Vater ist, das was du draus machst!
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Partnerschaftlichkeit

Gut informiert: Familienplanung und Partnerschaft

Web-Tipp

Rund um die Familienplanung spielt auch das Thema „Partnerschaft und Vereinbarkeit“ eine wichtige Rolle. Zahlreiche Fragen stehen dann im Raum. Wer gut informiert ist, kann viele Entscheidungen leichter treffen und aktiv die Planung und Umsetzung von Aufgaben voranbringen. Für umfassende Informationen ist das Webportal familienplanung.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine empfehlenswerte Anlaufstelle.
Je nach Interesse und Lebenssituation finden Eltern ein umfangreiches Angebot zu vielen wichtigen Aspekten rund um die Familienplanung und -gründung. Wissenschaftlich fundierte Informationen unterstützen Paare bei der Auseinandersetzung mit der Elternrolle, dem Familienalltag sowie bei der partnerschaftlichen Verteilung von Familien- und Berufsarbeit zwischen Frauen und Männern. Denn Familienplanung heißt auch, die Weichen für viele Bereiche neu zu stellen.

Wissenswertes für Männer

Ein besonderes Angebot: Die Rubrik „Wissenswertes für Männer“ enthält eine Vielfalt an Beiträgen, die speziell auf die Situation von Männern und (werdenden) Vätern zugeschnitten sind. Der Newsletter speziell für Väter informiert in vier Ausgaben über alles Wichtige rund um die Schwangerschaft der Partnerin, zur Geburt und zur Entwicklung des Babys. Ebenso werden Fragen zum Vaterwerden und zum neuen Leben als Familie behandelt. Checklisten wie „Organisatorisches für Väter“ oder „Die Tasche für den Mann“ runden das Väterangebot ab.

Zusätzliche Angebote und Services

Die Inhalte werden ergänzt durch ein Lexikon mit den wichtigsten Fachbegriffen und einer Zusammenstellung von Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ). Nützlich sind auch die Links zu ergänzenden Informationsquellen im Netz, ebenso wie die Möglichkeit, verschiedene kostenlose Broschüren in gedruckter Form zu bestellen. Die Beratungsstellen-Datenbank umfasst die Adressen von mehr als 1600 Familien- und Schwangerschaftsberatungsstellen in Deutschland.  

Partnerschaftlich Familie und Beruf leben – davon profitieren alle

Interview mit Anna-Lena und Rüdiger Dreier

Anna-Lena (37) und Rüdiger Dreier (44) haben seit der Geburt ihrer beiden Töchter, die heute drei Jahre und 14 Monate alt sind, die gemeinsame Vision von einem partnerschaftlichen Familienmodell umgesetzt. Im Interview mit vaeter.nrw erzählen die Lehrerin und der Diplom-Sozialpädagoge aus Münster davon, wie sie ihre Vereinbarungen aushandeln, wie sie Konflikte bewältigen und warum es bei den Absprachen immer mal wieder anders kommt.
vaeter.nrw: Wie sieht Ihr derzeitiges Vereinbarkeitsmodell aus?Rüdiger Dreier: Das Modell, das wir bei unserer ersten Tochter Luise ausprobiert haben, hat sich bewährt. Deshalb haben wir es bei Alma fast genauso wiederholt. Meine Frau ist am Anfang acht Monate zu Hause geblieben, weil sie die Mädchen gestillt hat. Dann ist sie auf ihre Vollzeitstelle in der Schule zurückgekehrt und ich habe für die nächsten sechs Monate übernommen. Luise ist mit einem Jahr in eine U3-Gruppe in die Kinderbetreuung gekommen, so dass auch Alma zuerst mit meiner Frau und dann mit mir eine exklusive Zeit hatte. Weil ich anfangs unbedingt einen Fuß in meinem Berufsalltag behalten wollte, habe ich in Luises Elternzeit noch fünf Stunden in der Woche gearbeitet. Bei Alma brauchte ich diese Absicherung nicht mehr und habe mich ganz aufs Vatersein konzentriert.
vaeter.nrw: Welche Rahmenbedingungen haben Sie bei der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit besonders unterstützt?Rüdiger Dreier: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen mit Elternzeit und Elterngeld haben es erst möglich gemacht, ein individuelles Vereinbarkeitsmodell zu gestalten. Besonders hilfreich war allerdings, dass es bei meinem Arbeitgeber „Caritasverband für die Stadt Münster e.V“ die Möglichkeit gibt, Arbeitsstunden befristet zu reduzieren. Es ist aber tarifvertraglich geregelt, dass ich den Anspruch auf meine ursprüngliche Stundenzahl behalte. So stecke ich nicht wie viele andere, die später nicht mehr auf ihre Vollzeitstelle zurückkehren können, in der „Teilzeitfalle“. Derzeit wird Alma in der Kinderbetreuung eingewöhnt, und ab nächster Woche kehre ich erst einmal auf eine 24-Stunden-Teilzeitstelle in meinen Job als Familientherapeut in einer Erziehungsberatungsstelle zurück.
vaeter.nrw: Worin lag für Sie beide der größte Gewinn der partnerschaftlich aufgeteilten Elternzeit?Rüdiger Dreier: Wir haben mit der Elternzeit, in der wir unser Lebensmodell partnerschaftlich umgesetzt haben, eine solide Basis für unser Familienleben geschaffen. Davon werden wir profitieren, wenn wir jetzt beide wieder berufstätig sind. Außerdem war ich begeistert davon, dass ich in der Elternzeit bei allen wichtigen Entwicklungsschritten von Luise und Alma live dabei war. Dadurch haben beide eine sehr intensive Beziehung zu mir aufgebaut. Für Luise bin ich bis heute die erste Ansprechperson. Ich weiß was es bedeutet, wenn einem das Kind am Rockzipfel hängt. Anna-Lena Dreier:  Wir müssen uns nicht erklären, wie es mit den Kindern läuft. Wenn einer nach Hause kommt und der andere weg muss, kann man nahtlos ansetzen. Der größte Gewinn für mich ist, dass die Kinder uns beide akzeptieren und auch ohne Probleme damit klarkommen, dass wir beide Dinge unterschiedlich machen. Das heißt natürlich auch, dass jeder dem anderen sein Fahrwasser lassen muss. Diese Toleranz ist wichtig. So haben wir uns auch durch die Kinder nicht auseinanderdividiert. Im Gegenteil: Da ist zusätzliche Nähe entstanden. Ich finde, dass wir als Eltern ein hervorragendes Team sind. Wir diskutieren und handeln viel aus, aber vieles geht auch ohne Worte Hand in Hand.
vaeter.nrw: Wie haben Sie die Aufgaben aufgeteilt, und wie liefen solche Aushandlungsprozesse konkret ab?Rüdiger Dreier: Wir haben uns gefragt, was jeder von uns gern macht. Meine Frau kocht zum Beispiel hundert Mal lieber und sie fährt auch mit Begeisterung zum Einkaufen. Bei den Kindern bin ich ein Gläschen-Geber und kümmere mich nicht so gern um die Zubereitung des Essens. Aber dafür besorge ich zwischendurch Kleinigkeiten und alle Drogerieartikel wie Windeln, und ich bin fürs Staubsaugen zuständig. Für die Dinge, die keiner so gern macht, leisten wir uns mittlerweile einmal in der Woche eine Haushaltshilfe.Ein gutes Beispiel für einen Aushandlungsprozess war die Frage, wer nachts für die Kinder aufsteht. Da Luise ein echtes Papa-Kind ist, hatten wir die Nächte anfangs nach den Kindern geteilt. Meine Frau war für Alma zuständig, und ich habe mich um Luise gekümmert. Doch dieses Modell haben wir geändert und an unsere persönlichen Tiefschlafphasen angepasst. Bis drei Uhr stehe ich jetzt für beide Kinder auf, danach meine Frau. Das erspart uns eine Menge Stress. Wenn man weiß, dass der oder die andere zuständig ist, kann man sich getrost dem Schlaf hingeben.
vaeter.nrw: In welchen Bereichen gibt es Konflikte?Rüdiger Dreier: Manchmal gibt es dicke Luft, wenn ich den Tag mit den Kindern verspielt habe und vergessen habe, einzukaufen. Dann kommt meine Frau schon mal und sagt: Hast du mal in den Kühlschrank geguckt? Warum ist keine Milch für die Kinder da? Aber richtig problematisch sind bei uns eigentlich nur die Freizeitthemen, wenn einer von uns wirklich mal etwas allein machen möchte. Da tappen wir immer wieder in die Falle und werden emotional. Wenn meine Frau abends berufliche Zusatztermine hat und dann auch noch ins Fitnessstudio gehen will, kriege ich manchmal einen zu viel und sage: Du warst diese Woche schon zweimal weg! Jetzt will ich auch mal raus und joggen! Wir haben schon versucht, jedem von uns bestimmte Abende freizuhalten. Aber es klappt nicht, alles so festzuklopfen. Wir können uns nur immer wieder hinsetzen und neu verhandeln.
vaeter.nrw: Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihr partnerschaftliches Lebensmodell?Anna-Lena Dreier: Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon darauf angesprochen wurde, warum ich denn wieder Vollzeit arbeite. Wenn ich um fünf Uhr nachmittags noch in der Schule bin, fragen ältere Kollegen oft: Wer ist denn jetzt bei deinen Kindern? Theoretisch sind alle für Gleichberechtigung, aber wenn es konkret wird, entscheiden sich doch fast alle für das klassische Rollenmodell. Wir haben mit unserem Lebensmodell immer noch Exoten-Status.Rüdiger Dreier:  Ich habe mich ebenfalls extrem als Exot empfunden, als ich mit Luise in Elternzeit war. Überall, wo ich hinkam, gab es nette Mütter und kaum Väter. Daraufhin habe ich zusammen mit einem Kollegen bei uns in der Beratungsstelle eine Gruppe für Väter mit Kindern bis zu drei Jahren gegründet. Mittlerweile sind wir dort acht Väter, die eine längere Elternzeit in Anspruch genommen haben oder noch nehmen. Daraus sind auch Freundschaften mit Gleichgesinnten entstanden.
vaeter.nrw: In Ihrem Blog „Mannpluskind.de“ berichten Sie über Ihre Erfahrungen. Welchen Rat geben Sie anderen Vätern?Rüdiger Dreier: Ich wünsche jedem Vater, dass er exklusive Zeit, in der er allein die Verantwortung trägt, mit seinem Kind erlebt. Da muss man auch einmal etwas ausprobieren und sich durchsetzen lernen. Nach acht Monaten Elternzeit hatte meine Frau ihr Fahrwasser. Ich paddelte dann ganz anders und habe zu ihr gesagt: Schatz, ich mache es anders, aber ich komme auch im Hafen an.
Zur Person:

Anna-Lena, Lehrerin und Rüdiger Dreier, Diplom-Sozialpädagoge

Rüdiger Dreiers Blog "Mannpluskindgleichvater"Gastbeitrag von Rüdiger Dreier zum Vatersein auf daddylicious

Studie: „Partnerschaftliche Vereinbarkeit – Die Rolle der Betriebe“

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung befragt Paare

Die Arbeitsteilung von Paaren entscheidet sich nicht nur innerhalb der Familie. Welche Rolle kommt heute den Betrieben zu, wenn es darum geht, dass Mütter und Väter sich die Aufgaben in Familie und Beruf partnerschaftlich teilen können? Die Studie „Partnerschaftliche Vereinbarkeit – Die Rolle der Betriebe“ des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt unter anderem, wie sich betriebliche Rahmenbedingungen auf die Arbeitszeitentscheidungen von Paaren auswirken.
"Viele Eltern haben sich vom überholten Konzept einer klaren Arbeitsteilung zwischen Müttern und Vätern verabschiedet. Beide Elternteile wollen im Beruf bleiben, sich weiterentwickeln und für ihre finanzielle Unabhängigkeit sorgen. Beide wollen aber auch Verantwortung für die Kinder übernehmen, Zeit mit ihnen verbringen, Nähe spüren. Neben der Politik können die Betriebe ganz besonders dabei helfen, diese Ziele auch umzusetzen. Verlieren können sie wenig, gewinnen sehr viel," so WZB-Präsidentin Professorin Jutta Allmendinger bei der Vorstellung der Studie. Das WZB hat im Rahmen einer repräsentativen Paarbefragung erstmals systematisch die Rolle der Betriebe für die partnerschaftliche Vereinbarkeit von beruflichen und familiären Aufgaben untersucht. Dazu wurden auf der Datenbasis von AID:A (DJI-Survey)  mehr als 1.700 zusammenlebende Mütter und Väter kleiner Kinder in einer repräsentativen Telefonbefragung sowie 51 Elternpaare in Interviews qualitativ befragt. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Warum nicht fifty-fifty?

Wie stellen sich Mütter und Väter eine „partnerschaftliche Arbeitsteilung“ vor? Welche Arbeitszeitarrangements wünschen sie sich für ihre Partnerschaft? Unter dem Motto „Warum nicht fifty-fifty? Betriebliche Rahmenbedingungen der Aufteilung von Erwerbs- und Fürsorgearbeit  in Paarfamilien“ wurde untersucht, welche Rolle die strukturellen und kulturellen Faktoren in Betrieben für gewünschte und realisierte Arbeits- und Auszeiten spielen. Unter welchen Bedingungen teilen sich Mütter und Väter Erwerbsarbeit egalitär auf und welche Erfahrungen haben sie damit gemacht? Welche betrieblichen Reaktionen und beruflichen Folgen erwarten Väter und Mütter, wenn sie ihre Arbeits- und Auszeiten einer egalitären Arbeitsteilung anpassen und in welchem Maße können staatliche Rahmenbedingungen ein Türöffner für eine partnerschaftliche Arbeitsteilung sein? Die Autorinnen Prof. Jutta Allmendinger, Ph.D., Dr. Janine Bernhardt und Lena Hipp, Ph.D., fassen die fünf zentralen Ergebnisse der Studie folgendermaßen zusammen:
  • „Eltern kleiner Kinder – insbesondere Väter – wünschen sich eine egalitärere Aufteilung von Erwerbsarbeits- und Elternzeiten.
  • Sie haben ein dynamisches Verständnis von Partnerschaftlichkeit und ihnen liegt viel daran, die Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit immer wieder zu überdenken und sie an veränderte Situationen anzupassen.
  • Jedoch beschränken insbesondere finanzielle Möglichkeiten und betriebliche Rahmenbedingungen die Umsetzung einer egalitäreren Arbeitsteilung.
  • Eine egalitäre Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeitszeiten ist dann eher möglich, wenn Eltern in Betrieben arbeiten, die Familienfreundlichkeit mit Gleichstellungszielen verbinden (also beispielsweise familienpolitische Angebote für alle Beschäftigten gelten und Angebote nicht „nur“ für Frauen sind). Derzeit arbeitet rund ein Fünftel der Eltern kleiner Kinder in Deutschland in solchen Betrieben. Dieser Betriebstypus findet sich bei Beschäftigten aller Qualifikationsniveaus und in allen Wirtschaftszweigen wieder (besonders häufig jedoch im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der öffentlichen Verwaltung). Das macht deutlich, dass es also insbesondere der betriebliche Gestaltungswille zu sein scheint, der eine gute Vereinbarkeit möglich macht.
  • Gute Rahmenbedingungen wiederum lohnen sich auch aus unternehmerischer Sicht. Denn sie gehen seltener mit Zeitkonflikten, höherer betrieblicher Verbundenheit und weniger Kündigungsabsichten einher.
 

Aushandeln konkret: Das passende Vereinbarkeitsmodell finden

Beispiele für partnerschaftliche Vereinbarkeitsmodelle

Die gesetzlichen Regelungen zu Elterngeld, Elterngeld Plus und Elternzeit bieten Vätern und Müttern nach der Geburt eines Kindes zahlreiche Möglichkeiten, berufliche und familiäre Aufgaben untereinander aufzuteilen. Aber auch für Eltern von älteren Kindern bieten sich noch viele Chancen, Familie und Beruf partnerschaftlich zu leben. Eine gemeinsam getroffen Entscheidung stellt in jedem Fall die Weichen für eine gute Zukunft mit Zeit für Familie und Beruf.
Ein wichtiger erster Schritt: Informieren Sie sich  über die Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit und Kinderbetreuungsmöglichkeiten an Ihrem Wohnsitz. Das können Sie entweder über die örtlichen Ansprechpartner in Ihrer Kommune oder Ihrem Kreis tun oder auch übers Internet. Die Links finden Sie in der Spalte rechts. Bei Ihrem Arbeitgeber sollten Sie sich frühzeitig über Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf erkundigen. Folgende Fragestellungen können zu Lösungen führen:
  • Wer von uns möchte wann und wie lange eine berufliche Auszeit (Elternzeit) für die häusliche Betreuung und Versorgung des Kindes oder der Kinder nehmen bzw. die Arbeitszeit (zeitweise) reduzieren?
  • Welche Vorstellungen haben wir zur Verteilung der Berufs- und Familienarbeit? Haben wir dabei unsere jeweilige berufliche Entwicklung ausreichend bedacht?
  • Welche finanziellen Mittel brauchen wir monatlich? Wie können diese durch Elterngeld und/oder Erwerbseinkommen bzw. andere finanzielle Unterstützung sichergestellt werden?
  • Ab wann möchten wir einen Kinderbetreuungsplatz in einer Kita bzw. bei einer Kindertagespflege in Anspruch nehmen? Wie können wir dort eine gute Eingewöhnung unseres Kindes gewährleisten?
  • Mit wem müssen wir Absprachen treffen (z. B. Arbeitgeber bzw. Arbeitgeberin)?
  • Welche unterschiedlichen Unterstützungsangebote sind durch den Arbeitgeber denkbar?

Elternzeit- und Elterngeldplanung – Beispiele für partnerschaftliche Vereinbarkeitsmodelle

Benötigen Sie noch konkrete Anregungen für Ihre Elternzeit- und Elterngeldplanung? Basiselterngeld, Elterngeld Plus und Partnerschaftsbonus fördern Partnerschaftlichkeit auf verschiedene Weise. Hier ein paar Beispiele:Beispiel 1: Vater und Mutter nehmen zeitgleich für maximal sieben Monate Basiselterngeld in Anspruch. Das ermöglicht es, sich intensiv auf die Familienzeit einzulassen und gemeinsam Routine bei der Betreuung und Versorgung des Kindes zu gewinnen.Beispiel 2: Im „Phasenmodell“ können Eltern die Verantwortungsbereiche nach einer gewissen Zeit wechseln. Beispielsweise ist die Mutter in den ersten sieben Monaten im Elterngeldbezug und für die Versorgung des Kindes verantwortlich, während der Vater erwerbstätig ist. Und in den folgenden sieben Monaten übernimmt der Vater die Familienaufgaben während seines Elterngeldbezuges und die Mutter ist berufstätig.Beispiel 3: Die Mutter nimmt zwölf Monate Basiselterngeld und der Vater im Anschluss die verbleibenden zwei Elterngeldmonate, damit die Mutter nach ihrer Familienphase in den Beruf zurückkehren kann.Beispiel 4: Mit Elterngeld Plus und Partnerschaftsbonus können sich Mutter und Vater über einen längeren Zeitraum Familienaufgaben Erwerbsarbeit teilen. Aus einem Basiselterngeldmonat werden zwei Elterngeld Plus-Monate mit maximal der Hälfte des Elterngeldes, so lässt sich mit Elterngeld Plus die Bezugsdauer verdoppeln. Den Partnerschaftsbonus von vier zusätzlichen Elterngeld Plus-Monaten erhalten Eltern, wenn sie beide für mindestens vier aufeinanderfolgende Lebensmonate des Kindes gleichzeitig zwischen 25 und 30 Wochenstunden erwerbstätig sind.

Flexible Unternehmensangebote nach Familienphase nutzen

Auch im Anschluss an eine mit Elterngeld unterstützte Familienphase bestehen verschiedene Möglichkeiten, wie Väter und Mütter die Aufgaben in Beruf und Familie partnerschaftlich aufteilen können. Unternehmensangebote zur flexiblen zeitlichen und räumlichen Arbeitsgestaltung wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Zeitwertkonten, Home Office, Job Sharing oder Teilzeitmodelle unterstützen Familien mit älteren Kindern bei ihrer individuellen Lebensplanung. Erkundigen Sie sich nach den konkreten Möglichkeiten in Ihrem Betrieb und suchen Sie rechtzeitig das Gespräch mit Ihren Vorgesetzten, um eine für Sie passende Vereinbarkeitslösung auszuhandeln.  

Alte Muster abschütteln

Männer-Therapeut Björn Süfke im Gespräch

Björn Süfke ist Männer-Therapeut, Buchautor und Vater. Er beschäftigt sich aus diesen verschiedenen Perspektiven heraus mit den vielfältigen Facetten des Mannseins. Im Gespräch mit vaeter.nrw berichtet er von seinen Erfahrungen und Gedanken, wie Paare mit Humor und Selbstbeobachtung den Weg zu einem partnerschaftlichen Lebensmodell finden können. Wichtig ist ihm, dass es dabei kein Ausspielen der Geschlechter oder ihrer Rollen gegeneinander gibt. Sein Augenmerk liegt vielmehr auf der gemeinsamen Veränderung zum Besseren hin.
vaeter.nrw: Studien zeigen: Viele Männer wünschen sich heute mehr Zeit mit ihren Kindern, sie wollen sich Zuhause engagieren, beruflich gute Arbeit leisten und über all das mit ihrer Partnerin im guten Gespräch sein. Der Blick auf die Lebenswirklichkeit zeigt allerdings oft ein anderes Bild. Wie steht es heute um Rollenbilder und Partnerschaftlichkeit in der Familie?Björn Süfke: Grundsätzlich besteht eine deutliche Tendenz, die zeigt, dass es einen Bewusstseinswandel bei den Männern gibt. Väter haben zunehmend das Bedürfnis, aus alten Rollenmustern auszubrechen und äußern dieses auch immer öfter. Wo es meiner Meinung nach häufig hakt, ist die Umsetzung in die Praxis. Väter wie Mütter präsentieren zwar gerne: „Ja, wir machen es gleichberechtigt, wir entscheiden zusammen“ – aber auf der unbewussten Ebene laufen ganz viele eingeschliffene Muster ab. Es geht also darum, dass wir diese Muster erkennen, dass wir uns damit auseinandersetzen und mit unserer Partnerin darüber sprechen – ganz ohne Selbstvorwürfe und Bewertung, sondern mit viel Mitgefühl und Selbsthumor. Was man erkennt, kann man auch ändern, um dann bewusst andere Wege zu gehen.Ein Beispiel von mir persönlich: Um die alten Rollenmuster aufzulösen, teilen meine Frau und ich uns auch die Kinderbetreuungsaufgaben möglichst 50:50. Damit sich zum Beispiel beim Zu-Bett-Bringen nicht wieder einschleicht, dass das Fürsorgliche, Kuschelige ausschließlich bei der Mutter liegt, machen wir es strikt tageweise umschichtig. So haben wir eine einfache Möglichkeit gefunden, ein altes Muster zu ersetzen.
vaeter.nrw: Was kann der Mann und Vater ganz pragmatisch tun, um das Thema Partnerschaftlichkeit familiär und gesellschaftlich ein Stückchen voranzubringen?Björn Süfke: Ganz plakativ: Ich als Mann kann mir – möglichst unvoreingenommen – klar machen: Was ist mein Bedürfnis? Unvoreingenommen bedeutet hier, nicht einfach „Kinder, Kinder, Familie“ zu rufen und den Beruf völlig außen vor zu lassen, nur um ein „moderner Typ“ zu sein. Nein, es geht darum, sich ehrlich zu fragen: Wie will ich Vatersein, Partnerschaft und Beruf gestalten? Das ist das Beste, was Männer für sich tun können, und zwar idealerweise schon vor der Geburt eines Kindes. Daraus folgt dann natürlich, das Ergebnis mit der Partnerin auf Augenhöhe zu besprechen und auszuhandeln, weil es dabei auch um eine konkrete Arbeits- und Aufgabenverteilung geht. Frauen sind im Hinblick auf ihr Rollenverständnis oft einen Schritt weiter und setzen – aus Mangel eines unabhängigen Standpunkts des Partners – ihre Vorschläge leichter durch. Wer ein guter Aushandlungspartner und Vater sein möchte, bestimmt vorab seine eigene Position. Das ist ein Stück Arbeit, aber es lohnt sich.Für die Kinder ist es der größte Gewinn, wenn der Vater präsent ist als Mensch. Dafür ist es wichtig, die guten Zeiten genauso miteinander zu teilen wie die schwierigen. Wer  ausschließlich Quality Time mit seinen Kindern verbringt, ist vielleicht ein beliebter und gemochter Vater, aber als Rollenvorbild taugt er damit so wenig wie jemand aus dem Fernsehen, den man nur in seinen besten Momenten sieht. Wenn ein Vater auch emotional präsent ist, was für uns Männer oft die größte Herausforderung darstellt, dann ist er als männliches Rollenvorbild, besonders für die Söhne, eine unglaubliche Bereicherung. Für die Gesellschaft wäre es toll, wenn wir Männer all das umsetzen und auch ein bisschen davon nach außen tragen, um die gesellschaftliche Diskussion mit dem jeweils eigenen Beispiel voranzubringen. Es ist wichtig, dass wir uns äußern, wenn wir uns als Väter in der Öffentlichkeit diskriminiert fühlen. Wir sind jetzt gefordert, wie die Frauen zuvor, uns zu fragen, wie unser Verhältnis zu den gesellschaftlichen Rollenanforderungen ist: Wo widersprechen diese meinen Wünschen? Mit dieser emanzipatorischen Haltung gilt es, alles weitere zu gestalten, sowohl die partnerschaftlichen Aushandlungen als auch die Praxis.
vaeter.nrw: Welche weiteren Punkte sind für Sie bei der partnerschaftlichen Aushandlung besonders wichtig?Björn Süfke: Ich persönlich würde gerne davon wegkommen, dass bei den Aushandlungsprozessen der Fokus auf das Problematische gelegt wird. Ich glaube, wir sollten das Thema viel positiver angehen. Verhandlung muss nichts Negatives sein, wie wir das vielleicht aus der Wirtschaft kennen. Dort gilt häufig das Prinzip: Je besser ich verhandle, desto mehr springt dabei für mich heraus und umso schlechter ist es für mein Gegenüber. Das ist kein Modell, was im Bereich Partnerschaft funktioniert. Hier geht es nicht um eine Win-Lose-Situation, sondern um eine Win-Win- oder eben Lose-Lose-Situation – wir sind ja immer beide betroffen. Ich persönlich betrachte diese Aushandlungsprozesse mit meiner Frau rund um „Wer fährt wohin, wer macht was, heute soll das Kind zum Arzt“ durchaus als Bereicherung. Gerade wenn die Kommunikation über die kleinen Dinge im Alltag funktioniert, ist das etwas, das auf der partnerschaftlichen Ebene auch unglaublich zusammenschweißt. Paartherapeuten sagen: Paare, die eine gemeinsame Zukunft haben wollen, brauchen ein gemeinsames Projekt. Wenn man die Elternschaft als Beispiel nimmt und daran lernt, dann profitieren alle davon – Vater, Mutter und Kind bzw. Kinder. Denn wir wissen doch alle: Wir können unglaublich viel schaffen, wenn dies auf einer guten Ebene stattfindet. Deshalb bin ich für eine realistische Beschreibung: Es geht um ein Verhandeln in guter Atmosphäre und mit gegenseitiger Wertschätzung darüber, wer was macht und wie es am besten klappen kann.
vaeter.nrw: Welche Rahmenbedingungen und Unterstützungsangebote helfen Paaren bei der partnerschaftlichen Aushandlung?Björn Süfke: Elterngeld und Elternzeit, Väterkongresse und Portale wie vaeter.nrw sind wichtige Schritte in eine gute Richtung. Die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern oder Repressalien, die Männer erleben, wenn sie in ihren Betrieben nach Elternzeit fragen, um eine aktive Vaterschaft zu praktizieren, zeigen aber, dass wir seitens der strukturellen Rahmenbedingungen noch lange nicht so weit sind, um die eingangs geschilderte Bedürfnislage von Vätern und Paaren im Alltag auch umzusetzen. Ich selbst erlebe in der Praxis, wie groß der Unterstützungsbedarf ist und wie wenig Hilfsangebote bestehen. Aus meiner Sicht brauchen wir ganz viele Bildungs- und Reflektionsräume für Väter und Paare, damit wir voneinander lernen können. Im Bereich der Vaterschaft werden wir Männer im Alltag oft nicht ernst genommen. Wenn wir als Gesellschaft einen Ausbruch aus den traditionellen Rollen im Sinne einer Erweiterung wollen, so dass alle Möglichkeiten für Männer und Frauen ausschöpfbar sind, dann müssen wir doch ausreichend Unterstützung anbieten – für Frauen wie Männer gleichermaßen.
Zur Person:

Björn Süfke

Björn Süfke lebt mit seiner Familie bei Bielefeld. Als Vater, Männertherapeut und Buchautor erlebt, beobachtet und beschreibt er das Mann- und Vater-Sein in all seinen Facetten. 2016 veröffentlichte er dazu das Buch „Männer. Erfindet. Euch. Neu. Was es heute heißt, ein Mann zu sein“, zuletzt erschien im März 2017 der Erzählband „Papa, Du hast ja Haare auf der Glatze! Aus dem Alltag eines Vaters“.  

OECD-Studie: Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf

OECD ermutigt Politik, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Geschlechtergleichstellung weiter zu fördern

Wo steht Deutschland bei Fragen zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung? Was ist Paaren wichtig, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht? Welche Rolle spielen dabei die familienpolitischen Rahmenbedingungen? Die OECD-Studie „Dare to share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf“ beschreibt die aktuelle Situation von Müttern und Vätern im Land und verortet die deutsche Familienpolitik im internationalen Vergleich.
Sowohl die Einstellungen und Wünsche der Bevölkerung als auch die Familienpolitik haben sich in Deutschland seit der Jahrtausendwende stark gewandelt. Das traditionelle Modell des männlichen Allein- bzw. Hauptverdieners entspricht heute weder den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt noch den Lebensvorstellungen vieler Mütter und Väter. So möchten viele Väter gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, während sich viele Mütter mehr Zeit wünschen, um ihre berufliche Entwicklung voranzubringen. Der Bericht zieht eine Zwischenbilanz der Veränderungen in Deutschland und stellt empfehlenswerte Modelle aus Politik und Praxis aus anderen OECD-Ländern vor. Die OECD stellt auf ihrer Website eine Online-Leseversion der Studie “Dare to share” bereit. Quelle: OECD  

Nummern für den Fall der Fälle

Familienmanagement – kleines Tool, großer Zeitgewinn

Kontakte und Netzwerke pflegen gehört selbstverständlich zum Berufsalltag vieler Väter. Wer im entscheidenden Moment die richtigen Kontaktdaten zur Hand hat, kommt weiter. Smartphone gezückt, Adressbuch geöffnet und schon geht’s los! Was im Job schnell und zuverlässig funktioniert, kann auch im Familienleben eingesetzt werden und viel Zeit sparen – die „Nummern für den Fall der Fälle“.
Sie möchten entspannt Zeit mit ihren Kindern verbringen, aber es stehen vorab noch einige To-Dos auf dem Plan – den Termin beim Kieferorthopäden verschieben, die Fahrgemeinschaft für das Fußballspiel am Wochenende organisieren, Übergabe für das gestern bei Max vergessene Kuscheltier vereinbaren. Sie haben alle Kontaktdaten gespeichert und diese auch griffbereit? Herzlichen Glückwunsch! Sie gehören zu einem bemerkenswerten Kreis von ausgefuchsten Familiennetzwerkern und können schnell das Nötige erledigen. Der schöne Nachmittag mit den Kindern ist gesichert. Oder gehören Sie zu denen, die sich verzweifelt fragen: Wo finde ich nur die aktuelle Mitgliederliste des Fußballvereins? Wo ist bloß der Zettel mit der neuen Rufnummer von Max‘ Eltern? Und wie hieß noch mal der Kieferorthopäde? Schluss mit dem Nummernchaos. Für Sie kann es sich lohnen, sich gemeinsam mit der Familie hinzusetzen und den Schatz an Familienwissen zu bündeln. So erhalten Sie einen umfassenden Überblick zu Themen wie:
  • Alle wichtigen Kontaktpersonen von Eltern und Kindern
  • Babysitter, Kinderbetreuung, Schule und Co.
  • Freizeit
  • Medizinische Betreuung
  • Krisen-Beratung
  • Notfall-Nummern
  • Handwerksunternehmen und Haushaltsnahe Dienstleistungen

Aktuell und griffbereit

Egal welche Form Sie wählen, ob auf Papier oder als elektronische Datei, wichtig ist, dass der Zugang für alle Verantwortlichen im Fall der Fälle unkompliziert möglich ist. Verabreden Sie, wer für die Aktualisierung der Liste bzw. Datei zuständig ist und in welcher Form die Familienmitglieder Änderungen mitteilen sollen. Eine Aufgaben-Erinnerung zu jedem Monatsanfang kann unterstützen, an einen regelmäßigen Kurzcheck und Abgleich der Daten zu denken. Vergessen Sie nicht, die Daten zu synchronisieren, wenn Sie mehrere Speicherorte, zum Beispiel das Familien-Telefon, Handys der Eltern oder der älteren Kinder, nutzen. Eine ausgedruckte Liste an einem für alle Familienmitglieder zugänglichen Ort ihrer Wahl ist sinnvoll. Denn auch die beste Technik kann einmal versagen. Ihre Kinder möchten selber Verantwortung übernehmen? Die Transparenz der Daten hilft, Termine und Verabredungen selbst zu organisieren. Auch wenn die strukturierte Vorgehensweise zunächst nach Mehr-Aufwand aussieht, gilt hier wie in jedem effektiven Zeitmanagement: Kurzfristig Zeit eingesetzt, langfristig Zeit gespart.