Vater ist, das was du draus machst!
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Bildung

Mit Papa auf Forschertour

Experimentier-Workshops

Kann man aus Wasser einen Berg bauen? Wie kommt man am schnellsten an in Eis eingefrorene Spielfiguren? Lässt sich Schmutzwasser mit Feinstrumpfhosen reinigen? Mit Experimentier-Workshops für Kinder und ihre Väter weckt die Familienbildung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) den Forscherdrang und lässt aus Papas und Kindern ein Wissenschaftlerteam werden.
Schon die kleinsten Kinder sind große Naturforscher. Sehr schnell bekommen sie ein intuitives Verständnis für die einfachen physikalischen und biologischen Gesetze ihrer Umgebung. Beispielsweise: Ein Holzklotz kann nicht durch eine Tischplatte fallen. Oder: Nachbars Katze ist ein belebtes Objekt – Papas Schuh nicht. Kinder sind neugierig und testen ihre Umwelt ständig, um bekannte Regeln zu bestätigen oder neue zu entdecken. Wenn sie älter werden, stellen sie Fragen nach Pflanzen und Tieren oder danach, woher das Wasser kommt und was Wind ist. „Genau diesen Forscherdrang wollen wir weiter anfachen. Wir zeigen den Kindern, welche naturwissenschaftlichen oder technischen Phänomene es im Alltag zu entdecken gibt“, sagt Doris Schneider vom DRK-Kreisverband Düsseldorf. Sie leitet im Stadtteil Friedrichstadt den DRK-Familientreff und organisiert Workshops für kleine und große Forscher.

Überraschungen für alle

Dass die Eltern mitforschen, ist für Doris Schneider ein entscheidender Teil im Konzept: „Eltern spielen beim Thema Bildung immer eine große Rolle. Wenn sie in unseren Kursen gemeinsam mit den Kindern experimentieren, lernen nicht nur die Kinder etwas über ihre Umwelt, die Eltern lernen auch ganz viel über ihre Kinder und wie sie mit Problemen oder Fragestellungen umgehen.“ Damit das klappt, müssen Papa und Mama die kindliche Neugierde übernehmen. Sie sollten ihr eigenes Wissen für einen Moment vergessen und nicht schon alle Antworten parat haben oder gar den Kindern sagen, wie etwas funktioniert. Das fällt den Eltern nicht immer leicht. Aber es lohnt sich, weiß die Diplom-Pädagogin: „Die Eltern machen ganz überraschende Erfahrungen. So glaubte ein Vater, dass sich seine Tochter überhaupt nicht für naturwissenschaftliche Dinge interessieren würde. In unserem Workshop merkte er dann, wie sehr sie sich begeistern lässt – wenn man die richtigen Fragen stellt.“

Alltagsfragen auf der Spur

Solche Vater-Kind-Momente sind den Initiatoren wichtig. Deshalb gibt es neben den Eltern-Kind-Veranstaltungen auch spezielle Forschertage für die Väter. Das Ziel: Papas und Kinder können sich intensiv miteinander beschäftigen, gemeinsam knobeln und eine tolle Zeit verbringen. Mit Themen, die beide faszinieren. „Väter suchen etwas Praktisches. Sie möchten in den Wald gehen oder mit ihren Kindern an Sachen rumwerkeln“, sagt Doris Schneider. Deshalb geht es in den Experimentier-Workshops auch um „handfeste“ Alltagsphänomene, die sich mit einfachen Materialien aus dem eigenen Haushalt oder aus der Natur nachstellen lassen. Beim Vater-Kind-Workshop „Wasserexperimente für große und kleine Forscher“ bekamen die Teilnehmer unter anderem die Aufgabe, schmutziges Wasser mithilfe von Plastikflaschen, Feinstrumpfhosen, Kaffeefiltern oder Aktivkohle zu reinigen. Dafür musste das Wasser zunächst ordentlich verdreckt werden: Kinder und Väter besorgten sich Erde, Sand, Blätter oder Plastikmüll und mischten alles zu einer trüben Brühe. Aber wie lässt es sich mit den vorhandenen Materialien säubern? „Die Kinder sollten sich eigene Lösungen überlegen und sie ausprobieren – experimentieren im besten Sinne“ sagt Doris Schneider. Nach und nach kamen die kleinen Forscher darauf, wie man mit einer durchgeschnittenen Flasche und einer Strumpfhose einen einfachen Filter bauen kann. Setzten sie später auch Kaffeefilter und Aktivkohle ein, war das Reinigungsergebnis beeindruckend. 

Nachdenken, probieren und werkeln

Auch bei einem anderen Wasser-Versuch spielen die Vorerfahrungen der Teilnehmer eine Rolle: „Die meisten Kinder kennen den Strudel beim ablaufenden Wasser in der Badewanne. Wir fragen die Teilnehmer: Lässt sich so ein Wassertornado auch mit zwei Plastikflaschen erzeugen?“ erläutert Doris Schneider. Für die Lösung muss auch hier gemeinsam nachgedacht, probiert und gebastelt werden. Die Ideen der Kinder und ihre Versuche werden von den Kursleitern und den Vätern beobachtet und sprachlich begleitet. So können die Teilnehmer am Ende ihre Ergebnisse vergleichen und gemeinsam die Erkenntnisse erörtern. „Das Konzept für das Pilotprojekt wurde von der Stiftung Haus der kleinen Forscher in Berlin in Kooperation mit dem DRK-Landesverband Nordrhein und den DRK-Familienbildungswerken in NRW entwickelt“, sagt Schneider. „Über dieses Pilotprojekt wollten wir die Eltern aktiv mit ins Boot holen, denn Eltern sind für ihre Kinder die wichtigsten und längsten Bildungspartner.“ Seit 2014 kooperiert die Familienbildung des DRK mit der Berliner Stiftung, die Ideen für Experimente liefert und auch die Dozenten der lokalen Einrichtungen pädagogisch schult. Doris Schneider freut sich, dass die Workshops so gut angenommen werden: „Die Väter und ihre Kinder genießen die Stunden miteinander und nehmen Ideen für eigene Experimente mit nach Hause. Das gemeinsame Forschen stärkt die Eltern-Kind-Beziehung und fördert auch die Sprachentwicklung. Nebenbei ist es für uns eine gute Gelegenheit, den Papas zu zeigen, wie breit das Angebot der Familienbildung für Väter und Kinder ist.“   Diplompädagogin Doris Schneider vom DRK-Kreisverband Düsseldorf organisiert Workshops für kleine und große Forscher. Als ausgebildete Chemielaborantin kann sie in die naturwissenschaftlichen Workshops ihr besonderes Fachwissen einbringen.    

Hereinspaziert: Mehr Väter in Kitas

Bildung

In der Kita lernen die Kinder grundlegende soziale Fähigkeiten und auch ihre Persönlichkeit macht große Entwicklungsschritte. Aber Kitas sind – anders als Schule, Ausbildung oder Studium – fast männerfreie Räume. Meist fehlen dort männliche Rollenvorbilder, die kindliche Entwicklung prägen. Weshalb sich das ändern sollte und wie sich besonders Väter mehr einbringen können, fragten wir den Familien- und Sozialtherapeuten Torger Bünemann.
vaeter.nrw: Herr Bünemann, die meisten Kitas sind stark durch Frauen geprägt. Es fehlen die Erzieher, die auch männliche Elemente einbringen könnten. Wie schaut es denn mit den Vätern aus? Wie präsent sie im Kindergarten?Torger Bünemann: Es stimmt, dass die Männer in den Kindergärten allgemein unterrepräsentiert sind. Der Anteil der Erzieher lässt sich aber nicht beliebig erhöhen – wenn auf dem Arbeitsmarkt keine Erzieher bereitstehen, können die Kitas auch keine einstellen. Also gibt es für viele kleine Kinder eine Art Männlichkeitslücke. Hier kommen die Väter der Kindergartenkinder ins Spiel – wobei ich jetzt unter „Väter“ genauso die Stiefväter, Großväter, Onkels oder andere nahe männliche Bezugspersonen verstehe. Wenn die sich in den Kita-Alltag einbringen, können sie den Mangel an Erziehern zumindest teilweise ausgleichen. Und tatsächlich werden die Väter im Kindergarten langsam aktiver – aber wie man an Elternabenden sieht: Es sind immer noch zu wenige.
vaeter.nrw: Weshalb sind die Väter so zurückhaltend?Torger Bünemann: Zunächst ist es wie in anderen familiären Bereichen auch: Die klassische Rollenverteilung ist noch sehr weit verbreitet und gerade in den ersten Lebensjahren der Kinder halten sich viele Väter zurück. Wenn der Vater der Hauptverdiener ist, dann hat er durch seine Arbeit natürlich auch weniger Gelegenheit, sich in die Kita einzubringen. Aber zugleich erleben viele Väter den Kindergarten als extrem weiblichen Raum und fühlen sich etwas fehl am Platz. Sobald es aber in der Kita einen männlichen Erzieher gibt, passieren zwei Dinge: Zum einen wird eine solche Kita attraktiver für andere Erzieher. Zum anderen haben die Väter dann einen männlichen Ansprechpartner – und das gefällt ihnen.
vaeter.nrw: Aber wenn sich nun kein männlicher Erzieher findet, wie motiviert man die Väter für den Kindergarten?Torger Bünemann: Entscheidend ist, sie direkt anzusprechen. Auf vielen Anschreiben oder Aushängen heißt es: „Liebe Eltern …“. Warum steht da nicht zum Beispiel „Liebe Väter und Mütter …“? Das wäre ein Signal an beide, sich angesprochen zu fühlen und die Aufgabenverteilung mal zu überdenken. Aber auch die Väter untereinander sollten sich zusammentun und sich für Elternabende oder gemeinsame Projekte verabreden. Es geht dabei ja auch darum, sich in dem Umfeld Kindergarten wohl zu fühlen. Wenn man morgens beim Bringen der Kinder auf andere Väter trifft, bisschen Smalltalk zu Fußball oder Wochenendaktionen machen kann, hilft das schon, sich etwas weiter zu integrieren.
vaeter.nrw: Und außer dem Bringen und Abholen? Wie können gerade Väter den Alltag der Kita mitgestalten?Torger Bünemann: Das Bringen und Holen ist ja schon ein guter Anfang, wenn man sich einen Moment Zeit nimmt, mit anderen Eltern spricht oder den Erzieher/-innen ein paar Fragen stellt. Das Minimalziel sollte heißen: Da sein, wo alle sind. Also bei den Kitafesten, Elternabenden oder Gartentagen. Aber warum nicht selber etwas außerhalb der Reihe auf die Beine stellen? Beispielsweise ein Väterfrühstück, Vater-Kind-Backen, ein Fußballturnier oder Väter-Übernachten im Kindergarten – wenn die Kita bereit ist, bei so einer vielleicht etwas chaotischen Veranstaltung mitzumachen. Nach meiner Erfahrung sind die Kinder von solchen Vateraktionen immer völlig begeistert. Das bereichert ihre Erfahrungen mit Männern enorm.
vaeter.nrw: Sind solche Aktionen mit vollzeitbeschäftigten Vätern machbar?Torger Bünemann: Warum nicht? So etwas kann ja schließlich auch am Wochenende stattfinden. Und noch etwas: Die Arbeit der Papas kann auch selbst zum Gegenstand werden. Ich habe eine Aktion miterlebt, bei der Väter die Kinder im Kindergarten mit der Kamera interviewt haben. Frage: „Was macht dein Papa bei der Arbeit?“ Da kamen teilweise die wildesten Antworten. Aber auch ganz viel Begeisterung, wenn jemand zum Beispiel einen Feuerwehrmann als Vater hatte. Die Antworten wurden zu einem Film geschnitten und im Anschluss haben ein paar Väter im Kindergarten ihren Beruf vorgestellt.
vaeter.nrw: Welche besonderen Kompetenzen können denn die Väter in die Kita einbringen?Torger Bünemann: Ich weiß nicht, ob es dabei vor allem um Kompetenzen geht. Es ist schon sehr hilfreich, wenn die Kinder in diesem wichtigen Lebensabschnitt möglichst viele und unterschiedliche männliche Rollenvorbilder erleben. Sonst hängen sie schnell an Stereotypen fest. Was tun Kinder, denen die Vorbilder fehlen? Sie fantasieren sie sich zusammen: Väter aus den Kindergeschichten oder Actionhelden füllen dann die Leerstelle. Aber nur echte Väter können ihnen männliche Vielfalt vorleben. Dabei kommt es darauf an, dass die Väter das tun, was ihnen Freude macht. Wenn sie Lust haben, mit den Kindern zu kochen, sollten sie kochen. Wenn sie authentisch sind, auch überraschend oder irritierend, dann können sie Stereotypen durchbrechen. Das alleine ist schon sehr wertvoll.
Zur Person:

Torger Bünemann

Torger Bünemann ist Theologe und Systemischer Familien- und Sozialtherapeut in Lübeck. Er ist Mitinitiator des Projekts „Mehr Männer in Kitas“.

Themen Hereinspaziert: Mehr Väter in Kitas

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Bildungschancen sind auch Vätersache

Gastbeitrag von Professor Dr. Wassilios E. Fthenakis

Die Bildung eines Kindes wird aus drei wesentlichen Richtungen beeinflusst: Familie, Kita und Schule. Dabei ist Bildung nicht als bloße Wissensvermittlung zu verstehen. Vielmehr spielen hier auch die Erziehung, die persönliche Entwicklung und soziale Fähigkeiten eine zentrale Rolle. Väter sollten das Thema nicht öffentlichen Einrichtungen überlassen, sondern ihre Möglichkeiten entdecken, die Bildungschancen der Kinder zu verbessern.

Bildungschancen sind auch Vätersache

Gastbeitrag von Professor Dr. Wassilios E. Fthenakis

Die Bildung eines Kindes wird aus drei wesentlichen Richtungen beeinflusst: Familie, Kita und Schule. Dabei ist Bildung nicht als bloße Wissensvermittlung zu verstehen. Vielmehr spielen hier auch die Erziehung, die persönliche Entwicklung und soziale Fähigkeiten eine zentrale Rolle. Väter sollten das Thema nicht öffentlichen Einrichtungen überlassen, sondern ihre Möglichkeiten entdecken, die Bildungschancen der Kinder zu verbessern.
Haben die Eltern einen hohen Bildungsabschluss, ist es nach einer Untersuchung des Statistischen Bundesamts wahrscheinlich, dass auch ihre Kinder zum Gymnasium gehen (61 Prozent). Mit nur 3 Prozent kommt die Hauptschule in diesen Familien fast nicht vor. Die im September veröffentlichten Zahlen zeigen auch die andere Seite: Bei Kindern niedrig gebildeter Eltern liegt die Hauptschule mit 22 Prozent deutlich vor dem Gymnasium (14 Prozent). Diese Zahlen legen die Vermutung nahe, dass allein das elterliche Bildungsniveau für den Bildungserfolg der Kinder alleinverantwortlich sei. Für den Familienforscher Professor Wassilios Fthenakis greift der Schluss aber zu kurz: „Es gibt eine große Ungleichheit – aber die Grenze zwischen guten und schlechten Bildungschancen verläuft etwas anders: Schon seit Jahren zeigen Studien, dass gerade die Kombination von sozialer und ökonomischer Herkunft für eine erfolgreiche Schullaufbahn wesentlich ist.“ So führt die Herkunft aus einem Akademikerhaushalt zwar dazu, dass die Kinder häufig auf dem Gymnasium landen. Aber erst in Verbindung mit einem relativ hohen Einkommen steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Schullaufbahn überdurchschnittlich an.

Bildung ist mehr Wissensvermittlung

Ist damit die Entwicklung der Kinder schon durch ihre Herkunft festgeschrieben? „Alle Eltern können etwas tun. Auch wenn viele eine klare Trennung im Kopf haben: Die Schule kümmert sich um die Bildung, die Familie und die Erziehung. Aber die beiden Bereiche sind nicht einfach so zu trennen. Beides ist miteinander verwoben und beeinflusst sich wechselseitig. Die Erziehung von Kindern findet ebenso in den Schulen statt und die Bildung in den Familien“, sagt Professor Fthenakis, „In den Familien gibt es viele Faktoren, die den Bildungserfolg der Kinder beeinflussen und bei denen die Väter eine sehr wichtige Rolle spielen.“ So haben besonders in Familien mit klassischer Rollenverteilung – der Vater ist für den Broterwerb zuständig, die Mutter für die Erziehungsfragen im Alltag – die Väter einen leistungsbetonenden Vorbildcharakter. Ihre eigene Bildungsgeschichte und ihre Einstellung zu Arbeit und Erfolg prägen die Einstellung und der Kinder. Dafür beeinflussen die Mütter das soziale Netz zu Freunden oder Verwandten stärker als der arbeitende Vater. In Familien mit ausgewogener Aufgabenverteilung verschwimmen die Unterschiede dagegen. „Es kommt also weniger auf typisch männliche oder weibliche Eigenschaften an, als auf die Rollen und Funktionen im Familiengefüge“, sagt der Familienforscher. Aber der Begriff Bildung ist ohnehin weiter zu fassen: Neben der Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten oder dem Ansammeln von Wissen sind auch soziale und moralische Fertigkeiten oder das Selbstwertgefühl zentrale Entwicklungsziele. Gerade bei Kleinkindern ist Bildung ein sozialer Prozess, in dem die Kinder viel in realen Situationen, im Umgang mit anderen Kindern, mit Eltern oder Erzieherinnen und Erziehern lernen. „Väter halten sich da immer noch zu sehr im Hintergrund. Aber sie sollten sich bewusst machen, dass sie dafür genauso kompetent sind wie die Mütter – auch schon bei Kleinkindern.“ Allerdings sieht Wassilios Fthenakis eine Einschränkung: „Frauen – und damit auch Mütter – haben häufig eine besondere soziale Kompetenz, die mit ihrer eigenen Sozialisation zusammenhängt: Sie sind gut darin, das Denken und Fühlen des Gegenübers zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. Diese Fähigkeiten geben sie an ihre Kinder und insbesondere die Töchter weiter.“

Partnerschaft der Eltern enorm wichtig

Bei den Vätern wiederum findet der Familienforscher die ausgeprägte Fähigkeit, ihre Kinder positiv zu stimulieren, Reize zu setzen und ihren Wissensdurst und Forscherdrang anzustacheln. „Besonders, wenn wir unter Bildung im vorschulischen Alter nicht Wissensvermittlung verstehen, sondern zu lernen, wie man lernt, hilft die väterliche Motivation enorm“, sagt Fthenakis. Dabei hat er in den letzten Jahren bei den jungen Vätern festgestellt, dass auch gegensätzliche Erfahrungen mit dem eigenen Vater letztlich zu ein und derselben Erkenntnis führen: War der eigene Vater nah und verständnisvoll, so bestätigt das den heutigen Vater darin, auch auf positive Stimulation bei den Kindern zu setzen. War der eigene Vater fern und dominant oder autoritär, möchte es der heutige Vater besser machen und wählt ebenfalls positive Stimulation als Weg für sich. Aber die väterlichen oder mütterlichen Besonderheiten möchte Professor Fthenakis ungern überbewerten: „Für den Schulerfolg der Kinder und ihre sozialen und moralischen Fähigkeiten sind beide Eltern gleichermaßen wichtig und fähig. Vor allem kommt es darauf an, dass beide Eltern präsent sind und eine funktionierende Partnerschaft leben.“ Diese Qualität ist – natürlich eingeschränkt – auch nach einer Trennung möglich, wenn beide Eltern im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Kinder an einem Strang ziehen.     Professor Dr. Wassilios E. Fthenakis, geb. 1937, ist Familienforscher und Präsident des Didacta Verbands der Bildungswirtschaft e. V.  

Kleiner Leitfaden zum Schulanfang

Tipps

Das Ende der Sommerferien ist für Schulkinder ein ganz besonderer Termin – mit einer wilden Mischung aus Vorfreude und Wehmut. Noch viel bedeutungsvoller ist das Datum allerdings für die kleinen Erstklässler und ihre Familien. Mit der Einschulung beginnt für sie ein völlig neuer Lebensabschnitt. Wir haben ein paar Tipps zum Schulstart in NRW zusammengestellt.

Hellwach am Morgen

Mit dem Schulalltag werden sich viele Familien an neue Aufstehzeiten gewöhnen müssen. Die Aufregung wird das Einschlafen nicht erleichtern. Kinder, die dann ohnehin spät ins Bett gehen, kommen unausgeschlafen in die Schule und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Da ist es hilfreich, wenn Sie mit Ihrem Kind frühzeitig neue Routinen fürs Schlafengehen einüben. Sprechen Sie über die anstehenden Veränderungen, betonen Sie die schönen Dinge, die in der Schule passieren und nehmen Sie Ihrem Kind so etwas die Aufregung. Beispielsweise können Sie Geschichten aus Ihrer eigenen Schulzeit erzählen, über Freundschaften, lustige Lehrer oder spannende Ausflüge.

Sicher unterwegs

Üben Sie den Schulweg auch schon vor Schulbeginn. Egal ob Ihr Kind künftig zu Fuß oder mit dem Bus zu Schule kommt, jetzt lässt sich die Strecke noch ganz ohne Zeitdruck erkunden. Und sowohl Kinder als auch Eltern lernen heikle Stellen, schwierige Kreuzungen oder andere Gefahrenpunkte in Ruhe kennen. Dabei sollten Sie immer bedenken, dass Kinder aus ihrer Perspektive den Straßenverkehr anders wahrnehmen als Erwachsene und obendrein von Autofahrern später gesehen werden. Auch das richtige Verhalten an der Haltestelle und im Bus kann geübt werden. Wie Sie mit Ihrem Kind Sicherheit im Straßenverkehr einüben können, erfahren Sie im Beitrag "Endlich allein unterwegs! - Fit für den Straßenverkehr: Trainingstipps für Kinder und Eltern".

Besser gut sitzen

Mit der Schulzeit wird sich das Kind langsam daran gewöhnen müssen, länger und konzentrierter als bislang an einem Ort zu sitzen. Dafür braucht es Zuhause einen richtigen Arbeitsplatz, der ruhig und ungestört steht, aber die Eltern in Reichweite hat. Achten Sie darauf, dass dieser Platz nicht durch Unordnung oder Spielzeug für zuviel Ablenkung sorgt. Auch wenn das Kind noch nicht allzu lange am Tisch sitzen wird, spielt Ergonomie eine wichtige Rolle. Das Kind sollte sich am Arbeitsplatz bewegen und verschiedene Sitzpositionen einnehmen können. Ideal ist es zudem, wenn die Möbel mit dem schnell wachsenden Kind mitwachsen, also leicht in der Höhe verstellbar sind. Damit der Schreibtisch nicht ganz bald voll gestellt wird, sollten Sie genügend Stauraum für Bücher, Hefte, Stifte einplanen.

Ein Blick in den Ranzen

Den neuen Schulranzen tragen die Erstklässler mit Stolz und Freude durch die Gegend. Die meisten Modelle bieten viel mehr Platz, als sinnvollerweise gefüllt werden sollte. Allzu schnell werden die unausgebildeten Muskeln, Gelenke und Knochen des kleinen Schülers zu stark und falsch belastet. Achten Sie daher darauf, dass nur die Dinge im Tornister landen, die für den jeweiligen Schultag auch wirklich benötigt werden. Die Schulen verteilen vor Schulbeginn Listen mit den Utensilien, die Ihr Kind benötigt. Zur Erinnerung hier ein paar typische Teile der Grundausstattung eines Schulanfängers – auch wenn sie wahrlich nicht jeden Tag herumgeschleppt werden sollten:
  • Schulhefte und Hausaufgabenhefte
  • Schulbücher und Umschläge
  • Stundenplan
  • Federmäppchen mit Bleistiften, Buntstiften, Radiergummi, Lineal, Anspitzer, Füller und Ersatzpatronen
  • Farbkasten mit Pinsel, Wasserbecher
  • Zeichenblock und Schere
  • Hausschuhe
  • Brotdose mit Schulbrot, Obst, Gemüse oder einer Handvoll Nüsse 

Mit Gelassenheit geht’s

Wenn der Schulanfang bevorsteht, beginnt eine turbulente Zeit für Ihre ganze Familie. Versuchen Sie trotzdem, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen und das Kind nicht mit Ihrer eigenen Aufregung anzustecken. Ein bisschen Feierlichkeit und das Lieblingsessen am Tag vor dem Schulbeginn schadet dabei natürlich nicht. Planen Sie ruhig auch schon den Nachmittag nach Schulende. Eine nette gemeinsame Unternehmung kann für Ihr Kind zum positiven Nahziel werden, wenn es sich in der Schule mal unsicher fühlt. Um Hektik am Schulmorgen zu vermeiden, sollten Sie schon am Vorabend – gemeinsam mit Ihrem Kind – den Schulranzen gepackt, die Kleidung ausgesucht und den ungefähren Ablauf besprochen haben. Der erste Schultag wird mehr Freude machen, wenn sich die ganze Familie entspannt und ohne Zeitdruck auf den Weg machen kann.   Wir wünschen Ihrem Kind und Ihnen einen guten Start in die Schulzeit und viele schöne Erlebnisse.  

In Alltagsdingen steckt viel Wissen

Interview

Aus dem Umgang mit alltäglichen Gegenständen gewinnen Kinder viel Wissen. Dafür schärft die Pädagogin und Sachbuchautorin Dr. Donata Elschenbroich mit einem besonderen Projekt den Blick: Beim Erforschen von Alltagsdingen begleiten Väter und Mütter ihre Kinder – die Beschäftigung mit einem Kugelschreiber wird so zum Lernspiel für die ganze Familie.
vaeter.nrw: Beim Stichwort Bildung fällt den meisten die Schule ein, vielleicht auch noch die Kita. Welche Bedeutung hat die Familie als Ort für Bildung?Dr. Donata Elschenbroich: Die Familie ist ein zentraler Bildungsort. Ich spreche von Elternhäusern als „Wunderkammern des Wissens“, um das bewusst zu machen. Kinder sind dort von klein auf mit Dingen umgeben, in denen das Wissen von Jahrtausenden steckt. In Alltagsgegenständen ist ein großer Teil der Kulturgeschichte und des Erfindungsreichtums der Menschheit eingeschrieben. Kinder erschließen sich dieses Wissen Stück für Stück. Ihre Väter und Mütter sind ihnen dabei Bildungsbegleiter. Diese Aufgabe erfüllen sie unwillkürlich und sehr kompetent. Sie zeigen und erklären zum Beispiel, welcher Schuh an welchen Fuß passt und wie Messer und Gabel verwendet werden.
vaeter.nrw: Um diese besondere Bedeutung der Alltagsgegenstände ins Bewusstsein zu bringen, haben Sie ein Projekt realisiert, das Sie auch in einem Buch und in Filmen darstellen. Worum ging es in dem Projekt?Dr. Donata Elschenbroich: Wir haben in Kindertagesstätten „Weltwissenvitrinen“ eingerichtet. Dort waren ganz unterschiedliche Alltagsgegenstände ausgestellt: scheinbar banale wie eine Wäscheklammer, spektakuläre wie ein Stethoskop oder eher historische wie eine Balkenwaage. Die Gegenstände waren manchmal beleuchtet, oder Spiegel an der Vitrinenrückseite trugen dazu bei, die Dinge in Szene zu setzen. Das verändert den Blick auch auf alltägliche Gegenstände. Auch Erwachsene sehen sie dann neu – wie mit Kinderaugen – und beginnen, Fragen zu stellen. Am Beispiel der Wäscheklammer haben wir das einmal durchgespielt: Dieser Gegenstand enthält viele Möglichkeiten und Dimensionen. Einjährige werfen ihn durch die Gegend. Zweijährige legen die Klammern vielleicht in Reihen auf den Boden. Vierjährige stecken ihn sich und anderen an die Finger. Und das Beispiel der Wäscheklammer zeigt, wie viel ungelöste Naturrätsel in solch kleinen genialen Alltagsgegenständen stecken. Wir haben renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefragt, die sagten, dass sie auch nicht bis ins letzte erklären können, warum der offene Arm der Klammer immer wieder zurückspringt. Mit unserem Projekt wollen wir Kinder und ihre Eltern ermutigen, nah heranzugehen an die Gegenstände des Alltags, an ihre Möglichkeiten und Rätsel.
vaeter.nrw: Wie sah das konkret aus?Dr. Donata Elschenbroich: Die Kinder nahmen einen Gegenstand für eine Woche mit nach Hause. Die Pädagogen oder Pädagoginnen hatten ihnen kleine Aufgaben dazu mitgegeben. Zum Beispiel sollten sie überlegen, was wäre, wenn es diesen Gegenstand nicht gäbe. Oder sie sollten ihn zeichnen. Für unseren Film begleiteten wir 50 Familien dabei, wie sie sich gemeinsam mit dem geliehenen „Ding“ beschäftigten, Fragen stellten und es auf unterschiedliche Weise ausprobierten. Das Projekt sprach auch die Väter sehr an. Da lag dann eine Balkenwaage, eine Stimmgabel oder ein Dübel auf dem Küchentisch. Die Väter kamen manchmal so richtig in Fahrt, präsentierten ihr Wissen dazu und demonstrierten, wie dieser Gegenstand genutzt wird – manchmal über die Köpfe der Kinder hinweg. Aber wenn dann die Regie mehr auf die Kinder überging, haben sie mit ihren Einfällen andere Möglichkeiten der Dinge offenbart. So hatten Zwillinge plötzlich die Idee, ihre Köpfe mit der Balkenwaage zu wiegen. Wer den schweren Kopf hätte, sei schlauer, meinten sie. Doch dann ging es ihnen darum, die Waage möglichst ins Gleichgewicht zu bringen. Ein schönes Bild für das Gleichgewicht in der Familie. Eine andere Familie erprobte ein Stethoskop, hörte sich gegenseitig die Herztöne ab, den Puls nach dem Treppensteigen und sogar den des Haustiers. Besonders rührte es die Eltern, als die dreijährige Tochter die Membran ans Gras hielt und das Gras wachsen hören wollte. Interessant ist, dass Kinder oft ganz andere Wege gehen, andere Erklärungen haben und andere Sachen ausprobieren. Sie erschließen das „Mehr“ in den Dingen. Die Väter zeigten sich hinterher oft beeindruckt von dem Erfindungsreichtum und der Kreativität ihrer Kinder. Den Eltern wurde ihre Alltagslehrerfunktion in dieser Situation bewusst, was ihnen anfangs oft ihre Spontaneität nahm. Doch wenn sie die Regie mehr den Kindern überließen, entwickelten sich überraschende Situationen. Kinder sind ja unbefangener im Erproben und Interpretieren von neuen Dingen.
vaeter.nrw: Was können Väter und ihre Familien, die nicht an diesem Projekt beteiligt waren, für sich mitnehmen?Dr. Donata Elschenbroich: Das Projekt macht die Bedeutung des Lernens im Alltag bewusster. Kinder lernen nicht allein von den Dingen. Es braucht die Kommunikation mit den anderen, mit Erwachsenen. Die Sachforschung der Kinder ist immer zugleich Sozialforschung. Väter können ihr eigenes Weltwissen mit den Kindern teilen, wenn sie mit Kindern gemeinsam Dinge „erforschen“. Wenn sie zusammen beim Arzt oder der Ärztin im Wartezimmer sitzen, können sie sich zum Beispiel einen Kuli vornehmen. Ist da eine Kugel drin? Oder woher kommt der Name Kugelschreiber? Aus wie vielen Teilen besteht eigentlich so ein Schreibgerät? Zuhause können Väter und Kinder auch kleine Ausstellungen machen. Auf dem Fensterbrett oder im Spielzeugregal: Welchen Gegenstand gibt es nur in unserer Familie? Welches Ding haben wir schon mal repariert? Über welches Ding streiten wir oft? Ich möchte Väter auch ermutigen, darüber nachzudenken, welcher Elternteil welche Dinge mit den Kindern „bespielt“. Über diese kulturellen Zuschreibungen: Der Dübel ist ein Ding „für Männer“, das Schüttelsieb eines „für Frauen“. Das muss ja nicht immer so bleiben. Familien, die solche gelegentlichen Gegenstandsbetrachtungen zu einer Gewohnheit haben werden lassen, können das auch fortführen, wenn die Kinder älter sind und die üblichen Alltagsgegenstände schon „beherrschen“. Das regt immer wieder die Kommunikation an und es entstehen vielleicht seltener diese Parallelwelten innerhalb der Familie.
vaeter.nrw: Was macht die Dinge, die uns umgeben, so attraktiv?Dr. Donata Elschenbroich: Ein erwachsener Mensch kennt rund 20.000 Gegenstände – und hat sehr viel Wissen dazu. Nicht nur Faktenwissen. Dinge haben breite Schultern: Es sind ja oft ganz individuelle Erinnerungen mit ihnen verbunden, etwa weil sie schon seit Generationen in der Familie sind oder weil sie ein Geschenk waren. Die Kommunikation über diese Gegenstände, das nahe Herangehen an ein Ding kann erstaunlich entspannend und beruhigend sein. Vielleicht weil diese Konzentration eine Gegenerfahrung ist zur Überstimulation durch die vielen elektronischen Informationen. Bei Kindern wie bei Erwachsenen kann dabei eine neue Hochachtung vor den Dingen entstehen. Man geht achtsamer mit ihnen um. Goethe sagt: „Jeder neue Gegenstand wohl beschaut, schließt ein neues Organ in uns auf.“
Zur Person:

Dr. Donata Elschenbroich

Dr. Donata Elschenbroich ist Pädagogin und Sachbuchautorin  Text aktualisiert am 22.Juni 2016

Ist die Schullaufbahn schon vorgezeichnet?

Trennungskinder

Nach einer Trennung der Eltern bekommen viele Kinder Schulprobleme. Sie haben schlechtere Schulnoten und schaffen seltener den Wechsel auf ein Gymnasium. In dieser Situation ist der Bildungsgrad der Väter mitentscheidend, ob ein Gegensteuern gelingt.
Der Schulerfolg der Kinder ist zum großen Teil Elternsache – auch im Trennungsfall. Gerade bei Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern verringert eine Trennung der Eltern die Chancen, dass der Schulwechsel auf ein Gymnasium gelingt. In gebildeteren Familien hat eine Trennung der Eltern hingegen meist wenig Einfluss auf die Schullaufbahn der Söhne und Töchter. Das ergab eine Studie des Soziologen Michael Grätz von der Universität Oxford. Grundlage waren Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). „Familien aus höheren sozialen Schichten können den negativen Einfluss einer Trennung auf den Schulerfolg ihrer Kinder besser abfangen als andere“, erklärt Michael Grätz. Vor allem der Bildungsgrad der Väter entscheidet darüber, inwieweit Eltern die Folgen einer Trennung auf den Schulerfolg ausgleichen können. „In der Regel leben die Kinder nach der Trennung im Haushalt der Mutter“, sagt Michael Grätz. „Väter mit Abitur verfügen jedoch über mehr finanzielle Mittel und Kontakte als Väter ohne dieses Zeugnis und können so ihren Nachwuchs auch nach einer Trennung gut unterstützen und fördern.“

Gymnasium entscheidend für Karriere

Im untersuchten Zeitraum besuchten etwa 40 Prozent der befragten Schüler nach der Grundschule ein Gymnasium. Dessen Besuch entscheidet zu einem großen Teil über den späteren Bildungserfolg und damit auch über die Berufschancen der Kinder. Um herauszufinden, wie sich eine Trennung der Eltern auf die Schullaufbahn von Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft auswirkt, hatte Grätz Angaben aus dem SOEP-Jugendfragebogen ausgewertet. In die Untersuchung flossen zwischen 2000 und 2013 erhobene Daten von 1648 Jugendlichen im Alter von 17 Jahren ein. Grätz verglich die Schullaufbahn von Jugendlichen, deren Eltern sich in deren Kindheit – also vor ihrem 15. Lebensjahr – trennten, mit der ihrer älteren Geschwister, die die Trennung in einem höheren Alter erlebt haben. Im Einzelnen zeigt die Auswertung der SOEP-Daten: Für Kinder aus bildungsferneren Familien – das sind Familien, in denen weder Vater noch Mutter Abitur haben – verringert eine Trennung der Eltern die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Gymnasium besuchen, um fast 15 Prozentpunkte. Die Trennung führte zudem zu schlechteren Noten im Alter von 16 Jahren in den Fächern Deutsch und Mathematik. Für Kinder aus Elternhäusern, in denen zumindest ein Elternteil Abitur hat, wird die Chance auf eine höhere Schule durch die Trennung der Eltern hingegen nicht beeinflusst. Auch die Leistungen in Deutsch und Mathematik litten nicht darunter.

Zurück zur schulischen Normalität

Die Wiener Schulpsychologin Alexandra Sartori rät betroffenen Familien, sich mit den Lehrern intensiv auszutauschen. Denn gerade für Trennungskinder sollte die Schule nicht ein zusätzliches Problem werden, sondern ein Rückzugsraum frei von familiären Konflikten. Der gleichbleibende und verlässliche Schulalltag kann den Kindern Sicherheit geben – und Lehrer sind dabei wichtige Bezugspersonen. Es geht darum, Normalität zu erfahren, nicht übermäßige Rücksichtnahme. Diese könnte bei den Kindern das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit noch verstärken. Soweit die schulischen Schwierigkeiten eine Reaktion auf familiäre Probleme sind, ist die Familie auch der erste Ort, um die Situation zu verbessern. Aber nicht immer gelingt eine intakte Beziehung zu beiden Eltern, nicht immer ziehen diese an einem Strang. Hier können Schulpsychologen und Schulberatungsstellen weiterhelfen. Adressen von Beratungsstellen in NRW sind auf schulpsychologie.de zu finden. Um schulische Leistungen unmittelbar zu verbessern, ist die klassische Nachhilfe eine Möglichkeit. Für alle Schularten und Fächer gibt es Organisationen, die in Gruppen oder in Einzelstunden Unterrichtsstoff nachholen. Sie können den Kindern Lerntechniken beibringen oder auch einfach bei der Hausaufgabenbetreuung helfen. Aber Nachhilfe kostet Geld. Und nach einer Trennung ist der finanzielle Spielraum für die Familien häufig kleiner geworden. Für Kinder aus Familien, die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder -hilfe, Kinderzuschlag oder Wohngeld beziehen, besteht Anspruch auf Leistungen des sogenannten Bildungs- und Teilhabepakets. Darüber können die Kosten zur Lernförderung für Familien in Geldnöten übernommen werden. (vaeter.nrw) Text aktualisiert am 11.06.2016

Mein Papa liest vor

Schneller Zugang zu attraktivem Vorlesestoff: Ein Service für Väter am Arbeitsplatz.

Vorlese-Rituale sind bereits für Kleinkinder essenziell: für den Spracherwerb, für das Begreifen der Welt und für die emotionale Entwicklung. Gleichzeitig lesen 42 Prozent der Eltern von Kindern unter zehn Jahren nur unregelmäßig oder gar nicht vor. Die Stiftung Lesen setzt hier mit ihrem Vorlese-Service für Väter am Arbeitsplatz an und will vor allem Väter ermuntern, ihren Kindern häufiger vorzulesen.
Vorlesen leicht gemacht – das ist die Idee hinter dem Projekt "Mein Papa liest vor!", das die Stiftung Lesen bereits 2010 gestartet hat. Es wendet sich an Unternehmen und die dort arbeitenden Väter und Mütter von Kindern bis zu zwölf Jahren. Ziel ist, insbesondere Vätern die Möglichkeit zu geben, als lesende Vorbilder für ihre Kinder stärker in Erscheinung zu treten und ihre Rolle als prägende (Lese-)Förderer wahrzunehmen. Dass Lesen die Fantasie der Kinder beflügelt, ihnen neue Welten und andere Kulturen erschließt und letztlich der Schlüssel zur Bildung ist, wissen auch Väter. Ebenso, dass Vorlesen Kinder an das eigene Lesen heranführt und Lust auf das Lesenlernen macht. Aber nur wenige fühlen sich dafür zuständig: 47 Prozent der Väter in Deutschland lesen ihren Kindern selten oder nie vor. Dabei werden vorlesende Väter besonders gebraucht: als "Botschafter des Lesens", die als männliche Rollen-Vorbilder Jungen zum Lesen motivieren können. Denn Jungen lesen tendenziell deutlich weniger gerne als Mädchen und sind somit weitaus stärker gefährdet, die Grundkompetenz Lesen nur rudimentär zu erwerben.

Kostenlose Vorlesegeschichten

Viele Väter geben an, dass ihnen die Zeit fürs Vorlesen fehlt – und genau hier setzt "Mein Papa liest vor!" an. Das Projekt bietet Vätern einen einfachen und schnellen Zugang zu attraktivem Vorlesestoff. Die teilnehmenden Arbeitgeber erhalten wöchentlich kostenlos eine Vorlesegeschichte samt Illustrationen und einmalig ein ausführliches Vorlesedossier mit Hintergründen und Tipps zum Thema. Die Mitarbeiter können sich die Geschichten aus dem firmeneigenen Intranet herunterladen, am Arbeitsplatz ausdrucken und ihren Kindern abends oder am Wochenende vorlesen. Miteinander können Väter und Kinder auf diese Weise die Welt der Geschichten und Bücher entdecken und den gemeinsamen Austausch darüber zu einem Bestandteil ihres Alltags machen. Arbeitgeber haben mit "Mein Papa liest vor!" die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern ein gesellschaftlich relevantes Thema nahezubringen und so positiven Einfluss auf die Familienkultur zu nehmen. (vaeter.nrw)   Text aktualisiert am 25. Mai 2016