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Die Herausforderungen des Familienlebens sind allgegenwärtig

"Die Herausforderungen des Familienlebens sind allgegenwärtig"

4 Fragen an ... Thomas Lemken, Dr. Guntermann GmbH, Köln

Thomas Lemken, Geschäftsführer der Dr. Guntermann GmbH mit Sitz in Köln, berichtet zum Auftakt der Interviewreihe "4 Fragen an …" über die Verbindung von Arbeits- und Lebenszeit im Agentur-Alltag.
vaeter.nrw: Herr Lemken, als Vater und Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur gilt es, Familie und Beruf gut auszubalancieren. Wie gelingt Ihnen diese Aufgabe? Thomas Lemken: Manchmal besser und manchmal schlechter: Rein formal arbeite ich im klassischen Modell Vollzeit, während meine Frau nach der Elternzeit wieder in Teilzeit in ihren Job einsteigt. In unserer kleinen Firma lösen wir das Thema Vereinbarkeit ziemlich pragmatisch mit einer ‚durchlöcherten Vollzeit', wie einer mein Kollegen immer sagt. Das bedeutet: Einen spontanen Kinderarztbesuch um 10 Uhr morgens wahrzunehmen, ist immer möglich. Dafür meckert aber auch keiner, wenn er abends im Zweifel noch mal ran muss. Diese Flexibilität und Freiheit sind ein großes Glück, das ich sehr zu schätzen weiß.
vaeter.nrw: Sie beschäftigen überwiegend männliche Mitarbeiter. Welche Vorbildfunktion übernehmen Sie als Führungskraft dadurch, dass Sie Vaterschaft aktiv leben? Thomas Lemken: Da wir in unserer Agentur ohne Hierarchien auskommen, bin ich nicht mehr oder weniger Vorbild als jeder andere Kollege. Bei uns arbeiten gleich vier Väter, die Herausforderungen des Familienlebens sind also allgegenwärtig. Wenn einer von uns ein krankes Kind zuhause hat oder nachmittags zum Laternenbasteln in die Kita geht, kann er auf das Verständnis aller Kollegen zählen. Dass es keine dummen Sprüche hagelt, wenn man sich Familienzeit nehmen möchte oder muss, macht es einem natürlich einfacher. Das sollte in meinen Augen heutzutage aber auch eine Selbstverständlichkeit sein.
vaeter.nrw: Väter entwickeln neue Kompetenzen. Wie kommt das Ihrer Zusammenarbeit im Unternehmen zugute?Thomas Lemken: Ob ich durch die Vaterrolle neue Kompetenzen gelernt habe, die sich auch direkt im Berufsalltag nutzen lassen, weiß ich nicht. Verändert haben die Kinder aber trotzdem etwas. Wir arbeiten in einer Branche, in der es nicht unüblich ist, abends bis in die Puppen im Büro zu hocken und äußerst wichtige Dinge zu tun. Jahrelang musste meine Frau sich anhören, dass es „heute etwas später wird“, weil dieser Text oder jene Mail unaufschiebbar seien. Erst seit ich Vater bin, schaffe ich es erstaunlicherweise fast immer, pünktlich das Büro zu verlassen. Sind Eltern also fauler als Kinderlose? Ich glaube, das Gegenteil trifft zu. Subjektiv habe ich das Gefühl, in kürzerer Zeit als zuvor ein vergleichbares Gesamtpensum wegzuschaffen. Meine Kinder haben mich dazu gebracht, effizienter und disziplinierter zu arbeiten.
vaeter.nrw: Sie betreiben mit Ihrer Agentur den Väter-Blog IchBinDeinVater.de und zeigen deutlich, dass beides geht: Vater sein und Beruf leben. Welche Reaktionen erhalten Sie darauf?Thomas Lemken: Die Reaktionen sind grundsätzlich positiv. Unser Blog erhält auch regelmäßig mediale Aufmerksamkeit und dass sich Männer überhaupt mit ihrer Elternrolle beschäftigen, wird fast immer positiv honoriert. Das ist einerseits toll, zeigt andererseits aber auch, dass es als Vater immer noch sehr leicht ist, Lob oder Anerkennung für Gedanken oder Taten einzuheimsen, die von Frauen als Selbstverständlichkeit erwartet werden.
Zur Person:

Thomas Lemken

Thomas Lemken ist Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Dr. Guntermann GmbH mit Sitz in Köln. Zusammen mit Gründer und Co-Geschäftsführer Dr. Thomas Guntermann arbeitet er im Team mit drei Kollegen und einer Kollegin. Im gemeinsamen Agenturblog „IchbindeinVater.de“ dreht sich alles um das Vatersein der Autoren Thomas Lemken, Thomas Guntermann und Janni Orfanidis. © Foto: Dr. Guntermann GmbH