Vater ist, das was du draus machst!
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Sicherheit

Väter auf der Flucht

Gastbeitrag

„Neue Zeiten bringen neue Ideen und machen neue Kräfte mobil.“ Dieser Satz stammt von Marie Juchacz, der Begründerin der AWO. Die unzähligen Kriegsversehrten, Witwen, Waisenkinder, Arbeitslosen und Flüchtlinge des Ersten Weltkrieges ließen sie aktiv werden und eine Gemeinschaft organisieren, in der Bedürftige sich gegenseitig solidarisch helfen. – Ein Gastbeitrag von Ataman Yildirim, Interkulturelle Väterarbeit NRW

Angebote für Väter aus Kriegs- und Krisengebieten

Seit einiger Zeit hat das Thema „Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten“ auch die Väterarbeit erreicht. Unter den Flüchtlingen, die Schutz in Deutschland suchen, befinden sich viele Familien mit Kindern und auch viele Männer, die ihre Familien in Flüchtlingslagern nahe der Heimat zurücklassen mussten. In den Vätergruppen der AWO Düsseldorf entwickelte sich das Bedürfnis nach kontinuierlichem Austausch. Das Bedürfnis der „geflüchteten“ Väter wurde aufgegriffen, indem wöchentliche Gesprächsrunden eingerichtet wurden. So treffen sich seit Sommer 2015 wöchentlich rund 20-30 Väter, die meisten aus Syrien und dem Irak. Sie schätzen diese Begegnungen, bei denen sie über alles berichten können, was ihnen am Herzen liegt und was sie belastet. Ein Mann, kurdischer Jeside aus dem Nord-Irak, zeigt beispielsweise Fotos seiner Familienangehörigen und berichtet, dass ein Großteil von ihnen von Terrorgruppen entführt wurde. Unter ihnen auch kleine Kinder, er weiß nicht, was mit ihnen passiert ist.

Gesprächsbedarf ist groß

Diese Erfahrungen teilen viele dieser Männer. Krieg und Flucht haben Wunden hinterlassen, physisch und psychisch. Gewalterfahrungen, Verlust von Familienangehörigen durch Tod oder Entführung, zerstörte Häuser und Existenzen, auseinandergerissene Familien – die persönlichen Schicksale sind vielfältig. Die Flucht nach Deutschland war lang und gefährlich. Der Gesprächsbedarf ist groß und es tut den Männern gut, von ihren Erlebnissen zu berichten. In der Gruppe haben sie Menschen um sich, die ihnen zuhören und sie verstehen. Sie werden in der Gruppe angenommen und ernst genommen. Hilfreich ist, dass es muttersprachliche Unterstützung von pädagogischen Fachkräften gibt. Zu den Fluchterfahrungen kommen noch die neuen Alltagserfahrungen hinzu, die das Leben in Deutschland mit sich bringt. Plötzlich sehen sich die Männer einer anderen Kultur gegenüber, einer fremden Sprache, einer anderen Religion und westlichen Wertvorstellungen. Sie befinden sich zwar in Sicherheit, doch ist die Unsicherheit über ihre eigene Zukunft und die ihrer Kinder groß. In ihrer Heimat waren die Männer mündige Bürger: Sie hatten sich eine Existenz aufgebaut und konnten ihre Familien versorgen. Sie fühlten sich sicher in ihrer Rolle als Ernährer und Vorbild der Familie. In Deutschland leben die meisten von ihnen jetzt in Gemeinschaftsunterkünften auf engstem Raum mit anderen und sind abhängig von der Hilfe anderer. Sie fühlen Scham, Hilflosigkeit und sind desillusioniert. Ihre Lebensumstände können sie plötzlich nicht mehr beeinflussen, das nimmt ihnen und ihren Familien den Halt. Viele der Geflüchteten sehen ihren Aufenthalt nur als vorübergehend an und hoffen auf eine Rückkehr in ihr Heimatland. Dies erscheint häufig aussichtslos. Auch die Kinder dieser Männer sind häufig Zeugen oder sogar selbst Opfer von Gewalt geworden. Auch sie mussten alles zurücklassen und können mit ihrem neuen Leben überfordert sein. Das alles kann ihre Entwicklung beeinträchtigen. Gerade jetzt benötigen sie die emotionale Zuwendung ihrer Eltern, die diese aber oftmals gar nicht geben können, weil sie ihre eigenen traumatischen Erlebnisse noch nicht verarbeitet haben.

Vätergruppen können keine Traumatherapie ersetzen

Die Vätergruppen ersetzen keine Traumatherapie. Sie können aber bei der Stabilisierung der Familien und einer schnelleren Integration sehr hilfreich sein, denn sie geben Raum zum Informations- und Erfahrungsaustausch. Wenn Themen wie Erziehung, das deutsche Bildungssystem, die Arbeit von Behörden und Institutionen sowie andere relevante Fragen besprochen werden, erleichtert dies den Männern, die ersten Schritte zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in Deutschland zu gehen. Den Männern wird in der Vätergruppe auch vermittelt, dass Kinder beide Elternteile brauchen, die ihnen Geborgenheit geben, Interesse an ihrer Entwicklung zeigen, bei Konflikten helfen und ihnen Hoffnung und eine Perspektive geben. Die Väter lernen mehr darüber, wie wichtig ihre Rolle im Entwicklungsprozess der Kinder ist, und dass sie ihre Beziehung aktiv durch ihre Zuwendung, Anerkennung und Achtsamkeit gestalten können. Kinder sehen den Vater als Vorbild und lernen gerne von ihm. Gemeinsame Unternehmungen und Aktivitäten helfen beim Beziehungsaufbau. Der Vater lebt den Kindern auch vor, wie man mit negativen Gefühlen und Konflikten umgehen kann. Dass es auf die Fähigkeit ankommt Situationen zu reflektieren, über Gefühle zu kommunizieren und sie zu besprechen. Eine wirkliche Willkommenskultur ebnet den Weg für eine erfolgreiche Arbeit mit geflüchteten Vätern in Deutschland. Eine Willkommenskultur, die geschützte Orte bietet, frei von Anfeindungen und Ablehnung. Das Gefühl, gewollt zu sein und auf Menschen zu treffen, die Empathie und Menschlichkeit entgegenbringen, macht es den Geflüchteten emotional möglich, sich der Aufnahmegesellschaft zu öffnen. Gesprächsgruppen für geflüchtete Väter sind ein wichtiger und unterschätzter Baustein im Prozess der Integration. Die Bedürfnisse von Männern und hier im Besonderen von Vätern werden häufig übersehen. Damit sie aber ihrer Verantwortung in der Familie und in der Gesellschaft gerecht werden können, ist die Arbeit wegweisend für eine funktionierende multikulturelle Gesellschaft.Die Integrationsagentur der AWO Düsseldorf ist Mitglied im Facharbeitskreis für Interkulturelle Väterarbeit in NRW. Bereits seit 2008 organisiert sie unter Federführung von Ataman Yildirim Vätergruppen. Vätern mit Migrationshintergrund werden besondere Angebote gemacht, um sie zu unterstützen, aktiv und engagiert ihre Kinder besser auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Er selbst machte die Erfahrung, dass Bildung und Integration von Kindern besser gelingen, wenn man das Engagement von Vätern mit Migrationshintergrund in der Erziehung stärkt.   Text aktualisiert am 25. Mai 2016

Silvester-Feuerwerk

Zum Jahreswechsel freuen sich viele Familien besonders aufs Feuerwerk. Das Ziel ist: schön, sicher und preiswert.

"Feuer ist eine Urgewalt", sagt Markus Katterle. "Der Umgang mit Feuerwerkskörpern ist faszinierend – aber auch so gefährlich". Der Pyrotechniker hat deshalb ein paar einfache Regeln parat, damit das Silvester-Feuerwerk zu einem schönen Familienerlebnis wird.
"Meine Tochter hat sich schon als Zweijährige für Feuerwerke interessiert und wollte dann auch schon früh selber zünden. Das habe ich ihr nicht erlaubt. Da stehe ich voll hinter der Empfehlung unseres Berufsverbandes: Kinder unter zwölf Jahren sollten nicht alleine zünden, auch keine Böller", sagt Markus Katterle. Der Pyrotechniker weiß von zu vielen ernsten Unfällen, da die Reflex- und Reaktionsfähigkeit kleinerer Kinder einfach nicht genug ausgebildet ist, um sich zu schützen und womöglich bei Wind und Wetter richtig zu reagieren.

Dramaturgie für Kinder

Deshalb muss aber kein Vater seinem Kind den Spaß an Raketen und Böllern verwehren: "Man kann Kinder anders am Silvester-Feuerwerk beteiligen", erzählt Markus Katterle. Er findet, dass die Vorbereitung der halbe Spaß ist. Die Kinder können mitüberlegen, was sie an Silvester wollen und schön finden – sich also eine Art Dramaturgie ausdenken: Soll unser Feuerwerk im Garten gezündet werden, in einem Park oder auf der Straße? Soll es eher laut sein oder farbenfroh? Wollen wir Bilder in den Himmel malen oder lieber erdnah? Kinder sollten zum Einkaufen mitkommen und selbst Feuerwerk aussuchen. "Ich hab meiner Tochter und ihren Freunden Wunderkerzen gekauft. Mit denen haben sie »Pyromikado« gespielt – das sieht super aus, macht Spaß und ist sicher", sagt der Profi. "Traumsterne sind auch gut, so heißen raucharme Zimmerfontänen. Schön sind auch so genannte Zündlichter, also Stäbchen, die rund zwei Minuten lang brennen. Die eignen sich auch gut für ältere Kinder und Erwachsene, um Zündschnüre anzustecken. Damit klappt das auch bei Wind und Wetter, ohne dass die Flamme ständig ausgeht oder man sich seine Fingerspitzen verbrennt."

Einkaufen - aber richtig

Wer das eigene Familienfeuerwerk zum Event machen will, sollte dann nicht einfach mit seinen Kindern in ein Geschäft laufen und kaufen, was da ist. "Wenn ich für 19,90 Euro hundert Stück Pyrotechnik kaufe, kann in jedem Teil nur wenig Explosivstoff sein und das Ergebnis wird eher nicht so schön." Deshalb sollte man für den gleichen Betrag beispielsweise ein Batteriefeuerwerk besorgen. Damit bekommt man zwar nur ein kurzes Feuerwerk, aber das ist dafür schön anzusehen. Eine weitere Empfehlung: sich mit mehreren verabreden, Geld zusammenlegen und das Feuerwerk vernünftig und kürzer machen. "Das ist besser, als wenn jeder einen Haufen Billigware abfeuert", meint Katterle. Die kann noch andere Probleme bergen: Es gibt einen umfangreichen Schwarzmarkt für Feuerwerkskörper. Das Problem: Was dort angeboten wird, ist nicht unbedingt sicher. Knallkörper, die in Deutschland zugelassen sind, dürfen beispielsweise nicht lauter als 120 Dezibel sein. Gerade bei kleinen Kindern ist es sehr wichtig, deren empfindliches Gehör zu schützen. "Besser noch bleiben die Kleinen drinnen und bewundern das Feuerwerk durch das Fenster." Generell sollte man nur zugelassenes Material kaufen. Das muss mit einem CE-Kennzeichen UND einer BAM-Nummer versehen sein.

Drei ... zwei ... eins ...

"Am Silvesterabend ist das absolute 'No-Go' jedes Pyrotechnikers, wenn ein Betrunkener mit Feuerwerkskörpern herumhantiert", erzählt Markus Katterle. Denn dann überblickt er nicht mehr, wer wo herumläuft. Wenn mehrere Kinder dabei sind, muss der Vater aber jedes Einzelne im Blick behalten. Am besten ist es ohnehin, nicht erst am Silvesterabend die Grundregeln des Böllerns zu besprechen. Und die lauten:
  • Weder Knallerbsen noch Böller – überhaupt keine Feuerwerkskörper – werden auf andere Leute geworfen oder in deren Richtung.
  • Raketen dürfen nicht in lose Flaschen gestellt werden, sondern nur in eine standfesten Abschussbasis, z. B. eine Flasche in einer Getränke-Kiste.
  • Niemals den Kopf über den Feuerwerkskörper halten, sondern sich immer von der Seite nähern.
  • Verbundfeuerwerke haben eine zweite, eine so genannte Notzündung. Bevor man sie zündet, sollten mindestens zehn Minuten vergangen sein.
  • "Versager", also Knaller, die nicht gezündet haben, lassen sich ohne oder mit ganz kurzer Zündschnur nicht mehr sicher zünden. Teure Verbundfeuerwerke sollte man dann in einen Eimer Wasser packen und sich im Geschäft das Geld zurückgeben lassen.
  • Mit Kindern unbedingt so genannte "Feuerwerkskriegsgebiete" in den Städten meiden, also Plätze, an denen viele Menschen wahllos zünden.
Wenn Familien diese Grundsätze beachten, da ist der Pyrotechniker sicher, wird ihr Feuerwerk zu einem schönen Erlebnis und zum perfekten Start ins Neue Jahr. Markus Katterle ist Vater einer Tochter und eines Stiefsohns. Der Pyrotechniker ist Geschäftsführer und Gesellschafter eines international tätigen Unternehmens, das Shows mit Feuerwerken, Laser und Wasser gestaltet.   Text aktualisiert am 12. Dezember 2018