Vater ist, das was du draus machst!
vaeter.nrw

Neue Medien

Gespräch mit Medienexperte Thomas Feibel

Ratgeber und Online-Broschüren für Väter

„Jetzt pack‘ doch mal das Handy weg“ – der Titel von Thomas Feibels aktuellem Buch spricht vermutlich vielen Vätern mit Blick auf ihren eigenen technik-verliebten Nachwuchs aus der Seele. Warum der Satz andersherum, also von Kind zu Vater, aber genauso große Gültigkeit haben sollte, unterstreicht der Journalist und Vater im Gespräch mit vaeter.nrw. Sein Buch sowie zahlreiche kostenlose Broschüren unterstützen Väter dabei, ihr Medienwissen in unterschiedlichen Themenbereichen gezielt zu vertiefen.
vaeter.nrw: Welche Fähigkeiten brauchen Väter, um ihre Kinder medienkompetent zu begleiten?Thomas Feibel: Auch wenn bei Vätern bekanntlich die Technikbegeisterung oft groß ist, so kann es doch nicht schaden, sie etwas herunterzuschrauben. Denn Väter sind ihren Kindern gegenüber in erster Linie Vorbilder. Wenn wir aber etwa beim Essen oder beim Autofahren ans Handy gehen, dann sind wir nun mal keine guten Vorbilder. Und wenn das gemeinsame Spiel oder andere Beschäftigungen ständig vom Smartphone unterbrochen werden, dann signalisieren wir damit unseren Kindern, dass der andere Mensch am Telefon wichtiger ist als die gemeinsame Zeit.  Ausnahmen sind zwar immer möglich, aber Kinder brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit.vaeter.nrw: „Jetzt pack doch mal das Handy weg!“ lautet der Titel Ihres aktuellen Buchs. Was genau reizt Kinder bzw. Väter an Smartphone, TV, Internet und Games? Reale Welt ade?Thomas Feibel: Pardon, aber Smartphone, TV, Internet und Games sind Teil der realen Welt und keine Gegensätze. Die Faszination ist schnell erklärt: Das Smartphone ist ein ungeheuer praktisches Gerät, das unfassbar viele nützliche Funktionen in sich bündelt. Kinder und Jugendliche nutzen das zum Spielen, Kommunizieren und zur Selbstdarstellung. Gerade in der Pubertät sind die letzten beiden Punkte enorm wichtig, weil dann das Smartphone zum nützlichen Werkzeug für ihre Ich-Findung wird. Und bei Erwachsenen? Väter können – genau wie Mütter auch – von überall und zu jeder Zeit beruflich erreichbar und handlungsfähig sein. Das ist ein totaler Gewinn. Leider verschiebt sich dadurch oft der Feierabend und wir haben alle die Balance im Umgang damit noch nicht gefunden. All diese Dinge sind ungeheure Zeitfresser, aber keine Realitätsflucht. Eher kann dies zu einer Flucht vor sich selbst ausarten, denn sich selbst auszuhalten ist keine einfache Sache. Das ergeht Erwachsenen so, aber auch Kindern.vaeter.nrw: Was ist die Kernaussage Ihres Buches?Thomas Feibel: Zum ersten Mal in der Geschichte der Medien verlangen Erwachsene etwas von ihren Kindern, was sie selbst nicht können: widerstehen. Es ist wichtig, immer wieder unsere Vorbildrolle zu hinterfragen, die eigene Haltung zu überprüfen, etwa ob wir unseren Kindern aus Langweile ein Tablet im Restaurant in die Hand drücken. Wichtig ist es auch, dass Kinder die Selbstregulation lernen. Das geht, indem sie vom reinen Konsumieren wie bei Spotify, Netflix oder YouTube zum Gestalten kommen. Das Buch zeigt dazu gute Apps und erklärt informativ und unterhaltsam, wie eine entspannte Erziehung gelingen kann. Es informiert, gibt Ratschläge und entlastet.vaeter.nrw: Wenn Sie heute Väter im Umgang mit der sich rasant entwickelnden digitalen Welt coachen, was ist Ihr Hauptanliegen?Thomas Feibel: Mehr Familienzeit und Quality Time. Der Flugmodus des Smartphones funktioniert nicht nur im Flugzeug. Und wenn wir tatsächlich durch Handys mehr Zeit sparen, wo ist denn dann diese Zeit? Ich denke, je digitaler diese Welt wird, desto wichtiger wird wieder das Analoge. Entsprechend sollte die Freizeitgestaltung mit Kindern aussehen. Einmal gemeinsam zelten bringt mehr, als zehn Mal zusammen Pokémon Go zu spielen.vaeter.nrw: Wie können Kinder, Väter, Familien die Neuen Medien zum Vorteil aller nutzen?Thomas Feibel: Vor allem mit Regeln. Für Kinder und Erwachsene. Am besten ist es, zusammen mit Kindern über Regeln zu sprechen und sie gemeinsam zu vereinbaren. Die Aufgabe der Väter ist es nicht nur Regeln aufzustellen, sondern sich auch um ihre Einhaltung zu kümmern. Das ist oft heikel und macht keinen Spaß. Aber ohne Kontrolle sind alle Regeln sinnlos. Natürlich werden Kinder immer wieder die Grenzen überschreiten und etwa kein Ende bei Spielen finden. Aber das machen sie nicht aus Provokation, sondern aus einem ganz einfachen Grund: weil sie Kinder sind.vaeter.nrw: Herr Feibel, herzlichen Dank für das Gespräch.

Sie möchten Ihr Medienwissen vertiefen?

Wer zu den angesprochenen Themen oder weiteren Fragen sein Wissen rund um Medien erweitern möchte, findet im Web ein umfassendes und teilweise mehrsprachiges Broschüren-Angebot: Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM NRW) stellt Vätern eine breit gefächerte Auswahl an Materialien zur Verfügung. Sortiert nach Themenfeldern, Medium oder Zielgruppe lassen sich die Veröffentlichungen gezielt durchsuchen. Etliche Broschüren sind neben der deutschen Fassung auch in arabischer, russischer oder türkischer Sprache erhältlich. Das Medienkompetenzportal NRW bietet eine thematisch sortierte Linksammlung zum kompetenten Umgang mit Medien an. Vorgestellt werden Internetseiten aus Bereichen wie Internet, Handy & Mobile Medien oder Spiele. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) stellt umfangreiche Informationsmaterialien in Sachen Medien für Väter (Eltern),  Kinder und Jugendliche bereit. Eine Themenauswahl: Empfehlungen und Einschätzungen zur Vielfalt von Computer- und Konsolenspielen, der einfache Einstieg in die Medienerziehung, Geflimmer im (Kinder-)Zimmer, Verherrlichung von Essstörungen im Internet etc. Einen übergreifenden Ansatz verfolgt die Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz. Sie versammelt aktuell über 470 Besprechungen von frei verfügbaren Materialien zur Vermittlung von Medienkompetenz. Per Freitext-Suche, Schlagwort-Wolke oder über die Verweisliste finden Väter Broschüren, Vorträge, Lehrmaterialien und vieles mehr zu Grundlagen sowie aktuellen Themen in der Medienerziehung.   Thomas Feibel leitet das Büro für Kindermedien in Berlin und ist einer der führenden Journalisten zum Thema Kinder und Neue Medien. Für seine Arbeit zur Leseförderung und Vermittlung elektronischer Medien für Kinder und Jugendliche wurde er von Bibliothek & Information Deutschland (BID) mit der Karl-Preusker-Medaille ausgezeichnet. Zuletzt veröffentlichte er das Buch „Jetzt pack doch mal das Handy weg“.