Vater ist, das was du draus machst!
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interkulturelle Väterarbeit

Aktive Väter: Fußball als gemeinsamer Nenner

Väterarbeit im Familienzentrum „City Kids“ in Düren

Wie schaffen wir es, Väter besser in den Kita-Alltag und unsere Elternarbeit einzubinden? Stefano Pingitore, Erzieher im Familienzentrum „City Kids“ in Düren, suchte eine Antwort auf diese Frage und fand die Lösung über den Sport: mit Fußball! Im Gespräch mit vaeter.nrw berichtet der engagierte Mitarbeiter der städtischen Einrichtung von den anfänglichen Hürden und heutigen Erfolgen in der Väterarbeit.
vaeter.nrw: Herr Pingitore, das Familienzentrum „City Kids“ in Düren steht für herausragende Arbeit im Bereich der vorurteilslosen Bildung und Erziehung für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Wie können wir uns Ihre Arbeit genau vorstellen?Stefano Pingitore: Mein Beitrag zur vorurteilslosen Bildung und Erziehung der Kinder – und ebenfalls der aller anderen pädagogischen Fachkräfte in unserer Kita – spiegelt sich in der täglichen pädagogischen Arbeit wider. Dieses Selbstverständnis setzt sich auch in der Elternarbeit fort. Über die Jahre ist so eine vertrauensvolle Basis entstanden, auf der wir – über den üblichen Kita-Alltag hinaus – weitere Projektaktivitäten etablieren konnten, wie zum Beispiel unsere Vätergruppe.
vaeter.nrw: Kinder- und Elternarbeit greifen im pädagogischen Alltag ineinander. Wie binden Sie speziell Väter in diese Elternarbeit ein?Stefano Pingitore: Die meisten Väter der Kinder, die unsere Kita besuchen, sind berufstätig. Das Bringen und Abholen der Kinder wird deshalb – wie vielerorts – hauptsächlich von den Müttern übernommen. Die Väter sind somit eher selten in der Kita anzutreffen. So war es zunächst nicht leicht, die Väter in die pädagogische Arbeit einzubeziehen. Anfangs habe ich versucht, Väter für Gestaltungs- und Backangebote zu gewinnen. Die Väter fühlten sich jedoch von dieser Angebotsreihe nicht angesprochen und reichten die Termine direkt an die Mütter weiter. Schließlich habe ich eine neue Herangehensweise ausprobiert und mir überlegt, über welche Interessensbereiche ich auf die Väter als Männer zugehen kann. Das Ergebnis, das sich herauskristallisiert hat: Unser gemeinsamer Nenner ist Fußball. Seit wir diesen gemeinsamen Ausgangspunkt haben, finden mindestens zweimal jährlich Fußballspiele mit unseren Vätern gegen eine Mannschaft aus der Umgebung statt. Die Spiele sind tolle Ereignisse, bei denen die ganze Familie zuschauen kann. Durch die gemeinsame Begegnung beim Sport ist eine neue Beziehungsebene zu und zwischen den Vätern entstanden. Der Austausch zwischen allen Beteiligten ist intensiver geworden: Die Väter sind präsenter, es finden viel mehr Gespräche statt und, wenn es im Gespräch gerade um Fußball geht, sind inzwischen auch die Erzieherinnen mit großem Interesse dabei. Insgesamt sind die Väter jetzt besser in den Kita-Alltag eingebunden und ihre Teilnahmequote an anderen Angeboten wie zum Beispiel zur pädagogischen Arbeit, bei Gestaltungs- oder Kochaktionen ist von fünf Prozent auf 20 Prozent gestiegen.
vaeter.nrw: Wie gestalten Sie im Familienzentrum den kulturübergreifenden Austausch?Stefano Pingitore: Kurz vorab: Bei uns im Haus haben wir circa 80 Familien unterschiedlicher Kulturen mit knapp 100 Kindern. Als Familienzentrum arbeiten wir mit verschiedenen Kooperationspartnern und -partnerinnen zusammen, um unsere Angebote möglichst vielfältig zu gestalten und den Austausch untereinander zu fördern. Zum Beispiel stellt der Fußballverein Viktoria Birkesdorf für unsere Väter-Spiele die gegnerische Mannschaft. Für das nächste Jahr planen wir gemeinsam mit Viktoria Birkesdorf ein Kinder-Fußballturnier mit Mannschaften aus den über 50 Kitas im Landkreis. Wir hoffen, dass sich viele Kita-Mannschaften beteiligen und dass diese Veranstaltung auch viele Väter und Mütter anzieht, um ihren Nachwuchs kräftig anzufeuern. Ein wunderbarer Nebeneffekt: Die Väter (Eltern) können sich vor, während und nach den Spielen kennenlernen und austauschen. Des Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit einem Dürener Verein, der sich für Menschen mit Beeinträchtigung engagiert und seinen Sitz gleich neben unserem Familienzentrum hat. Gemeinsam veranstalten wir jährlich ein Vater-Kind-Treffen. Väter aus unserer Kita und ihre Kinder treffen sich mit den Kindern und Vätern der Dürener Einrichtung. Der Tag ist als Spieletag konzipiert. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Schach, Dart, Tischkicker und vieles mehr. Nach demselben Prinzip findet einmal jährlich ein Mutter-Kind-Treff statt. Dabei steht das gemeinsame Kochen und Backen im Mittelpunkt. Von Beginn an kamen diese Veranstaltungen bei allen sehr gut an.
vaeter.nrw: Wie lösen Sie in der Väter-/Elternarbeit das Thema „viele Kulturen, viele Sprachen“?Stefano Pingitore: Unsere circa 80 Familien kommen aus mehr als 20 verschiedenen Herkunftsländern, da kann es nur eine gemeinsame Sprache geben und das ist Deutsch. Kommunikation ist sonst nicht möglich. Das merken wir auch bei den Väteraktionen. Auch wenn man vielleicht zwei, drei Männer mit gleicher Herkunftssprache trifft – sobald es ein Treffen in größerer Runde gibt, wie zum Beispiel bei einem Fußballspiel, ist Deutsch die einzige gemeinsame Kommunikationsmöglichkeit. Die Väter haben das Thema auf den Punkt gebracht und ein Schlagwort geprägt: „Fußball verbindet“. Wenn Fußball gespielt wird, dann spielen Alltagsproblematiken, Religionsunterschiede, verschiedene Denkweisen keine Rolle mehr. Es wird einfach 90 Minuten Fußball gespielt.
vaeter.nrw: Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Arbeit? Was motiviert Sie besonders? Stefanoe Pingitore: Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt hauptsächlich bei den Kindern. Die Aktionen, die ich hier im Familienzentrum ins Leben gerufen habe, dienen immer dem Wohl der Kinder. Es ist also nicht so zu verstehen, dass ich während meiner Arbeitszeit immer nur Fußballspielen gehe. Es ist das Kommunikationsmittel, das zu den Vätern führt – meiner Meinung nach ein Pluspunkt zum Wohle der Kinder. Für die pädagogische Arbeit ist es wesentlich, dass Väter und Mütter eingebunden sind. Mein Ziel ist es, die Arbeit mit beiden Elternteilen zu fördern und das Kind dabei in den Mittelpunkt zu stellen.
vaeter.nrw: Was wünschen Sie sich für die interkulturelle Väterarbeit in NRW?Stefano Pingitore: Ich wünsche mir mehr Aktionen, die über unser jetziges Angebot hinausgehen. Ideen dafür habe ich, aber es ist nicht so leicht, diese umzusetzen. Denn, wie wir gesehen haben, müssen sich Väter von den Angeboten auch angesprochen fühlen. Hinzu kommt, dass der Zeit- und Kostenfaktor stimmen muss, damit wir mit Vätern und Kindern entsprechende Aktivitäten durchführen können. Vereine bieten zwar viele Möglichkeiten, allerdings häufig zu Uhrzeiten, zu denen die Väter arbeiten. Aber wie wir sehen: Beim Fußball hat’s geklappt, und vielleicht finden wir weitere gemeinsame Nenner für Väter und Kinder, die allen Freude bereiten.
Zur Person:

Stefano Pingitore

Stefano Pingitore arbeitet seit 18 Jahren als Erzieher und systemischer Berater in der städtischen Kindertageseinrichtung „City Kids“ in Düren. Die Kita, die zum Familienzentrum ausgebaut ist, hat sich als Ziel gesetzt, die Persönlichkeit der Kinder in engem Austausch mit den Eltern ganzheitlich zu fördern. „City Kids“ trägt das Gütesiegel „Anerkannter Bewegungskindergarten des Landessportbundes NRW“, nimmt am Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ teil, ist interkulturell orientiert und als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert.

Themen Aktive Väter: Fußball als gemeinsamer Nenner

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Mit intensiver Beziehungsarbeit das Interesse der Väter gewinnen

Gespräch mit Ahmet Sinoplu, Geschäftsführer „Coach e.V.“, Köln

Seit 14 Jahren setzt sich „Coach e.V.“ erfolgreich für Chancengerechtigkeit, Bildung, Teilhabe und Integration junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein. Die Väter- und Elternarbeit ist wichtiger Schwerpunkt des Angebots. Geschäftsführer Ahmet Sinoplu beschreibt im Gespräch mit vaeter.nrw den fachlichen Rahmen der Väterprojekte.

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Väter auf der Flucht

Gastbeitrag

„Neue Zeiten bringen neue Ideen und machen neue Kräfte mobil.“ Dieser Satz stammt von Marie Juchacz, der Begründerin der AWO. Die unzähligen Kriegsversehrten, Witwen, Waisenkinder, Arbeitslosen und Flüchtlinge des Ersten Weltkrieges ließen sie aktiv werden und eine Gemeinschaft organisieren, in der Bedürftige sich gegenseitig solidarisch helfen. – Ein Gastbeitrag von Ataman Yildirim, Interkulturelle Väterarbeit NRW

Mit intensiver Beziehungsarbeit das Interesse der Väter gewinnen

Gespräch mit Ahmet Sinoplu, Geschäftsführer „Coach e.V.“, Köln

Seit 14 Jahren setzt sich „Coach e.V.“ erfolgreich für Chancengerechtigkeit, Bildung, Teilhabe und Integration junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein. Die Väter- und Elternarbeit ist wichtiger Schwerpunkt des Angebots. Geschäftsführer Ahmet Sinoplu beschreibt im Gespräch mit vaeter.nrw den fachlichen Rahmen der Väterprojekte.
vaeter.nrw: Herr Sinoplu, worauf fußt der Erfolg Ihrer Arbeit? Welche Herausforderungen begegnen Ihnen dabei, welche Erfahrungen machen Sie?Ahmet Sinoplu: Coach e.V. bietet neben den verschiedenen Angeboten für Jugendliche und Mütter auch Projekte für Väter an, die sich für ihre Kinder engagieren, weiterbilden und weiterentwickeln wollen. Ihnen allen ist das Wohl ihrer Kinder eine Motivation, an den verschiedenen Angeboten zu partizipieren. So unterschiedlich ihre Kinder sind, so divers sind auch die Väter mit ihren vielfältigen Erfahrungen und Ressourcen. Doch es gibt oft eine besondere und verbindende Gemeinsamkeit: die (eigene) Erfahrung mit Migration und deren Auswirkungen. Dazu gehört unter anderem auch der Umgang mit Rassismus und Diskriminierung. Eine wichtige Voraussetzung für die Beratungs- und Einzelarbeit mit den Vätern ist der wertschätzende Umgang, wodurch auch eine intensive Beziehung aufgebaut werden kann, um die Väter für die Gruppenangebote zu gewinnen. Die Gruppenarbeit bietet Raum für einen intensiven Austausch über sensible Themen sowie eine gegenseitige Stärkung. Um den Familien und insbesondere den Kindern helfen zu können, ist es erforderlich, auch die Väter intensiv zu unterstützen, ihre Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, so dass es ihnen gelingt, Erziehungsaufgaben besser wahrzunehmen, ihre Kinder in der Kindertagesstätte, in der Schule bzw. beim Übergang in Beruf/ Studium und somit in ein eigenverantwortliches Leben zu begleiten. Für eine nachhaltige und ressourcenorientierte Väterarbeit ist es hilfreich, vorhandene Erziehungsmuster, Sozialisationswege und Schwierigkeiten der Väter zu erfragen. An diesem Ausgangspunkt setzten wir mit unseren Väterprojekten an. Wir bemühen uns durch flexible Angebotsstrukturen auch Väter für unsere Arbeit zu gewinnen, die aufgrund von beruflichen und familiären Verpflichtungen nur wenig Zeit haben, um regelmäßig und verbindlich an Aktionen teilzunehmen. Darüber hinaus bieten wir unsere Angebote mehrsprachig an.
vaeter.nrw: In welchen Projekten und in welchem Kontext binden Sie Väter konkret in Ihre Arbeit ein?Ahmet Sinoplu: Unsere Angebote sind vielfältig, interaktiv und bieten Vätern eine abwechslungsreiche Alternative zum beruflichen und familiären Alltag. Die Väterarbeit bietet einen besonderen, mehrsprachigen Raum für Väter, die neben ihrer Rolle als Väter auch andere Themen und Rollen reflektieren und (er)leben können. Neben themenorientierten Projekten und Diskussionen finden auch freizeitpädagogische Aktivitäten, Reisen zur politischen Bildung, aber auch Seminare zu Themen wie z. B. der eigenen Gesundheit, dem Umgang mit Demenz oder Tod in der Familie etc. statt.Die Arbeit in der Vätergruppe bietet einen niedrigschwelligen Raum, um gemeinsame Erfahrungen auszutauschen und abzugleichen. Auf dieser Grundlage bauen sich Schwellen- und Berührungsängste ab, da die eigenen Fragen und Unsicherheiten geteilt werden und nicht als lose Einzelschicksale wahrgenommen werden. Auf diese Weise erwächst Solidarität, gegenseitige Anteilnahme und das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Gleichzeitig können festgefahrene Handlungs- und Verhaltensmuster im Austausch mit Betroffenen in ähnlichen Situationen dahingehend hinterfragt werden, dass Alternativen angeboten werden können. Der wohl wichtigste Effekt der Gruppentreffen besteht darin, dass sich die angesprochenen Väter als eigenverantwortliche und mit Handlungskompetenzen ausgestattete Personen verstanden fühlen. Die Gruppe ist ihr geschützter Raum, in welchem sie die gruppenbezogenen Interaktionen bewirken und bedingen.
vaeter.nrw: Was verbindet Väter über die Kulturen, Religionen, Herkunftsländer hinweg?Ahmet Sinoplu: Bei allen Vätern ist gleich, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen und in der Regel auch versuchen, das Beste für ihre Kinder zu tun. Das ist eine Gemeinsamkeit, die ermöglicht, verschiedene Väter mit diversen Biographien zusammenzubringen. Auch können unterschiedliche Herausforderungen des familiären und beruflichen Alltags verbindende Elemente sein. Das können aus unseren Erfahrungen heraus z. B. auch folgende Themen sein:
  • die Auseinandersetzung mit eigenen Erziehungserfahrungen und -vorstellungen im Vergleich zu der eigenen Sozialisation mit Vorbildern der Elterngeneration sowie die Auseinandersetzung mit alternativen Erziehungsvorstellungen,
  • Kommunikationsschwierigkeiten im familiären Alltag oder auch in der Ehe/ Partnerschaft,
  • der Umgang mit den eigenen Kindern mit Blick auf die eigenen Bildungserfahrungen und Bildungswege im Vergleich zu den Möglichkeiten und Anforderungen der aktuellen Bildungsmöglichkeiten,
  • die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Auch Vater-Kind-Aktionen können hilfreich sein, Väter für verschiedene Aktivitäten zu gewinnen und mit ihnen einen besonderen Raum für einen nachhaltigen Austausch zu kreieren.
vaeter.nrw: Aus Ihrer langjährigen Erfahrung betrachtet: Was ist der wichtigste Ansatzpunkt, damit Väter miteinander ins Gespräch kommen?Ahmet Sinoplu: In vielen pädagogischen Konzepten und Zielen werden Respekt, Wertschätzung und Anerkennung als Grundlagen beschrieben. Jedoch bleiben diese Ziele nur Lippenbekenntnisse, wenn diese Haltung nicht gelebt und auch in pädagogischen und politischen Strukturen umgesetzt werden kann. Eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit Themen wie Diversität, Diskriminierung und gesellschaftlichen Machtverhältnissen kann die Anerkennung von Diversität sowie das Engagement gegen Ausgrenzungs- und Diskriminierungsmechanismen fördern.Dies wäre in allen (Väter-)Projekten wünschenswert, insbesondere auch bei denen, wo es zunächst keine Verbindung zu diesen Themen zu geben scheint. Dann wird es auch leichter möglich, verschiedene Väter mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Biographien zusammenzubringen. In unserer Arbeit stellen darüber hinaus Einzelberatungen und Beziehungsarbeit ein unverzichtbares Element dar. Einerseits treten immer wieder Bedürfnislagen und Fallkonstellationen auf, die von den Vätern als zu intim erachtet werden, um diese im Gruppenkontext zur Sprache zu bringen. Andererseits kann im Zusammenspiel aus Einzelberatung und Gruppenarbeit gewährleistet werden, dass ein erweiterter Beratungsbedarf, der sich innerhalb der Gruppenarbeit abzeichnet, aufgegriffen wird, oder dass im umgekehrten Fall eine Einzelberatungssituation zur Akquise neuer Väter führen kann. Insbesondere die intensive Beziehungsarbeit – auch durch zahlreiche Tür- und Angel-Gespräche – ermöglicht uns, Väter für diverse Gruppenprojekte zu gewinnen.
vaeter.nrw: Was wünschen Sie sich für die interkulturelle Väterarbeit in NRW?Ahmet Sinoplu: Interkulturelle Väterarbeit in NRW sollte sich zum Ziel setzten, Akteure im Bereich der Väterarbeit bei der Mitgestaltung, beim Ausbau und bei der Umsetzung von neuen Projektideen zu begleiten und zu unterstützen, um so die Ausgestaltung von Väterarbeit im nordrhein-westfälischen Raum voranzutreiben. Dabei können und sollen bereits begonnene Projekte als Grundlagen dienen. Für Initiatoren von Väterarbeit besteht hier ein nicht zu unterschätzender Gestaltungsspielraum für neue Konzepte und zur Erweiterung der eigenen Handlungsmöglichkeiten. Weiterhin sollen nachhaltig Kommunikationsprozesse in Gang gesetzt und stabile Netzwerke geschaffen werden. Für zukünftige Projektvorhaben stehen wir sehr gerne zur Verfügung und bringen uns mit all unseren Expertisen ein.
Zur Person:

Ahmet Sinoplu

Ahmet Sinoplu ist Geschäftsführer von Coach e.V., der Kölner Initiative für Bildung und Integration junger Migranten. Als ausgebildeter Diplom-Sozialarbeiter sowie Trainer und Coach für rassismuskritische und diversitätsbewusste (internationale) Bildungsarbeit ist er gemeinsam mit den Vorständen Mustafa Bayram und Christian Gollmer verantwortlich für die Väterarbeit im Verein.  

Themen Mit intensiver Beziehungsarbeit das Interesse der Väter gewinnen

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Väter auf der Flucht

Gastbeitrag

„Neue Zeiten bringen neue Ideen und machen neue Kräfte mobil.“ Dieser Satz stammt von Marie Juchacz, der Begründerin der AWO. Die unzähligen Kriegsversehrten, Witwen, Waisenkinder, Arbeitslosen und Flüchtlinge des Ersten Weltkrieges ließen sie aktiv werden und eine Gemeinschaft organisieren, in der Bedürftige sich gegenseitig solidarisch helfen. – Ein Gastbeitrag von Ataman Yildirim, Interkulturelle Väterarbeit NRW

Wir müssen uns kennenlernen

Interkulturelle Väter- und Männerarbeit in Köln

Der „Väter-Club“ in Köln bietet seit vielen Jahren türkischsprachigen Männern ein Kursprogramm, in dem sie sich unter fachkundiger Begleitung über verschiedene Themen wie mehrsprachige Erziehung, ihre Rolle als Väter, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und vieles mehr austauschen können.
Seit rund zehn Jahren arbeitet der erfahrene Sozialarbeiter, Coach und Erzieher Münir Çağlıyan im Rahmen des Kursprogramms „Väter-Club“ im Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V.  (BFmF) mit muslimischen Vätern türkischer Herkunft zusammen. Eine feste Gruppe von acht bis zehn Männern trifft sich pro Durchgang an 18 Sonntagen für jeweils 4,5 Stunden im Kölner Stadtteil Neuehrenfeld und setzt sich intensiv mit verschiedensten Themen rund um Vaterschaft, Ehe und Familienleben auseinander. „Es geht hier nicht darum, dass man zusammenkommt und Kaffeeklatsch macht. Dafür können die Männer auch in die Kaffeehäuser gehen“, erläutert der langjährige Väter-Coach. „Wir wollen etwas erreichen: Wir wollen uns intensiv mit unserem Leben beschäftigen, diskutieren und uns auch an die kritischen Fragen wagen.“ Denn wer mit sich und seinen verschiedenen Rollen als Ernährer, Ehemann, Vater, Sohn etc. im Reinen sei, der könne auch offen und unvoreingenommen auf andere zugehen. Diese Fähigkeit sieht Münir Çağlıyan als Voraussetzung dafür, das Verständnis zwischen den unterschiedlichen Kulturen weiter auszubauen und zu stärken. Besonderen Wert legt er deshalb auf die Bereitschaft der Teilnehmer, sich aktiv in den Kurs einzubringen. Das Engagement lohnt sich: Am Ende winkt eine Dankes-Urkunde für den intensiven Einsatz, mit dem die Väter den Kurs mitgestaltet haben. Das Programm basiert auf dem personenzentrierten Ansatz nach Carl Rogers und umfasst zum Beispiel Diskussionsrunden, Rollenspiele und Entspannungsübungen, genauso wie Ausflüge, Bastelstunden sowie Kaffee- und Teezeiten.

Muttersprache als Türöffner

Ursprünglich sollte das Kursprogramm in deutscher Sprache stattfinden, um damit muslimische Väter unterschiedlichster Herkunftsländer zu erreichen, also beispielsweise Männer aus Nordafrika, der Türkei oder von der arabischen Halbinsel. Es zeigte sich jedoch bald, dass die Teilnehmer mit sehr unterschiedlichen Deutschkenntnissen in den Kurs kamen. Münir Çağlıyan stellte während der ersten Treffen fest: Wer über seine Sorgen, familiären Themen oder emotionalen Eindrücke sprechen möchte, schafft dies besser in seiner Muttersprache. „Und genau darum geht es im ‚Väter-Club‘.“ Da die größte Gruppe an Interessierten damals wie heute aus der Türkei stammt, wird der Kurs seither in türkischer Sprache abgehalten.

Ansprache von Vätern und Teilnehmerakquise

Aufmerksam auf den „Väter-Club“ werden die Männer über verschiedene Wege. Einer davon führt über die Familienberatung, die ebenfalls im BFmF angeboten wird. Neben seiner Väterarbeit unterstützt Münir Çağlıyan dort als Berater muslimische Paare, die sich mit Problemen in der Partnerschaft oder Erziehung an ihn wenden. Scheint der „Väter-Club“ für einen der Männer zu passen, so spricht ihn der engagierte Sozialarbeiter im Paargespräch gezielt darauf an. Die Paarberatung und die gleichzeitige Teilnahme des Mannes am „Väter-Club“ ergänzen sich optimal: Die Partnerin ist weiter miteinbezogen, sie kann die Entwicklung ihres Ehemannes verfolgen und gemeinsam können beide ihre familiären Fortschritte beschreiben. Ein weiterer Kontaktpunkt sind die ebenfalls im BFmF stattfindenden „Väter-Treffs“ unter Leitung von Münir Çağlıyan. Die offene Gesprächsrunde lädt zum lockeren Austausch über familien- und erziehungsrelevante Themen ein und führt bei entsprechendem Interesse auch immer wieder zum Einstieg einzelner Männer in den „Väter-Club“. Darüber hinaus wirbt der erfahrene Vätercoach in Netzwerken wie türkischen Gemeinden, Sportclubs, Kindertageseinrichtungen und vielen mehr für neue Teilnehmer. Nicht zuletzt sind es persönliche Empfehlungen, die regelmäßig für neue „Väter-Club“-Mitglieder sorgen.

Blick in die Zukunft

In diesem Jahr erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch von Münir Çağlıyan im Rahmen seiner interkulturellen Arbeit: Männer unterschiedlicher Kulturen miteinander ins Gespräch zu bringen und dabei einen Schritt auf oftmals „Fremde“ in der direkten Nachbarschaft zuzumachen, um Vorurteile abzubauen. „Ich wünsche mir, dass es in Nordrhein-Westfalen mehr Treffpunkte für unterschiedliche Kulturen gibt. Wir müssen uns kennenlernen“, bringt es Münir Çağlıyan auf den Punkt. Allein die persönliche Begegnung, so seine Überzeugung, könne dazu beitragen, Verständnis für den Anderen zu entwickeln. Das wiederum sei die Grundlage für ein tolerantes und respektvolles Zusammenleben. Nach dem gelungenen Auftakt wird der offene Frühstückstreff 2019 regelmäßig alle drei Wochen im BFmF stattfinden. Münir Çağlıyan hofft auf zahlreiche Besucher, die offen sind für freundschaftliche Begegnungen zwischen den Kulturen.

Angebote und Informationen

Wer sich für die kostenlosen Angebote „Väter-Club“, „Väter-Treff“ sowie den interkulturellen Frühstückstreff interessiert, ist herzlich eingeladen teilzunehmen. Weitere Informationen erhalten Interessenten im Jahresprogramm des BFmF, auf der Website oder direkt im Austausch mit dem Väterbeauftragten Münir Çağlıyan (Kontaktdaten).   Zur Person Münir Çağlıyan ist Sozialarbeiter, Erzieher und Heilpraktiker für Psychotherapie. Seit 2007 arbeitet er u. a. als Vätercoach in der Väter- und Familienberatung im Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e. V. in Köln.