren, z.B. bei der Überbrückung eines Zeitraums, in dem Kinder oder pflegebedürftige Angehörige betreut werden müssen.

Mitarbeitende der Kindernothilfe, die sich länger der Familie widmen wollen als es die gesetzliche Elternzeit vorsieht, können die vier- bis fünfjährige Elternzeit in Anspruch nehmen. Unser Eltern-Café soll zudem eine Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs sein und Müttern und Vätern und uns die Möglichkeit geben, während der Elternzeit in Kontakt zu bleiben.

Bei der Urlaubsplanung werden die Schulferien der Kinder bzw. die Urlaubszeiten des Partners so weit es geht mit berücksichtigt. Unsere Pausenregelung ist eine einfache aber doch sehr wirkungsvolle Maßnahme. Sie erleichtert es den Mitarbeitenden, sowohl unvorhergesehene Termine oder Verpflichtungen als auch ständige private Aufgaben im Alltag besser zu bewältigen. Werden die Pausenzeiten mit den Kolleg/innen bzw. den Vorgesetzten abgestimmt, ist es in der Regel keine Schwierigkeit, sicherzustellen, dass die Arbeit nicht darunter leidet und das Team dennoch erreichbar ist. Beschäftigte mit Familie können auch auf vielfältige Weise finanziell und sozial unterstützt werden. Unser Tarifvertrag sieht beispielsweise eine Kinderzulage vor.

vaeter.nrw: Hat es sich bei Ihnen etabliert, dass Männer und (werdende) Väter Vereinbarkeitsangebote genauso unbefangen in Anspruch nehmen wie Frauen und Mütter?
Marcel Rütten: Bei der Konzeption von familienfreundlichen Maßnahmen in unserer Organisation haben wir nie einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gemacht. Das bedeutet, alle Angebote, die wir unseren Mitarbeitenden machen, um eine bessere Vereinbarkeit zur erreichen, gelten immer für beide Geschlechter gleichermaßen. Das hat von Beginn an eine Kultur gefördert, in der Männer sich nicht scheuen müssen, diese Angebote in Anspruch zu nehmen. Ganz im Gegenteil – für unsere Väter ist es eine Selbstverständlichkeit, sie ebenso zu nutzen wie unsere weiblichen Kolleginnen.

vaeter.nrw: Sie bieten unter anderem ein Eltern-Kind-Büro an. Wie kommt es bei den Beschäftigten an? Nutzen es Väter und Mütter gleichermaßen?
Marcel Rütten: Wir möchten das Büro nicht mehr missen! Meine Tochter Lara beispielsweise fühlt sich dort so wohl, dass sie mich gleich mehrmals im Jahr zur Arbeit begleitet. Für sie ist es etwas ganz Besonderes mit „Papa“ zur Arbeit zu fahren, obwohl sie alternativ ja auch im Home Office bei mir sein könnte. Das Büro wird bei uns seit Jahren von Müttern und Vätern insbesondere an den Brückentagen oder in den Ferienzeiten regelmäßig genutzt. Außerdem geht vom Eltern-Kind-Büro eine riesige Signalwirkung für Bewerber aus. Für sie könnte es einer der ausschlaggebenden Punkte sein, warum sie sich für die Kindernothilfe als Arbeitgeber entscheiden.

Marcel Rütten
Zur Person:

Marcel Rütten

Marcel Rütten, HR Manager, Kindernothilfe e. V.

Die Kindernothilfe hat ihren Sitz in Duisburg, rund ein Drittel der 160 Beschäftigten sind männlich. Die Organisation setzt sich seit fast 60 Jahren für benachteiligte Kinder in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa ein. Der Verein trägt sich durch Patenschaften, Spenden, Firmenkooperationen und öffentliche Mittel. Für den seriösen und wirkungsvollen Umgang mit Spendengeldern wurde die Kindernothilfe bereits mehrfach ausgezeichnet. Ebenfalls wurde der Verein im Jahr 2016 als "Familienfreundliches Unternehmen Duisburg" durch das lokale Bündnis für Familie und als einer der familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands mit dem 361° Family Award der Unternehmensberatung A.T. Kearney ausgezeichnet.

© Foto: Jakob Studnar