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Kinderbetreuung

Land treibt Platzausbau bei frühkindlicher Bildung voran

Mit 94,1 Millionen Euro unterstützt die Landesregierung im Jahr 2019 den weiteren Platzausbau bei der Kinderbetreuung

Der Ausbau der Kinderbetreuung in Nordrhein-Westfalen ist ein wichtiges Ziel der Landesregierung. Das Landeskabinett hat daher vereinbart, 94,1 Millionen Euro an Bundesmittel für die Kinderbetreuung für weitere Investitionsmaßnahmen zum Ausbau der Betreuungsplätze in Nordrhein-Westfalen im Haushalt 2019 bereitzustellen.

02.11.2018

Der Ausbau der Kinderbetreuung in Nordrhein-Westfalen ist ein wichtiges Ziel der Landesregierung. Das Landeskabinett hat daher vereinbart, 94,1 Millionen Euro an Bundesmittel für die Kinderbetreuung für weitere Investitionsmaßnahmen zum Ausbau der Betreuungsplätze in Nordrhein-Westfalen im Haushalt 2019 bereitzustellen. „Die Verbesserung der frühkindlichen Bildung ist ein zentraler Schwerpunkt dieser Landesregierung. Ein wichtiger Baustein ist der Platzausbau, den wir deshalb mit weiteren Investitionsmitteln unterstützen. In Nordrhein-Westfalen besteht unvermindert großer Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen“, sagt Familienminister Joachim Stamp.
 
Derzeit stehen in Nordrhein-Westfalen insgesamt rund 685.000 Plätze in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege für die Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt zur Verfügung. Zum Kitajahr 2018/2019 konnte sogar der höchste Zuwachs in den vergangenen Jahren festgemacht werden. Alle Beteiligten im Land treiben den Ausbau mit großem Engagement voran.
 
Trotz der positiven Entwicklung ist der Landesregierung bewusst, dass noch nicht allen Eltern der gewünschte Betreuungsplatz angeboten werden kann. Steigende Geburtenzahlen und die damit einhergehende positive Bevölkerungsentwicklung sowie die demographische Entwicklung durch Flüchtlingsfamilien ziehen einen weiteren Bedarf an U6- Betreuungsplätzen in Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege nach sich. „Klar ist, dass der Ausbau der Betreuungsplätze weiter gehen muss“, betonte Familienminister Joachim Stamp.
 
Die derzeit noch zur Verfügung stehenden Bundes- und Landesmittel reichen nicht aus, um den großen Bedarf an zusätzlichen Plätzen zu ermöglichen. Hier wird die derzeitige Landesregierung tätig: Flankierend zu den Sonderprogrammen des Bundes unterstützt die Landesregierung mit der kurzfristigen Bereitstellung von Mitteln in Höhe von rund 94 Millionen Euro die nordrhein-westfälischen Kommunen bei der Errichtung der notwendigen Betreuungsinfrastruktur. „Ich habe immer gesagt, dass das Land tätig werden wird, wenn die noch zur Verfügung stehenden Investitionsmittel nicht reichen werden. Daher freue ich mich, dass wir diese Mittel den Kommunen für den investiven Ausbau nun kurzfristig zur Verfügung stellen können“, so Minister Stamp.

Quelle: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
 

11.000 Bildungskoffer unterstützen Fachkräfte im Kita-Alltag

Neben dem massiven Ausbau der Betreuungsplätze, ist die Qualitätsverbesserung in der Kindertagesbetreuung ein zentrales Ziel der Landesregierung.

01.11.2018

Neben dem massiven Ausbau der Betreuungsplätze, ist die Qualitätsverbesserung in der Kindertagesbetreuung ein zentrales Ziel der Landesregierung. Aus diesem Grund hat das Familienministerium einen Bildungskoffer entwickelt, der Fachkräften praktische Tipps gibt, wie die vom Land entwickelten Bildungsgrundsätze noch leichter in den pädagogischen Alltag einfließen können. Rund 11.000 Bildungskoffer werden im Moment in ganz Nordrhein-Westfalen an Kitas, Fachberatungen und Fachschulen für Erzieher verschickt.

„Mit den Praxismaterialien wollen wir einen wichtigen Impuls setzen, um die Qualität in den Kitas weiter zu verbessern. Das Material ist für den direkten Einsatz entwickelt worden. Die pädagogischen Teams bekommen Ideen für die Verknüpfung der einzelnen Bildungsbereiche im Alltag, aber auch Anregungen und Methoden zur Reflexion der eigenen Bildungsarbeit“, sagte Familienminister Joachim Stamp. Bei der Erprobung in der Praxis hat insbesondere der flexible Einsatz des Materials die Fachkräfte überzeugt: Das Poster und die Arbeitskarten können im Team oder in der Zusammenarbeit mit den Eltern zur Einführung der Bildungsgrundsätze sowie zur Vertiefung einzelner Bildungsbereiche genutzt werden.

Im Bildungskoffer enthalten sind unter anderem Tipps zu den zehn Bildungsbereichen wie „Sprache & Kommunikation“, aber auch wichtige Querschnittsthemen wie „Inklusion & Vielfalt“, „Partizipation, Demokratie & Kinderrechte“ werden als übergreifende Elemente einer verantwortungsvollen Bildung thematisiert.

Die Materialien können im Rahmen von Teamsitzungen, Fortbildungen und zur Selbstreflexion eingesetzt werden. Daneben verdeutlichen sie auch gegenüber Eltern, dass bereits in der Kita ein wichtiger Grundstein für die Bildungsbiographie ihres Kindes gelegt wird.

In Nordrhein-Westfalen sind die Kernpunkte für die frühkindliche Bildung in den Bildungsgrundsätzen für Kinder von 0 bis 10 Jahren festgehalten. Dabei handelt es sich um zentrale Grundlagen für die pädagogische Arbeit, die damit auch in hohem Maße zur Qualität von Bildungseinrichtungen beitragen.

Quelle: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

 

Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

 

Themenschwerpunkte im Überblick

Unsere Themenschwerpunkte bündeln Wissen und vielfältige Informationen. Hier finden Sie unsere Themenschwerpunkte im Überblick.

Themenschwerpunkt Medien

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Der Wegbereiter

Auf sicheren Pfaden - Väter lenken ihre Kinder durch die Medienwelt.
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Themenschwerpunkt Männergesundheit

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Der Fitness-Checker

Gesundheit, Balance, Fitness - ein guter Lebensstil nutzt Ihnen und Ihrer Familie.
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Die Kita-Spezialisten

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Die Kita-Spezialisten

Früh geplant ist fast gewonnen: Väter schaffen gute Voraussetzungen, damit der Kita-Start gelingt.
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Themenschwerpunkt - Die Vereinbarkeits-Optimierer

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Die Vereinbarkeits-Optimierer

Was mit dem Wunsch nach guten Vereinbarkeitslösungen begann, ist heute in unterschiedlichsten Unternehmen gelebte Alltagspraxis für Väter. Lassen Sie sich anregen!
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Kinderbetreuung an Hochschulen in NRW

Webtipp

An den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (NRW) wurden in den vergangenen Jahren vielfältige Maßnahmen ergriffen, um Studierenden und Hochschulbeschäftigten die Vereinbarkeit von Familie und Studium bzw. Beruf zu erleichtern. Das Portal „Kinderbetreuung an Hochschulen in NRW“ des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW verschafft einen schnellen Überblick über alle hochschuleigenen und hochschulnahen Kinderbetreuungsangebote in NRW.

Aktuell bieten über 80 hochschuleigene Kindertagesstätten und Kindertagespflegeeinrichtungen sowie hochschulnahe Betreuungseinrichtungen spezielle Plätze für studierende oder wissenschaftlich tätige Eltern an. In 28 Familien-Service-Büros stehen pädagogische Fachkräfte bei Fragen zur Organisation des Studien- oder Berufsalltags mit Kind oder bei der Suche nach einer geeigneten Betreuungsmöglichkeit beratend zur Seite. Auch während der Schulferien bieten bereits 19 Hochschulen umfangreiche Aktivitäten an. Ergänzt wird das Onlineangebot durch eine Übersicht, an welchen Hochschulen Eltern-Kind-Räume zur Verfügung stehen.

In der fortlaufend gepflegten Datenbank kann entweder nach einzelnen oder allen Angeboten je Standort oder an einer bestimmten Hochschule gesucht werden. Mit Klick in die Ergebnisliste sind weiterführende Informationen zur ausgewählten Einrichtung bzw. dem angebotenen Service erhältlich. Interessierte erfahren Wissenswertes zu Profil, Leistungen oder dem pädagogischen Konzept der Betreuungseinrichtungen und finden bei weiteren Fragen Ansprechpartner, Kontaktmöglichkeiten sowie Öffnungszeiten für alle Angebote.   

Gut informiert

Eltern oder am Thema Interessierte, die sich darüber hinaus mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Studium bzw. (wissenschaftlichem) Arbeiten beschäftigen möchten, bekommen in einer kommentierten Linkliste zahlreiche weitere Informationsquellen und Literaturhinweise genannt. Auch die Studie der Koordinationsstelle des Netzwerks Frauenforschung NRW, auf deren Basis die Website ursprünglich erstellt worden war, kann als Originaltext heruntergeladen werden. Abgerundet wird das Portal mit aktuellen Veranstaltungstipps sowie Nachrichten zum Thema.
 

Landesregierung will wichtige Rolle der Kindertagespflege stärken

Familienminister Dr. Joachim Stamp hat beim 5. Fachtag des Berufsverbands für Kindertagespflegepersonen NRW in Leverkusen erklärt, dass die Landesregierung die wichtige Rolle der Tagespflege in der Frühen Bildung stärken wird.

Familienminister Dr. Joachim Stamp hat beim 5. Fachtag des Berufsverbands für Kindertagespflegepersonen NRW in Leverkusen erklärt, dass die Landesregierung die wichtige Rolle der Tagespflege in der Frühen Bildung stärken wird. „Wir wollen dafür Sorge tragen, dass die Kindertagespflege an der Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung in Nordrhein-Westfalen partizipiert. Für ihre wichtige Arbeit brauchen Tagesmütter und Tagesväter auch die entsprechenden finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen“, so der Minister.
 
Ein wichtiges Ziel der Landesregierung ist, die Bildungschancen der Kinder – unabhängig von ihrer Herkunft – zu verbessern. Allen Kindern in Nordrhein-Westfalen sollen gute Startchancen ermöglicht und Perspektiven für einen erfolgreichen Lebensweg eröffnet werden. Dabei ist eine starke frühkindliche Bildung und Betreuung unverzichtbar.
 
Die Landesregierung verbessert deshalb die Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen nachhaltig. Sie will für eine auskömmliche Finanzierung und Verbesserung der Qualität sorgen. Von diesen Reformschritten soll auch die Kindertagespflege profitieren. Die Landesregierung ist hierzu mit allen Beteiligten im Dialog.
 
Der Minister dankte den Tagespflegepersonen beim Fachtag für ihr großes Engagement: „Die Kindertagespflege spielt in der Frühen Bildung eine zentrale Rolle. Mit ihren besonderen Alleinstellungs- und Qualitätsmerkmalen braucht sie aber noch mehr öffentliche Wertschätzung und Unterstützung.“
 
In Nordrhein-Westfalen wird nahezu jedes dritte unterdreijährige Kind in  Kindertagespflege betreut. Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen im laufenden Kindergartenjahr rund 56.000 Plätze für unter- und überdreijährige Kinder in Kindertagespflege.
 

Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Pädagogik-Glossar

Vaeter.nrw.de hat ein "Pädagogik-Glossar" mit häufig verwandten Begriffen und oft zitierten Ansätzen aus der Frühpädagogik zusammengestellt und mit kurzen Erklärungen versehen. Es kann bei der Lektüre pädagogischer Konzepte unterstützen.

Aktualisiert: 28.10.2021

 





In den Bildungs- bzw. Orientierungsplänen für die Kindertagesbetreuung in allen Bundesländern wird Kita-Trägern empfohlen, in ihren Einrichtungen eine Praxis der Beobachtung und Dokumentation kindlicher Bildungs- und Entwicklungsprozesse zu etablieren.

Beobachtung und Dokumentation sind seit Einführung der Bildungs- und Orientierungspläne zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal der Bildungsarbeit in der Kindertagesbetreuung geworden. In Nordrhein-Westfalen ist Beobachten und Dokumentieren gesetzlich im Kinderbildungsgesetz (§ 18 KiBiz) verankert.

In den Bildungsgrundsätzen für NRW wird das Beobachten und damit einhergehend das Erfassen individueller Voraussetzungen sowie das Einschätzen der Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes einzelnen Kindes als eine unverzichtbare Grundlage für die pädagogische Planung angesehen, um das Kind kontinuierlich, individuell und optimal zu unterstützen. Es bildet eine der Grundlagen für den Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag der pädagogischen Fachkräfte sowie für die Information und Beratung der Eltern.

Die Bildungsdokumentation soll ich in erster Linie an das Kind richten und im Rahmen der Partizipation die Beteiligung des Kindes selbst an seiner Bildungsbiagraphie unterstützen.

Die Entwicklungsdokumentation gibt Hinweise über den Enwicklungsstand (z.B. die Sprachentwicklung) und die altersgerechte Entwicklung eines Kindes und die Überwindung von Entwicklungs-Mailensteinen. Die Dokumentation dienst zur präventiven Gesundheitsvorsorge, Information und Beratung von Eltern.

 

In den Kindertageseinchtigungen und den Kindertagespflegestellen finden diese Beobachtungs- und Dokumentationsprozesse regelmäßig, alltagsintegriert und wahrnehmend statt. Das bedeutet, dass die pädagogischen Fachkräfte die einzelnen Kinder in ihrn Bildungs- und Lernprozessen beobachten und das, was sie wahrnehmen, dokumentieren. Es gibt unterschiedliche Beobachtungsverfahren und Intrumente, die in der Praxis genutzt werden. Viele von ihnen basieren auf einem sogenannten ressourcenorientierten Ansatz, der die Stärken des Kindes in den Vordergrund stellt. Grundsätzlich zielen die Beobachtungsverfahren darauf ab, Einblicke zu gewinnen, wofür sich das Kind aktuell thematisch interessiert, ob es sich wohlfühlt, wie es sich einbringt und mit Anderen in Interaktionen tritt.



Tassilo Knauf, "Beobachtung und Dokumentation: Stärken- statt Defizitorientierung", in: Kindergartenpädagogik, Online-Handbuch



Weitere Informationen unter KiTa.NRW





Hüpfen, springen, klettern, schaukeln, rennen: Kinder haben viel Freude an Bewegung. So lernen sie sich und ihre Umwelt kennen, entwickeln ihre Persönlichkeit und fördern ihre Fähigkeit kognitiv zu lernen. Der Landessportbund NRW zertifiziert Kindertageseinrichtungen, deren pädagogischer Schwerpunkt die Bewegungsförderung ist mit dem Gütesiegel „Anerkannter Bewegungskindergarten“. Deutlichstes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Kindertageseinrichtungen ist, dass die Bewegungsförderung im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit steht. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche des Kindergartenalltags und kommt so nicht nur den kindlichen Bedürfnissen nach Bewegung und Spiel entgegen, sondern öffnet den Kindern auch das Tor zum Lernen. Jeder "Anerkannte Bewegungskindergarten" kooperiert mit einem kinderfreundlichen Sportverein.



Weitere Informationen zum Anerkannten Bewegungskindergarten




 





In NRW ist gesetzlich festgeschrieben (§17 KiBiz), dass eine pädagogische Konzeption in der Kindertagesbetreuung vorliegen muss. In dieser träger- oder einrichtungsspezifischen Konzeption wird unter anderem das Bildungsverständnis beschrieben. Dieses "Bild vom Kind"  und was Kinder für ihre Entwicklung brauchen beeinflusst das pädagigische Denken und Handeln der pädagogischen Fachkräfte. Diese damit einhergehende pädagogische Grundeinstellung und die sich daraus ergebenden Haltungen und Handlungen stellen das Kind mit seiner individuellen Entwicklung und der Entfaltung seiner Kompetenzen in den Mittelpunkt der pädagigischen Arbeit.

 

Folgende Grundgedanken lassen sich für das Bild vom Kind benennen:

Das aktive, kreative Kind


"Ich möchte meine Umwelt entdecken und erforschen. Ich analysiere meine Umgebung und ziehe Schlussfolgerungen – so bilde ich mich selbst."

Das kompetente Kind


"Über meine Wahrnehmung, mein Empfinden und mein Handeln mache ich Erfahrungen, um etwas zu lernen."


Das selbstständige, starke Kind


"Durch Sicherheit, Schutz und Unterstützung erhalte ich genug Selbstvertrauen und lerne den Umgang mit schwierigen Situationen."


Das soziale Kind


"Ich möchte mit andern Menschen in Kontakt treten und brauche emotionale Sicherheit, Zuwendung und Wertschätzung."


Das konstruierende Kind


"Durch meine persönlichen Erfahrungen und Interaktionsprozesse mit der Umwelt konstruiere ich meine subjektive Welt."


Das einzigartige Kind


"Von Geburt an unterscheide ich mich von anderen Kindern – eine Chance, um miteinander und voneinander zu lernen."


In der aktuellen Kita-Pädagogik sind Ansätze, die Kinder vornehmlich als zu schützende und zu belehrende Wesen betrachten, solchen Haltungen gewichen, die die Rechte und Stärken der Kinder betonen.



Quelle: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (2018): Bildungskoffer NRW. Praxismaterialien zu den Bildungsgrundsätzen. Freitbug i.B.: Verlag Herder.



Eine Lesefassung der Bildungsgrundsätze für NRW finden Sie unter KiTa.NRW




 





Eine zweisprachige Einrichtung integriert neben Deutsch eine weitere Sprache im Alltag. Die Methode heißt „Immersion“, d.h. die Kinder erleben ein sogenanntes „Sprachbad“. Das Immersionsverfahren gilt derzeit als eine sehr erfolgreiche Sprachvermittlungsmethode. Hier wird die neue Sprache von einer oder mehreren pädagogischen Fachkräften in allen Alltagssituationen gesprochen, die Muttersprachlerinnen und Muttersprachler (native speaker) sind oder eine sehr hohe fremdsprachliche Kompetenz erlangt haben. Die neue Sprache wird also nicht unterrichtet, sondern ist Umgangssprache.



Weitere Information auf der Homepage des Vereins „Frühe Mehrsprachigkeit an Kitas und Schulen“ (fmks).




 





Die Binldungstheorie wurde Ende der 1950er Jahre von dem englischen Kinderpsychiater John Bowlby begründet. In der frühen Kindheit, d.h. bis zum Alter von drei Jahren, geht es in der kindlichen Entwicklung vor allem um den Aufbau einer sicheren Bindung. Hat das Kind erfahren, dass die Bezugsperson sensibel und feinfühlig auf seine Äußerungen eingeht und es sich auf seine Bezugsperson verlassen kann, unterstützen sie den Aufbau einer sicheren Bindung. Tiefgehende Bindungsbeziehungen geben dem Kind Sicherheit und sind die Basis des Kindes, die Welt aktiv zu erkunden. Eine sichere Bindung gilt als beste Voraussetzung für die Entwicklung kognitiver, emotionaler und sozialer Kompetenz, die zugleich als Schutzfaktor im Lebenslauf wirkt.

Neben der sicheren Bindung werden noch drei weitere Bindungstypen unterschieden:
  • Ein Kind mit einer unsicher-vermeidenden Bindung hat wiederholt erfahren, dass seine (Bindungs-) Bedürfnisse nicht verstanden oder akzeptiert werden und häufig Zurückweisung durch die Bindungsperson erlebt.
  • Bei einem unsicher-ambivalenten Bindungstyp hat das Kind seine Bindungsperson als unberechenbar erlebt. Sein Bindungsverhalten ist daher ständig aktiviert. Diese Kinder haben häufig starke Trennungsängste und klammern an der Bindungsperson.
  • Ein Kind mit einem unsicher-desorganisierten Bindungstyp  zeichnet sich durch emotional widersprüchliches und inkonsistentes Bindungsverhalten aus. Auf der einen Seite sucht es die Zuwendung der Bezugsperson, hat aber gleichzeitig Angst vor ihr (oftmals infolge von Gewalterfahrungen, traumatischen Erlebnissen).


Der verinnerlichte Bindungstyp reguliert das Verhalten des Kindes zur Bezugsperson und strukturiert später das Verhalten und Erleben in allen emotional relevanten Beziehungen, einschließlich der zu sich selbst. So beeinflusst der Bindungstyp, inwieweit jemand in Beziehungen Nähe und Sicherheit erwartet und inwieweit er selbst Nähe zulassen kann.



Die Beziehungen zwischen Eltern-Kind und Fachkraft-Kind ähneln sich dadurch, dass beide Bezugspersonen dem Kind Sicherheit bieten und zum Entdecken anregen können. Die Erweiterung des Beziehungsnetzes durch den Besuch der Kindertagesbetreuung stellt für das Kind somit die Chance dar, (weitere) sichere Beziehungen mit bindungsähnlichem Charakter auszubilden. Für die Erweiterung des Beziehungsnetzes eines Kleinkindes bedarf es allerdings Zeit. Zugleich kommt es auf eine gute Übergangsgestaltung an, die stets von bestehenden Bezugspersonen des Kindes ausgehen sollte. Dies gilt für den ersten Übergang von der Familie in die Krippe ebenso wie für weitere Übergänge, wie beispielsweise den von der Krippen- in die Kindergartengruppe (siehe auch Eingewöhnung). Kann die Fachkraft eine Beziehung zu dem Kleinkind aufbauen, bildet dies eine positive Grundlage für das Wahrnehmen der Betreuungs- und Bildungsangebote.



Familienhandbuch . Karen Strohband, Bindung im Kindergartenalter



Ahnert, L. (Hrsg.) (2004): Frühe Bindung. Entstehung und Entwicklung. München: Ernst Reihnhardt.



Susanne Stegmaier: Grundlagen der Bindungstheorie




 

 





Inzwischen gilt es in der Frühpädagogik als unumstritten, dass eine langsame, schrittweise, von einem Elternteil oder einer anderen engen Bezugsperson des Kindes begleitete Eingewöhnungsphase in die Kindertageseinrichtung oder bei einer Tagespflegeperson für das Wohl besonders jüngerer Kinder wichtig ist.

In der Eingewöhnungsphase steht an erster Stelle der Beziehungsaufbau, für den Eltern und Fachkräfte gemeinsam Verantwortung tragen. Der Übergang von der Familie in die erste außerfamiliäre bzw. institutionelle Betreuung erfordert die Entwicklung einer sicheren und vertrauenvollen Bindung zu einer Fachkraft oder Tagespflegeperson.

Es gibt in Deutschland derzeit unterschiedliche Modelle der Eingewöhnung. Das älteste und verbreitetste Konzept ist das in den 1980er-Jahren entwickelte Berliner Eingewöhnungsmodell vom infans-Institut (Laewen, Andres & Hédérvari-Heller, 2011), welches auf Erkenntnissen der Bindungs- und Hirnforschung basiert. Eine weitere Variante für die Eingewöhnung ist das Münchener Eingewöhnungsmodell. Im Vergleich zum Berliner Modell werden hier zusätzlich Erkenntnisse aus der Transitionsforschung einbezogen.

Übergang meistern: Eingewöhnung in die Krippe oder bei der Tagespflegeperson", Beitrag auf vaeter.nrw.de



 

 

 





Kindertageseinrichtungen, die gleichzeitig Familienzentren sind, bilden das Zentrum eines Netzwerks verschiedener Angebote für Kinder und Eltern. Sie vernetzen Kinderbetreuungsangebote mit Freizeit-, Beratungs- oder Therapiemöglichkeiten für Familien im Stadtteil und können ein Ort der Begegnung der Generationen sein. Familienzentren haben die Aufgabe, die Qualität der frühkindlichen Bildung und Förderung zu steigern, Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Erziehungsaufgabe zu stärken sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sichern. In Nordrhein-Westfalen wird der Ausbau von Kindertagesstätten zu Familienzentren seit 2006 gefördert. Rund ein Drittel der Kitas im Land haben sich zu Familienzentren weiterentwickelt.



Familienzentren NRW, Website des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen





Célestin und Elise Freinet, beide Schullehrkräfte, entwickelten die sogenannte Freinet-Pädagogik. Die vier wesentlichen Grundzüge dieses pädagogischen Ansatzes sind die Selbstverantwortlichkeit des Kindes, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, eine kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt sowie Zusammenarbeit und gegenseitige Verantwortlichkeit. 1979 griff die erste Kindertageseinrichtung diesen Ansatz auf und übertrug ihn auf die Kindergartenpädagogik. Im Dialog mit den Kindern unterstützt die pädagogische Fachkraft jedes Kind individuell dabei, eigene Interessen und Bedürfnisse zu erkennen und diese nach seinen Wünschen auszudrücken. Dies passiert in Werkstätten und Ateliers wie z. B.: Künstlerateliers, Holzwerkstätten, Töpfereien, Forscher- oder Technikateliers. Dort können sie frei experimentieren und dabei ihren eigenen Bedürfnissen und ihrem eigenen Rhythmus folgen. "Fehler" sind Verbündete im Lernprozess und geben Entwicklungsimpulse. Pädagogische Fachkräfte haben die Verantwortung für den äußeren Rahmen und trauen den Kindern etwas zu und entdecken, was die Jungen und Mädchen können (s. Ressourcenorientierung). In Kinderkonferenzen und durch Kinderräte haben die Kinder Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten. Die Freinet-Pädagogik hat viele Berührungspunkte zu anderen kindzentrierten pädagogischen Ansätzen, besonders zur 'Offenen Arbeit' und zur Pädagogik Reggio Emilias.



Kindergartenpädagogik, Online-Handbuch



Website zur Freinet-Pädagogik




 





Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) gilt als Erfinder des Kindergartens und Begründer der Spielpädagogik (freies Spielen). Der von ihm geprägte Begriff Kindergarten als eine „Schule des Spiels“ wurde unübersetzt in mehr als 20 Sprachen übernommen. 1837 eröffnete er den ersten Spielkreis. Das kindliche Spiel galt ihm als das "reinste, geistige Erzeugnis des Menschen". Spielzeuge - die sogenannten "Fröbelgaben" - sollten zum kindlichen Erkenntnisgewinn beitragen. Aufgabe der Erwachsenen ist, das Kind anzuregen, seine Kräfte zur Entfaltung zu bringen. Fröbel entwickelte eine für seine Zeit überaus moderne Sicht auf das Kind und erkannte die Kindheit als einen für Bildung und Erziehung besonders bedeutenden Abschnitt im Leben: Bildung kann nicht von außen her verordnet werden. Der Bildungsprozess geschieht als Selbstbildung als ein vom Kind gesteuerter Wechselwirkungsprozess von "Inneres äußern" und "Äußeres verinnerlichen". Erziehung schafft laut Fröbel dazu geeignete Rahmenbedingungen und unterstützt den Bildungsprozess des Einzelnen in der jeweiligen Gesellschaft. Heute ist die Selbstbildung des Kindes Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Diskussionen. Die 2002 gegründete International Froebel Society Deutschland setzt sich für die Erforschung, Vermittlung und Aktualisierung von Fröbels Werk in Theorie und Praxis ein.



Aufsätze zur Fröbel-Pädagogik in: Kindergartenpädagogik, Online-Handbuch



International Froebel Society Deutschland




 

 




siehe Offene Arbeit





Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland verpflichtet ein inklusives Bildungssystem umzusetzen, das alle Menschen einbezieht. Gesonderte Kitas und Schulen für Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sollen überflüssig werden. Inklusion soll sich nicht nur auf Kinder mit Behinderungen beziehen, sondern auf alle Kinder, die durch andere Faktoren wie ihre kulturelle oder soziale Herkunft von Benachteiligungen bedroht sind. Das Konzept der Inklusion unterscheidet sich von dem häufig synonym verwendeten Begriff der Integration. Integration bedeutet, dass eine neue Gruppe von Menschen in ein bestehendes Bildungssystem hereingeholt (integriert) wird. Inklusion setzt einen Wandel der Bildungseinrichtungen voraus, so dass sie für einen vielfältigeren Personenkreis gleich gute Verwirklichungschancen bietet. Das setzt eine pädagogische Haltung voraus, die Vielfalt wertschätzt und bewusst herbeiführt. Im Kinderbildungsgesetz NRW (§ 8) ist der Anspruch auf gemeinsame Förderung aller Kinder gesetzlich verankert.

 

Sozialgesetzbuch (SGB) VIII, § 22a





Der Pädagoge, Genetiker und Psychologe Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis prägte den Ansatz der Ko-Konstruktion - des Lernens durch Zusammenarbeit. Er betont damit, dass Bildung ein sozialer Prozess ist. Kinder müssen die Welt konstruieren und ihr Bedeutungen geben, um sie zu verstehen (Konstruktivismus). Das geschieht in Austausch mit anderen (Kinder untereinander oder auch mit Erwachsenen). Erwachsene fördern den Prozess, indem sie die Erforschung von Bedeutung stärker betonen als den Erwerb von Wissen. Um mit Kindern in ko-konstruktive Lernprozesse eintreten zu können, sind Erwachsene gefordert, die Ausdrucksformen der Kinder genau zu beobachten. Nur dann können sie angemessen darauf reagieren. In der deutschen Pädagogik hat sich diese Auffassung durchgesetzt. Der methodische Ansatz, mit dem das Kind seinen Bildungsprozess steuert, ist das sogenannte „Selbstbildungskonzept“: Das Kind bildet sich selbst. Dieser Ansatz ist auch in den Bildungsgrundsätzen von NRW verankert.



Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis, Bildung neu definieren und hohe

Bildungsqualität von Anfang an sichern.


 

Das Kita-Handbuch - Drei Formen der Bildung




Eine Lesefassung der Bildungsgrundsätze für NRW finden Sie auf KiTa.NRW





Begründerin der Montessori-Pädagogik ist die italienische Ärztin und Pädagogin Maria Montessori (1870-1952). 1907 gründete sie in Rom das erste Montessori-Kinderhaus. Montessori-Pädagogik wird heute in vielen Kinderhäusern und Schulen in fast allen Ländern der Erde angeboten. "Hilf mir es selbst zu tun!" - nach diesem Motto haben pädagogische Fachkräfte die Aufgabe, Kinder dabei zu unterstützen, selbst tätig zu werden. Maria Montessori ging davon aus, dass Kinder ihren "Bauplan" in sich tragen. Sie machte auf die sogenannten sensiblen Phasen aufmerksam, in denen Kinder besonders empfänglich dafür sind, bestimmte Dinge - zum Beispiel Sprache, Bewegung oder Sozialverhalten - zu lernen. Durch Begleitung und Förderung gelingt es dem Kind, die in ihm wohnenden Kräfte gut zu entfalten. Freiarbeit ist das Kernstück der Montessori-Pädagogik. Die Kinder wählen nach eigener Entscheidung, womit sie sich beschäftigen. Maria Montessori entwickelte spezielles Spiel- und Lernmaterial, welches das Kinder auf diesem Entwicklungsweg unterstützen soll. Dieses Material, die kindgerechte Darstellung der Angebote und die gute Beobachtungsgabe der pädagogischen Fachkräfte helfen dem Kind dabei, sich für ein Angebot zu entscheiden. Das Kind bestimmt den Arbeitsrhythmus und die Beschäftigungsdauer weitgehend selbst und auch, ob es allein oder mit einem Partner arbeiten, spielen oder lernen möchte.



Montessori Dachverband Deutschland e.V.




 





Die Idee der "offenen Arbeit" in Kindertageseinrichtungen verbreitete sich Ende der 1970er Jahre. Das Konzept löst die bekannte Stammgruppenstruktur auf. Die traditionelle Raumaufteilung in Gruppenräume mit Funktionsbereichen (Bauecke, Puppenecke etc.) weicht einem Funktionsraumkonzept. Es gibt zum Beispiel ein Atelier, ein Bauzimmer, einen Bewegungsraum und ein Rollenspielzimmer. Kinder erhalten so die Möglichkeit, sich unabhängig von einer Gruppenzugehörigkeit mit Gleichgesinnten für einen Tätigkeitbereich zu entscheiden. Das Konzept geht davon aus, dass sich Kindern in Zusammenhängen, die sie in höherem Maße selbst bestimmten können, bessere Lernvoraussetzungen bieten. Fachkräfte beobachten zum Beispiel, dass Kinder im Rahmen einer "offenen Arbeit" mit Funktionsräumen engagierter und konzentrierter spielen, weil sie weniger abgelenkt werden. Jüngere Kinder kann ein offenes Konzept, das ihnen die Sicherheit nimmt, die die Gruppenstruktur bietet, überfordern, lautet ein Kritikpunkt. Viele Einrichtungen arbeiten daher nach einem teiloffenen Konzept, das die Vorteile beider Modelle zu verbinden sucht. Andere bieten Gruppenräume für die Jüngsten sowie feste Bezugserzieherinnen bzw. -erzieher, die auch den älteren Kindern als sichere Basis dienen, von der aus sie die Möglichkeiten der Räume Schritt für Schritt erkunden können.



Formen der Öffnung von Kita-Gruppen: Vor- und Nachteile





Werke, Fotos, aufgeschriebene Kinderaussagen und andere Dokumente werden zusammen in einem Ordner gesammelt und dokumentieren den individuellen Entwicklungs- und Bildungsweg des Kindes. Im Portfolio drückt sich das Kind vor allem selbst aus. Dies geschieht u.a. dadurch, dass die Fachkräfte mit dem Kind besprechen, was Eingang in das Portfolio finden soll und warum. Die Kinder können ihre Bilder und Fotos kommentieren und ihnen z.B. Bildtitel geben. Die meisten Kinder lieben es, in ihren Portfolios zu blättern und so Vergangenes wieder lebendig werden zu lassen.



Portfolioarbeit ist Bildungsarbeit. In ihr setzen sich Kinder gedanklich, emotional und praktisch auseinander mit
  • ihrer eigenen Person, ihrer Unverwechselbarkeit und Identität
  • ihren Interessen
  • ihrem Können
  • dem von ihnen selber Geschaffenen
  • dem Erlebten
  • Schönem und Besonderem.


Das vom Kind präsentierte Portfolio ist eine gute Grundlage für Gespräche mit den Eltern über die Bildungs- und Entwicklungsprozesse ihres Kindes. 



Britta Dehn, Das Portfolio bzw. das ICH-Buch des Kindes, eine stärkenorientierteEntwicklungsdokumentation, in: Online-Handbuch Inklusion als Menschenrecht



Tassilo Knauf: Kindern im Portfolio das Wort geben





Die Reggio-Pädagogik kommt aus der norditalienischen Stadt Reggio Emilia. Als einer ihrer bedeutendsten Vertreter gilt Prof. Loris Malaguzzi (1920-1994). Die Reggio-Pädagogik lässt sich als eine Erziehungsphilosophie beschreiben, in der die Vorstellung vom Kind als ein forschendes Wesen vertreten wird, das sich in "hundert Sprachen", zum Beispiel in Worten, in Bildern oder im Spiel, auszudrücken vermag. Dabei fungiert die pädagogische Fachkraft als Entwicklungsbegleitung mit einer optimistischen und offenen Haltung. In der Reggio-Pädagogik spielen Projekte zur Gewinnung von alltagsbezogenen Fertigkeiten und vor allem von Selbst- und Weltverständnis eine besondere Rolle. Kindern stehen vor allem Materialien und Werkzeuge zur Verfügung, mit denen sie gestaltend tätig werden können. Die Kita-Räume und die dort angebotenen Materialien gelten als "dritter Erzieher". Räume sollen einen hohen "Aufforderungscharakter" besitzen und zu Aktivitäten anregen. Gleichzeitig ist es ihre Aufgabe, Rückzugsorte zu bieten. Daher sind die Räume überwiegend mit Schwerpunktfunktionen wie z.B. Kinderrestaurant, Atelier, Bauraum, Rollenspiel- oder Forscherraum gestaltet.



Lingenauber, Sabine (2016): Handlexikon der Reggio-Pädagogik. Bochum: Projektverlag.

 

Tassilo Knauf: Reggio-Pädagogik: kind- und bildungsorientiert



In Deutschland wird die Reggio-Pädagogik seit 1995 durch Dialog Reggio e.V. gefördert.





Unter Resilienz ist die menschliche Fähigkeit zu verstehen, mit belastenden Situationen gut und konstruktiv umzugehen. Viele Kinder wachsen heute unter erschwerten Bedingungen auf. Sie sind von verschiedensten Belastungen betroffen (Armut durch die Arbeitslosigkeit der Eltern, Scheidung der Eltern u.v.m). Diese Belastungen stellen ein Risiko dar und wirken sich auf die Entwicklung des Kindes aus. Einige Kinder können den Belastungen kaum standhalten, andere jedoch entwickeln sich sehr gut. Kinder, die sich trotz dieser Risikofaktoren gut entwickeln, werden als „resilient“ bezeichnet

Ob Personen diese Fähigkeit besitzen hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Die Pädagogik in Kindertageseinrichtungen kann dazu beitragen, solche Faktoren zu stärken. Erfahren Kinder zum Beispiel, dass ihre Meinung zählt und sie ihre Stärken und Fähigkeiten entdecken und einbringen dürfen, entwickeln sie die Überzeugung, dass sie ihre Umwelt gestalten, beeinflussen und verändern können. Dieses Gefühl der "Selbstwirksamkeit" ist eine wichtige Grundlage dafür, Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Weitere Resilienzfaktoren sind: eine positive Selbstwahrnehmung, die Fähigkeit, sich selbst gut zu steuern, soziale Kompetenzen, ein angemessener Umgang mit Stress sowie Problemlösekompetenzen.



"Was ist Resilienz?", Informationen auf der Website zum Thema "Resilienz" des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg



 Rönnau-Böse, M. & Fröhlich-Gildhoff, K. (2010): Resilienzförderung im Kita-Alltag. Was Kinder stark und widerstandsfähig macht. Freiburg im Breisgau: Herder.





"Was muss ein Kind noch lernen?": Diese Frage stand bei der Beobachtung von Kindern in Bildungseinrichtungen lange im Vordergrund. Heute weicht dieser auf die Defizite ausgerichtete Ansatz zunehmend einem ressourcenorientierten, der mit der Frage "Was kann das Kind schon?" die Kompetenzen und Fähigkeiten der Kinder in den Vordergrund stellt. So rückt der Bildungsverlauf der Kinder in den Blick, die sich nicht mehr an einem idealtypischen Standard messen lassen müssen. Pädagogische Fachkräfte haben so die Möglichkeit, die Kinder von ihren Stärken und besonderen Begabungen ausgehend an Entwicklungsaufgaben heranzuführen. Steht das Kind mit seinem Können im Vordergrund, entsteht im Vergleich zur einseitigen Fokussierung der Defizite eine positive Einstellung zum Kind. Lässt die pädagogische Fach- oder Lehrkraft die Kinder erfahren, wo ihre Ressourcen liegen, erleichtert sie den Kindern in bestimmten Situationen auf ihre Ressourcen zurückzugreifen und sie für sich nutzbar zu machen. Über das stärken von Stärken und das damit einhergehende Selbstvertrauen können sich dann auch schwächer ausgebildete Fähigkeiten positiv entwickeln. Der Begriff der Ressourcenorientierung wird auch in anderen Zusammenhängen genutzt. In Kitas kann er auch bedeuten, dass die Fachkräfte die familiären bzw. sozialen Zusammenhänge der Kinder oder die Möglichkeiten, die das soziale Umfeld bietet, als Ressourcen erkennen und für die Kita-Arbeit nutzen.



Carolin Kiso / Miriam Lotze / Birgit Behrensen: Ressourcenorientierung in KiTa & Grundschule. nifbe-Themenheft Nr. 24





Der in den 1970er Jahren entwickelte Situationsansatz prägt seit rund 30 Jahren das Selbstverständnis vieler Frühpädagoginnen und -pädagogen in Deutschland und bildet die Basis für viele pädagogische Konzeptionen. Er basiert auf der Vorstellung, dass alltägliche Themen als "Schlüsselsituationen" im Leben von Kindern ein besonderes Lernpotenzial bergen und in besonderer Weise auf das künftige Leben vorbereiten. Solche Themen und Situationen, die die Kinder aus ihrem Alltag mitbringen, werden in der Kindertageseinrichtung aufgegriffen und in Projekten bearbeitet. Der Situationsansatz hat das Ziel, Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft und verschiedenen Lebenserfahrungen dabei zu unterstützen, ihre Lebenswelt zu verstehen und zu gestalten. Wichtige Grundsätze sind die Mitbestimmung der Kinder im pädagogischen Alltag, die Schaffung einer anregungsreichen Lernkultur und die Pflege der Beziehungen zum sozialen Umfeld. Der Ansatz ist besonders geeignet, eine inklusive Pädagogik zu gestalten, die sensibel mit Vielfalt umgeht und keinen bzw. keine ausschließt.




 





Der Situationsorientierte Ansatz ähnelt dem Situationsansatz. Der Unterschied besteht darin, dass Armin Krenz, Begründer dieses Ansatzes, davon ausgeht, dass Kinder in ihrem Verhalten, ihrem Spiel und in anderen Ausdrucksformen, Erlebnisse und Ereignisse verarbeiten, die sie in der Vergangenheit erlebt haben. Indem pädagogische Fachkräfte die darin zum Ausdruck kommenden Themen aufgreifen und die Kinder sie in Projekten auf vielfältige Weise bearbeiten, verarbeiten und verstehen sie diese. Durch diese unterschiedliche Herleitung ist der Situationsorientierte Ansatz individuell ausgerichtet während der Situationsansatz ein gruppenpädagogisches Konzept ist.



Bianca McGuire, Cindy Benkel und Armin Krenz: Der Situationsorientierte Ansatz




 





Sprache zählt zu den wichtigsten Schlüsselkompetenzen für das lebenslange Lernen und den späteren Erfolg in Schule und Bildung. Besonders für Kinder am Anfang ihrer Sprachentwicklung und für Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, ist die frühe Sprachbildung und Unterstützung sprachlicher Kompetenzen von ausschlaggebender Bedeutung. Die Förderung der sprachlichen Entwicklung nimmt als zentrale Bildungsaufgabe somit zu Recht einen hohen Stellenwert im Elementarbereich ein. Die in den letzten Jahren gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Praxiserfahrungen zeigen, dass es vor allem eine systematische alltagsintegrierte Sprachbildung ist, die die sprachliche Entwicklung der Kinder fördert. Eine sprachanregende Umgebung im pädagogischen Alltag der Kindertagesbetreuung bietet dafür viele Anlässe. Sprachliche Bildung sollte möglichst früh beginnen und alle Kinder von Beginn an erreichen. In diesem Prozess ist die Gestaltung einer gelingenden Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Eltern und pädagogischen Kräften von entscheidender Bedeutung. Das familiäre Umfeld ist nach wie vor der erste Ort des Spracherwerbs. Der Austausch über Vorstellungen, Kenntnisse, Erfahrungen und Ressourcen hilft, ein gemeinsames Erziehungs- und Bildungsverständnis zu entwickeln.



Flyer für Eltern informiert über die „Alltagsintegrierte Sprachbildung und Beobachtung für Kinder in Kindertageseinrichtungen in NRW“



Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ Informationen auf der Website der Initiative „Frühe Chancen“



Weitere Informationen unter KiTa.NRW

 





Die Idee für Waldkindergärten stammt aus Dänemark, wo bereits 1954 die erste Kita dieser Art gegründet wurde. 1968 entstand der erste Waldkindergarten in Deutschland. Waldkindergärten unterscheiden sich von anderen Einrichtungen vor allem dadurch, dass die Kinder die Zeit nahezu ausschließlich und bei (fast) jedem Wetter im Wald verbringen. Vorgefertigtes Spielzeug gibt es in Waldkindergärten - bis auf wenige Werkzeuge - nicht. Die natürliche Umgebung schafft ständig Bewegungs-, Spiel- und Lernanlässe, die nicht erst künstlich geschaffen werden müssen. Sie fördert Kreativität, Fantasie, freies Spiel und das soziale Miteinander. Sogenannte Naturkindergärten nutzen neben Wäldern, Wiesen und Feldern auch andere Naturräume, wie Meer, Strand oder Dünen. Bei extremem Wetter können die Gruppen in der Regel einen Rückzugsraum (zum Beispiel eine Waldhütte oder einen Bauwagen) nutzen.



Landesverband der Wald- und Naturkindergärten NRW e.V.

 





Die sogenannte Waldorfpädagogik wurde von Rudolf Steiner (1861-1925) begründet und basiert auf der von ihm entwickelten Menschenkunde, der Anthroposophie. 1926 entstand der erste Waldorfkindergarten in Stuttgart. Er war der dort 1919 eröffneten Waldorfschule angeschlossen. Steiner ging davon aus, dass sich in den ersten sieben Lebensjahren vor allem der Leib des Menschen und die inneren Organe ausbilden. Kinder nähmen in dieser Lebensphase die Welt vornehmlich durch Nachahmung auf. Die Kindergartenpädagogik in Waldorfeinrichtungen zeichnet sich durch Regelmäßigkeit und Wiederholungen aus, die Kindern Sicherheit gibt. Künstlerisches und handwerkliches Tun stehen im Vordergrund. Im freien Spiel zeigen die Kinder ihre Persönlichkeit. Beziehung, Freude und Bewegung gelten als wichtige Grundlagen für das Lernen. Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen ist es, dem Kind zu helfen, seine eigene Individualität zu entdecken.



Vereinigung der Waldorfkindergärten Region Nordrhein-Westfalen

Webtipp: Betreuung und Bildung im Elementarbereich

Informationen und KiTa-Finder für NRW

Wer sein Kind bestmöglich betreut weiß, kann Arbeit und Familienaufgaben leichter miteinander vereinbaren. Das Portal „KiTa.NRW“ des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI) bündelt alle wichtigen Informationen und Angebote rund um Erziehung und Bildung von Kindern im Elementarbereich. Besonders wertvoll: Der „KiTa-Finder NRW“ hilft Eltern mit wenigen Klicks bei der Suche eines passenden Betreuungsangebotes für ihr Kind.

Aus über 10.000 Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen ermittelt der KiTa-Finder NRW mithilfe einer Umkreissuche die nächstgelegenen Einrichtungen zum eingegebenen Standort. Ein Klick in die Ergebnisliste oder auf die zusätzlich angezeigte Karte liefert grundlegende Informationen zur ausgewählten Einrichtung. Details zum pädagogischen Konzept, zu Ansprechpersonen, Öffnungszeiten und weiterführenden Websites sowie Fotos werden von den Einrichtungen selbst fortlaufend aktualisiert und erweitert. Zur schnellen Übersicht werden Familienzentren, die neben der Kinderbetreuung auch Familienberatung und Familienbildung anbieten, in den Ergebnissen farblich hervorgehoben.

Informationen über das wohnortnahe Angebot der Kindertagespflege finden Sie bei dem für Sie zuständigen Jugendamt über die Jugendamtsuche. Mit dem Online-Angebot erhalten Sie Informationen über Ihr zuständiges Jugendamt und die Anzahl der verfügbaren Kindertagespflegeplätze sowie werden fortlaufend Kontaktdaten der zuständigen Fachberatungs- und Vermittlungsstelle für Kindertagespflege eingepflegt.

Gut informiert

Begleitend erhalten Eltern im KiTa-Portal Informationen zur frühkindlichen Bildung sowie über die familienunterstützenden Leistungen der Jugendämter. Ein hoher Stellenwert wird beispielsweise dem Thema „Sprachliche Bildung“ eingeräumt, zählt Sprache doch zu den wichtigsten Schlüsselkompetenzen für das lebenslange Lernen und den späteren Erfolg in Schule und Ausbildung.
Damit möglichst viele Eltern erreicht werden, werden ausgewählte Informationen wie die Elternbroschüre „Willkommen in der Kita“ oder der Flyer über die „Alltagsintegrierte Sprachbildung und Beobachtung für Kinder in Kindertageseinrichtungen“ in mehr als zehn Sprachen zum Download zur verfügung gestellt.

Auch pädagogische Fachkräfte können sich informieren. Für sie steht bspw. eine Sammlung mehrsprachiger Bilderbücher, Hinweise zu Arbeitsmaterialien für die Arbeit mit Kindern mit Fluchterfahrungen bereit. Ebenso werdenthemenbezogene Projekte vorgestellt.
Eine landesweite Jugendamt-Suche vermittelt die Kontaktdaten der zuständigen Stelle vor Ort und erleichtert so den Zugang zum vielfältigen Beratungsangebot rund um Erziehung und Betreuung durch die Fachkräfte in den Ämtern.

Angebote und Services für Fachstellen

Für Jugendämter und Träger stellt das KiTa.NRW-Portal aktuelle Informationen, Dokumentationen, Verfahrensunterlagen sowie rechtliche Grundlagen zur Bildungsförderung im Elementarbereich bereit. Fachkräfte und Fachberatungen finden neben allgemeinen Informationen auch aktuelle Dokumentationen und Unterlagen zur Neuausrichtung der „Alltagsintegrierten Sprachbildung und Beobachtung in Nordrhein-Westfalen“ sowie zur Qualifizierung von Fachkräften. Das Onlineportal „KiTa-Stellen NRW“ vermittelt offene Stellen für pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten und Familienzentren und ist somit Anlaufstelle für Arbeitssuchende wie Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen gleichermaßen.

 

Wenn Väter beruflich kürzer treten

Gastbeitrag - Dr. Mareike Bünning

Viele Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder. Sie sehen ihre Rolle in der Familie nicht mehr darauf beschränkt, den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern wollen sich auch aktiv ins Familienleben einbringen. Doch oft gelingt es ihnen nicht, diesen Wunsch umzusetzen. Im Jahr 2012 verbrachten Väter durchschnittlich 1 Stunde 22 Minuten pro Tag mit ihren Kindern im Vorschulalter, weniger als halb so viel wie Mütter – bei diesen waren es 2 Stunden 59. Ein Drittel der Väter gab an, nicht ausreichend Zeit für ihre Kinder zu haben.

Einem stärkeren väterlichen Engagement in der Familie wirken insbesondere lange Arbeitszeiten entgegen. Eine Option, die Vätern mehr Zeit mit ihren Kindern ermöglicht, ist die Inanspruchnahme von Elternzeit. Während der Elternzeit können sich Väter intensiv um ihr Neugeborenes und gegebenenfalls auch dessen ältere Geschwister kümmern; so können sie eine enge Bindung zu ihren Kindern aufbauen. Eine weitere, bisher weniger diskutierte Option ist die Teilzeiterwerbstätigkeit. Gegenüber einer Elternzeit hat Teilzeiterwerbstätigkeit den Vorteil, dass sie nicht auf die ersten Lebensmonate des Kindes beschränkt ist. Allerdings haben teilzeiterwerbstätige Väter immer noch weniger Zeit für ihre Kinder als Väter, die während einer Elternzeit ganz zu Hause sind.
 
In meiner Doktorarbeit habe ich mir diese beiden Optionen genauer angeschaut und untersucht, ob Väter, die Elternzeit nehmen oder eine Zeit lang in Teilzeit erwerbstätig sind, tatsächlich mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Eine zweite Frage war, welche Auswirkungen Elternzeit und Teilzeiterwerbstätigkeit auf die Löhne von Vätern haben. Um diese Fragen zu beantworten, habe ich Daten des sozio-ökonomischen Panels ausgewertet: Jedes Jahr werden im Rahmen dieser Umfrage die gleichen Personen befragt. Sie machen monatsgenaue Angaben zu ihrem Erwerbsstatus (darunter Teilzeiterwerbstätig und Elternzeit) und berichten für jedes Jahr, wie viel sie verdienen und wie viel Zeit sie mit ihren Kindern verbringen. Anhand dieser Daten lässt sich nachzeichnen, ob sich Löhne und Beteiligung an der Kinderbetreuung verändern, nachdem Väter Elternzeit genommen haben, oder wenn sie von einer Vollzeit- auf eine Teilzeitstelle und anschließend wieder zurück in Vollzeit wechseln.

Elternzeit bei Vätern

Seit der Einführung der Partnermonate bei der Elternzeit im Jahr 2007 steigt die Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter stetig an. Während vor 2007 ein Vater in Elternzeit noch die absolute Ausnahme war, geht mittlerweile etwa jeder dritte Vater in Elternzeit. Zwei Drittel der Väter entscheiden sich allerdings nach wie vor gegen die Inanspruchnahme einer Elternzeit und von denjenigen, die Elternzeit nehmen, beschränken sich die allermeisten auf die beiden Partnermonate. Als Gründe gegen eine (längere) Elternzeit nennen sie vor allem die Angst vor Karriereeinbußen, finanziellen Nachteilen und negativen Reaktionen seitens ihrer Vorgesetzten und Kollegen.
 
Meinen Analysen zufolge ist diese Sorge jedoch in der Regel unbegründet. Denn unabhängig von der Länge der Elternzeit lassen sich keine Hinweise darauf finden, dass eine Elternzeit systematisch mit Lohneinbußen verbunden ist – weder im öffentlichen Dienst, noch in der Privatwirtschaft und unabhängig vom Qualifikationsniveau der Väter.
 
Zudem zeigt sich, dass sich die Elternzeit auch langfristig positiv auf die Vater-Kind-Beziehung auswirkt: Auch wenn die Väter nach dem Ende der Elternzeit ins Berufsleben zurückkehren, engagieren sie sich stärker in der Familie und verbringen im Durchschnitt eine Stunde mehr pro Tag mit ihren Kindern als vor der Elternzeit.

Teilzeiterwerbstätigkeit bei Vätern

Auch eine Teilzeiterwerbstätigkeit wird gesetzlich unterstützt. Das Teilzeit- und Befristungsgesetz von 2001 räumt allen Arbeitnehmern in Betrieben mit mehr als 15 Mitarbeitern ein Recht auf Teilzeitarbeit ein. Anders als Mütter machen Väter von diesem Recht bisher jedoch kaum Gebrauch. So waren im Jahr 2012 zwar 70 Prozent der Mütter aber nur 5 Prozent der Väter in Teilzeit erwerbstätig. Ein weiterer Unterschied zwischen Müttern und Vätern zeigt sich bezüglich der Dauer der Teilzeiterwerbstätigkeit. Während Mütter, die einmal in Teilzeit wechseln, oft dauerhaft auf einer Teilzeitstelle verbleiben, ist eine Teilzeiterwerbstätigkeit bei Vätern in der Regel von kurzer Dauer. Meinen Daten zu folge kehrte die Hälfte der Väter innerhalb eines Jahres nach Beginn der Teilzeittätigkeit auf eine Vollzeitstelle zurück. Warum eine Teilzeiterwerbstätigkeit bei Vätern meist nur eine kurze Phase ist, lässt sich auf Basis meiner Daten nicht feststellen. Eine mögliche Erklärung ist jedoch, dass viele Väter bereits zu Beginn der Teilzeiterwerbstätigkeit eine Rückkehr in Vollzeit mit ihrem Arbeitgeber vereinbaren. Trotz der kurzen Dauer ist laut Statistik eine Teilzeiterwerbstätigkeit bei Vätern mit Lohneinbußen verbunden. Mit jedem Monat, den Väter Teilzeit statt Vollzeit arbeiten, verringert sich ihr Stundenlohn um 0,2 Prozent.
 
Betrachten wir hingegen den Zusammenhang zwischen einer Teilzeiterwerbstätigkeit und der Zeit, die Väter mit ihren Kindern verbringen, so zeigt sich, dass Väter, während sie in Teilzeit erwerbstätig sind, etwa eine Stunde mehr mit ihren Kindern verbringen als vor der Teilzeiterwerbstätigkeit. Sobald sie auf eine Vollzeitstelle zurückkehren, reduziert sich die Zeit, die Väter unter der Woche mit ihren Kindern verbringen, jedoch wieder deutlich. Lediglich Väter mit einer in Vollzeit erwerbstätigen Partnerin behalten auch über das Ende der Teilzeitphase hinaus ein erhöhtes Engagement in der Kinderbetreuung bei: Nach der Rückkehr auf eine Vollzeitstelle kümmern sie sich immerhin noch eine halbe Stunde mehr pro Tag um ihre Kindern als vor dem Wechsel in Teilzeit.

Schlussfolgerungen

Insgesamt legen die Analysen nahe, dass sich eine Elternzeit positiver auswirkt als eine Teilzeiterwerbstätigkeit, sowohl was die Vater-Kind-Beziehung betrifft als auch in Hinblick auf die Lohnentwicklung. Wie lässt sich erklären, dass eine Teilzeiterwerbstätigkeit oft nur vorübergehend mit mehr Zeit für die Kinder verbunden ist, eine Elternzeit hingegen dauerhaft? Ein Grund könnte sein, dass sich die Motivation für eine Elternzeit und die für eine Teilzeiterwerbstätigkeit unterscheiden. Während die meisten Väter Elternzeit explizit nehmen, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, beginnen sie eine Teilzeiterwerbstätigkeit oft aus anderen Gründen. Eine weitere Erklärung könnte sein, dass sich Väter während einer Vollzeit-Elternzeit intensiver um ihre Kinder kümmern als dies bei einer Teilzeiterwerbstätigkeit möglich ist. Väter bauen somit während der Elternzeit möglicherweise ein engeres Verhältnis zu ihren Kindern auf und entwickeln mehr Betreuungskompetenzen als während einer Teilzeiterwerbstätigkeit, was ein langfristiges Engagement bei der Kinderbetreuung stärker fördert.
 
Bezüglich der Konsequenzen einer Elternzeit oder Teilzeiterwerbstätigkeit für das weitere Berufsleben zeigt sich, dass die Einführung der beiden Partnermonate die Inanspruchnahme von ein bis zwei Monaten Elternzeit durch Väter gegenüber ihren Arbeitgebern legitimiert. Aber auch bei längeren Elternzeiten wird die Lohnentwicklung nicht beeinträchtigt. Wie qualitative Studien zeigen, werten Arbeitgeber die Elternzeit nicht als Zeichen geringer beruflicher Ambitionen, sondern gehen davon aus, dass sich die Väter nach einer intensiven Familienphase wieder voll ihrer Karriere widmen. Wichtige Voraussetzungen für eine positive Bewertung der Elternzeit durch den Arbeitgeber sind zudem eine frühzeitige Ankündigung der Elternzeitpläne und die Bereitschaft, während der Elternzeit in Notfällen für den Betrieb erreichbar zu sein.
 
Teilzeiterwerbstätige Väter unterliegen im Vergleich dazu einem starken Rechtfertigungsdruck; ihrem Teilzeitwunsch wird seitens ihrer Vorgesetzten und Kollegen oft mit Irritationen und Unverständnis begegnet. Die Lohneinbußen bei Teilzeitarbeit lassen sich also möglicherweise darauf zurückführen, dass der Wunsch nach Teilzeitarbeit als Signal für mangelndes berufliches Engagement verstanden und durch eine geringere Entlohnung sanktioniert wird. Dies deutet darauf hin, dass das Teilzeit- und Befristungsgesetz, das eine geringere Entlohnung von Teilzeitkräften verbietet, nicht ausreicht, um Teilzeit arbeitende Väter vor einer finanziellen Schlechterstellung zu schützen.
 
Die Rahmenbedingungen für Teilzeiterwerbstätigkeit sind jedoch gerade stark im Wandel. Das bereits eingeführte Elterngeld Plus, sowie die diskutierten Vorhaben eines Rückkehrrechts auf Vollzeit und einer Familienarbeitszeit haben zum Ziel, Teilzeiterwerbstätigkeit für Väter attraktiver zu machen. Diese Maßnahmen stärken die Rechte von teilzeiterwerbstätigen Vätern und liefern den Vätern – ähnlich wie die Partnermonate bei der Elternzeit – handfeste Argumente, um ihre Vorgesetzten von einer Teilzeiterwerbstätigkeit zu überzeugen. Auch wenn diese Maßnahmen nicht direkt auch die Entlohnung abzielen, könnten sie somit möglicherweise dazu beitragen, die Nachteile, die mit einer Teilzeiterwerbstätigkeit einhergehen, abzumildern. 
 

Dr. Mareike Bünning

© Foto: Hannelore Schild-Vogel

Dr. Mareike Bünning ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und forscht dort zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über die Auswirkungen einer Elternzeit auf das Berufs- und Familienleben von Vätern.
 

 

Minister Stamp: Landesregierung schnürt Kitaträger-Rettungspaket

Das Landeskabinett hat in seiner auswärtigen Sitzung in Berlin den Gesetzentwurf zur Rettung der Trägervielfalt von Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen beschlossen. Mit einer schnellen und unbürokratischen Hilfe in Höhe einer halben Milliarde Euro möchte die Landesregierung die unmittelbare finanzielle Not der Kita-Träger abwenden. Vielerorts waren Schließungen für das nächste Kindergartenjahr angekündigt worden. Familienminister Joachim Stamp: „Wir haben den Kitas schnelle und unbürokratische Hilfe zugesagt, das halten wir. Wir wenden Kita-Schließungen ab und erhalten die wichtige Trägervielfalt in unserem Land."

Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration erklärt:

Das Landeskabinett hat in seiner auswärtigen Sitzung in Berlin den Gesetzentwurf zur Rettung der Trägervielfalt von Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen beschlossen. Mit einer schnellen und unbürokratischen Hilfe in Höhe einer halben Milliarde Euro möchte die Landesregierung die unmittelbare finanzielle Not der Kita-Träger abwenden. Vielerorts waren Schließungen für das nächste Kindergartenjahr angekündigt worden. Familienminister Joachim Stamp: „Wir haben den Kitas schnelle und unbürokratische Hilfe zugesagt, das halten wir. Wir wenden Kita-Schließungen ab und erhalten die wichtige Trägervielfalt in unserem Land."
 
Die derzeitige Unterfinanzierung des Kita-Finanzierungssystems behindert den dringend notwendigen, bedarfsgerechten Platzausbau und geht zulasten der Betreuungsqualität aller Kitas. Das Kitaträger-Rettungs-programm ist ein erster, großer Schritt, um die Unterfinanzierung der frühkindlichen Bildung in Nordrhein-Westfalen insgesamt zu beenden. Ziel der Landesregierung ist, dass das Gesetz noch 2017 in Kraft tritt, um den Kitas die Landesmittel für die Kindergartenjahre 2017/2018 und 2018/2019 zur Verfügung stellen zu können.
 
Minister Joachim Stamp: „Das Kitaträger-Rettungsprogramm ist nur ein erster Schritt. Wir werden nun in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Akteuren im Land beginnen, das Kinderbildungsgesetz zu reformieren und für eine dauerhaft auskömmliche Finanzierung der Kitas sorgen."

Mehr Plätze in der Kindertagesbetreuung: Land und Bund investieren rund 286 Millionen Euro

Das Land Nordrhein-Westfalen investiert in den kommenden Jahren gemeinsam mit dem Bund kräftig in den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Insgesamt stehen rund 286 Millionen Euro für zusätzliche Plätze zur Verfügung. Dadurch können zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder zwischen null Jahren und dem Schuleintritt entstehen.

21.08.2017
Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration teilt mit:

Das Land Nordrhein-Westfalen investiert in den kommenden Jahren gemeinsam mit dem Bund kräftig in den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Insgesamt stehen rund 286 Millionen Euro für zusätzliche Plätze zur Verfügung. Im Rahmen der Landesinvestitionsprogramme stehen knapp 43 Millionen Euro zur Verfügung, der Bund stellt mit einem weiteren Investitionsprogramm Mittel in Höhe von rund 243 Millionen Euro bereit. Dadurch können zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder zwischen null Jahren und dem Schuleintritt entstehen.
 
„Das ist ein wichtiger Schritt für ein gutes Angebot frühkindlicher Bildung. Junge Familien werden dadurch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt. Mit den Mitteln für den Ausbau helfen wir Trägern und Kommunen bei der Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze und setzen um, was wir im Koalitionsvertrag angekündigt haben. In einer neuen Förderrichtlinie, die gerade veröffentlicht wurde, haben wir die Förderhöchstbeträge für Neubauten von 20.000 auf 30.000 Euro pro Platz deutlich angehoben. Damit entlasten wir die Träger von ihren Eigenanteilen“, erklärt Familienminister Joachim Stamp.
 
Ein Teil der Mittel soll in den Erhalt und damit in die Zukunftssicherheit von bestehenden Plätzen fließen. Die Fördermittel können von den Jugendämtern über die beiden Landesjugendämter beantragt werden. Für das Kindergartenjahr 2017/2018 haben die Jugendämter insgesamt 179.472 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren angemeldet – davon 127.392 in Kindertageseinrichtungen und 52.080 in der Kindertagespflege. Im Ü3-Bereich sind es 479.361 Plätze, davon 475.341 in Kindertageseinrichtungen und 4.020 in der Kindertagespflege. In den kommenden Jahren wird der Ausbau weitergehen.
 
Darüber hinaus bereitet die Landesregierung ein Programm zum Erhalt der Trägerlandschaft in Nordrhein-Westfalen vor, das in Kürze vorgelegt wird.

Quelle: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen