Vater ist, das was du draus machst!
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väterfreundliche Angebote

"Väter sind überrascht, was alles für sie möglich ist"

4 Fragen an ... Claudia Lazai, DATEV eG, Nürnberg

Claudia Lazai, Beauftragte für Diversity und Inklusion, berichtet über steigende Teilzeitquoten sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei der DATEV eG.
vaeter.nrw: Frau Lazai, die DATEV eG bietet seit 2001 umfangreiche Maßnahmen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie an. Dabei fällt auf, dass Sie dabei auch Väter und ihre Partnerinnen speziell in den Blick nehmen. Wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?Claudia Lazai: Wir haben festgestellt, dass die wesentliche Herausforderung darin besteht, werdende Väter überhaupt zu identifizieren. Das ist bei Frauen offensichtlicher. Auch das Aufbrechen von tradierten Rollenbildern spielte von Beginn an eine erhebliche Rolle. Die Familienzeit für Väter war ja nicht immer so weit verbreitet wie heute. Eine direkte Ansprache war und ist deshalb wichtig. Wir versuchen hier Sensibilität im Unternehmen zu schaffen, damit sich werdende Väter frühzeitig melden und wir gemeinsam in eine partnerschaftliche Beratung einsteigen können – auch wenn die Partnerin vielleicht gar nicht bei uns arbeitet.
vaeter.nrw: Wie umfangreich werden die Angebote von Vätern genutzt und was schätzen sie besonders daran? Claudia Lazai: Zu Anfang war die Akzeptanz der Väter noch zurückhaltend, mittlerweile werden die Angebote aber zunehmend auch von ihnen in Anspruch genommen. In etwa 40 Prozent der Fälle kümmern sich beispielsweise die Väter um einen Betreuungsplatz, sei es für die regelmäßige Kinderbetreuung oder für die Ferien. Das Eltern-Kind-Rückzugsbüro, welches im Betreuungsnotfall zur Verfügung steht, wird sogar etwas häufiger von Vätern genutzt. Was mich besonders freut ist die Tatsache, dass immer mehr Väter sich schon sehr früh ihrer Verantwortung stellen. Sie nutzen beispielsweise die Elternzeit mit Teilzeit, um sich mit ihrer Partnerin die Erwerbs- und Erziehungsarbeit zu teilen und die Familie zu unterstützen. 2017 haben bisher 154 Väter Elternzeit genommen, und das bei ca. 200 Geburten pro Jahr. Dieses Phänomen macht auch in den Führungsebenen nicht Halt. Aktuell sind 22 männliche Führungskräfte in Elternzeit und 14 arbeiten als Führungskraft in Teilzeit. Auch bei der Entwicklung der allgemeinen Teilzeitquote, die bei DATEV aktuell bei 23 Prozent liegt, sind immer mehr Männer (22 Prozent) zu verzeichnen. Vor fünf Jahren lag die Teilzeitquote allgemein bei 20 Prozent und bei 16 Prozent unter den Männern. Das ist eine tolle Entwicklung und zeigt, dass wir uns auch kulturell gut weiterentwickelt haben. Kinder, aber auch Pflege sind schon lange keine reinen Frauenthemen mehr. Es ist viel selbstverständlicher geworden, dass sich alle Zeit für die Familie in unterschiedlichsten Arbeitszeitmodellen nehmen.
vaeter.nrw: Sie ermutigen Väter, neben der Elternzeit auch ihre anderen vielfältigen familienfreundlichen Angebote in Anspruch zu nehmen. Wie hat sich dieses Engagement auf die Kultur im Unternehmen ausgewirkt?Claudia Lazai: Ein Kindergarten auf dem Betriebsgelände, Eltern-Kind-Rückzugsbüros, intensivere Nutzung von Teilzeitmodellen – auch in Führung –, das geht natürlich nicht spurlos an der Kultur des Unternehmens vorüber. Kolleginnen und Kollegen, Führungskräfte und Teams erleben dies positiv, müssen aber auch lernen damit zurechtzukommen, dass Eltern vielleicht anders flexibel sind und neben dem Beruf weitere Verpflichtungen haben. Letztlich lernen sie dabei auch, mit Vielfalt im Unternehmen umzugehen.
vaeter.nrw: Wo sehen Sie die größten Erfolge der DATEV eG in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie und speziell in der Väterarbeit?Claudia Lazai: Seit zehn Jahren ermutigen wir mit unserem Väterbrief die werdenden Papas dazu, sich gemeinsam mit der Partnerin frühzeitig über die Möglichkeiten zu den Themen Elternzeit/Teilzeit und Kinderbetreuung beraten zu lassen. Die Beratung bietet unser Mitarbeiterservice an. Dies trägt dazu bei, dass beide die gleichen Informationen haben und leichter entscheiden können, welches Familienmodell favorisiert wird. Speziell Väter sind häufig überrascht, was alles auch für sie möglich ist und sind dann auch eher bereit den nächsten Schritt zu wagen. Es hilft natürlich auch, wenn kollegial von anderen Vätern Mut gemacht wird und ein Austausch stattfindet. Wir sprechen mittlerweile nicht mehr über Vereinbarkeit von Beruf und Familie sondern eher über die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Wir haben viele Angebote, die wir ursprünglich speziell für Beschäftigte in ihrer Elternrolle geschaffen haben, für alle geöffnet. Teilzeit war zum Beispiel ursprünglich in der Regel der Kinderbetreuung geschuldet, heute kann ich problemlos auch aus anderen Gründen meine Arbeitszeiten reduzieren. Die Väterarbeit war und ist hier wichtig, weil darüber solche Themen in ein breiteres Bewusstsein getragen werden.
Zur Person:

Claudia Lazai

Claudia Lazai ist Beauftragte für Diversity und Inklusion bei der DATEV eG in Nürnberg. Die DATEV ist Softwarehaus und IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Mandanten. Mit 40.500 Mitgliedern, rund 7.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 928 Millionen Euro im Jahr 2016 belegt die 1966 gegründete DATEV Platz 3 im Ranking der Anbieter von Business-Software in Deutschland. Der Anteil männlicher Beschäftigter an der Gesamtbeschäftigtenzahl liegt bei 58,3 Prozent.   © Foto: Hendrik Schmahl/DATEV eG