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Fester Zusammenhalt

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Ermutigung und Trost: So bauen Väter eine sichere Bindung zu ihrem Kind auf

Viele Väter fragen sich nach der Geburt ihrer Kinder, ob die Mutter nicht die wichtigere Bezugsperson ist – und ob sie erst später eine eigene Bindung aufbauen sollen. Warum die Bindung zwischen Kind und Vater vom ersten Augenblick an unersetzbar ist, erklärt Prof. Peter Zimmermann.
vaeter.nrw: Warum ist es für Kinder wichtig, eine sichere Bindung zum Vater zu entwickeln? Prof. Peter Zimmermann: Eine sichere Bindung gibt dem Kind Zuversicht, sich der Umwelt zuzuwenden. Dies ist eine sehr gute Grundlage, um im Leben Kompetenzen aufzubauen. Eine sichere Bindung an den Vater in der frühen Kindheit hat langfristig – besonders im Jugendalter – positive Auswirkungen auf die Selbständigkeit und Kooperationsfähigkeit der Kinder bei Stress. Eine sichere Bindung an den Vater kann auch eine unsichere Bindung an die Mutter ausgleichen. Insgesamt ist sie also eine gute Investition der Väter in die spätere Selbständigkeit und Belastbarkeit ihrer Kinder.
vaeter.nrw: Wie schaffen Väter es, eine sichere Bindung aufzubauen?Prof. Peter Zimmermann: Menschen haben ein Bedürfnis nach Bindung und sie binden sich bereits früh an Mutter und Vater. Viele Väter neigen dazu, die mit dem Kind verbrachte Zeit spielerisch zu gestalten oder wollen gemeinsam ein Ziel erreichen, etwas unternehmen. Ein Vater, der dabei die Ziele und Absichten des Kindes erkennt oder sie mit ihm gemeinsam findet, ihm dann so Hilfestellung gibt, dass es selbst etwas bewirken und sich dann kompetent fühlen kann, wird zur sicheren Basis des Kindes. Das Gleiche bewirkt er, wenn er es bei Misserfolg ermutigt oder es tröstet, wenn es Angst hat. Dann traut es sich etwas zu und fühlt sich beim Vater sicher. Mit dem Kind verbrachte Zeit ohne konstruktives Spiel – oder gar schlecht gelaunt – ist eher ungünstig.
vaeter.nrw: Was raten Sie Vätern, denen die Mutter des Kindes in dieser Hinsicht kaum Fähigkeiten zutraut? Prof. Peter Zimmermann: Eltern haben nicht immer die gleichen Vorstellungen, wie die „richtige“ Fürsorge und Versorgung eines Kindes aussieht. Eine positive Einstellung der Eltern zur Vaterrolle und zur Übernahme von Betreuungsaufgaben alleine hilft nicht beim Aufbau einer sicheren Bindung. Kinder können aber ihre Umwelt beeinflussen und bereits von klein auf signalisieren, was sie brauchen. Wenn ein Kind die Nähe des Vaters bei Belastung oder Unsicherheit sucht, dann sollte er beruhigend oder ermutigend darauf eingehen. Das Kind wird sich daran erinnern und von selbst den Vater wieder suchen.
vaeter.nrw: Welchen Rat geben Sie Vätern und solchen, die es in Kürze werden? Prof. Peter Zimmermann: Emotionale Verfügbarkeit ist wichtig für den Bindungsaufbau. Lernen Sie Ihr Kind kennen, was es kann, mag oder verabscheut. Ihr Kind sollte zu Ihnen kommen können, wenn es Angst hat, traurig ist oder es sich über etwas geärgert hat. Geben Sie ihm Trost, aber auch das Gefühl, dass es sich etwas zutrauen kann und darf – und Sie ihm dabei wirklich helfen. Prof. Peter Zimmermann lehrt an der Bergischen Universität Wuppertal Entwicklungspsychologie und forscht zu den Themen Bindung und Emotion.   Text aktualisiert am 11.06.2016    
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