Vater ist, das was du draus machst!
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Väter als wertvolle Ressource im Personalmanagement von kleinen und mittleren Unternehmen

Väter als wertvolle Ressource im Personalmanagement von kleinen und mittleren Unternehmen

Gastbeitrag - Prof. Dr. Petra Arenberg

Männer wollen heute beides, Erfüllung im Beruf und aktiv Vater sein. Was jahrelang eher die Ausnahme war, wird mittlerweile zur Regel: Qualifizierte Arbeitnehmer nutzen die Elternzeit bzw. wollen im Anschluss gute Vereinbarkeitslösungen wie reduzierte bzw. flexible Arbeitszeiten zur Verfügung haben. Vor allem in Branchen mit einem hohen Anteil von männlichen Beschäftigten wird die Entwicklung einer väterfreundlichen Personalpolitik zunehmend wichtiger. Während große Unternehmen auf eine Vielzahl von Ressourcen zurückgreifen können, stellt die Situation der zeitweisen Abwesenheit von Leistungsträgern und Spezialisten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor Herausforderungen. Solche Abwesenheitszeiten können durch ein väterbewusstes Personalkonzept erfolgreich überbrückt werden.

Warum lohnt es sich für KMU, Väter als Zielgruppe in der Personalarbeit besonders in den Blick zu nehmen? Durch eine väterfreundliche Personalpolitik entstehen Wettbewerbsvorteile in Bezug auf Arbeitszufriedenheit, Motivation, Fehlzeitenquote und Fluktuation. Mit einem solchen Konzept lässt sich ebenfalls punkten, wenn es darum geht, wertvolle Fach- und Führungskräfte auch im Anschluss an die Elternzeit zu halten bzw. neue qualifizierte Beschäftigte in einem umkämpften Arbeitsmarkt für sich zu gewinnen. Ausreichend Gründe, sich für mehr Väterfreundlichkeit im Unternehmen zu entscheiden. So funktioniert’s:

Das Zwei-Säulen-Konzept

Für eine gute Planung und Konzepterarbeitung ist es im ersten Schritt notwendig, die Vereinbarkeitsbedarfe von Vätern zu erfragen. Auf dieser Informationsbasis (Säule 1)  können später gemeinsam individuelle Lösungswege zur Vereinbarkeit entwickelt werden. Die zweite Säule des Konzeptes bildet das Wissensmanagement, dessen zentrale Punkte die Arbeitsplatzbeschreibung sowie die Erfassung von arbeitsplatzrelevantem Wissen und Kompetenzen sind. Hat das Unternehmen sich entschieden,  zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle wie Homeoffice, Teilzeitangebote, Jobsharing oder Shared Leadership oder ein Sabbatical einzuführen, so ist dieses Wissensmanagement von besonderer Bedeutung. Es ermöglicht die frühzeitige Einarbeitung von Stellvertretern bzw. Stellvertreterinnen und gewährleistet so einen reibungslosen Ablauf während geplanter Abwesenheitszeiten. Nur wenn Vertretungslösungen sicher gestellt sind, entsteht Planungssicherheit – sowohl für das Unternehmen als auch für die Väter.

Elternzeit- und Wiedereinstiegsmanagement

Eine Elternzeit sollte gut geplant sein und nicht abrupt beginnen bzw. enden. Sinnvoll ist es, möglichst frühzeitig in einem ausführlichen Gespräch individuelle Vorstellungen und Ideen zur Zukunft des Arbeitsverhältnisses und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in zeitlicher und inhaltlicher Sicht zu klären. Auch der Wiedereinstieg sollte konkret besprochen und festgehalten werden.

Kompetenzmanagement

Manche Väter in Elternzeit befürchten, dass sich Kollegen die interessanten Jobs und Projekte sichern und sich nach ihrer Rückkehr so viel verändert hat, dass sie den Anschluss teilweise verpasst haben. Um diesen Sorgen von Vätern entgegen zu wirken, können während der Familien- bzw. Wiedereinstiegsphase zusätzliche Angebote zur Kompetenzentwicklung in Form von Fort- und Weiterbildungen zur Verfügung gestellt werden.

Kontakthalte-Programm

Auf Wunsch können Väter während ihrer Abwesenheit eingebunden bleiben, zum Beispiel durch ein spezielles Kontakthalte-Programm, die Möglichkeit auch während der Elternzeit an Sitzungen teilzunehmen, ihre Einschätzung oder Erfahrung zu Projekten einzubringen sowie Informationen über Veränderungen und Weiterentwicklungen im Betrieb zu erhalten. Sinnvoll können alternativ auch Vätermentorenschaften oder Kontaktpartnerschaften sein. Dabei ist die Passung zwischen den beiden Personen erfolgsrelevant.

Passgenaue Maßnahmen – auf die Zusammenstellung kommt es an!

Personalverantwortliche, welche die Vereinbarkeitsbedarfe ihrer Beschäftigten kennen, haben es leicht, zusätzliche Vereinbarkeitsmaßnahmen auszuwählen. Besonders beliebt bei Vätern sind zum Beispiel:

  • Unterstützung bei der Kinderbetreuung in Notsituationen
  • Belegplätze in bestehenden Einrichtungen zur Kindertagesbetreuung
  • Beratung und Vermittlung von Kinderbetreuungsangeboten in Ferienzeiten
  • Eltern-Kind-Büro
  • Unterstützung durch personen- bzw. haushaltsnahe Dienstleistungen
  • Kinderbetreuungszuschuss
  • Gesundheitsfördernde Aktionen, zum Beispiel Entspannungstrainings

Win-Win-Situation für Väter und kleine und mittlere Unternehmen

KMU mit einer besonders väter- bzw. familienfreundlichen Unternehmenskultur können als attraktiver Arbeitgeber bei Männern, die Karriere und Vatersein vereinbaren wollen, punkten. Insbesondere Unternehmen, die auf Spezialisten angewiesen sind und sie als wichtige Quelle der Unternehmensidentität sehen, können sich über gute Vereinbarkeitsmodelle einen echten Wettbewerbsvorteil sichern. Entscheidend für den Erfolg ist die Glaubwürdigkeit der Maßnahmen. Eine Win-Win-Situation entsteht, wenn die Unternehmens- oder Personalleitung den Kontakt zu den Vätern sucht und zeigt, dass eine aktive Vaterschaft gewünscht und unterstützt wird.

Prof. Dr. Arenberg
Prof. Dr. Petra Arenberg ist Professorin für Sozialwissenschaften und Kompetenzentwicklung an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Bereichen Führung und Management, Personalentwicklung, Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung.