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Elternzeit partnerschaftlich gestalten – ein Vater berichtet

Elternzeit partnerschaftlich gestalten – ein Vater berichtet

10 Jahre Elterngeld

Seit 10 Jahren haben Väter und Mütter Anspruch auf Elterngeld. Heute nutzen in Nordrhein-Westfalen rund 27 Prozent der Väter und knapp 96 Prozent der Mütter dieses Angebot. Noch nehmen die meisten Väter zwei Monate Elterngeld in Anspruch. Mit dem neuen Partnerschaftsbonus und dem Elterngeld Plus bieten sich seit Juli 2015 mehr Möglichkeiten für Flexibilität, Partnerschaftlichkeit und Familienzeit. Daniel Bever war 2013 das erste Mal in Elternzeit. Im Interview mit vaeter.nrw berichtet er über alte und neue Erfahrungen mit dem Elterngeld.
vaeter.nrw: Was war Ihre Motivation, Elternzeit und Elterngeld in Anspruch zu nehmen?Daniel Bever: Ich wollte Zeit mit meinem Kind verbringen. Die rechtlichen Grundlagen aus dem Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz haben mich ermutigt, meinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Der Anspruch auf Elterngeld schafft die finanziellen Voraussetzungen. Für mich wäre es nicht möglich gewesen, ohne Einkommensausgleich eine Familienphase zu gestalten. Der Rechtsanspruch auf Elternzeit gegenüber meinem Arbeitgeber ist eine weitere wichtige Voraussetzung.
vaeter.nrw: Mit welchem Modell haben Sie Ihre erste Elternzeit in der Praxis umgesetzt? Daniel Bever: Unser erstes Kind kam im September 2013 zur Welt. Elterngeld Plus gab es damals noch nicht. Meine Frau ist Freiberuflerin. Für sie kam es nicht in Frage, ihre Erwerbstätigkeit für eine längere Zeit zu unterbrechen. Sie ist direkt nach dem Mutterschutz in den Job zurückgekehrt, um schnell wieder präsent zu sein und den Anschluss an ihre Auftraggeber nicht zu verlieren. Oft nehmen Väter nur zwei Monate Elternzeit in Anspruch. Bei uns ist es umgekehrt gewesen. Ich war zwölf Monate in Elternzeit und meine Frau zwei. Wir haben ein partnerschaftliches Modell gefunden, das unserer Vorstellung von einer guten Versorgung und Betreuung für das Kind sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerecht wurde.
vaeter.nrw: Was waren die Highlights in Ihrer Elternzeit und warum würden Sie das anderen Vätern empfehlen?Daniel Bever: Es ist etwas anderes, ob man seinem Kind abends nach der Arbeit Geschichten vorliest oder ob man den ganzen Tag Zeit miteinander verbringt. Wir haben es von Anfang an gemocht, viel draußen zu sein. So haben wir nach und nach die Umgebung erkundet und tolle Ausflüge zum Beispiel in den Tierpark oder ins Schwimmbad gemacht. Aber wir haben genauso den Alltag geteilt, Routine erlebt. Dazu gehört zum Beispiel auch der Arztbesuch etc. Ich würde es sehr vermissen, wenn ich all das nicht auch mit meinem zweiten Kind erleben könnte. Ich habe in dieser Zeit gelernt, was es bedeutet, ein Kind groß zu ziehen, und was Mütter und Väter da leisten. Denn Elternzeit ist nicht unbedingt Urlaub. Man ist gebunden und in gewisser Weise fremdbestimmt. Gleichzeitig darf man diese tolle Zeit mit dem Kind erleben. Durch meine Elternzeit konnte ich eine enge Beziehung zu meinem Sohn aufbauen und er zu mir. Das sehe an dem Verhältnis, was wir heute haben. Wir haben da so ein „Jungsding“ laufen und kommen super miteinander zurecht. Ich habe von seiner Entwicklung sehr viel mitbekommen, seinen Charakter kennengelernt und konnte ihm viel mitgeben. Auch wenn es für meine Frau am Anfang nicht einfach war, das Kind so früh loszulassen, bin ich als Vater und Betreuer die bestmögliche Alternative, eben keine „Fremdbetreuung“. Dass sie sich auf mich verlassen konnte, hat ihr ein gutes Gefühl gegeben. Denn immer mal wieder meldete sich bei ihr das Gewissen. Da konnte ich sie entlasten.
vaeter.nrw: Wie können Sie Ihr Modell jetzt beim zweiten Kind mit dem neuen Elterngeld Plus und dem Partnerschaftsbonus anpassen, wo sind Verbesserungen entstanden?Daniel Bever: Im Ergebnis werden wir es ähnlich wie beim letzten Mal machen. Das heißt, ich bin 17 Monate in Elternzeit. In den ersten drei Lebensmonaten unseres Kindes bekomme ich das Basiselterngeld und arbeite dann bis zum ersten Geburtstag in Teilzeit mit Elterngeld Plus-Bezug, in den weiteren vier Monaten mit Partnerschaftsbonus und schließe dann mit einem Elterngeld Plus Monat ab. Auch diesmal wird meine Frau direkt nach dem Mutterschutz wieder berufstätig sein. Dank der neuen Regelungen ist es jetzt für sie möglich, in einzelnen Monaten Elterngeld Plus und zeitgleich mit mir den Partnerschaftsbonus beziehen. Wir haben das Gefühl, dass das Elterngeld Plus gerade in der Konstellation angestellt/freiberuflich eine sehr gute Sache ist. Die neuen Regelungen sind deutlich komplizierter als die vorherigen. Aber im Ergebnis ist es für uns die komfortablere Lösung. Die Vorteile: Dadurch, dass ich aus einem Basiselterngeldmonat zwei Elterngeld Plus Monate machen kann, funktioniert die Teilzeitphase besser und die finanziellen Abzüge sind bei Elterngeld Plus wesentlich geringer. Die gesamte Teilzeitphase ist ausfinanziert und es bleiben auch noch Monate für meine Frau übrig. Das rechnet sich viel besser für unsere Familie.
vaeter.nrw: Würden Sie sagen, dass Elterngeld Plus dazu beiträgt, die Partnerschaftlichkeit innerhalb einer Familie zu fördern?Daniel Bever: In jedem Fall. Wir können als Familie so viel besser zusammen agieren. Ich kann allen Vätern nur empfehlen: Macht es! Ich weiß, dass es manchmal in den Unternehmen Diskussionen gibt, wenn Väter bei den Führungskräften das Thema Elternzeit ansprechen. Aber Väter haben einen Rechtsanspruch darauf, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Und wie es mit allen Rechten ist, man muss sie nutzen, damit sie Alltag werden. Wenn immer mehr Väter den Rechtsanspruch für sich geltend machen, wird es in der Praxis irgendwann eine Selbstverständlichkeit.
Zur Person:

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