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Partnerschaftlicher Teamplayer trotz Trennung

Partnerschaftlicher Teamplayer trotz Trennung

Coaching-Gruppen für Väter in Konflikt- und Trennungslagen

Seit Frühjahr 2017 bietet „Väter in Köln e.V.“ Coaching-Gruppen für Väter in Konflikt- und Trennungslagen an. Im Interview mit vaeter.nrw erzählt Diplom-Sozialarbeiter und Gestalttherapeut Theodor Brocks (61), einer der beiden Gruppenleiter, wie sich Männer in der Krisensituation gegenseitig unterstützen können. In der Gruppe lernen die Väter u. a., ihre Emotionen zu spüren, zu benennen und darüber Erleichterung zu erfahren. Es geht darum, die Trennung zum Wohl der Kinder als partnerschaftlicher Teamplayer zu bewältigen und nach vorn zu blicken. So wird Energie frei, um eine tragfähige, verlässliche Bindung zum Kind aufzubauen.
vaeter.nrw: Mit welchen Anliegen kommen die Väter in die Coaching-Gruppe „VäterWege“?Theodor Brocks: Die Zusammensetzung unserer ersten Gruppe war sehr heterogen, was Alter, Biographie und soziale Herkunft angeht. Manche Väter steckten akut in einer konfliktgeladenen Trennung, bei einem Teilnehmer lag sie auch schon mehr als zehn Jahre zurück. Einem Vater ging es darum, überhaupt Kontakt zu seinem Kind zu bekommen. Andere hatten Stress mit dem Jugendamt oder waren unzufrieden, wie sich die wechselnde Kinderbetreuung mit der Ex-Partnerin gestaltet. Das verbindende Element war, dass alle Männer nach der Trennung eine intensive Beziehung zu ihrem Kind aufbauen und halten möchten und deshalb – wie sie es oft formulierten – um „ihre Kinder kämpfen wollen“. In der Gruppe haben sie Unterstützung und Anerkennung erfahren.
vaeter.nrw: Gibt es ein Hauptkonfliktfeld? Theodor Brocks: Viele Väter waren mit ihren Verletzungen durch die Trennung und der schlechten Besuchsregelung beschäftigt und befanden sich sozusagen im „Kampfmodus“ mit der Ex-Partnerin. Heutzutage sind es immer häufiger die Frauen, die eine Beziehung beenden, und die Männer sehen sich dann bei der Trennung oft als Opfer oder Verlierer. Dabei weisen sie der Frau unbewusst eine übermächtige Rolle zu und machen sich dadurch selbst klein. Die Wut, die dabei hochkommt, hat in vielen Fällen auch mit alten Verletzungen aus der Beziehung mit der eigenen Mutter zu tun. In der Gruppe ging es darum, erst einmal das Ende der Partnerschaft anzuerkennen und die alten Verletzungen anzuschauen und ihnen einen entsprechenden Raum zu geben, dem „inneren verletzten Jungen“ z. B. Trost zu spenden. Alte Verletzungen anzuerkennen, sie zu verstehen ist ein wichtiger erster Schritt zu einer neuen Sichtweise auf die aktuellen Konflikte als erwachsener Mann und Vater heute.
vaeter.nrw: Mit welchen Methoden arbeiten Sie in der Gruppe? Theodor Brocks: An den zehn Gruppenabenden steht jeder mit seiner Geschichte einmal im Mittelpunkt. Er stellt seine Situation dar und bekommt von den anderen eine ehrliche Rückmeldung. An der Reaktion des Betroffenen wird schnell klar, ob er offen für eine andere Sichtweise ist, und dann können wir gegebenenfalls an seinen Widerständen arbeiten. In Rollenspielen kann man gut den Perspektivwechsel üben: So sollten alle bei der Darstellung ihrer aktuellen Familiensituation einmal eine Kappe aufsetzen und in die Rolle ihres Kindes schlüpfen, um nachempfinden zu können, wie es sich durch die Trennung fühlt. So wird schnell klar, wie sehr Kinder darunter leiden, wenn die Eltern gegeneinander kämpfen. Es ist generell wichtig, über seine Gefühle zu bestimmen, statt sich von seinen Gefühlen bestimmen zu lassen. Deshalb trainieren wir mit verschiedenen Körper- und Entspannungsübungen einen anderen Umgang mit der Wut. Viele Männer haben auch Angst, ihre Wut loszulassen. Wenn sie wütend sind, können sie sich spüren. Ohne die Wut fühlen sich viele ohnmächtig. An diesem Punkt tut es gut, in der Gruppe zu erleben: Ich kann auch mal eine Schwäche zugeben. Davon sterbe ich nicht.
vaeter.nrw: Welche Tipps können Sie Vätern geben, um die Trennung als partnerschaftliche Teamplayer zu meistern?Theodor Brocks: Nur aus einer reflektierten, erwachsenen Haltung lässt sich partnerschaftlich handeln. Um die Konflikte nicht vor den Kindern auszutragen, sollte man sich beispielsweise gut überlegen, wie die Übergabe der Kinder gestaltet werden kann. Ich lade die Männer auch dazu ein, einmal zu überlegen, was die Ex-Partnerin bei der Betreuung der Kinder gut macht. Oft wirkt es Wunder, ihr das einmal zu sagen. Wichtig ist, nach vorn zu denken und sich zu fragen: Wo möchte ich in fünf Jahren mit meinem Kind stehen? Was wünscht sich mein Kind vor mir? Wie kann ich innerlich dranbleiben, und wie kann ich mein Kind unterstützen? Jede Energie, die nicht in den Rosenkrieg gesteckt wird, ist dafür frei, die Beziehung zu seinem Kind konstruktiv zu gestalten. Deshalb macht es Sinn, sich in einer konfliktgeladenen Situation professionelle Unterstützung zu holen und immer wieder zu üben, die eingefahrenen Wege zu verlassen. Ich sage immer: „Ein Kampf der nicht gekämpft werden muss, ist ein gewonnener Kampf.“
vaeter.nrw: Was hat sich für die Väter durch die Teilnahme am Gruppencoaching nachhaltig verändert?Theodor Brocks: Viele haben durch einen Perspektivwechsel Lösungsmöglichkeiten für ihre Konflikte gefunden, bei einigen hat sich auch die Kommunikation mit der Ex-Partnerin und das Verhältnis zu den Kindern verbessert. Alle wollen über die „WhatsApp“-Gruppe und darüber hinaus miteinander in Kontakt bleiben, weil ihnen die Solidarität der Gruppe gut getan hat. Ich finde toll, dass viele weiter an sich arbeiten wollen. Wir Männer müssen selbstbewusster werden – auch für unsere Kinder.
Zur Person:

Theodor Brocks

Jahrgang 1955, Diplom-Sozialarbeiter, Gestalttherapeut, Anti-Gewalt-Trainer, Vater von drei Kindern, trennungserfahren.