Vater ist, das was du draus machst!
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Abenteuer

Ab nach draußen, fertig, los!

Kostenlose Outdoor-Erlebnisse und -Abenteuer

Mit einfachen Mitteln ohne viel Aufwand zu Unternehmungen vor der Haustür aufbrechen – fertig ist das Abenteuer! Ob eigene Erlebnis-Ideen umsetzen oder an tollen Veranstaltungen in der Region teilnehmen: Frischluftfans kommen in Nordrhein-Westfalen (NRW) zur warmen Jahreszeit voll auf ihre Kosten.
Unternehmungslustige Väter und Kinder, die auf der Suche nach besonderen Sommer-Erlebnissen im Freien sind, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen, werden jetzt vielerorts fündig. Freiluftkinos, Straßenfeste, „tierische“ Erlebnisse und vieles mehr locken quer durch NRW nach draußen. Auf der Website „Tourismus NRW e. V.“ ist eine abwechslungsreiche Mischung von kostenlosen Veranstaltungen und Ausflugszielen zusammengestellt. Hier eine kleine Auswahl:Badefrösche freuen sich beispielsweise über Tipps für idyllische Badeplätze wie in Bocholt am Aasee oder Schwimmabenteuer in Überseecontainern vor der Industriekulisse in Essen. Ein besonderes Musikvergnügen unter freiem Himmel wird unter anderem beim Bochumer Musiksommer oder beim AachenSeptemberSpecial angeboten. Ein Picknick im Grünen sorgt bei Groß und Klein für beste Sommerlaune. Die schönsten Plätze inklusive musikalischer Umrahmung finden sich im Emscher Landschaftspark. Wo Tiere beobachtet oder gar gestreichelt und gefüttert werden dürfen, schlagen (nicht nur) Kinderherzen höher: zum Beispiel in den Tierparks Weeze am Niederrhein und Alsdorf in der Eifel, im Oberhausener Kaisergarten, auf dem Erlebnisbauernhof Gertrudenhof in Hürth oder im Bielefelder Heimat-Tierpark Olderdissen. Hier begegnet man heimischen Nutztierarten genauso wie exotischen Vertretern, etwa dem Alpaka, oder trifft auf Wildtiere wie Bären, Wölfe und Wisente. Doch damit sind noch lange nicht alle Ziele und Veranstaltungen unter dem Motto „Umsonst & draußen“ entdeckt. Sie finden bestimmt noch weitere „Termin-Perlen“ in Ihrer Nähe. Wie wäre es etwa mit Rock-Musik auf dem Feld? Beim Hof- und Trecker-Treffen in Sprockhövel ist für die ganze Familie etwas geboten: Konzert, Kinderprogramm und Traktor-Oldtimer gucken bringt allen Spaß. Mit Weltmusik, Artistik, Theater und einem kunterbunten Straßenfest wird das micro!Festival in Dortmund bereits zum 25. Mal gefeiert. Reisen Sie zum Ferienausklang in NRW mit den beteiligten Künstlern durch die Welt! Das Sommerfestival am Berger See in Gelsenkirchen-Buer lockt mit seinem Programm ebenfalls große und kleine Fans an. Neben der Mitmach-Baustelle schlagen die Kelten und Germanen ihr Zeltlager auf und bereichern mit Zauberei, Schatzsuche, Geschichtenerzählen, Stockbrot backen, Bogenschießen, Seilziehen und Stelzenlaufen das vielfältige Musikprogramm. Wer es stiller mag und den Klängen der Natur lauschen möchte, sucht sich einen der vielfältigen Parks als Ziel aus oder macht in einem Erlebnisgarten Station. Das ist auch mitten in der Stadt möglich, wie Finkens Garten in Köln-Rodenkirchen sowie der Skulpturenpark Köln nahe der Zoobrücke zeigt. Letzterer ist im Lauf der vergangenen 20 Jahren zur Heimat der Werke von mittlerweile fast 50 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern geworden. Ein natürliches Spielparadies fernab vom Großstadttrubel ist das Naturerlebnisgelände am Tiergarten Schloss Raesfeld. Hier toben sich die Kinder an der Zapfenweitwurfanlage aus, balancieren durch den Niedrigseilgarten oder werden an der Astbaustelle aktiv. Noch mehr Anregungen gewünscht? Viele weitere Tipps erwarten Sie auf den Websites www.nrw-tourismus.de/umsonst-und-draussen sowie www.nrw-tourismus.de/kostenlose-ausflugstipps-familien.

Abenteuer selbst gemacht

Um etwas zu erleben, muss man allerdings nicht immer in die Ferne schweifen. Mit einer kleinen Idee können Sie auch zuhause oder direkt vor Ihrer Haustür für spannende Abwechslung im Familienalltag sorgen. Werden Sie zum Abenteuer-Erfinder für sich und Ihre Kinder! Es gilt: je einfacher und spontaner die Idee, desto eindrücklicher ist oft das Erlebnis. Vaeter.nrw unterstützt Sie zum Einstieg mit drei schnell umzusetzenden Vorschlägen, die aufregend und bereichernd für alle sein können.Unter freiem Himmel schlafen: Eine Nacht im Schlafsack unter dem bloßen Sternenzelt zu verbringen, ist für Kinder und Erwachsene ein ganz besonderes Erlebnis. Klappt auf dem Balkon genauso wie im Garten! Unter www.sternschnuppen-kalender.de kann vorab geschaut werden, wann die Chancen auf fallende Sterne besonders hoch sind.Mobile Mahlzeit: Essen macht glücklich, vor allem dann, wenn es einmal nicht zuhause am eigenen Tisch stattfindet. Nach dem Kochen wird die Mahlzeit eingepackt und an einem ungewöhnlichen Ort verspeist. Vielleicht auf dem Gehweg direkt vor dem Haus, am Feldrand oder im Baumhaus bei Freunden? Je mehr mitessen, desto lustiger wird es!Fotosafari ins Blaue: Vor der Haustür starten und an jeder dritten Kreuzung im Wechsel rechts und dann links abbiegen. Von prägnanten Gebäuden oder spannenden Dingen ein Foto machen, bis die zuvor festgelegte Zeit verstrichen ist. Wer kennt den Ankunftsort? Zuhause gemeinsam mit Freunden und Familie eine Fotoschau machen und raten lassen, wo man gewesen ist. Ist Ihre Abenteuerlust geweckt? Dann nicht lange zögern und einfach loslegen!Viel Spaß beim gemeinsamen Erleben und Entdecken wünscht vaeter.nrw.  

Kinder entdecken ihre Möglichkeiten

Spiel in der Natur

In einer nicht vom Menschen gestalteten, sich selbst entwickelnden, lebendigen Umgebung sind Kinder in ihrem Element. Naturerleben, so sagen Experten, ist für ein gesundes Aufwachsen unverzichtbar. Väter sind gefragt, ihren Kindern den Zugang zur Natur zu eröffnen.
„In der Natur begegne ich mir als Naturwesen selber. Was ich dort erfahre, bin ich in anderer Gestalt“, sagt der Naturphilosoph und Buchautor Dr. Andreas Weber aus Berlin. „Das klingt paradox, doch in der Natur kann der Mensch Aspekte von sich selbst erleben, die er noch nicht kennt. Sie vermittelt ihm ein Gefühl dafür, was es heißt, am Leben zu sein.“ Daher, so Andreas Weber, sei Natur ein unersetzlicher Lern- und Erfahrungsraum für Kinder. „Die Natur urteilt nicht und sagt nicht ‚nein’. Gleichzeitig zeigt sie Kindern ihre Grenzen und lässt sie spüren, was ihnen guttut und was nicht.“ Sein Naturbegriff ist weit und völlig unromantisch. Damit ein Areal diesem Begriff entspricht und „Schauplatz von Freiheit“ sein kann, sollte es drei Voraussetzungen erfüllen: „Es ist nicht geplant und gestaltet, sondern entstanden und entwickelt sich natürlich weiter. Es gibt keine Erwachsenenherrschaft, die sagt, was getan werden muss, oder kontrolliert wird. Und es ist erlaubt, die Umgebung zu verändern und so Spuren zu hinterlassen“, erklärt der Philosoph. „Ein verlassenes Grundstück erfüllt die Kriterien zum Beispiel ebenso, wie ein Buschgelände oder Waldstück. Die Großelterngeneration von heute berichtet zum Beispiel, dass überwucherte Ruinen ihre Lieblingsspielplätze waren.“

Spielorte, die Fantasie und Kreativität anregen

„Solche Areale haben für Kinder einen Aufforderungscharakter, an den kein noch so durchdacht gestalteter Spielplatz heranreicht. Das konnten wir – wenig überraschend – auch in einem Forschungsprojekt belegen“, sagt Dr. Hans-Joachim Schemel, der in München ein Büro für Umweltforschung und Stadtentwicklung betreibt und Sprecher des Arbeitskreises Städtische Naturerfahrungsräume ist. „Spielplätze mit ihren Geräten zum Schaukeln, Klettern, Balancieren oder Rutschen geben Kindern Bewegungsabläufe vor. Das engt ein. Der Natur überlassene Areale dagegen regen durch ihre Vielfalt an Eindrücken und Möglichkeiten sowie durch ihre Gestaltbarkeit Fantasie und Kreativität an“, berichtet der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner. Auch in Städten gibt es vielfach noch Plätze, an denen Kinder solche Naturerfahrungen machen könnten. Doch diese Räume seien oft nicht zugänglich. Außerdem nehme ihre Anzahl ab, denn bei Gartenbau- und Stadtplanungsämtern herrsche in den meisten Fällen die Auffassung: Freiflächen müssen gestaltet sein. „In München gab es zum Beispiel einen großen Erdhaufen, der durch den Aushub für einen U-Bahn-Bau entstanden und nach einiger Zeit mit Vegetation überzogen war. Die Kinder liebten den Hügel, den sie als Matschberg bezeichneten. Doch trotz massiver Elternproteste ließ die Stadt den unordentlichen Berg abtragen“, erzählt der Fachmann, der sich bundesweit als Planer und Berater dafür einsetzt, Naturräume zu erhalten bzw. zu schaffen. Andreas Weber erläutert: „Der Reiz dieser Spielräume für Kinder ist für Erwachsene zumeist unsichtbar.“

Ist Spielen in der Natur gefährlich?

„Es droht Gefahr“, mit diesem Argument verhindern nicht nur Verantwortliche in Kommunen, sondern vielfach auch Eltern kindliches Naturerlebnis. Dass Spielen in einem natürlichen Umfeld gefährlicher ist als auf einem angelegten Spielplatz, sei aber ein Trugschluss, sagt Hans-Joachim Schemel. „Kinder haben eine hohe Risikokompetenz und ein eigenes Sicherheitsgefühl. In der Natur gibt es erkennbare Gefahren, die sie wahrnehmen und mit denen sie daher umgehen können. Sie wissen, dass Äste eventuell morsch sind oder dass ein unebener Untergrund, auf dem spitze Steine oder Scherben liegen, ein Verletzungsrisiko birgt und verhalten sich entsprechend aufmerksam. Auf Spielplätzen sind Risiken, wie eine rostige Schraube an der Schaukel oder ein Vertiefung auf sonst ebenem Gelände, dagegen oft verborgen, so dass sich die Kinder nicht darauf einstellen können.“ Kinder seien selbst wild, für sie sei ein wildes Gelände sozusagen der natürliche Lebensraum, meint Andreas Weber und fordert Väter auf, Kindern Bewegungsfreiheit zurückzugeben.

Väter machen Naturerfahrungsräume zugänglich

Vor allem Kinder in Städten, in denen das Leben in und mit der Natur nicht mehr zum Alltag gehört, entwickeln jedoch nicht automatisch einen Bezug dazu. Hans-Joachim Schemel sagt: „Wenn Naturerlebnisse in den ersten Jahren weitgehend fehlten, müssen Kinder später manchmal erst ihre Scheu überwinden, bevor sie deren Reiz erfahren können.“ Mädchen und Jungen, die zusammen mit ihren Vätern von klein auf regelmäßig draußen buddeln und matschen, Ameisen und Schnecken beobachten und Spiele spielen, entwickeln diese Distanz gar nicht erst und ekeln oder fürchten sich in der Regel auch nicht vor den Tieren und Pflanzen. Für Väter und Kinder sind dies Zeiten intensiven Zusammenseins echte Qualitätszeit. „Für solche Erlebnisse mit kleinen Kindern reicht der eigene Garten, wildere Stellen im Park oder auf anderen Grünflächen“, sagt Hans-Joachim Schemel. Auch größere Kinder, die einer natürlichen, ungestalteten Umgebung mit skeptisch gegenübertreten, können die Ermutigung ihrer Väter brauchen, diesen Raum für sich zu erobern. Wenn sie größer sind, sollten die Jungen und Mädchen in der Kindergruppe – von Erwachsenen unbeaufsichtigt – in der Natur spielen dürfen, denn erst dann entfaltet sich dessen Reiz als Selbsterfahrungserlebnis in Freiheit.

Und wenn Kinder lieber drinnen bleiben?

Andreas Weber, selbst Vater, sagt: „Das Spielen draußen gehört heute nicht mehr so selbstverständlich zum Kinderleben wie früher. Elektronische Unterhaltungsmedien ziehen die Kinder an wie bunte Lutschbonbons und sie haben einfach ‚keinen Bock‘, raus zu gehen.“ Er rät Vätern und Müttern, den Konflikt nicht zu scheuen und die Kinder notfalls einfach „rauszuschmeißen“. „Kaum stehen sie vor der Tür, haben sie ihren Widerwillen zumeist vergessen, denn sie spüren sehr genau, dass es ihnen gut tut, draußen zu sein. Das berichten zumindest meine Kinder“, erzählt er. Idealerweise verabreden mehrere Eltern ein solches Vorgehen, so dass die Jungen und Mädchen draußen wieder Spielkameradinnen und -kameraden finden.

Wilde Flächen in der Stadt

Ideal wäre es, sagen die Experten, wenn die Kinder im Wohnumfeld nicht nur für Autos optimierte Gelände, sondern umfangreiche unverbaute Areale vorfänden. Väter, sagen sie, könnten sich in ihren Kommunen dafür einsetzen, dass entsprechende Flächen erhalten bleiben oder eingerichtet werden. Andreas Weber stellt sich eine neue Kultur der Aneignung vor, die er – in Anlehnung an die Protestbewegung „Occupy Wall Street“ – „Occupy Stadtpark“ (Besetzt den Stadtpark) nennt. Um den Natur- und Gestaltungsnotstand von Kindern in Städten deutlich zu machen, plant er in Berlin gerade ein Projekt, bei dem Kinder eine ganze Straße in Wildnis verwandeln werden. (vaeter.nrw) Text aktualisiert am 8. Juni 2016