Vater ist, das was du draus machst!
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Lösungen für Vereinbarkeit gesucht? Mitglieder des Väterbeirats stehen als kollegiale Berater zur Seite

Lösungen für Vereinbarkeit gesucht?

4 Fragen an … Ralf-Gunter Axmann, Landschaftsverband Rheinland (LVR), Köln

Aktive Vaterschaft – kann ich? Soll ich? Darf ich? Ralf-Gunter Axmann, Mitarbeiter der Stabsstelle Gleichstellung und Gender Mainstreaming sowie Vorsitzender des Väterbeirats im Landschaftsverband Rheinland (LVR), ermuntert Väter, alle Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen, um eine intensive Bindung zum Kind aufzubauen.
vaeter.nrw: Herr Axmann, Sie setzen sich beim LVR dafür ein, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch zum Thema von Vätern wird. Was sind Ihre stärksten Argumente beim „starken Geschlecht“ für eine aktive Vaterschaft?Ralf-Gunter Axmann: In meinen Beratungsgesprächen mit werdenden Vätern und Müttern geht es meist um die Fragen: „Elternzeit – kann ich? Soll ich? Wie lange darf ich?“ Aus eigener Erfahrung rate ich vor allen Dingen den werdenden Vätern diese unwiederbringliche Zeit der ersten Kindesmonate so lange wie möglich zu nutzen und sich – neben der Mutter – unerschütterlich tief in das offene Herz des eigenen Nachwuchses „einzunisten“. Niemals mehr später werden die Väter in der Regel so eng und nahe am eigenen Kind die Gelegenheit haben, in guten wie in schlechten Zeiten als Bezugsperson von ihrem Kind intuitiv wahrgenommen zu werden. Das gilt für das Füttern wie für das Beseitigen einer vollen Windel oder das Erfüllen des Bedürfnisses nach menschlicher Nähe und Wärme gleichermaßen. Ich für meinen Teil bin mir sicher, dass diese sich von Geburt an entwickelnde, uneingeschränkte Zuneigung zueinander Vater und Kind für ein ganzes Leben prägt.
vaeter.nrw: Sie sind Vorsitzender des Väterbeirates im LVR. Wie ist dieser entstanden und welche Ziele verfolgt er? Ralf-Gunter Axmann: Der Väterbeirat ist Teil unserer familienfreundlichen Personalpolitik. Studien zufolge sehen sich Männer, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, gegenüber Frauen häufig vermeintlich größeren Schwierigkeiten am Arbeitsplatz ausgesetzt und haben stärkere Besorgnisse, berufliche Einschnitte akzeptieren zu müssen. Das Anliegen des Beirates ist es daher seit 2009, die Bedürfnisse und Wünsche der Väter im LVR zu vertreten und mögliche Maßnahmen zur Information und Unterstützung anzuregen. Die Mitglieder des Beirates sind alle selber „bekennende“ Väter und in unterschiedlichsten Bereichen und Hierarchieebenen des LVR beschäftigt. Sie initiieren Informationsveranstaltungen und Informationsmaterial und stehen den Beschäftigten des LVR als kollegiale Berater zur Verfügung.
vaeter.nrw: Der LVR ist ein sehr familienfreundlicher Arbeitgeber und bietet umfangreiche Maßnahmen wie zum Beispiel Elternzeit, Teilzeitbeschäftigung, Tele-/ Heimarbeit und die Möglichkeit der Beurlaubung. Prozentual werden diese Angebote aber überwiegend von Frauen genutzt. Welche Impulse sind nötig, um Väter mit ins Vereinbarkeitsboot zu holen?Ralf-Gunter Axmann: Ein wichtiger Impuls, der auch bei uns zur merklichen Steigerung von aktiver Väterzeit geführt hat, war die Einführung des Elterngeldes, der Elternzeit und Partnerschaftsmonate. Das Erfordernis von ausreichend Geld in dieser Zeit lässt sich nicht wegdiskutieren. Sollte es möglich sein, bei gleichem Geld für eine begrenzte Zeit weniger zu arbeiten, wäre auch dies noch einmal ein enormer Steigerungsimpuls für „Väterzeit“. Als familienfreundlicher Arbeitgeber unterstützen wir jeden werdenden Elternteil mit einem Willkommenspräsent sowie einer umfassenden internen Informationsbroschüre zu Chancen und Möglichkeiten, Beruf und Familie auch nach der Elternzeit bei uns zu vereinbaren. Ein motivierendes Schreiben unserer Direktorin lädt alle werdenden Eltern ein, ohne Vorbehalte oder schlechtem Gewissen dem Arbeitgeber oder den Kolleginnen und Kollegen gegenüber, eine aktive Elternschaft zu leben. Dafür stehen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses gemeinsam kollegial ein.
vaeter.nrw: Warum ist es für eine Behörde heute so wichtig, sich den Wünschen von Vätern nach guten Vereinbarkeitsmodellen zu stellen? Ralf-Gunter Axmann: Nur eine Behörde, die sich den veränderten Ansprüchen an das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Sorgearbeit der eigenen Beschäftigten – und neuerdings eben auch verstärkt denen der Väter – auch substantiell und nicht nur mit Lippenbekenntnissen annähert, wird perspektivisch den Bedarf an qualifizierten jungen Leuten decken können, die Beruf und Kinderwunsch partnerschaftlich miteinander vereinbaren wollen.
Zur Person:

Ralf-Gunter Axmann

Ralf-Gunter Axmann ist Mitarbeiter der LVR-Stabsstelle für Gleichstellung und Gender Mainstreaming und Vorsitzender des Väterbeirates im Landschaftsverband Rheinland (LVR). Der LVR arbeitet als Kommunalverband mit rund 18.000 Beschäftigten für die etwa 9,6 Millionen Menschen im Rheinland. Der LVR erfüllt rheinlandweit Aufgaben in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und der Kultur. Er ist der größte Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen in Deutschland und betreibt 41 Schulen, zehn Kliniken, drei Heilpädagogische Netze sowie 19 Museen und Kultureinrichtungen. Er engagiert sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen.   Der Anteil männlicher Beschäftigter an der Gesamtbeschäftigtenzahl beim LVR beträgt ca. 36,2 Prozent. Foto: © Ralf-Gunter Axmann