
Tacheles statt Tabu: Wer sich liebt, spricht auch über Geld
Paarberater Michael Mary im Gespräch
Ein weiterer Grund, warum Paare nicht gerne über Geld sprechen, ist der, dass sich an dem Thema zeigt, wie ihr Beziehungsleben aufgestellt ist und anhand welcher Interessen und Lebensvorstellungen es beide jeweils ausrichten. Bestehen nämlich beim Umgang mit Geld extreme Diskrepanzen, so wirken sich diese direkt auf die Beziehung aus. Nehmen wir das Beispiel der gemeinsamen Wohnung: Wenn er in einen „Palast“ ziehen möchte, sie sich aber mit einer „Hütte“ begnügen würde, steckt das Paar in einem Konflikt, der zu lösen wäre. Um aber das Liebesgefühl aufrecht zu erhalten, meiden Paare gerade zu Beginn einer Beziehung häufig das Thema Geld.
Freundesgeld wiederum ist Geld, das ich dem Partner oder der Partnerin zuliebe gebe und dient der Teilhabe. Es schafft einen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen, allerdings nicht auf Grundlage harter Währung, sondern sein Maßstab ist das Glück des anderen. Freundesgeld, das ich gebe, hilft beispielsweise meiner Partnerin, ein Hobby zu finanzieren. Statt Leistung verbinde ich Wohlwollen damit.
Liebesgeld wiederum dient dem Ausdruck meiner Liebe. Auf dieser Ebene gilt die Schenklogik. Geld, das mit Bedingungen verknüpft ist, kann nicht Liebesgeld sein.
Es gilt: Das Paar muss über das Geld bestimmen. Wenn das Geld über die Beziehung bestimmt, dann gerät die Partnerschaft in eine Schieflage.

Michael Mary beschäftigt sich als Paar-, Individual- und Singleberater sowie Sachbuchautor seit rund 35 Jahren mit den vielfältigen Aspekten des Beziehungslebens. 2016 erschien sein Buch „Liebes Geld – Vom letzten Tabu in Paarbeziehungen“. Im NDR und SWR hatte er jeweils eine eigene TV-Sendung als Beziehungsberater. Michael Mary lebt und arbeitet in Hamburg.