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Kinderbetreuung

100.000 neue Betreuungsplätze

Starts des vierten Investitionsprogramms „Kinderbetreuungsfinanzierung“ und Verkündung des „Gesetzes zum weiteren quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung“
Heute wird das „Gesetzes zum weiteren quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung“ als Grundlage des vierten Investitionsprogramms „Kinderbetreuungsfinanzierung“ mit rückwirkender Inkraftsetzung zum 1. Januar 2017 verkündet. Mit einem Volumen von 1,126 Milliarden Euro können hierdurch 100.000 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden, erstmals auch für Kinder bis zum Schuleintritt.   „Wir brauchen mehr Betreuungsplätze“, so die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Katarina Barley.  „Denn immer mehr junge Eltern möchten früher wieder in den Beruf zurückkehren, immer mehr Kinder werden geboren. Und immer mehr Eltern wissen: Gute Angebote der Kindertagesbetreuung ermöglichen Kindern gleiche Startchancen und gutes Aufwachsen. Betreuung verbessert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Daher treiben wir mit dem vierten Investitionsprogramm den Ausbau der Plätze voran. Fest steht, der Bund muss die Länder und Kommunen dabei unterstützen.“   Durch die ersten beiden Investitionsprogramme „Kinderbetreuungsfinanzierung“ wurden bereits mehr als 2,73 Milliarden Euro umgesetzt und auch im dritten Investitionsprogramm wird eine vollständige Ausschöpfung der bereitgestellten Mittel signalisiert.   Die Entwicklung der Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren zeigt, dass die Investitionen wirken. Seit Beginn der Investitionsprogramme im Jahr 2008 hat sich die Betreuungsquote im bundesweiten Durchschnitt von 17,6 Prozent auf 32,7 Prozent (Stand 2016) fast verdoppelt.   43,2 Prozent der Eltern mit Kindern unter drei Jahren wünschen sich einen Betreuungsplatz für ihr Kind (Elternbefragungen des Deutschen Jugendinstituts e.V. 2015). Auch für die zu uns geflüchteten Kinder werden zusätzliche Betreuungsplätze benötigt.   Neben dem quantitativen Ausbau ist die zweite große Herausforderung, die Qualität der Angebote zu verbessern.   „Auch für die Verbesserung der Qualität der Betreuung muss der Bund eine größere finanzielle Verantwortung übernehmen“, sagt Bundesfamilienministerin Dr. Barley.   Die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder hat im Mai Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz verabschiedet, die große Unterstützung bei Fachkräften, Eltern und Trägern erfahren. Auch die Arbeitgeberverbände und der Deutsche Gewerkschaftsbund haben sich in der vergangenen Woche der Forderung nach mehr und dauerhaften Bundesmitteln für bessere Qualität angeschlossen.   „Die Zeit ist also reif für ein stärkeres Bundesengagement. Dies muss eine der zentralen Aufgaben der nächsten Bundesregierung sein“, so Barley.       Quelle: BMFSFJ    

Ministerinnen und Minister einigen sich auf gemeinsamen Weg für bessere Qualität in der Kindertagesbetreuung

Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) beschließt mit großer Mehrheit Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz.
Bund und Länder möchten gemeinsam die Qualität in der Kindertagesbetreuung verbessern. Entsprechende Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz hat die Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) heute (Freitag) beschlossen. Mehr Fachkräfte, die Gebührenfreiheit, starke Kitaleitungen oder eine weiter entwickelte Kindertagespflege gehören zu den Qualitätszielen, die die Ministerinnen und Minister auf der Grundlage eines Qualitätsentwicklungsgesetzes umsetzen wollen. Dieses soll die unterschiedlichen Stärken und Entwicklungs-bedarfe der Länder berücksichtigen. Denn jedes Land könnte dann aus einer ganzen Palette von Qualitätsmaßnahmen die für sich geeigneten auswählen, die mit Bundesmittel finanziert werden sollen. Darüber soll der Bund mit jedem Land individuelle Zielvereinbarungen schließen. Die Bundesmittel müssen zusätzlich eingesetzt werden, dürfen Landesmittel nicht ersetzen. Um die Vereinbarungen und das Gesetz wirkungsvoll zu machen, sind außerdem Berichtspflichten der Länder und ein qualifiziertes Monitoring vorgesehen. Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig: „Wir brauchen gut ausgestattete Kitas und Kindertagespflege, damit Kinder bessere Chancen und die Fachkräfte bessere Arbeitsbedingungen bekommen. Damit wir bei der Qualitätsverbesserung große Schritte machen können, ziehen Bund und Länder erfolgreich an einem Strang. Nur so konnten wir den heutigen Beschluss erreichen. Das ist ein großer Erfolg, für den wir aus allen gesellschaftlichen Bereichen Unterstützung erhalten.“ Für eine Qualitätsoffensive müssen deutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Daher halten die Jugend- und Familienministerinnen eine deutliche und dauerhafte Ausweitung des Bundesanteils für notwendig. Hierzu Bundesministerin Schwesig: „Wir haben in dieser Wahlperiode das finanzielle Engagement des Bundes für den Ausbau der Kindertagesbetreuung bereits gesteigert. Aber die Zahlen zu noch fehlenden Kita-Plätzen zeigen, dass wir mehr investieren müssen. Das gilt auch für die Qualität. Hier muss sich der Bund stärker beteiligen als bisher. Bund und Länder müssen jetzt gemeinsam dafür kämpfen, dass mehr Geld in die Kinderbetreuung investiert wird.“ Dem heutigen Beschluss der JFMK „Frühe Bildung weiter entwickeln und finanziell sichern. Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz“ vorausgegangen ist ein zweieinhalb Jahre langer Qualitätsprozess, den Bundesministerin Schwesig 2014 mit ihren Länderkolleginnen und -kollegen ins Leben gerufen hat. Im Rahmen dieses Prozesses haben Bund und Länder mit den Kommunalen Spitzen-verbänden gemeinsame Qualitätsziele für die frühkindliche Bildung und eine solide Finanzierungsgrundlage für deren Umsetzung erarbeitet. Einbezogen waren in einem partizipativen Prozess Akteurinnen und Akteure von Verbänden und Organisationen, aus Praxis und Wissenschaft. Flankierend hat die JFMK die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Fachkräfte-gewinnung beschlossen. Denn mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung kann nur erreicht werden, wenn genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Land und Bund fördern Ausbau der Kindertagesbetreuung in NRW mit mehr als 300 Millionen Euro zusätzlich

Das Land Nordrhein-Westfalen plant, gemeinsam mit dem Bund bis 2021 mehr als 300 Millionen Euro zusätzlich in Betreuungsplätze für unter- und überdreijährige Kinder in NRW zu investieren.
Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport teilt mit: Das Land Nordrhein-Westfalen plant, gemeinsam mit dem Bund bis 2021 mehr als 300 Millionen Euro zusätzlich in Betreuungsplätze für unter- und überdreijährige Kinder in NRW zu investieren. Das jetzt vom Bundestag verabschiedete „Gesetz zum weiteren quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung“ wird aller Voraussicht nach Anfang Juni vom Bundesrat verabschiedet. Der Bund stellt den Ländern danach insgesamt 1,126 Milliarden Euro zur Verfügung. NRW erhält davon 240 Millionen Euro, von denen die Kommunen und Träger direkt profitieren. Zusammen mit den noch verfügbaren Mitteln aus den laufenden Landesprogrammen kann das Land damit in den nächsten Jahren insgesamt 306 Millionen Euro für den weiteren Ausbau zur Verfügung stellen. Investitionen werden dabei mit bis zu 90 Prozent gefördert.   „Wir haben beim Ausbau der Kindertagesbetreuung in den letzten Jahren eine beispiellose Aufholjagd hingelegt. Mit den zusätzlichen Mitteln können wir weiter in den Ausbau der Betreuungsplätze investieren. Ich freue mich, dass der Bund hier mit uns an einem Strang zieht“, erklärte Familienministerin Christina Kampmann.   In den vergangenen Jahren hat das Land NRW die Kita-Träger in Nordrhein-Westfalen bereits mit rund 1,2 Milliarden Euro aus Bundes- und Landesmitteln unterstützt. Dadurch konnte die Zahl der U3-Plätze in den letzten sieben Jahren auf mehr als 179.000 verdoppelt werden. Weitere Informationen: www.mfkjks.nrw

Balance und Austausch

VÄTERNETZWERK NRW

Unternehmen helfen Vätern, sich zu vernetzen – über das Väternetzwerk NRW. Dort können sie sich informieren, untereinander austauschen und ihre Rollen in Job und Familie in Einklang bringen. ista, ein Anbieter für Energiedatenmanagement, macht es vor und ist seit November 2015 Teil des Väternetzwerks. Ein Gespräch mit HR-Projekt-Managerin Aida Azadfar über die Bedürfnisse der Väter, über Chancen und Ziele.
vaeter.nrw: Weshalb ist ista dem Väternetzwerk NRW beigetreten?Aida Azadfar: Work-Life-Balance hat bei ista einen hohen Stellenwert. Wir glauben, dass Top-Leistungen nur dann möglich sind, wenn die Balance stimmt und unsere Mitarbeiter ein ausgeglichenes Leben führen können. Für Familien gibt es einige Angebote bei ista. Da Väter sehr häufig die tragende berufliche Rolle in der Familie haben und zusätzlich und zunehmend familiäre Arbeit leisten, haben sie gezielte Unterstützung nötig – und verdient.
vaeter.nrw: Wie sieht denn die Unterstützung für Familien bisher aus?Aida Azadfar: Wir haben eine Reihe von Projekten, die Mütter und Väter gleichermaßen ansprechen: Einen Familienservice, der beispielsweise zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt bei der Vermittlung von Kitaplätzen und Tagesmüttern hilft. Wir haben ein Familienzimmer im Headoffice, falls ein Elternteil sein Kind mit zur Arbeit bringt, weil die Betreuung ausgefallen ist. In dem Zimmer steht ein komplett ausgestatteter Schreibtisch – neben dem Wickeltisch und vielen Spielsachen. Wir ermöglichen außerdem flexible Arbeitszeiten und Home-Office wo es betrieblich möglich ist.
vaeter.nrw: Das sind eine ganze Menge interne Aktivitäten. Was kommt seit November 2015 durch das Väternetzwerk hinzu?Aida Azadfar: Dazu gehören Workshops, Vorträge und Webinare, etwa mit dem Thema „Selbstbewusste Töchter, starke Väter“ oder „Resilienz – gute Bindung von Anfang an. Die Bedeutung des Vaters für das Selbstvertrauen der Kinder“. Außerdem können wir über das Netzwerk Vater-Kind-Aktivitäten anbieten: von der Babymassage, übers Klettern, Floßabenteuer, Bogenschießen bis zum Geocaching. Ein großer Pluspunkt der Aktivitäten: Väter aus ganz verschiedenen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen finden zusammen, tauschen sich aus und vernetzen sich. So entstehen neue Ideen und Lösungen.
vaeter.nrw: Welches Feedback bekommen Sie bisher?Aida Azadfar: Die Resonanz ist sehr positiv. Wir merken, dass die Väter es schätzen, im Fokus zu stehen und Aufmerksamkeit für ihre Themen und Sorgen zu bekommen. Für uns war der Beitritt zum Netzwerk aber nur der Startschuss. Wir sind offen für weitere Initiativen und wollen das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf künftig noch ausbauen.
vaeter.nrw: Familienfreundlichkeit misst sich nicht allein in Beratungsangeboten und der Förderung von Freizeitaktivitäten, oder? Aida Azadfar: Richtig, deshalb ist unsere Teilnahme am Väternetzwerk auch in erster Linie eine Initiative, mit der wir ein schrittweises Umdenken bei ista anstoßen wollen. Uns liegt viel am Wohlbefinden und der Gesundheit aller Mitarbeiter. Wenn sich eine Mutter oder ein Vater beispielsweise um die Betreuung der Kinder Sorgen macht, ist das für alle Seiten schlecht. Am Ende entscheiden aber auch unsere Möglichkeiten und Ressourcen, wie wir unsere Mitarbeiter unterstützen können. (vaeter.nrw.de)
Zur Person:

Aida Azadfar

Themen Balance und Austausch

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Wie sag ich‘s meinem Chef?

Elternzeit & Vereinbarkeit

Natürlich treffen Väter, die Elternzeit anmelden, nicht bei jedem Chef auf ungeteilte Begeisterung. Aber mit guter Vorbereitung und etwas Geschick lässt sich diese Hürde nehmen. „In der Regel werden die zwei Monate Elternzeit in den Firmen durchgewinkt“, sagt Hans-Georg Nelles, der seit über 15 Jahren für zahlreiche Projekte im Themenfeld „Vereinbarkeit von Arbeit und Leben“ verantwortlich ist.

Reibung erzeugt Wärme, oder?

Die partnerschaftliche Aufgabenteilung auszuhandeln, ist nicht immer leicht – aber ohne geht es nicht.

Wird ein Mann zum Vater, ein Paar zu Eltern, ändert sich vieles. Große Fragen stehen im Raum: Wer kümmert sich in den ersten Lebensjahren um das Kind und wie wird der Haushalt fair aufgeteilt? Über Herausforderungen, Frust und Lösungen hat sich vaeter.nrw mit Familiencoach Aimée Bastian unterhalten.

Welche Probleme können auftauchen, wenn sich Männer und Frauen in ihrer neuen Elternrolle zurechtfinden müssen?

Es gibt einige Stolpersteine für frisch gebackene Väter und Mütter. Oft bestehen sie aus unterschiedlichen Familienwerte-Vorstellungen: Was brauchen unsere Kinder? Wie definiere ich mich als Mann und Vater? Wie als Frau und Mutter? Was brauchen wir als Paar? Problematisch kann auch das Thema Geld werden. Gibt es eine Familienkasse? Wer bestimmt, wie viel wofür ausgegeben wird? Hier fürchten frischgebackene Väter oft um ihre Unabhängigkeit. Hinzu kommt, die Aufgaben im Haushalt neu aufzuteilen. Und natürlich die Frage, wer das Kind wann betreut. Darüber sollte sich auch der Mann frühzeitig Gedanken machen und sich mit seiner Partnerin noch vor der Geburt des Kindes abstimmen.

Welche Probleme betreffen in erster Linie Väter?

Bei den Vätern habe ich zwei Typen beobachtet: Die einen orientieren sich eher an einem konservativen Familienmodell, das sie aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Die anderen verstehen sich als „moderner Mann“. Sie möchten sich zu Hause einbringen und gerne auch in Elternzeit gehen. Oft driften aber die Erwartungen von Mann und Frau auseinander. Viele Männer haben das Gefühl, sich bereits gut in Haushalt und Kinderbetreuung einzubringen – das Ausmaß entspricht aber noch lange nicht dem, was die Frau als partnerschaftlich betrachtet. Schwierig ist für viele Männer auch, wenn die Paarbeziehung unter dem Kind leidet, wenn sie sich von der Frau nicht mehr als Mann, sondern nur noch als Vater wahrgenommen und sexuell nicht mehr bestätigt fühlen.

Wie kann man sich bereits vor der Geburt vorbereiten und versuchen, künftige Konflikte zu verhindern?

Es ist wichtig, sich bereits früh darüber klar zu werden, wie man als Familie sein will und was einem wichtig ist. Als Eltern, aber auch als Mann und Frau. Falls gewünscht, rate ich, zusammen mit einem Coach oder Therapeuten, zu erarbeiten, wie die eigene Familie funktionieren soll, sodass man sich auch weiter als Paar wahrnimmt. Die Ergebnisse würde ich notieren und immer wieder rausnehmen, wenn es doch zu Streit kommt.

Ein großes Problem ist immer wieder die Frage: Wer betreut das Kind in den ersten Jahren?

Es ist heute nicht mehr so, dass Frauen automatisch nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben wollen. Sie sind gut ausgebildet und möchten auch in ihrem Beruf arbeiten. Väter müssen deshalb mit ihren Partnerinnen einen Kompromiss finden, der Zug um Zug verhandelt wird. Am besten sollte dies von einer unbeteiligten Person moderiert werden. Beide Partner müssen darüber nachdenken, was sie unbedingt brauchen und worauf sie verzichten können. Beide werden Zugeständnisse machen müssen.

Oft bleibt die Frau zu Hause und kümmert sich um Kinder und Haushalt. Das kann zu Frust auf beiden Seiten führen. Was raten Sie Eltern, die sich eine partnerschaftliche Aufgabenteilung wünschen?

Zunächst rate ich jedem Vater, eine Zeit lang Elternzeit zu nehmen und sich um Kind und Haushalt zu kümmern. Zum einen bekommt er dadurch engen Kontakt zum Kind. Außerdem erleben so auch Männer, was es bedeutet, einen Haushalt in Schwung zu halten und welchen Frust es mit sich bringen kann, keine Bestätigung mehr von außerhalb – beispielsweise der Arbeitsstelle – zu erfahren. So kann sich der Mann besser in seine Partnerin hineinversetzen. Das ist eine gute Grundlage für eine partnerschaftliche Aufteilung. Die typischen zwei Vätermonate sind besser als nichts, aber je länger ein Vater Elternzeit nimmt, desto besser. Gegen Frust hilft, dass beide mal raus kommen und sich in Rollen außerhalb der Familie als kompetent erleben – „Mann“ und „Frau“ bleiben, statt nur noch „Vater“ und „Mutter“ zu sein.

Was ist bei den Aushandlungsprozessen zu beachten? Vor allem, wenn sie unter Stress (durchwachte Nächte etc.) stattfinden?

In konkreten Stresssituationen entsteht besonders schnell ein schlimmer Streit. Man sagt Dinge, die man später bereut, die aber lange nachwirken. Bevor es dazu kommt, sollte man die Situation verlassen, tief durchatmen und vielleicht auch eine Nacht darüber schlafen, bis der akute Ärger abgeklungen ist. Anschließend sollte man gemeinsam über die Situation reden und überlegen, wie man die Dinge künftig organisieren kann. 

Oft stehen Männer unter dem Druck, die Versorgerrolle auszufüllen. Wie können Väter ihren Wunsch klar machen, dass sie gerne zu Hause bleiben und die Kinder betreuen wollen?

Je nachdem wie weit sich ein Mann beruflich für seine Frau und die Kinder zurücknimmt, kann es passieren, dass er von Bekannten oder Kollegen das Feedback bekommt, er sei ein „Weichei“. Das kratzt bei einigen Männern am Selbstwertgefühl. Es ist dann wichtig, sich selbst zu fragen: Wie will ich als Vater sein? Ist es wichtiger, was ich will, oder was andere von mir denken? Wer sich darüber klar wird, kann andere Meinungen leichter an sich abprallen zu lassen.

Ab welchem Punkt sollte ein Paar Hilfe suchen? An wen können sich Eltern wenden, wenn konkrete Schwierigkeiten bei einer gerechten Aufgabenverteilung auftauchen?

Kritisch wird es, wenn ein Paar sich immer wieder um dieselben Punkte streitet oder auch, wenn es in der gemeinsamen Zeit nur noch darüber reden kann. Dann empfehle ich jedem, sich professionelle Hilfe zu suchen. Das kann ein Familientherapeut sein, aber auch Kirchenverbände oder städtische Einrichtungen haben in fast jeder Stadt gute und oft kostenlose Angebote. Es hilft bereits, die Aushandlungsprozesse von einer unbeteiligten Person moderieren zu lassen. Dann können beide in einem geschützten Rahmen zu Wort kommen und ihre Wünsche äußern. (vaeter.nrw) Text aktualisiert am 25. Mai 2016