Vater ist, das was du draus machst!
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Arbeitszeitmodell

Meine Familie profitiert von der Flexibilität meines Arbeitgebers

4 Fragen an … Christian Schmitt, Osudio Deutschland GmbH, Dortmund/Lünen

Im Gespräch mit vaeter.nrw wünscht sich Christian Schmitt eine größere Akzeptanz dafür, dass Familie den gleichen Stellenwert erhält wie der Beruf. Der Technische Leiter der Digitalagentur Osudio Deutschland GmbH und dreifache Vater verrät außerdem, weshalb er eine Elternzeit in Vollzeit dem Teilzeit-Modell vorzieht.
vaeter.nrw: : Herr Schmitt, Sie sind Vater von drei Kindern. Beim zweiten Kind haben Sie sich für Elternzeit in Teilzeit entschieden. Welche Erwartungen hatten Sie daran geknüpft und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Christian Schmitt: Während meiner Elternzeit wollte ich sehen, fühlen und spüren, wie unser jüngster Sohn die Welt entdeckt. Ich wollte mehr Zeit mit meiner Familie und insbesondere unseren zwei Kindern verbringen, um ihre Bindung zu mir zu stärken. Die Entscheidung für eine Elternzeit in Teilzeit bereue ich ein wenig, da der Spagat zwischen Beruf und Familie mitunter schwierig zu gestalten war. Bei einer Vollzeit-Elternzeit wäre dieser Konflikt entfallen, sodass ich aus meiner persönlichen Erfahrung heraus dieses Modell bevorzugen würde.
vaeter.nrw: : Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, um Vatersein und Beruf optimal zu vereinbaren – wofür würden Sie sich entscheiden?Christian Schmitt:: 1. Freie Einteilung meiner Arbeitszeit 2. Remote Arbeitsplatz (Möglichkeit eines ortsungebundenen Zugriffs auf das Firmennetzwerk sowie Firmenrechner und -programme) 3. Steigerung der Akzeptanz für gleiche Priorisierung von Familie und Beruf in der Arbeitswelt und unserer Gesellschaft
vaeter.nrw: : Wer Kinder hat weiß, dass eine funktionierende Familienorganisation ein gewisses Maß an Flexibilität erfordert. Welche Absprachen gibt es mit Team und Vorgesetzten und welche Maßnahmen nehmen Sie in Anspruch, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gestalten? Christian Schmitt:: Bei Team und Vorgesetzten ist bekannt, dass ich meine Verantwortung als Vater sehr ernst nehme und bei Betreuungsengpässen bzw. Krankheiten oder Terminen meine Arbeit von zu Hause erledige. Es stellt kein Problem dar, wenn ich meine Arbeit am Abend oder ggf. auch freiwillig am Wochenende finalisiere. Meine Familie profitiert von der Möglichkeit einer gewissen Flexibilität, welche Osudio uns ermöglicht.
vaeter.nrw: : In Deutschland ist aktive Vaterschaft im Trend. Osudio hat neben Deutschland Firmensitze in Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Schweden und Spanien. Wie nehmen Sie das Thema bei Ihren europäischen Kollegen wahr? Christian Schmitt:: Meine Kollegen in den anderen Standorten genießen bei einer offenen Kommunikation sicher ähnliche Vorzüge. Schließlich gehört dies zu einer Osudio-weiten familienfreundlichen Philosophie.
Zur Person:

Christian Schmitt

Christian Schmitt ist Technical Lead bei der Osudio GmbH Deutschland in Dortmund/Lünen. Osudio ist einer der größten europäischen E-Business-Spezialisten und berät als Full-Service-Digital-Agentur Unternehmen im Bereich E-Commerce. Mehr als 200 Angestellte arbeiten an Standorten in Deutschland (Berlin, Dortmund/Lünen und Stuttgart/Leinfelden-Echterdingen), den Niederlanden (Amsterdam und Eindhoven), Belgien (Hasselt/Diepenbeek), Dänemark (Kopenhagen), Schweden (Malmö) und Spanien (Valencia). Foto: © Christian Schmitt

Elternzeit, Pflege, Kinderbetreuung: Bei der evo generationsübergreifend akzeptiert

4 Fragen an … Nicola Bernhardt-Schmidt, Referentin für Personal- und Führungskräfteentwicklung, Energieversorgung Oberhausen (evo) AG
vaeter.nrw: In Elternzeit zu gehen ist für viele junge Väter inzwischen eine Selbstverständlichkeit und auch die meisten Chefs akzeptieren die Familienauszeit – allerdings ungern länger als ein oder zwei Monate. In Ihrem Unternehmen gibt es ein Stellvertretermodell für die Elternzeit. Funktioniert dieses auch über die üblichen Vätermonate hinaus?Nicola Bernhardt-Schmidt: Wir signalisieren allen Eltern, also Vätern und Müttern, dass wir voll hinter der Elternzeit stehen und jeder die Möglichkeit hat, diese individuell zu gestalten. Dies gilt bei evo in zwei Fällen sogar für hauptverantwortlich erziehende Großeltern! 95 Prozent der Väter beanspruchen zwar trotzdem nur die obligatorischen zwei Monate, aber wir erkennen erste andere Trends. In diesem Jahr hatten wir zwei Väter, einer davon in Führungsposition, die längere Elternzeiten verbunden mit einer geringen Teilzeittätigkeit beantragt haben. Als familienfreundliches Unternehmen möchten wir mit allen Eltern individuelle Lösungen finden und wir merken, dass alle Fachbereiche mitziehen.
vaeter.nrw: Familien- und Väterfreundlichkeit ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur bei der evo. Älteren Mitarbeitern fällt es erfahrungsgemäß schwerer, den Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie nachzuvollziehen. Wie vermitteln Sie hier zwischen den Generationen?Nicola Bernhardt-Schmidt: Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass wir gar nicht vermitteln müssen. Selbst wenn ein älterer Mitarbeiter kein Vater ist, so ist er doch immer ein Sohn. Für uns zielt Familienfreundlichkeit nicht nur auf Kinderbetreuung, sondern auch auf das Thema Pflege von nahen Angehörigen. Und auch hier bieten wir jegliche Unterstützung und Beratung an. Durch die eigene Betroffenheit im privaten Bereich der Mitarbeiter ist in der Regel das Verständnis für die Situation jüngerer Mitarbeiter vorhanden.
vaeter.nrw: Home-Office, flexible Arbeitszeitmodelle, Kooperationen mit Kinder-Tagesstätten, Mit-Kind-Zimmer: Welche Angebote zur Vereinbarkeit schätzen die Väter besonders? Wie sorgen Sie dafür, dass sich flexible Angebote reibungslos in den Arbeitsalltag einfügen?Nicola Bernhardt-Schmidt: Ich glaube, alle Mitarbeiter schätzen die Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung am meisten. Das erleichtert die Wahrnehmung von familiären Terminen, den Besuch von Schulveranstaltungen oder von Arztterminen. Darüber hinaus ist es sicherlich abhängig von der konkreten Lebensphase der Mitarbeiter. Für Väter mit Kindern im Kindergartenalter sind unsere Angebote im Bereich Kindergartenbelegplätze oder das Mit-Kind-Zimmer besonders wichtig, später auch Angebote zur Ferienbetreuung oder unsere Aktionstage und Familienfeste. Über den zweiten Teil Ihrer Frage habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Insgesamt kann ich sagen, dass bei uns Familienfreundlichkeit gelebte Praxis ist und wir uns gar nicht mehr vorstellen können, wie es ohne wäre. Das heißt, wir müssen von unserer Seite aus nichts Besonderes tun. Vom Vorstand über die Führungskräfte bis zu den Mitarbeitern – die Angebote rund um Familie und Pflege sind für alle eine Selbstverständlichkeit. Oder wie einer unserer Vorstände einmal sagte: „Bei uns gehört die Familie zum Beruf!“
Zur Person:

Nicola Bernhardt-Schmidt

Nicola Bernhardt-Schmidt ist Referentin für Personal- und Führungskräfteentwicklung und Projektleiterin von „efa – evo für Familie“ bei der Energieversorgung Oberhausen (evo) AG. Die evo ist seit mehr als 100 Jahren der Energieversorger für die Stadt Oberhausen und stellt im Stadtgebiet Strom, Erdgas, Fernwärme sowie energienahe Dienstleistungen bereit. Im Mittelpunkt des unternehmerischen Denkens und Handelns steht das Engagement für die richtige Balance zwischen Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Von 422 Beschäftigten insgesamt sind 298 Männer (70,5 Prozent). Foto: © Nicola Bernhardt-Schmidt