Vater ist, das was du draus machst!
vaeter.nrw

Forschung

KinderHerz-Innovationspreis 2018

150.000 Euro für herausragende Forschung in der Kinderherz-Medizin – Preis geht nach Bad Oeynhausen, Bonn und Aachen

Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat bei einer Festveranstaltung im Orchesterzentrum NRW in Dortmund die Gewinner des KinderHerz-Innovationspreises NRW 2018 ausgezeichnet.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft teilt mit: Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat bei einer Festveranstaltung im Orchesterzentrum NRW in Dortmund die Gewinner des KinderHerz-Innovationspreises NRW 2018 ausgezeichnet. Der von der Stiftung KinderHerz Deutschland ins Leben gerufene Forschungspreis geht an das Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen, die Universitätsklinik Bonn und die Universitätsklinik Aachen. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft fördert den mit insgesamt 150.000 Euro dotierten Preis.   „Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der größten medizinischen Herausforderungen für die Gesellschaft. Besonders im Kindesalter stellen sie für die Betroffenen und die Eltern eine große Belastung dar. Mit dem KinderHerz-Innovationspreis wollen wir die Forschungsarbeit für herzkranke Kinder vorantreiben und das Leben für sie und ihre Familien verbessern“, sagte Ministerin Pfeiffer-Poensgen, die Schirmherrin des KinderHerz-Innovationspreises.   „Die innovative Forschungskraft der Kinderherz-Medizin aus NRW begeistert mich jedes Mal. Ich bin stolz, dass die Stiftung KinderHerz Deutschland ihren Beitrag dazu leisten kann. Ich danke dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Förderung“, sagte Sylvia Paul, Geschäftsführerin der Stiftung KinderHerz Deutschland.   Ärzte, Doktoranden und Mitarbeiter aus der Pflege machen täglich Fortschritte in ihren Laboren, auf der Intensivstation und im Klinikalltag. Der KinderHerz-Innovationspreis soll ihnen die Umsetzung zukunftsweisender Projekte im Bereich der Kinderherz-Medizin ermöglichen. Er wurde in den drei Kategorien Innovative Forschung (100.000 Euro), Nachwuchs und Pflege (je 25.000 Euro) verliehen.  Die Gewinner 2018: 
  • Innovative Forschung: Das Forschungsprojekt „Lerntherapie für Kinder mit angeborenem Herzfehler“ des Kinderkardiologen Dr. Kai Thorsten Laser vom Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen untersucht, ob angeborene Herzfehler zu Teilleistungsstörungen wie zum Beispiel Konzentrationsschwächen führen können. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden zusammen mit dem lerntherapeutischen Institut „Der Bildungskompass“ in Bad Oeynhausen entsprechende Lerntherapie-Maßnahmen entwickelt. 
  • Nachwuchs: Kinder mit angeborenem Herzfehler werden oft mit einer Mangelernährung auf der Intensivstation aufgenommen. Das Forschungsprojekt „Die Ernährung von herzkranken Kindern verbessern“ von Nicolas Börter, Doktorand am Universitätsklinikum Bonn, soll messbare BioMarker finden, die früh auf das Auftreten eines Problems im Magen-Darm-Trakt hinweisen können. Komplikationen bei der Nahrungsaufnahme sollen so vermieden werden. 
  • Pflege: Im Mittelpunkt des Projekts „Die Erforschung der Pflege von herzkranken Kindern bis ins Erwachsenenalter“ der Kinderkrankenpflegerin Angela Kertz vom Universitätsklinikum Aachen steht die integrative Versorgung von Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler. Dafür wird am Uniklinikum Aachen ein interdisziplinäres ärztliches und pflegerisches Expertenteam aufgebaut. Das Konzept sieht vor, den Pflegekräften mehr Raum für die nötige Spezialisierung zu verschaffen. 
Das Forschungsprojekt „Entwicklung eines biologischen Elektrokabels für das Herz“ von Doktorand Hans Keijdener, vom Institut für Angewandte Medizintechnik der RWTH Aachen Universität, hat den Crowdfunding-Preis gewonnen. Für das Projekt werden Spendengelder über eine Schwarmfinanzierung gesammelt.   Die Stiftung KinderHerz Deutschland fördert seit über zwölf Jahren Forschungsprojekte an Kinderherz-Zentren in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland. Sie ist zugleich Vermittlerin zwischen Wissenschaft und Bevölkerung, indem sie Kinderherz-Forschung verständlich macht.  Mehr Informationen:www.stiftung-kinderherz.dewww.facebook.com/StiftungKinderHerzwww.twitter.com/skinderherzwww.youtube.com/stiftungkinderherz Quelle: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen  

Der Kinderblick auf Vater und Mutter

Gastbeitrag

Sowohl in Theorie und Forschung als auch in der erzieherischen Alltagspraxis galt die Aufmerksamkeit bislang fast exklusiv dem Blick von Erwachsenen auf Kinder. Allzu oft glauben die „Großen“ – so auch Eltern – zu wissen, was in den „Kleinen“ vor sich geht. Höchste Zeit, diese eingefahrene Blickrichtung umzukehren und Kinder dazu einzuladen und zu ermutigen, ihre ganz individuelle Sicht auf Vater und Mutter zu offenbaren. – Ein Gastbeitrag von Dr. Johannes Huber, Universität Innsbruck
Grundsätzlich sind Kinder, und dies bereits vom frühesten Lebensalter an, unbeirrbare Seismographen für das Verhalten und auch das Erleben ihrer Eltern. Je mehr innere Ruhe und Sicherheit beispielsweise ein Vater mitbringt, desto mehr Offenheit und Feinfühligkeit wird dieser den offenkundigen wie auch subtilen Botschaften seines Kindes entgegenbringen können.

Was wünschen sich Kinder von ihren Vätern?

Befragungen von Kindern lassen bereits im Vorschul- und Grundschulalter erkennen, dass diese sehr wohl in der Lage sind, ein differenziertes und gegebenenfalls auch kritisches Bild der Kind-Vater-Beziehung zu entwerfen. Für Kinder sind dabei zwei Aspekte von hoher Relevanz: die gemeinsam verbrachte Zeit sowie die regelmäßige Kommunikation mit dem Vater. Gerade die nicht verplante Zeit, das eher „beiläufige“ Zusammensein, bietet Kindern oftmals erst die Möglichkeit, sich über aktuelle Bedürfnisse mit dem Vater auszutauschen. Dieser Befund deckt sich mit der in Untersuchungen gehäuft berichteten Klage von Kindern über den eklatanten Mangel an väterlicher „Zeitverwendung“ mit ihnen. Vor diesem Hintergrund erweisen sich Alltagsrituale und -routinen (wie zum Beispiel regelmäßige Mahlzeiten im Kreise der Familie, Gute-Nacht-Geschichten) oder exklusive und (handy-)ungestörte Zeiten mit dem Vater als zentrale und im hektischen Alltagsgeschehen allzu bereitwillig geopferte Möglichkeiten für beziehungsförderliche Auszeiten und Gemeinsamkeitserfahrungen. Eine sich oftmals bereits in frühen Kinderjahren einschleichende „randständige Position“ des Vaters in der Familie (durch fehlende Alltagsverfügbarkeit) wird von Kindern nicht nur bedauert, sondern macht sich unter gewissen Umständen auch außerhalb der Familie bemerkbar: So sind es insbesondere Jungen mit ausgeprägt erlebter „Vaterferne“, die ihre Beziehungswünsche nach einer gleichgeschlechtlichen Identifikationsfigur und Bindungsperson auf pädagogische Fachkräfte (zum Beispiel Kindergärtner oder Lehrer) übertragen, ohne dass diese den leiblichen Vater in vollem Umfang ersetzen könnten. Generell fehlt es Jungen im Alltag häufig an positiven männlichen Anschlussmöglichkeiten.  Für Töchter und ihre weibliche Identitätsentwicklung spielt der Vater eine ebenso bedeutsame, wenngleich andere Funktion als für Söhne. So scheint gerade „der Glanz im Auge des Vaters“ angesichts seiner Tochter ein ganz tiefgreifendes und frühes Entwicklungsbedürfnis des Mädchens zu stillen. Dieses erfährt ein Wiederaufleben besonders in der jugendlichen Ablösungsphase, wenn die Tochter nicht mehr als das „kleine Mädchen“, sondern als eigenständige und ebenbürtige junge Frau die liebende Anerkennung ihres Vaters sucht. Aber selbst in Familien, in denen der Vater langfristig physisch nicht anwesend ist,  besitzt er im seelischen Innenleben des Kindes oftmals weiterhin große und anhaltende Bedeutung: Zum Beispiel wünscht es sich den Vater sehnlichst herbei oder erschafft ein überhöhtes, idealisiertes Vaterbild in seiner Fantasiewelt. Der kindliche Blick auf den Vater wird dabei auch wesentlich vom inneren Bild, das die Mutter vom Vater beziehungsweise dem Ex-Partner hat, beeinflusst. Je mehr die Mutter selbst zu einer wertschätzenden oder zumindest konfliktbefreiten inneren Haltung kommt, umso eher ist sie auch offen für die Beziehungswünsche des Kindes gegenüber dem Vater.

Die „Perspektive vom Kinde aus“

Wen das kindliche Erleben von Vater und Mutter und seiner Beziehung zu ihnen interessiert, der sollte sich stets die mehrfache Abhängigkeit des Kindes bewusst machen: Seine Bedürfnisse nach Schutz, nach Versorgung, nach bedingungsloser Wertschätzung und dem „Gesehen-werden“ beeinflussen essentiell das kindliche Urteil. Ein Kind hat in der Regel nur die eine Familie, welche es – und sei sie mit noch so vielen Schönheitsfehlern behaftet – lieben und irgend möglich vor sich selbst und anderen schützen und bewahren will. Entsprechend anspruchsvoll gestaltet sich, insbesondere bei kleinen Kindern, die forschende Suche nach zuverlässigen Hinweisen auf scheinbar so einfache Fragen wie: „Was wünscht sich ein Kind vom Vater?“ oder „Wie erlebt ein Sohn oder eine Tochter seinen/ihren Vater?“. Zur Erschließung der „Perspektive vom Kinde aus“ sind in jedem Falle unterschiedliche Zugangswege möglich – und nötig. Neben sprachlichen Mitteilungen sind ebenso indirekte Ausdrucksformen (wie Kinderträume, Kinderzeichnungen, im Spiel szenisch zur Schau gestelltes) wichtige Schlüssel, um sich den Aussagen über kindliche Bedürfnisse im Allgemeinen und ihres Beziehungserlebens von Vater und Mutter im Speziellen annähern zu können.   Psychologe Dr. Johannes Huber forscht und lehrt an der Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck zu Fragen der kindlichen Entwicklung und Sozialisation. Gemeinsam mit dem Psychologen und Psychoanalytiker Prof. Dr. Heinz Walter hat er Ende 2015 das Buch „Der Kinderblick auf Vater und Mutter • Wie Kinder ihre Eltern erleben“ herausgegeben. Der Band versammelt sozialwissenschaftliche und berufspraktische Beiträge zur ganz eigenen Sicht von Töchtern und Söhnen auf Vater und Mutter.