Vater ist, das was du draus machst!
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Familienmodelle

Vier Kinder und viel Verantwortung

SPITZENVATER

Was gehört alles zu einem guten Papa? Wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: Christoph Paas aus Köln ist „Spitzenvater des Jahres“. Mit diesem Titel würdigt die Großbäckerei Mestemacher jedes Jahr partnerschaftliche Ehe- und Familienmodelle. An diesem Wochenende hat Christoph Paas den Preis in Berlin entgegengenommen.
vaeter.nrw: Wie entstand die Idee zur Bewerbung?Christoph Paas : Ich muss gestehen, dass ich bis vor kurzem noch nie etwas von dem Preis gehört hatte... Eine sehr gute Freundin hatte dann die Idee, mich für diesen Preis vorzuschlagen.
vaeter.nrw: Was sind die Faktoren, was wurde von der Jury besonders gelobt?Christoph Paas : Es geht bei diesem Preis darum, inwieweit man(n) seine Partnerin unterstützt und besonders im Hinblick auf ihr berufliches Weiterkommen den Rücken stärkt. In meinem Fall war wohl entscheidend, dass unser Familienmodell für beide genau gleichberechtigt ist. Keiner sollte beruflich oder privat benachteiligt werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir uns gleichermaßen intensiv um die Kinder kümmern.
vaeter.nrw: Wie sieht denn die Aufgabenteilung im Detail aus?Christoph Paas : Dafür gibt es bei uns kein klares Konzept. Jeder übernimmt im Prinzip alle Aufgaben. Na ja, vielleicht kaufe ich etwas häufiger ein … Aber das liegt eher daran, dass wir kein Auto besitzen und für einen Sechs-Personen-Haushalt ganz schön große Mengen benötigen. Es gleicht sich aber an anderer Stelle gut aus. Anders ist das mit den Aufgaben, die die Kinder übernehmen. Hier ist es durchaus hilfreich, die Pflichten klar zu benennen, bis sie einen Blick dafür entwickelt haben.
vaeter.nrw: Gibt es Aufgaben, die Sie ungern übernehmen?Christoph Paas : Ja, unbedingt. Sämtliche Formulare und Korrespondenz, zum Beispiel für das Kinder- oder Elterngeld, gebe ich sehr gerne ab. Allerdings geht es meiner Lebensgefährtin genauso, und so erledigen wir solche Aufgaben am Ende doch gemeinsam.
vaeter.nrw: Und beruflich?Christoph Paas : Beruflich haben wir das Glück, dass wir durch unsere Selbstständigkeit flexibel reagieren können. Bei Bedarf halten wir uns gegenseitig den Rücken frei. Natürlich klappt das nicht immer reibungslos und manchmal gibt es auch Überschneidungen von Terminen. Da wir unseren und meinen Kindern möglichst viel Zeit einräumen, werden die Arbeitstage eben manchmal abends weitergeführt. Das ist natürlich nicht immer schön und könnte noch verbessert werden. Andererseits kenne ich keine kinderreiche Familie, bei der die Eltern allzu früh schlafen gehen.
vaeter.nrw: Warum haben Sie sich für Ihr Familienmodell entschieden?Christoph Paas : Bei uns beiden gab es den Wunsch, möglichst viel an der Entwicklung und Erziehung unserer Kinder teilzuhaben. Vier Kinder bedeuten eine große Verantwortung und Aufgabe. Dieser möchten wir so gut wie möglich gerecht werden. Dazu kommt, dass Birgit und ich Berufe ausüben, die wir sehr gerne machen. Also war unsere Entscheidung ziemlich schnell getroffen. Keiner sollte mit seinen Bedürfnissen zu kurz kommen. Weder die Kinder, noch meine Partnerin und ich natürlich auch nicht.
vaeter.nrw: So ein Preis ist auch eine Bestandsaufnahme für die Familie. Wie möchten Sie ihr Modell noch verbessern?Christoph Paas : Das lässt sich im Moment schwer prognostizieren und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab: zum Beispiel von meiner Auftragslage oder der Entwicklung der Kinder. Ich denke, das Wichtigste ist, aufmerksam und flexibel zu bleiben, um unser Familienmodell immer den jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen.
vaeter.nrw: Was sagen die Kinder zum Preis?Christoph Paas : Na ja, meine Kleinsten haben es bisher noch nicht kommentiert. Meine 17-jährige Tochter ist zur Zeit für ein Schuljahr in den USA und erfuhr es über eine E-Mail, die sie erstmal für einen Scherz hielt ... Und mein 13-jähriger Sohn nutzt jetzt jede Gelegenheit, um mich bei meinem neuen Titel zu nennen. Ich glaube, alle Vier freuen sich für mich.
Zur Person:

Christoph Paas

Erzählen Sie kurz etwas über sich und ihre Familie. Ich bin gelernter Orgel- und Harmoniumbauer. Etwa 17 Jahre habe ich in festem Arbeitsverhältnis in den unterschiedlichsten Bereichen dieses Berufs gearbeitet. Seit Ende 2014 habe ich in Köln meine eigene Werkstatt, in der ich mich der Herstellung und Restaurierung von Handzuginstrumenten widme, genauer: von Bandoneons. Meine Lebensgefährtin Birgit arbeitet seit 10 Jahren als selbstständige Illustratorin und Grafikerin. Gemeinsam haben wir zwei Töchter, die jüngere ist gerade ein Jahr alt geworden, die ältere wird drei im April. Zwei weitere Kinder im Alter von 13 und 17 Jahren habe ich mit in die Beziehung gebracht. Zusammen leben wir in Köln. (vaeter.nrw)                                                                                                                                                                                                                                 Text aktualisiert am 31. Mai 2016

Themen Vier Kinder und viel Verantwortung

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