Vater ist, das was du draus machst!
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Väter fördern – eine Frage der Unternehmenskultur

Väter fördern – eine Frage der Unternehmenskultur

Vereinbarkeit

Ihr Beruf ist den deutschen Vätern wichtig oder gar sehr wichtig. Das sagen 92 Prozent von ihnen laut der Vereinbarkeitsstudie „Geht doch!“ des Instituts Allensbach von 2015. Zugleich wünscht sich ein gutes Drittel aller berufstätigen Väter mehr Zeit für Kinder und Familie. Geht es jedoch darum, die gewünschte Vereinbarkeit umzusetzen, sind nicht zuletzt die Arbeitgeber gefragt.
vaeter.nrw: Familienfreundlich sein heißt für Unternehmen auch, Familienwelt und Arbeitswelt näher zusammen zu bringen, oder?Alexander Peitzsch: Tatsächlich ist es ja so, dass wir als Arbeitgeber viel Zeit der bei uns beschäftigten Eltern beanspruchen. Da bleibt während der Woche häufig nur noch wenig Familienzeit. Deshalb binden wir die Familien mit ein. Wir machen das beispielsweise an Familientagen, bei denen wir mit Kletterwand, Hüpfburg und Malstation ein kleines Fest veranstalten. Da können die Kinder den Arbeitsplatz von Papa oder Mama kennenlernen oder dürfen mal in den Tresorraum. Speziell für die Väter organisieren wir auch Vater-Kind-Aktionstage bei denen sie klettern gehen oder auf der Werse paddeln und so gemeinsam etwas Besonderes erleben.
vaeter.nrw: Wenn Eltern arbeiten gehen, möchten sie ihre Kinder währenddessen in guten Händen wissen. Wie kann die Sparkasse da helfen?Alexander Peitzsch: Wir haben hier in Münster eine ehemalige Filiale zur Großtagespflege umgebaut und bieten für die unter drei Jahre alten Mitarbeiterkinder bis zu 45 Betreuungsstunden pro Woche an. Besonders wichtig ist den Eltern aber auch die flexible Notfallbetreuung, wenn ihre normale Betreuung ungeplant ausfällt, also beispielsweise der andere Elternteil krank im Bett liegt.
vaeter.nrw: Viele Eltern klagen auch über Betreuungsengpässe in der Ferienzeit.Alexander Peitzsch: Ja, weil Schulen und Kindergärten deutlich länger Ferien haben, als die Eltern Urlaub bekommen, wird es manchmal schwierig. Daher haben wir für insgesamt sechs Wochen im Jahr Ferienbetreuungen eingerichtet. Beispielsweise mit Touren zu einem Bauernhof oder ein Sport- und Aktionsprogramm in Zusammenarbeit mit einem benachbarten Sportverein. Außerdem können sich Eltern über unser Programm Urlaub Plus eigene Urlaubstage „dazu kaufen“. Das heißt, sie nutzen zusätzlich zu ihrem festen Urlaub frei wählbare Einzeltage für die Familie und verzichten dafür auf einen entsprechenden Teil ihrer Sonderzahlungen, wie Weihnachtsgeld. Das macht die Eltern flexibler.
vaeter.nrw: Flexibilität ist für Väter und Mütter wahrscheinlich ein großes Thema.Alexander Peitzsch: Oft geht es genau darum. Bei uns fängt das mit freierer Arbeitszeitgestaltung, Vertrauensarbeitszeiten oder Homeoffice an – wobei es in den Sparkassenfilialen mit ihren Öffnungszeiten natürlich Präsenzzeiten geben muss. Unsere Väter schätzen die Flexibilität und wir ermuntern sie auch, Elternzeit zu nehmen oder in Teilzeit zu arbeiten. Insgesamt haben wir eine Teilzeitquote von 30 Prozent. Allerdings sind das in erster Linie die Mütter. Die Väter interessieren sich mehr für die Partnermonate.
vaeter.nrw: Wie motiviert man die Väter, solche Angebote wahrzunehmen?Alexander Peitzsch: Wir führen regelmäßig mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogenannte Mehr-Miteinander-Gespräche. Darin geht es nicht nur um Berufliches, sondern auch um die privaten Wünsche und Träume. Dabei wollen wir den Vätern die Sorge nehmen, es könnten ihnen durch Elternzeit Nachteile entstehen. Wir helfen ihnen auch bei ihrem Wiedereinstieg und bieten Seminare an, die in der besonderen Situation junger Eltern Tipps zum Zeitmanagement geben. Letztlich ist es vor allem eine Frage der Unternehmenskultur. Auf allen Ebenen herrscht der Wille, Eltern zu unterstützen – und dennoch sind die Väter derzeit noch zurückhaltender, als sie sein müssten.
vaeter.nrw: Wie kommt das?Alexander Peitzsch: Vielleicht braucht es noch ein bisschen Zeit, bis eine Mehrheit der Führungskräfte diesen Geist auch vorlebt. Es ist das Eine, den Mitarbeitern zu sagen, sie können problemlos in Elternzeit gehen. Wenn zugleich der Vorgesetzte aber eine ausgeprägte Präsenzkultur pflegt, möchte der Mitarbeiter dem nicht nachstehen. Viele Führungsposten sind mit Babyboomern besetzt und in der Generation ist die Gewichtung oft eher klassisch. Jüngere Führungskräfte haben hier in der Regel eine andere Vorstellung. Sie nehmen Elternzeit und sind wichtige Vorbilder, um die Unternehmenskultur langfristig zu verändern.
vaeter.nrw: Auch aus unternehmerischem Interesse?Alexander Peitzsch: Unbedingt. Hier hat jeder erkannt, dass es nicht einfach darum geht, Vätern und Müttern einen Gefallen zu tun. Die Sparkasse profitiert davon, familienfreundlich und damit ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Das hilft uns, gute Leute zu gewinnen und sie auch an das Unternehmen zu binden. Mitarbeiter, die sich nicht ständig in einem Konflikt zwischen Arbeit und Familie befinden, sind leistungsbereit und leistungsfähig.
Zur Person:

Alexander Peitzsch ist 41 Jahre alt, und selbst Vater von drei Kindern. In der Sparkasse Münsterland Ost ist er verantwortlich für den Bereich Personalpolitik.

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Noch ist das ElterngeldPlus eine recht neue Form des Elterngeldes, die Eltern eine flexiblere Aufteilung zwischen Familie und Beruf ermöglichen soll: Möchten Vater und Mutter nach der Geburt in Teilzeit arbeiten, steht ihnen Elterngeld nun über einen längeren Zeitraum zu und sie können den Anspruch auch in diesem Zeitraum ohne Einbußen ausschöpfen. Diese Regelung gilt für Kinder, die ab dem 1. Juli 2015 geboren wurden. vaeter.nrw schaut...