Vater ist, das was du draus machst!
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Gleichberechtigung

BMFSFJ-Studie: „Männer-Perspektiven – Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“

BMFSFJ-Studie: „Männer-Perspektiven – Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“

Immer mehr Männer unterstützen ein gleichberechtigtes Lebensmodell für Frau und Mann. Dies zeigt die Studie „Männer-Perspektiven – Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“, die im Auftrag des Bundefamilienministeriums erstellt worden ist. Im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2007 hat sich die Zahl der Männer, die sich privat und beruflich für mehr Gleichstellung einsetzen wollen, deutlich erhöht.

Gleichberechtigung in der Partnerschaft wird vor allem für jüngere Männer immer wichtiger. Der Vergleich zu 2007 zeigt: Mehr Männer wünschen sich eine Beziehung, in der Mann und Frau erwerbstätig sind und sich beide etwa gleich viel um Haushalt (und Kinder) kümmern (2007: 33 % aller Männer ab 18 Jahren; 2015: 42 %). Weiter an Zustimmung verloren hat die konsequent traditionelle Rollenteilung mit einem männlichen Hauptverdiener und der nicht erwerbstätigen Frau: Dieses Lebensmodell verwirklichen nur noch 10 % (2007: 17 %). Entsprechend stimmten 2007 noch 71 % der Aussage „Für eine Partnerschaft ist es gut, wenn beide berufstätig sind“ zu, 2015 stieg der Anteil der Befürworter bereits auf 82 % an.

Das Interesse an Gleichstellung wächst und ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wird zunehmend akzeptiert. Gleichzeitig gibt es bei einem Teil der Männer und Frauen auch Widerstände gegen das Thema. Hier kommt der Gleichstellungspolitik eine zentrale Rolle bei der Vermittlung zwischen den gegensätzlichen Positionen zu.

Die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene Studie „Männer-Perspektiven – Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“ entstand unter Leitung von Professor Dr. Carsten Wippermann am DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung.

 

… und es geht doch!

Vereinbarkeit

Mehr Frauen in Führungspositionen! Diese Forderung hat nur vordergründig mit besseren Chancen für die Frauen zu tun. Genauso wesentlich ist, dass damit auch die Chancen von Männern steigen: auf bessere Vereinbarkeit, mehr Familie und Partnerschaftlichkeit und weniger Belastung als Alleinverdiener. Die Initiative „Chefsache“ hat sich das Thema auf die Fahne geschrieben und dazu ein Magazin veröffentlicht.

Familie und Beruf besser zu vereinbaren, ist ein großer Wunsch der meisten Väter und Mütter. Bislang allerdings scheint man sich entweder für die Karriere oder für die Familie entscheiden zu müssen. Dass der berufliche Aufstieg nicht zwangsweise auf Kosten des Familienlebens geht, zeigen viele Beispiele. Die Initiative „Chefsache“, ein Netzwerk von Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Sektor, setzt sich seit 2015 für einen Kulturwandel in den Chefetagen ein. Ihr Ziel: mehr Chancengleichheit und eine bessere Vereinbarkeit. Im Juni veröffentlichte die Initiative das Chefsache Magazin. Darin porträtieren die Herausgeber Väter und Mütter, die eine Familie gegründet haben, ohne auf den beruflichen Aufstieg verzichten zu müssen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die jeweiligen Unternehmen. Gelingt es dort, familienfreundliche Strukturen zu schaffen, profitieren alle davon.
 

Das Magazin „Chefsache“ mit Praxisbeispielen zur Vereinbarkeit als PDF

Tipps: Väter auf dem Weg zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung

Familienarbeitszeit

Auch wenn sich hinsichtlich Gleichberechtigung viel getan hat: Um Haushalt und Kinder kümmern sich weiterhin vor allem die Mütter. Und die wenigsten Paare planen bereits vor der Geburt eines Kindes, wer künftig wofür verantwortlich sein soll. Nicht selten weichen die frischgebackenen Väter und Mütter Auseinandersetzungen aus und fallen in geschlechtstypische Muster zurück.

Die Geburt eines Kindes verändert eingefahrene, erprobte Strukturen. Ist ein Elternteil über längere Zeit zu Hause, passiert es schnell, dass sich der berufstätige Partner für die Kinder oder den Haushalt nicht mehr zuständig fühlt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Aufgaben so weit wie möglich und von Anfang an aufzuteilen. Väter sollten schon früh über ihre Pläne und die damit einhergehenden Veränderungen sprechen. Denn langfristig können sie die Herausforderungen nur gemeinsam mit der Partnerin sowie älteren Kindern als Verbündete schultern.

Einige Tipps:

  • Ein Familienunternehmen zu managen, ist anspruchsvoll – viele unterschiedliche Kompetenzen sind gefragt. Bei einer „Familienkonferenz“ können Sie festlegen, welche Tätigkeiten von wem am besten erledigt werden können. Einzelne Fähigkeiten und Vorlieben sollten berücksichtigt werden, denn partnerschaftliche Aufgabenteilung heißt nicht, dass jede Tätigkeit zur Hälfte aufgeteilt wird. Alle – Vater, Mutter, ältere Geschwister - sollten im Rahmen der Möglichkeiten die Aufgaben übernehmen, die ihnen im besten Fall Spaß machen - oder die sie zumindest nicht allzu unangenehm finden.
  • Empfehlenswert ist, eine Liste mit allen Tätigkeiten zu machen, die rund um Haushalt und Familie anfallen. Diskutieren Sie bei dieser Gelegenheit auch, ob einzelne Aufgaben künftig wegfallen, reduziert werden können oder von Dienstleistern (Getränkelieferant, Haushaltshilfe, Bügelservice der Reinigung) übernommen werden können.
  • Notieren Sie dann, wer was übernehmen möchte. Bei Uneinigkeit stellen Sie den Punkt vorerst zurück und klären ihn in einem weiteren Durchgang.
  • Damit alle das Haushalts-Konzept mittragen, sollte festgelegt werden, welches Maß an Sauberkeit und Ordnung für alle Beteiligten wichtig ist. Diese Ansprüche können in den einzelnen Räumen unterschiedlich verwirklicht werden.
  • Vater und Mutter sollten auch diskutieren, ob die Aufgaben nach einem festgelegten Zeitplan erledigt werden müssen und wie Mehrarbeit vermieden werden kann – z. B. werden Schuhe beim Betreten der Wohnung ausgezogen, benutztes Geschirr direkt in die Spülmaschine geräumt etc.
  • Die Aufgabenverteilung sollte nicht fix sein, sondern kann auch mal verändert werden. Auch eine „Job-Rotation“, also Tätigkeiten in regelmäßigen Abständen zu wechseln, kann sinnvoll sein. So werden die Pflichten abwechslungsreicher und beide Elternteile lernen andere Tätigkeiten besser wertzuschätzen.
  • Geschwisterkinder können altersgerecht mit Haushaltstätigkeiten beauftragt werden. Mädchen und Jungen sollten dabei gleichermaßen miteinbezogen werden. Leben Sie die geteilte Zuständigkeit vor. Kochen und backen Sie z. B. gemeinsam mit den Kindern. Wenn Sie nicht allzu streng sind und hohe Ansprüche an die Fähigkeiten der Kinder anpassen, macht Putzen sogar Spaß. Kinder freuen sich, wenn sie etwas Wichtiges übernehmen dürfen.
  • Der gemeinsam verfasste Haushaltsplan sollte gut sichtbar aufgehängt werden, damit die Verantwortlichkeiten für alle immer klar zu sehen sind.
  • Nicht nur Kinder, sondern auch Vater und Mutter brauchen Anerkennung. Alle Beteiligten sollten das Gefühl haben, dass die zugeteilte Arbeit von dem oder der Anderen gesehen und geschätzt wird.

Wege aus dem Hamsterrad

Doch Eltern müssen es nicht nur schaffen, Haushalt und Familienaufgaben aufzuteilen. Auch die Erwerbsarbeitszeit muss neu verhandelt werden. Einkommensverluste, Probleme mit Vorgesetzten, Schwierigkeiten bei der Arbeitsorganisation mit den Kollegen - aus Angst vor Schwierigkeiten verzichten Väter auf Elternzeit oder nehmen nicht mehr als zwei „Partnermonate“. Ein erster Schritt vom Vollzeitverdiener hin zum Teilzeitpapa ist die frühzeitige Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, die das neue ElterngeldPlus bietet. Väter und Mütter können die ersten Monate mit dem Kind auf finanziell sichere Beine stellen und gleichzeitig mehr Partnerschaftlichkeit leben.

  • Mithilfe des ElterngeldPlus können Väter und Mütter in den ersten 28 Monaten nach der Geburt neue Arbeitszeiten und Aufgabenteilungen erproben: Beim ElterngeldPlus wird die Bezugszeit verlängert: Aus einem Elterngeldmonat werden zwei ElterngeldPlus-Monate
  • Entscheiden sich beide für eine Teilzeitarbeit, erhalten sie als Partnerschaftsbonus noch vier Monate Elterngeld Plus. Voraussetzung dafür ist, dass beide mindestens vier Monate lang 25 bis 30 Wochenstunden arbeiten – also zumindest beruflich schon mal eine partnerschaftliche Aufteilung leben.
  • Weil das bisherige Elterngeld weiterhin erhalten bleibt, ist auch eine Kombination aus beiden Elterngeldarten möglich.
  • Und: Eltern können ihre Elternzeit in drei statt zwei Zeiträume aufteilen und teilweise bis zum vollendeten achten Lebensjahr des Kindes in Anspruch nehmen.

„Ja, das bekommen wir hin“

Doch was ist mit der Sorge, eine längere Elternzeit oder eine Verringerung der Arbeitszeit von Voll- auf Teilzeit bringe berufliche Nachteile mit sich? Dass ein Vater  seine Karriere ruiniere, wenn er sich eine längere Auszeit nehme, bezeichnet der Organisationsberater und Sozialwissenschaftler Hans-Georg Nelles als Vorurteil: „Wenn jemand klar macht, dass es ihm ernst ist, kommen Chef und Angestellter am Ende meist zu einem guten Ergebnis“.

Zahlreichen Vätern gelingt es, durch gute Absprachen mit ihrem Vorgesetzten eine zufriedenstellende Situation zu schaffen. Wer unsicher ist, kann sich zum Beispiel in der Broschüre „So sag ich’s meinen Vorgesetzten“ Tipps holen.

Aktive Väter sind glücklicher

Wer sein Kind erst nach Feierabend sieht, baut nur mühsam eine gute Beziehung auf. Für eine stärkere Beteiligung am Familienleben spricht auch, dass ein Zusammenhang zwischen aktiver Vaterschaft und dem Wohlbefinden von Männern festgestellt werden kann: So findet sich in einer Studie des Deutschen Jugendinstituts der höchste Anteil an glücklichen Männern unter den aktiven Vätern (Quelle: Studie „Väter 2015: Wie aktiv sind sie, wie geht es ihnen und was brauchen sie?“, Deutsches Jugendinstitut e. V. 2015)

(vaeter.nrw)

 

Text aktualisiert am 10. Juni 2016

Vier Kinder und viel Verantwortung

SPITZENVATER

Was gehört alles zu einem guten Papa? Wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: Christoph Paas aus Köln ist „Spitzenvater des Jahres“. Mit diesem Titel würdigt die Großbäckerei Mestemacher jedes Jahr partnerschaftliche Ehe- und Familienmodelle. An diesem Wochenende hat Christoph Paas den Preis in Berlin entgegengenommen.

vaeter.nrw: Wie entstand die Idee zur Bewerbung?
Christoph Paas : Ich muss gestehen, dass ich bis vor kurzem noch nie etwas von dem Preis gehört hatte... Eine sehr gute Freundin hatte dann die Idee, mich für diesen Preis vorzuschlagen.

vaeter.nrw: Was sind die Faktoren, was wurde von der Jury besonders gelobt?
Christoph Paas : Es geht bei diesem Preis darum, inwieweit man(n) seine Partnerin unterstützt und besonders im Hinblick auf ihr berufliches Weiterkommen den Rücken stärkt. In meinem Fall war wohl entscheidend, dass unser Familienmodell für beide genau gleichberechtigt ist. Keiner sollte beruflich oder privat benachteiligt werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir uns gleichermaßen intensiv um die Kinder kümmern.

vaeter.nrw: Wie sieht denn die Aufgabenteilung im Detail aus?
Christoph Paas : Dafür gibt es bei uns kein klares Konzept. Jeder übernimmt im Prinzip alle Aufgaben. Na ja, vielleicht kaufe ich etwas häufiger ein … Aber das liegt eher daran, dass wir kein Auto besitzen und für einen Sechs-Personen-Haushalt ganz schön große Mengen benötigen. Es gleicht sich aber an anderer Stelle gut aus. Anders ist das mit den Aufgaben, die die Kinder übernehmen. Hier ist es durchaus hilfreich, die Pflichten klar zu benennen, bis sie einen Blick dafür entwickelt haben.

vaeter.nrw: Gibt es Aufgaben, die Sie ungern übernehmen?
Christoph Paas : Ja, unbedingt. Sämtliche Formulare und Korrespondenz, zum Beispiel für das Kinder- oder Elterngeld, gebe ich sehr gerne ab. Allerdings geht es meiner Lebensgefährtin genauso, und so erledigen wir solche Aufgaben am Ende doch gemeinsam.

vaeter.nrw: Und beruflich?
Christoph Paas : Beruflich haben wir das Glück, dass wir durch unsere Selbstständigkeit flexibel reagieren können. Bei Bedarf halten wir uns gegenseitig den Rücken frei. Natürlich klappt das nicht immer reibungslos und manchmal gibt es auch Überschneidungen von Terminen. Da wir unseren und meinen Kindern möglichst viel Zeit einräumen, werden die Arbeitstage eben manchmal abends weitergeführt. Das ist natürlich nicht immer schön und könnte noch verbessert werden. Andererseits kenne ich keine kinderreiche Familie, bei der die Eltern allzu früh schlafen gehen.

vaeter.nrw: Warum haben Sie sich für Ihr Familienmodell entschieden?
Christoph Paas : Bei uns beiden gab es den Wunsch, möglichst viel an der Entwicklung und Erziehung unserer Kinder teilzuhaben. Vier Kinder bedeuten eine große Verantwortung und Aufgabe. Dieser möchten wir so gut wie möglich gerecht werden. Dazu kommt, dass Birgit und ich Berufe ausüben, die wir sehr gerne machen. Also war unsere Entscheidung ziemlich schnell getroffen. Keiner sollte mit seinen Bedürfnissen zu kurz kommen. Weder die Kinder, noch meine Partnerin und ich natürlich auch nicht.

vaeter.nrw: So ein Preis ist auch eine Bestandsaufnahme für die Familie. Wie möchten Sie ihr Modell noch verbessern?
Christoph Paas : Das lässt sich im Moment schwer prognostizieren und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab: zum Beispiel von meiner Auftragslage oder der Entwicklung der Kinder. Ich denke, das Wichtigste ist, aufmerksam und flexibel zu bleiben, um unser Familienmodell immer den jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen.

vaeter.nrw: Was sagen die Kinder zum Preis?
Christoph Paas : Na ja, meine Kleinsten haben es bisher noch nicht kommentiert. Meine 17-jährige Tochter ist zur Zeit für ein Schuljahr in den USA und erfuhr es über eine E-Mail, die sie erstmal für einen Scherz hielt ... Und mein 13-jähriger Sohn nutzt jetzt jede Gelegenheit, um mich bei meinem neuen Titel zu nennen. Ich glaube, alle Vier freuen sich für mich.


Zur Person:

Christoph Paas

Erzählen Sie kurz etwas über sich und ihre Familie.

Ich bin gelernter Orgel- und Harmoniumbauer. Etwa 17 Jahre habe ich in festem Arbeitsverhältnis in den unterschiedlichsten Bereichen dieses Berufs gearbeitet. Seit Ende 2014 habe ich in Köln meine eigene Werkstatt, in der ich mich der Herstellung und Restaurierung von Handzuginstrumenten widme, genauer: von Bandoneons. Meine Lebensgefährtin Birgit arbeitet seit 10 Jahren als selbstständige Illustratorin und Grafikerin. Gemeinsam haben wir zwei Töchter, die jüngere ist gerade ein Jahr alt geworden, die ältere wird drei im April. Zwei weitere Kinder im Alter von 13 und 17 Jahren habe ich mit in die Beziehung gebracht. Zusammen leben wir in Köln.

(vaeter.nrw)

                                                                                                                                                                                                                                Text aktualisiert am 31. Mai 2016

Themen Vier Kinder und viel Verantwortung

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Mehr Gleichberechtigung, mehr Flexibilität

ElterngeldPlus – was ändert sich für Väter?

Schon mit dem bisherigen Elterngeld sollten Eltern leichter – ganz oder teilweise – auf eine Erwerbstätigkeit nach der Geburt verzichten können, um mehr Zeit für ihr Kind zu haben. In der Praxis war es für die Väter aber oft noch schwierig, beim Arbeitgeber eine längere Elternzeit durchzusetzen. Und eine wirklich gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbsarbeit und Familienaufgaben hat sich mit dem bisherigen Elterngeld nicht wirklich gel...

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Verschlungene Pfade zur Familiengründung

Kinderwunsch und Wirklichkeit

Viele alte Vorstellungen von Geschlechterrollen wurden in den letzten Jahren über Bord geworfen. Doch Veränderungen bringen auch Schwierigkeiten. Väter und Mütter müssen ihre Rollen neu definieren und ein neues Selbstverständnis finden. Mit ihrer veränderten Position konfrontiert, schrecken viele Männer vor der übergroß erscheinenden Verantwortung einer Vaterschaft zurück.