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Gleichstellung

"Vätern Mut machen, dass auch eine längere Elternzeit organisierbar ist"

4 Fragen an ... Lena Mevissen, Gleichstellungsreferentin, RWTH Aachen

Während männliche Karrierenetzwerke oft zu finden sind, vernetzen sich Väter untereinander eher selten. Lena Mevissen berichtet im Interview, wie sich das Thema Väterarbeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt hat. Die Gleichstellungsreferentin regt Väter an, ihre Sorgen in puncto Karriereknick über Bord zu werfen und stattdessen ihre Wünsche in Sachen Vereinbarkeit im Team und mit Vorgesetzten zu kommunizieren.
vaeter.nrw: Frau Mevissen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist an der RWTH Aachen ein wichtiges Thema. So gibt es unter anderem auch einen Väterbeauftragten, Herrn Queck. Welche Aufgaben übernimmt er? Welche Themen soll er an der Hochschule voranbringen?Lena Mevissen: Herr Queck ist seit etwa zwei Jahren als ehrenamtlicher Väterbeauftragter tätig. Er hat nach der Geburt seiner Tochter Elternzeit genommen und eine Zeit lang in Teilzeit gearbeitet. Interessierte können sich direkt an ihn wenden, nach seinen Erfahrungen fragen und sich mit ihm austauschen. Herr Queck kann beispielsweise berichten, wie er seine Elternzeit innerhalb seines Teams kommuniziert und organisiert hat und hilfreiche Tipps geben. So kann er Vätern Mut machen, seine positiven Erfahrungen aus der Elternzeit weitergeben und zeigen, dass auch eine längere Elternzeit organisierbar ist. Für eine ausführliche Beratung zu Elternzeit, Elterngeld und Kinderbetreuung können sich die Beschäftigten dann an den Familienservice der RWTH wenden.
vaeter.nrw: Im Rahmen der familiengerechten Hochschule wollen Sie Väter, die eine aktivere Rolle im Leben ihrer Kinder übernehmen möchten, unterstützen. Wie erreichen Sie die Väter, sodass eine aktive Zusammenarbeit entsteht? Lena Mevissen: Bereits seit 2011 bieten wir jedes Semester Vater-Kind-Aktionen für RWTH-Beschäftigte an. Da ist von Waldwanderungen über Besuche in der Sternwarte oder auf dem Flugplatz bis hin zu Drachen bauen für alle etwas dabei. Die Väter erhalten nicht nur die Möglichkeit, etwas Tolles mit ihren Kindern zu unternehmen, sondern können sich auch untereinander austauschen. Darüber hinaus führen wir Workshops zum Thema Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium und Familie für (werdende) Väter durch, in denen sie Tipps erhalten, wie eine Elternzeit gegenüber Vorgesetzten kommuniziert und eigene Wünsche umgesetzt werden können. Auch hier können die Väter sich austauschen sowie Probleme und Möglichkeiten diskutieren. Und natürlich haben die Männer und Väter jederzeit die Möglichkeit, Vorschläge und Wünsche für Workshops oder Aktionen zu äußern.
vaeter.nrw: Welche Hürden gilt es in der Väterarbeit zu überwinden?Lena Mevissen: Die traditionelle Rollenverteilung ist noch stark verbreitet. Die meisten Mütter arbeiten Teilzeit, die meisten Väter Vollzeit. Dabei belegen diverse Studien, dass diese Aufteilung keineswegs den Wünschen der meisten Eltern entspricht. Mütter würden gerne mehr, Väter weniger arbeiten. Zudem ist beim Thema Elternzeit der Großteil der Väter noch etwas zurückhaltend. Zwar nehmen immer mehr Männer Elternzeit, aber eben nur etwas mehr als 20 % und meistens nur zwei Monate. Mich wundert, dass Männer, die sonst im Job sehr selbstbewusst sind und hohe Forderungen stellen, beim Thema Elternzeit schon einknicken, wenn die Vorgesetzten auch nur andeuten, dass das schwierig werden könnte. Väter haben oft Angst vor einem Karriereknick, wenn sie länger Elternzeit nehmen - und diese Angst ist leider nicht immer unbegründet. Die zwei „Vätermonate“ werden weitgehend akzeptiert, eine längere Auszeit von Vätern trifft bei vielen Führungskräften oft noch auf Unverständnis. Ich persönlich kann das nicht verstehen, denn eine Elternzeit wird vorher bekanntgegeben und lässt sich daher organisieren. Wenn sich hingegen ein Kollege zum Beispiel plötzlich das Bein bricht und längere Zeit ausfällt, muss von heute auf morgen die Arbeit umverteilt werden – ohne Vorlaufzeit. Und selbst das klappt in der Regel immer. Zudem erkennen viele Vorgesetzte nicht, dass während einer Elternzeit Kompetenzen gewonnen werden, die auch im Beruf nützlich sein können. Ein weiteres Thema ist die Vernetzung. Während männliche Karrierenetzwerke sehr oft zu finden sind, vernetzen sich Väter untereinander eher selten. Bei Frauen ist das eher umgekehrt: Mütter lernen sich in Spielgruppen und auf Spielplätzen kennen, treffen sich, tauschen sich aus; beim Netzwerken für die eigene Karriere müssen Frauen jedoch noch mehr tun, um verstärkt in Führungspositionen zu gelangen.
vaeter.nrw: Was möchten Sie in den nächsten Jahren für Väter und mit Vätern erreichen?Lena Mevissen: Zum einen wünschen wir uns mehr Verständnis und Unterstützung von Seiten der Führungskräfte, zum anderen mehr Mut von Seiten der Väter, die eigenen Wünsche durchzusetzen. Es wäre schön, wenn insbesondere unter den Führungskräften mehr Männer Elternzeit nehmen würden. Letztendlich sollte die Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Aufteilung der Elternzeit zwischen Frauen und Männern führen und familiäre Auszeiten sollten selbstverständlich sein – unabhängig vom Geschlecht.
Zur Person:

Lena Mevissen

Lena Mevissen ist Referentin im Gleichstellungsbüro der RWTH Aachen.   Die RWTH Aachen gehört mit ihren 260 Instituten in neun Fakultäten zu den führenden europäischen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Über 45.500 Studierende sind in 152 Studiengängen eingeschrieben, davon rund 8.500 internationale Studierende aus 128 Ländern. Die RWTH Aachen ist die größte Arbeits- und Ausbildungsstätte der Region, 9.264 Menschen arbeiten an der Hochschule (Stand 31.12.2016). Von den Beschäftigten sind rund 67 Prozent männlich. Die RWTH Aachen ist seit 2009 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.  

Verstärkte Anstrengungen für die Gleichstellung von Frauen und Männern

Der Girls‘ und Boys‘ Day, der Mädchen und Jungen Einblicke in für sie eher untypische Berufe ermöglicht, wird ausgeweitet. Ein Tag reiche nicht aus, um die Berufswahl zu verändern. Das berichtete Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach als einen Punkt der Arbeit der neuen Landesregierung bis 2022.
Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung teilt mit: Der Girls‘ und Boys‘ Day, der Mädchen und Jungen Einblicke in für sie eher untypische Berufe ermöglicht, wird ausgeweitet. Ein Tag reiche nicht aus, um die Berufswahl zu verändern. Das berichtete Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach als einen Punkt der Arbeit der neuen Landesregierung bis 2022. In einer kleinen Regierungserklärung im Landtagsausschuss für Gleichstellung und Frauen bedauerte die Ministerin, dass nach wie vor Jungen und Mädchen ihre beruflichen Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Obwohl es mehr als 300 anerkannte Ausbildungsberufe gibt, wählt mehr als die Hälfte der Mädchen aus nur zehn verschiedenen Berufen im dualen System aus. Immer noch ist etwa die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement außerordentlich begehrt. Bei Jungen steht die Lehre zum Kraftfahrzeugmechatroniker an erster Stelle. In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit in Bielefeld sowie in Abstimmung mit anderen Ministerien wird nun ein neues Format entwickelt, wie das Interesse der Jugendlichen verbreitert werden kann.   Folgende weitere Schwerpunkte kündigte Ministerin Scharrenbach an:
  • Ein Altas zur Gleichstellung von Frauen und Männern wird jetzt erarbeitet, um damit ein Instrument zur Information, Dokumentation und Kontrolle der Gleichstellungspolitik nutzen zu können. Die Gleichstellungsberichte, die bisher  in allen Ministerien verfasst wurden, sollen in eine Zusammenfassung münden. Ein Gesamtbericht werde eine „zielgerichtete Weiterentwicklung“ in Gang setzen.  
  • In Abstimmung mit der NRW-Arbeitsagentur wird eine verbesserte Frauenförderung angestrebt, denn der Anteil von Frauen, die in Teilzeit arbeiten, sei unverändert hoch. Es gebe zunehmend junge Frauen ohne beruflichen Bildungsabschluss, so dass später die Altersversorgung gefährdet sein könnte. „Die Kette im Erwerbsleben wird häufig unterbrochen“, wies die Ministerin darauf hin, dass die Chancen auf den beruflichen Wiedereinstieg verbessert werden müssen.  
  • Neben einer soliden Förderung für die landesweit 62 Frauenhäuser setzt die Ministerin im Kampf für Schutz und Hilfe bei Gewalt gegen Frauen und Männer auf die Beteiligung des Landes an einer Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes Niedersachsen ab 2019. Gemeinsam mit dem Innenministerium und dem Landeskriminalamt sollen Informationen zu Hintergründen von Gewalt gegen Frauen erarbeitet werden, um damit Grundlagen für weitere Maßnahmen entwickeln zu können.
Quelle: Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen

Ein schwieriges Geschäft: Windelwechsel unterwegs

Väter auf der Suche nach öffentlichen Wickelplätzen

Das Baby hat die Windeln voll und muss dringend gewickelt werden. Für Mütter keine große Sache: Ein Wickelplatz findet sich auf fast allen Damentoiletten. Für Väter dagegen kann sich eine volle Windel unterwegs zu einem echten Problem auswachsen.
Wickelplätze auf Herrentoiletten sind noch immer die Ausnahme – und die Damentoilette dürfen Männer nicht benutzen. Was also tun als wickelnder Vater? Der Überblick von vaeter.nrw liefert sichere und saubere Tipps für dringende Geschäfte.

Wichtig für die Gleichberechtigung: Wickelplätze für alle

Die USA sind auf dem Weg zur Wickel-Gleichberechtigung bereits ein großes Stück weiter: Der im Jahr 2016 verabschiedete Bathrooms Accessible in Every Situation Act – kurz BABIES-Act – schreibt gesetzlich vor, dass in jedem öffentlichen staatlichen Gebäude in den USA Wickeltische in den Toilettenräumen zur Verfügung stehen müssen, zugänglich für Frauen und Männer. Was nach einer vermeintlichen Kleinigkeit aussieht, ist für Fachleute ein wichtiger Schritt hin zu mehr Familienfreundlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit.

Sauber und sicher – die besten Wickelplatz-Tipps

In Deutschland sind  entsprechende Regelungen noch nicht in Sicht. Doch auch hierzulande hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Väter, die alleine mit Babys und Kleinkindern unterwegs sind, sind keine Randerscheinung mehr. Öffentliche Einrichtungen und Geschäfte stellen sich zunehmend auf diese Entwicklung ein. Hier finden sich (fast immer) für Väter zugängliche Wickelplätze:
  • Viele Geschäfte, Kaufhäuser und Einkaufszentren haben geschlechtsneutrale Wickelräume eingerichtet. Auf Nachfrage erhalten Eltern hier häufig auch kostenlose Windeln und die nötigen Pflegeprodukte.
  • Drogeriemärkte: Verschiedene Drogerieketten bieten in ihren Filialen öffentliche Wickelplätze inklusive Windeln und Pflegeprodukten. Der Vorteil: Die Geschäfte finden sich fast überall in der Stadt. Der Nachteil: Man wickelt häufig mitten im Laden unter den Blicken anderer Kunden.
  • Öffentliche Gebäude: Ämter, Universitäten oder Gerichte bemühen sich im Rahmen von Gleichstellungskonzepten darum, Wickelplätze einzurichten, die von Vätern ebenso wie von Müttern genutzt werden können. Häufig befinden sich diese im Vorraum der Damentoilette. Ein entsprechender Hinweis an der Tür erlaubt dann auch Vätern den Zutritt.
  •  Hilfreich sind Webseiten und Apps, auf denen neben zahlreichen anderen kinderfreundlichen Orten auch Wickelplätze eingezeichnet sind, wie zum Beispiel daipa.de und babyplaces.de.

Vorbereitet auf alle Fälle: Was immer im Gepäck sein sollte

Kein richtiger Wickelplatz in Sichtweite? Viele Väter wickeln in solchen Situationen auf Parkbänken, Wiesen oder auch in der Nische in einem Café. Wichtig ist es hier, auf die Sicherheit des Kindes zu achten: Von einer Bank kann ein Baby noch viel schneller herunterfallen als von einem Wickeltisch. Entsprechend umsichtig sollte gewickelt werden – Feuchttücher und die frische Windel müssen unbedingt vorher griffbereit gelegt werden, um dann ohne Ablenkung wickeln zu können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Hygiene: (Einweg-)Wickelunterlagen und eine Decke leisten beim Windelwechsel unterwegs gute Dienste und sollten deshalb immer mit in die Wickeltasche gepackt werden.