Vater ist, das was du draus machst!
vaeter.nrw

Keine Angst vor klugen Fragen

Keine Angst vor klugen Fragen

Bildung

Wenn die Kinder in die Schule gehen, kommen bei vielen Eltern Erinnerungen an die eigene Schulzeit hoch. Vergleiche werden gezogen, Tipps gegeben und manchmal auch Ängste aus der Kindheit geweckt. Im Interview mit vaeter.nrw spricht Mediengestalter Mark Heyde (*) über seinen zwölfjährigen Sohn Janne. Über seine Wünsche und Sorgen und über das, was Janne – außer schulischem Fachwissen – noch mitbekommen soll.
vaeter.nrw : Herr Heyde, Ihr Sohn Janne geht in die siebte Klasse. Wahrscheinlich sitzt er jetzt um 15 Uhr gerade an den Hausaugaben?Mark Heyde : Ich will es hoffen. Wir haben eine klare Abmachung: Wenn er nachher zum Fußballtraining gehen will, müssen vorher alle Hausaufgaben fertig sein. Normalerweise klappt das ganz gut. Manchmal lässt er sich aber auch zu leicht von anderen Dingen ablenken – besonders wenn er mit den Hausaufgaben irgendwie nicht klar kommt. Da braucht er dann einen Schubs und ein bisschen Hilfe und Motivation von uns.
vaeter.nrw : Kommt er dann zu Ihnen oder zu Ihrer Frau?Mark Heyde : Das hängt sehr vom Schulfach ab, mit dem er Probleme hat. Bio und Physik sind vielleicht mein Gebiet. Aber bei uns sind die Hausaufgaben insgesamt eher Sache der Mutter. Deshalb fragt er meistens direkt meine Frau Lexi. Er weiß, dass ich ein wirklich schlechter Schüler war und viele Dinge einfach nicht so gut kann wie sie. An zwei Tagen in der Woche bin ich nachmittags zu Hause und meine Frau arbeitet. Dann muss er mit Fragen natürlich zu mir kommen und ich versuche, so gut es geht zu helfen. Manchmal staune ich, was die in der Schule schon alles wissen müssen. Wenn ich ihm da nicht helfen kann, sage ich das auch. Das war mir am Anfang ziemlich peinlich. Aber Janne hat nie gelacht, stattdessen war er ganz stolz, wenn er es dann selber konnte und mir später erklärte.
vaeter.nrw : Erschreckt es Sie, wenn Janne Ihnen in etwas überlegen ist?Mark Heyde : Vielleicht ist es noch etwas früh, das zu sagen. Aber ich denke, dass er vielleicht einfach etwas klüger ist als ich. Und irgendwie macht mich das auch stolz. Außerdem ist er – zumindest bislang – nicht so faul, wie ich es in der Schulzeit war. Ich hoffe, dass sich das nicht allzu stark ändert, wenn er richtig in die Pubertät kommt.
vaeter.nrw : Beeinflusst die eigene Schulerfahrung Ihre heutige Einstellung zur Schulleben Ihres Sohnes? Mark Heyde : Ja, bestimmt. Ich war auf einer Realschule und vor allem in den ersten Jahren bin ich gerne hingegangen. Da waren ja auch meinen Freunde. Aber ich war zu faul für Hausaufgaben und habe viel zu wenig für Klassenarbeiten gelernt. Deshalb wurden Druck und Frust immer größer und schließlich bin ich in der neunten Klasse sitzengeblieben. Es gab Lehrer und Fächer, vor denen ich richtig Angst hatte. Und wenn ich jetzt mit meiner Frau über Jannes Schule rede, erinnern wir uns gegenseitig immer daran, dass unsere Erfahrungen mit seinen nichts zutun haben und er ganz eigene Erfahrungen macht. Da muss ich aufpassen, dass ich positiv von der Schule spreche und nicht meine Probleme auf ihn übertrage.
vaeter.nrw : Welche positiven Dinge gibt es, die auch Janne in der Schule mitbekommen soll? Geht es eher um ein bestimmtes Wissen oder auch um Werte?Mark Heyde : Werte sind wichtig. Ich habe in der Schule gelernt, dass man Respekt vor anderen braucht. Wir hatten einen Klassenlehrer, der konnte richtig wild werden, wenn wir uns einen schwächeren Mitschüler als Opfer raussuchten und ärgerten. Ich glaube, dass Jannes Schule darauf auch sehr achtet. Die Kinder sollen anderen zuhören und die Schwachen nicht fertig machen. Aber natürlich wünsche ich mir auch, dass Janne Sachen lernt, die ihn später im Leben weiter bringen. Etwas, womit er einen guten Beruf bekommt und sich im Leben zurechtfindet. Er soll selber Entscheidungen treffen können und auch wissen, warum er sich so entscheidet.
vaeter.nrw : Kinder lernen ja auch außerhalb der Schule wichtige Fertigkeiten. Gibt es etwas, wo Sie sich besonders gut einbringen können?Mark Heyde : Ich fotografiere sehr gerne und viel. Da bin ich wirklich ganz gut. Janne hat schon immer so ein bisschen mitgemacht, aber bis vor einem Jahr hat ihn das nicht sehr interessiert. Inzwischen ist er aber voll dabei und hat auch meine alte Kamera bekommen. Wir unterhalten uns über mögliche Motive und interessante Perspektiven. Und dann experimentieren wir zusammen rum. Neulich zum Beispiel sind wir mit dem Anhänger am Fahrrad gefahren. Er saß hinten drin und hat meine Frau auf ihrem Rad mit langer Belichtungszeit fotografiert. Das sah wirklich cool aus, weil Lexi ziemlich scharf zu sehen ist, während die Umgebung in bunten Schlieren verwischt. Wenn man solche Sachen zusammen machen kann, fühlt sich das toll an. Außerdem braucht man Geduld, muss mit Enttäuschungen umgehen und lernt, wie man ein Fotoshooting gut plant.
vaeter.nrw : Fänden Sie den Berufswunsch „Fotograf“ für Janne gut? Oder hat er schon einen eigenen?Mark Heyde : Ich glaube nicht, dass er einen Berufswunsch hat. Er hat noch so viel Zeit, was soll er jetzt schon damit? Und ob er mal Fotograf werden will oder nicht, ist mir eigentlich egal. Ich habe da keinen direkten Wunsch. Er soll von seinen Beruf gut leben können, Freude haben und sich keine Sorgen machen müssen. Wenn er sich eine bestimmte Ausbildung oder ein Studium aussucht, ist das vor allem seine Sache. Lexi und ich werden natürlich mit ihm darüber sprechen, aber wenn er sich entscheidet, wollen wir hinter ihm stehen und ihn unterstützen.(*) Alle Namen geändert
Zur Person:

Mark Heyde

Mark Heyde ist 44 Jahre alt. Er arbeitet als Mediengestalter in einer Druckerei bei Münster. Seine gleichaltrige Frau Lexi ist Versicherungskauffrau. Der gemeinsame Sohn Janne geht in die siebte Klasse eines städtischen Gymnasiums.

Themen Keine Angst vor klugen Fragen

Inhaltsseite

Bildungschancen sind auch Vätersache

Gastbeitrag von Professor Dr. Wassilios E. Fthenakis

Die Bildung eines Kindes wird aus drei wesentlichen Richtungen beeinflusst: Familie, Kita und Schule. Dabei ist Bildung nicht als bloße Wissensvermittlung zu verstehen. Vielmehr spielen hier auch die Erziehung, die persönliche Entwicklung und soziale Fähigkeiten eine zentrale Rolle. Väter sollten das Thema nicht öffentlichen Einrichtungen überlassen, sondern ihre Möglichkeiten entdecken, die Bildungschancen der Kinder zu verbessern.

Inhaltsseite

Hereinspaziert: Mehr Väter in Kitas

Bildung

In der Kita lernen die Kinder grundlegende soziale Fähigkeiten und auch ihre Persönlichkeit macht große Entwicklungsschritte. Aber Kitas sind – anders als Schule, Ausbildung oder Studium – fast männerfreie Räume. Meist fehlen dort männliche Rollenvorbilder, die kindliche Entwicklung prägen. Weshalb sich das ändern sollte und wie sich besonders Väter mehr einbringen können, fragten wir den Familien- und Sozialtherapeuten Torger Bünemann.