Vater ist, das was du draus machst!
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Partnerschaft

Vaterschaft

Christian Escher tat sich schwer mit dem Gedanken, eigene Kinder zu bekommen. Zu sehr schätzte er, ungebunden und flexibel zu sein. Erst als er begann, sich mit seiner Zukunft zu beschäftigen, änderte sich das. Heute ist Christian Escher Vater von einer Tochter und zwei Söhnen.
Lange Zeit wollte Christian Escher keine Kinder. Denn wenn er sich damals vor etwa zehn Jahren in seinem Bekannten- und Freundeskreis umschaute, beobachtete er, wie sich das Leben einiger Paare nach der Geburt eines Kindes veränderte. Und das gefiel ihm nicht. „Plötzlich drehte sich bei denen alles nur noch darum, welcher Kinderwagen angeschafft und wie das Kinderzimmer eingerichtet werden sollte. Das fand ich nicht sehr Rock´n´Roll.“ Außerdem war der heute 42-Jährige glücklich in seiner Beziehung. Seine Frau und er hatten sich mit 19 beziehungsweise 20 Jahren kennengelernt. „Unser Leben als Paar war eingespielt, wir hatten – und haben – die gleichen Interessen. Alles lief gut, das wollte ich nicht verändern.“ Das Paar war immer flexibel, konnte jederzeit zu einer Städtetour aufbrechen und seinen Lieblingsbands hinterherreisen. „Damals hab ich mir überlegt, dass wir mit einem Kind nicht mehr so spontan sein können und das konnte ich mir nicht vorstellen“, so Christian Escher. Außerdem zweifelte er, ob er der Verantwortung als Vater gewachsen sein würde, Kindern die nötige Sicherheit zu geben. Die Kinder anderer erlebte der Marktforscher bei Familientreffen und Feiern als teilweise sehr anstrengend und war sich daher nicht sicher, ob er diesen Trubel wirklich jeden Tag um sich haben möchte. Und schließlich wollte Christian Escher auf keinen Fall von jetzt auf gleich spießig und extrem häuslich werden. So hatte er es bei anderen gesehen. „Finde ich meinen eigenen Weg, Familie zu leben?“ Diese Frage stellte er sich immer wieder.

Blick in die eigene Zukunft ändert Perspektive

„Meine Frau wollte aber auf jeden Fall Kinder“, erzählt Christian Escher. Und weil es bei diesem Thema keine Kompromisse gibt, hat das Paar viele ausführliche Gespräche geführt. „Man ist ja nicht gezwungen, Kinder zu bekommen. Das ist eine Entscheidung, die man zu zweit treffen muss, eine Entscheidung, die man nicht rückgängig machen kann. Ich finde, zu Kindern sollte man komplett Ja sagen.“ Durch die Gespräche begann Christian Escher, seine Zweifel zu hinterfragen. Auch seinen Vergangenheitsbezug, den Wunsch, alles so zu belassen, wie es war, prüfte er kritisch. „Ich fragte mich, ob ich die kommenden 30 Jahre derselbe Mann bleiben will.“ Die Jugend war vorbei, er hatte die Dreißig überschritten und beruflich standen Veränderungen an. Deshalb haderte Christian Escher mit seiner Sehnsucht nach Inspiration und Veränderung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite standen das Bedürfnis nach Sicherheit und der Drang zu erhalten, was gut war. „Dabei wurde mir klar, dass ich ohnehin nicht bewahren konnte, was meine Frau und ich hatten. Denn meine Frau wollte ja Kinder und wäre auf lange Sicht unglücklich mit mir und meinem Nein geworden.“ Seine Frau fragte Christian Escher in den Gesprächen auch immer wieder, wie er sich sein Alter vorstellt. Wer seine Familie sein soll, wenn die eigenen Eltern nicht mehr da sind. „Das hat mir sehr zu denken gegeben. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, mein Vater ist mir ein Vorbild gewesen. Er hat das fantastisch geregelt mit uns, finde ich, war immer für meine Schwester und mich da.“

Geburt bringt neues Selbstverständnis

Auch weil Christian Escher sich und seine Frau als gutes Team wahrnahm, kam er irgendwann zum Schluss, einfach den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. „Es war vor allem eine Bauchentscheidung, das Wagnis einzugehen und Ja zu einem Kind zu sagen. Na ja, unsere Situation war und ist auch ganz günstig, wir haben viel Unterstützung von unseren großen Familien. Einige wohnen in der Nähe wohnen.“ Während der Schwangerschaft war für Christin Escher alles noch ein wenig ungewohnt. Zur Gynäkologin hat er seine Frau begleitet, einen Geburtsvorbereitungskurs hat er aber nicht mitgemacht. Am Tag, als Tochter Mia zur Welt kam, wurde das anders. „Die Geburt dauerte lang, war schwierig und letztendlich wurde Mia mit einem Kaiserschnitt entbunden. So hatte ich meine Tochter als Erster auf dem Arm und da hat es tatsächlich Klick gemacht. Da habe ich erst richtig verstanden, dass wir nun zu dritt sind.“ Die Selbstverständlichkeit war auf einmal da: „Es war auch cool, einen Kinderwagen zu schieben. Und ich habe gerne einen Babymassagekurs und ähnliches gemacht, weil ich nun wusste, warum ich das tue: Weil es mein Kind war.“ Ob Mia Einzelkind bleiben sollte, war für Christian Escher dann keine Frage mehr. Inzwischen hat die Neunjährige zwei jüngere Brüder. „Wenn es um die Entscheidung geht, Kinder Ja oder Nein, würde ich allen Männern raten, weniger über das potenzielle Kind als vielmehr über sich selber und die eigene Lebenssituation nachzudenken – und darüber, ob die Beziehung eine stabile Grundlage für die Vaterschaft ist.“ Christian Escher selbst ist inzwischen ein glücklicher Vater, für den seine Familie wichtiger ist als alles andere – klar, denn „meine Kinder, die sind einfach Rock´n Roll!“ (vaeter.nrw)   Text aktualisiert am 25. Mai 2016

Reibung erzeugt Wärme, oder?

Die partnerschaftliche Aufgabenteilung auszuhandeln, ist nicht immer leicht – aber ohne geht es nicht.

Wird ein Mann zum Vater, ein Paar zu Eltern, ändert sich vieles. Große Fragen stehen im Raum: Wer kümmert sich in den ersten Lebensjahren um das Kind und wie wird der Haushalt fair aufgeteilt? Über Herausforderungen, Frust und Lösungen hat sich vaeter.nrw mit Familiencoach Aimée Bastian unterhalten.

Welche Probleme können auftauchen, wenn sich Männer und Frauen in ihrer neuen Elternrolle zurechtfinden müssen?

Es gibt einige Stolpersteine für frisch gebackene Väter und Mütter. Oft bestehen sie aus unterschiedlichen Familienwerte-Vorstellungen: Was brauchen unsere Kinder? Wie definiere ich mich als Mann und Vater? Wie als Frau und Mutter? Was brauchen wir als Paar? Problematisch kann auch das Thema Geld werden. Gibt es eine Familienkasse? Wer bestimmt, wie viel wofür ausgegeben wird? Hier fürchten frischgebackene Väter oft um ihre Unabhängigkeit. Hinzu kommt, die Aufgaben im Haushalt neu aufzuteilen. Und natürlich die Frage, wer das Kind wann betreut. Darüber sollte sich auch der Mann frühzeitig Gedanken machen und sich mit seiner Partnerin noch vor der Geburt des Kindes abstimmen.

Welche Probleme betreffen in erster Linie Väter?

Bei den Vätern habe ich zwei Typen beobachtet: Die einen orientieren sich eher an einem konservativen Familienmodell, das sie aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Die anderen verstehen sich als „moderner Mann“. Sie möchten sich zu Hause einbringen und gerne auch in Elternzeit gehen. Oft driften aber die Erwartungen von Mann und Frau auseinander. Viele Männer haben das Gefühl, sich bereits gut in Haushalt und Kinderbetreuung einzubringen – das Ausmaß entspricht aber noch lange nicht dem, was die Frau als partnerschaftlich betrachtet. Schwierig ist für viele Männer auch, wenn die Paarbeziehung unter dem Kind leidet, wenn sie sich von der Frau nicht mehr als Mann, sondern nur noch als Vater wahrgenommen und sexuell nicht mehr bestätigt fühlen.

Wie kann man sich bereits vor der Geburt vorbereiten und versuchen, künftige Konflikte zu verhindern?

Es ist wichtig, sich bereits früh darüber klar zu werden, wie man als Familie sein will und was einem wichtig ist. Als Eltern, aber auch als Mann und Frau. Falls gewünscht, rate ich, zusammen mit einem Coach oder Therapeuten, zu erarbeiten, wie die eigene Familie funktionieren soll, sodass man sich auch weiter als Paar wahrnimmt. Die Ergebnisse würde ich notieren und immer wieder rausnehmen, wenn es doch zu Streit kommt.

Ein großes Problem ist immer wieder die Frage: Wer betreut das Kind in den ersten Jahren?

Es ist heute nicht mehr so, dass Frauen automatisch nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben wollen. Sie sind gut ausgebildet und möchten auch in ihrem Beruf arbeiten. Väter müssen deshalb mit ihren Partnerinnen einen Kompromiss finden, der Zug um Zug verhandelt wird. Am besten sollte dies von einer unbeteiligten Person moderiert werden. Beide Partner müssen darüber nachdenken, was sie unbedingt brauchen und worauf sie verzichten können. Beide werden Zugeständnisse machen müssen.

Oft bleibt die Frau zu Hause und kümmert sich um Kinder und Haushalt. Das kann zu Frust auf beiden Seiten führen. Was raten Sie Eltern, die sich eine partnerschaftliche Aufgabenteilung wünschen?

Zunächst rate ich jedem Vater, eine Zeit lang Elternzeit zu nehmen und sich um Kind und Haushalt zu kümmern. Zum einen bekommt er dadurch engen Kontakt zum Kind. Außerdem erleben so auch Männer, was es bedeutet, einen Haushalt in Schwung zu halten und welchen Frust es mit sich bringen kann, keine Bestätigung mehr von außerhalb – beispielsweise der Arbeitsstelle – zu erfahren. So kann sich der Mann besser in seine Partnerin hineinversetzen. Das ist eine gute Grundlage für eine partnerschaftliche Aufteilung. Die typischen zwei Vätermonate sind besser als nichts, aber je länger ein Vater Elternzeit nimmt, desto besser. Gegen Frust hilft, dass beide mal raus kommen und sich in Rollen außerhalb der Familie als kompetent erleben – „Mann“ und „Frau“ bleiben, statt nur noch „Vater“ und „Mutter“ zu sein.

Was ist bei den Aushandlungsprozessen zu beachten? Vor allem, wenn sie unter Stress (durchwachte Nächte etc.) stattfinden?

In konkreten Stresssituationen entsteht besonders schnell ein schlimmer Streit. Man sagt Dinge, die man später bereut, die aber lange nachwirken. Bevor es dazu kommt, sollte man die Situation verlassen, tief durchatmen und vielleicht auch eine Nacht darüber schlafen, bis der akute Ärger abgeklungen ist. Anschließend sollte man gemeinsam über die Situation reden und überlegen, wie man die Dinge künftig organisieren kann. 

Oft stehen Männer unter dem Druck, die Versorgerrolle auszufüllen. Wie können Väter ihren Wunsch klar machen, dass sie gerne zu Hause bleiben und die Kinder betreuen wollen?

Je nachdem wie weit sich ein Mann beruflich für seine Frau und die Kinder zurücknimmt, kann es passieren, dass er von Bekannten oder Kollegen das Feedback bekommt, er sei ein „Weichei“. Das kratzt bei einigen Männern am Selbstwertgefühl. Es ist dann wichtig, sich selbst zu fragen: Wie will ich als Vater sein? Ist es wichtiger, was ich will, oder was andere von mir denken? Wer sich darüber klar wird, kann andere Meinungen leichter an sich abprallen zu lassen.

Ab welchem Punkt sollte ein Paar Hilfe suchen? An wen können sich Eltern wenden, wenn konkrete Schwierigkeiten bei einer gerechten Aufgabenverteilung auftauchen?

Kritisch wird es, wenn ein Paar sich immer wieder um dieselben Punkte streitet oder auch, wenn es in der gemeinsamen Zeit nur noch darüber reden kann. Dann empfehle ich jedem, sich professionelle Hilfe zu suchen. Das kann ein Familientherapeut sein, aber auch Kirchenverbände oder städtische Einrichtungen haben in fast jeder Stadt gute und oft kostenlose Angebote. Es hilft bereits, die Aushandlungsprozesse von einer unbeteiligten Person moderieren zu lassen. Dann können beide in einem geschützten Rahmen zu Wort kommen und ihre Wünsche äußern. (vaeter.nrw) Text aktualisiert am 25. Mai 2016

Was Väter glücklich macht

Partnerschaft, Sicherheit, Nähe? Was ist wirklich entscheidend, um als Vater glücklich zu sein?

In einer Onlinebefragung gingen die Unternehmensberatung Väter gGmbH und der Dienstleistungsmarktplatz Care.com GmbH, dieser Frage nach. Das Ergebnis: Die enge Bindung zu den Kindern entscheidet über väterliches Glücksempfinden. Flexible Arbeitsmodelle, die viel Familienzeit ermöglichen, werden dadurch wichtiger.
Von den befragten Vätern sagen 81 Prozent aus, glücklicher zu sein als vor der Geburt ihrer Kinder. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem eine gute und intensive Bindung zu den Kindern (65 Prozent) sowie das Wohlergehen der Kinder (60 Prozent). Weiterhin werden ein harmonisches Zuhause (37 Prozent) und eine Partnerschaft auf Augenhöhe (43 Prozent) als wichtige Faktoren für das Glücksempfinden genannt. Der Befragung zufolge ist Vätern mit hohem Einkommen und hoher Wochenarbeitszeit eine intensive Bindung zum eigenen Kind etwas wichtiger als Vätern mit niedrigerem Einkommen (67 zu 46 Prozent). Umgekehrt bewerten Väter mit niedrigerem Einkommen und kürzerer Wochenarbeitszeit beispielsweise Familienurlaube höher als Väter mit mehr Einkommen (28 zu 19 Prozent).

Arbeitgeber in der Pflicht

Die Hälfte der befragten Väter war in Elternzeit, die große Mehrheit berichtet von einer positiven Wirkung auf die Bindung zu den Kindern (93 Prozent). Sie haben allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass eine längere Elternzeit mit beruflichen Einschränkungen verbunden sein kann – davon berichten 52 Prozent der Väter, die mindestens sechs Monate in Elternzeit waren. Eine gleichberechtigte Partnerschaft sieht rund ein Drittel der Befragten als Baustein für eine glückliche Vaterschaft. Da sich Gleichberechtigung auch über die Aufgabenverteilung von Beruf und Familie definiert, zählen für jeden zweiten Vater verständnisvolle Vorgesetzte (53 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (55 Prozent) zu den wichtigsten Glücksfaktoren.

Partnerschaftliche Aufgabenteilung bleibt schwierig

"Echte Gleichberechtigung ist aber immer noch nicht in Sicht", sagt Volker Baisch, Geschäftsführer der Väter gGmbH. "Väter hängen zwischen ihren Wünschen nach mehr Zeit und Verantwortung für Familienaufgaben und ihrer klassischen Rolle als Hauptverdiener fest." Das neue Elterngeld Plus sei ein sinnvoller Ansatz, um eine gleichmäßige Teilung der Verantwortung in Partnerschaften zu fördern. Nach dem neuen Elterngeld gefragt, gibt bereits ein Drittel der Väter an, heute davon Gebrauch zu machen, um die Arbeitszeit während der Elternzeit zu reduzieren (33 Prozent). Nur 13 Prozent schließen eine Reduzierung aus. "Für werdende Väter kann das Elterngeld Plus neue Anreize bieten, die frühe Bindung zu den Kindern durch mehr Zeit für die Familie zu stärken" so Baisch. (vaeter.nrw)   Text aktualisiert am 25. Mai 2016