Vater ist, das was du draus machst!
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betriebliche Kinderbetreuung

"Es gibt bei uns keinen Vater, der die Elternzeit nicht nutzt"

4 Fragen an ... Miriam Schilling, VAUDE Sport GmbH & Co. KG, Tettnang

Miriam Schilling unterstützt bei VAUDE individuelle Vereinbarkeitsmodelle für alle Beschäftigten. Ein wichtiger Bestandteil von guten Vereinbarkeitslösungen für die Beschäftigten ist das Kinderhaus auf dem Betriebsgelände.
vaeter.nrw: Frau Schilling, die VAUDE Sport GmbH und Co. KG ist vielfach ausgezeichnet – unter anderem erhielt Ihr Unternehmen Preise für seine herausragende Familienfreundlichkeit sowie das besonders gute Betriebsklima. Woran machen Ihre Beschäftigten dies fest?Miriam Schilling: Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es ein wichtiges Thema, dass unsere Geschäftsführerin Antje von Dewitz, Mutter von vier Kindern, mit ihrer Art, wie sie Beruf und Familie vereinbart, ein großes Vorbild ist. So hält sie sich beispielsweise den Freitagnachmittag für ihre Familie frei, außerdem achtet sie auf möglichst regelmäßige Arbeitszeiten. Damit lebt sie allen Vätern und Müttern vor, dass es machbar ist, neben der Arbeit eine Familie zu haben und sich ausreichend Zeit für sie zu nehmen. Als weiterer Pluspunkt kommt unser Kinderhaus hinzu, das wir – gemeinsam mit der Stadt Tettnang – für die Kinder unserer Mitarbeiter, aber auch für Familien in der Umgebung zur Verfügung stellen. Dies ist für unseren verhältnismäßig kleinen Standort mit 500 Beschäftigten eine Besonderheit. Die dort betreuten Kinder nehmen zu vielen Gelegenheiten an unserem Firmenleben teil. So ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie zum Beispiel zur Weihnachtsfeier oder zum Sommerfest mit eingebunden sind.
vaeter.nrw: Betriebseigenes Kinderhaus, flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitangebote, Home-Office- und Job-Sharing-Möglichkeiten: VAUDE bietet umfangreiche Maßnahmen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Wie weit hat es sich etabliert, dass auch Väter diese Angebote selbstverständlich in Anspruch nehmen?Miriam Schilling: Das ist spannend für mich zu beobachten. Ich bin nun seit zwei Jahren bei VAUDE und stelle fest, dass alle neuen Ideen und Ansätze zum Thema „New Work“ im Unternehmen geradezu aufgesogen und umgesetzt werden. Ein Beispiel: Wir haben 40 Führungskräfte, wovon drei gerade Väter geworden sind und deshalb ihre Arbeitszeit reduzieren und jetzt in Teilzeit arbeiten. Es gibt bei uns keinen Vater, der die Elternzeit nicht nutzt.
vaeter.nrw: Aktive Vaterschaft setzt sich langsam durch. Wenn man als Vater Beruf und Familie vereinbart, besteht bei vielen Männern dennoch Angst vor Karriereeinbrüchen. Wie ermutigen Sie in Ihrem Unternehmen Väter, Vereinbarkeitsmodelle in Anspruch zu nehmen?Miriam Schilling: Tatsächlich sind wir in der glücklichen Lage, unsere Beschäftigten nicht ermutigen zu müssen – die Väter kommen von selbst auf uns zu, und das ganz ohne Scheu. Das ist sicherlich zurückzuführen auf unsere familiär geprägte Unternehmenskultur und den hohen Frauenanteil der Branche. Hier übernehmen die Mütter eine klare Vorbildfunktion! Seit Väter nach der Geburt ihrer Kinder zunehmend ebenfalls mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten, ermöglichen wir ihnen dies genauso wie den Müttern. Die Flexibilität, die dadurch vom Unternehmen abverlangt wird, hat aber auch Grenzen, in deren Rahmen wir dann eine Lösung suchen. So standen wir gerade vor der Situation, dass im nächsten Jahr gleich vier Mitarbeiter einer Abteilung gleichzeitig zum zweiten Mal Vater werden. Im gemeinsamen Gespräch mit der Geschäftsführung und den Angestellten haben wir dann vereinbart, dass die Elternzeit zu möglichst verschiedenen Zeiträumen genommen wird. Gerade für die kurzen Elternzeitphasen von zwei oder drei Monaten können wir keine Vertretung einstellen, sodass das Mehr an Arbeit vorübergehend von den Kolleginnen und Kollegen geschultert werden muss. Das ist keine Selbstverständlichkeit und bedarf einer guten Vorausschau und Begleitung. Deswegen hat es sich bei uns etabliert, dass wir dem jeweiligen Team vor und nach einer Elternzeitphase persönlich unseren Dank aussprechen für die zusätzliche Arbeit. So stellen wir sicher, dass sich die bleibenden Kolleginnen und Kollegen gesehen und wertgeschätzt fühlen.
vaeter.nrw: Die Vernetzung mit anderen Vätern und Müttern zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Eltern eine gute Unterstützung. Wie fördert VAUDE den Erfahrungsaustausch der Beschäftigten untereinander?Miriam Schilling: Wir haben Elternzeit-Treffen eingerichtet, bei denen sich Väter und Mütter über Neuigkeiten im Unternehmen allgemein und in ihrer Abteilung speziell austauschen. Gerade für Beschäftigte, die eine längere Elternzeit in Anspruch nehmen, ist das von großem Wert. Begleitend dazu suchen wir das Gespräch mit den „Elternzeitlern“ und ihren jeweiligen Führungskräften und machen ein Briefing zum Thema „Rückkehr nach der Elternzeit an den Arbeitsplatz“. Das hat sich bewährt, um gegenseitige Erwartungshaltungen abzufragen und miteinander in Einklang zu bringen. Aufgrund der positiven Unternehmenskultur hat es sich etabliert, dass der Austausch unter den Vätern und Müttern auch über die Elternzeit hinaus fortgesetzt wird. So bedarf es für den Austausch keines eigenen Netzwerkes, sondern bleibt auf informellem Weg unkompliziert in Gange.
Zur Person:

Miriam Schilling

Miriam Schilling ist „Head of Human Resources” bei der VAUDE Sport GmbH & Co. KG in Tettnang. Der Outdoor-Ausrüster VAUDE wird als modernes Familien-Unternehmen in zweiter Generation geführt und hat derzeit rund 500 Beschäftigte, etwa 40 Prozent davon sind Männer. Neben Umweltschutz und Nachhaltigkeit prägen Werte wie soziale Verantwortung und Familienfreundlichkeit die Unternehmenskultur. Hierfür wurde VAUDE in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem 361° Family Award der Unternehmensberatung A.T. Kearney als einer der familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands. © Foto: vaude.com