Vater ist, das was du draus machst!
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Die Väterrolle überdenken – Ein Angebot für türkischsprachige Männer

Die Väterrolle überdenken – Ein Angebot für türkischsprachige Männer

Väterunterstützungsprogramm

„Ich bin sehr traurig, dass dieser Kurs zu Ende geht, die Gruppe bedeutet mir wirklich viel“, sagt ein Vater bei einem der letzten Treffen des „Baba Destek Program (BADEP) – Väterunterstützungsprogramms“. Dieses richtet sich an türkische Väter und läuft seit Januar 2014 im AWO-Familienzentrum in Bönen.

Die Väterrolle überdenken – Ein Angebot für türkischsprachige Männer

Väterunterstützungsprogramm

„Ich bin sehr traurig, dass dieser Kurs zu Ende geht, die Gruppe bedeutet mir wirklich viel“, sagt ein Vater bei einem der letzten Treffen des „Baba Destek Program (BADEP) – Väterunterstützungsprogramms“. Dieses richtet sich an türkische Väter und läuft seit Januar 2014 im AWO-Familienzentrum in Bönen.
Jeden Samstag treffen sich im sogenannten Schatzkästchen fünf Männer mit Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Gökhan Kabaca vom Kommunalen Integrationszentrum Unna leitet den Kurs. Der diplomierte Sozialpädagoge bringt Themen ein, die im Konzept des Programmes festgelegt sind, das übrigens in der Türkei entwickelt wurde. Zuerst sprechen die Teilnehmer über Väterrollen: darüber, wie sie ihre eigene Rolle als Vater sehen und was gesellschaftlich an sie herangetragen wird. Gökhan Kabaca erzählt Beispiele von einer konservativen und einer modern orientierten türkischen Familie. Dabei geht es unter anderem um Ansichten darüber, mit welchem Spielzeug Söhne und Töchter spielen sollten. „Ich möchte, dass mein Sohn mit Autos spielt und meine Tochter mit Puppen – nicht umgekehrt!“, erklärt ein Teilnehmer. Ein anderer Vater hält dagegen: „Meine Kinder dürfen spielen, womit sie möchten – das fördert ihre Kreativität. Mein Sohn malt gerne und meine jüngste Tochter ist schon mal gerne als Piratin unterwegs ...“ Eine angeregte Diskussion beginnt, denn auch in der Gruppe treffen konservative und liberale Väter aufeinander.

Zeit und Nähe, Zuhören und Erzählen, Körper und Geschlecht

Jede Woche ist ein neues Thema dran. Neun Pflichtthemen gibt das Programm vor, das sich grundsätzlich an Väter mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren oder zwischen sieben und elf Jahren richtet:
  • Die Rolle des Vaters
  • Die Haltung in der Familie
  • Zuhören und Erzählen
  • Demokratische Erziehung und Empathie
  • Entwicklung positiver Herangehensweisen
  • Soziale, emotionale Entwicklung
  • Kognitive Entwicklung
  • Schule, Freunde und der Vater
  • Zeit mit dem Kind verbringen und Spiel.
Danach wählen die Väter aus, worüber sie sprechen möchten, zum Beispiel über
  • Körper- und Geschlechtlichkeit
  • Übernahme von Verantwortung durch das Kind
  • Gesunde Sexualität
  • Schwierigkeiten der Väter
Bei den Gruppentreffen berichten die Männer auch von ihren alltäglichen Erlebnissen: Angeregt durch den Kurs entschied sich ein Vater, sein Kind zum ersten Mal selber aus der Kita abzuholen. Weil er aber noch nie dort war und die Erzieherinnen ihn nicht kannten, wollten sie ihm sein Kind nicht mitgeben. „Bei den Treffen geht es schon sehr emotional zu“, berichtet Kursleiter Gökhan Kabaca. Jedes Mal gibt er den Vätern kleine Aufgaben mit nach Hause. Mal sollen sie ihr Kind fragen, wie dessen Erzieherin heißt oder welche Helden es hat. An einem anderen Tag lautet der Auftrag, dem Kind 30 Minuten etwas vorzulesen oder ihm wirklich aufmerksam zuzuhören.

Demokratische Erziehung

Entwickelt wurde das Väterunterstützungs-Programm von der Stiftung ACEV in Istanbul. „Wir haben es nach Deutschland geholt, um den Vätern Alternativen aufzuzeigen, wie sie eine demokratisch geprägte Familienatmosphäre schaffen können“ erklärt Gökhan Kabaca. „Ziel des Kurses ist, dass die Väter mit ihren Kindern eine fundierte Kommunikation schaffen und eine Änderung ihres Verhaltens herbeiführen, die deren Entwicklung unterstützt.“ Und das scheint zu gelingen: Immer wieder erzählen Teilnehmer von Bastelprojekten, die ihnen selber richtig Spaß gemacht haben, von Situationen, in denen es ihnen gelang, den Wutanfall ihres Kindes ruhig aufzufangen und davon, dass ihr Kind jetzt nur noch von ihnen ins Bett gebracht werden möchte. Kleine und große Erfolge im Familienalltag. Eine weitere Gruppe, die mit dem Väterunterstützungs-Programm arbeitet, wird in Bergkamen angeboten (im AWO Familienzentrum „Wackelzahn“), eine Dritte in Aachen ist bereits abgeschlossen. Dort haben die Teilnehmer sogar verabredet, sich weiterhin in Eigeninitiative zu treffen. In naher Zukunft wird das Kommunale Integrationszentrum Unna eine sprachheterogene Gruppe starten, damit auch deutsche, polnische oder Väter anderer Nationen teilnehmen können. (vaeter.nrw)

Kontakt:

Gökhan Kabaca Kommunales Integrationszentrum Unna Tel.: 02307 - 9248877 E-Mail: goekhan.kabaca [at] kreisunna.de (goekhan[dot]kabaca[at]kreisunna[dot]de) Text aktualisiert am 10. Juni 2016