Vater ist, das was du draus machst!
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Beruf und Familie

Gute Vereinbarkeit: Ein Pluspunkt für Unternehmen und Beschäftigte

Praxisleitfaden „Familiengerechte Personalpolitik“

Die Zahl der Fachkräfte nimmt ab, der Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte wird größer. Attraktive Vereinbarkeitslösungen sind ein starkes Argument und können für eine erfolgreiche Personalsuche entscheidend sein. Der Praxisleitfaden „Familiengerechte Personalpolitik – Gute Praxis nordrhein-westfälischer Unternehmen“ des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützt Unternehmen bei der Einführung und Etablierung einer familiengerechten Personalpolitik.
Fachkräfte gesucht? Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die mit 99,5 Prozent den Mammutanteil der in NRW ansässigen Betriebe ausmachen, werden in den kommenden zehn Jahren vom Fachkräftemangel betroffen sein. Es gilt also, attraktive Arbeitsbedingungen anzubieten und damit sowohl bei der bestehenden Belegschaft als auch bei den Jobsuchenden positiv zu punkten. Unternehmen, die ihre Beschäftigten mit einer lebensphasenorientierten Personalpolitik unterstützen, schaffen beste Voraussetzungen, dem demografischen Wandel zu begegnen.

Gestalten und handeln – so gelingt es

Der Praxisleitfaden beschreibt die zentralen Gestaltungsbereiche und erläutert die daran geknüpften Handlungsfelder:
  • Flexible und familienbewusste Arbeitsbedingungen Handlungsfelder:  Arbeitszeitgestaltung, vollzeitnahe Teilzeit und mobile Arbeit/Homeoffice
  • Familienbewusste Unternehmens- und Kommunikationskultur Handlungsfelder: Väterorientierung und Führung
  • Lebensphasenbezogene Serviceangebote Handlungsfelder: Betriebliche Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Familie bzw. Pflege und Beruf, Sozialberatung und haushaltsnahe Dienstleistungen
Praxisnah zeigt die Publikation auf, wie eine familiengerechte Personalpolitik im Unternehmen Schritt für Schritt eingeführt werden kann. Anhand konkreter Vorschläge und Checklisten erhalten Personalverantwortliche einen schnellen Überblick zu Aufwand und Machbarkeit der vorgestellten Maßnahmen. Infokästen bieten kompaktes Wissen zu den verschiedenen Themenfeldern.

Väterorientierung und Führung

Einen besonderen Stellenwert schreibt der Leitfaden der Väterfreundlichkeit in Unternehmen zu. Noch fühlen sich Väter zu selten von familiengerechten Maßnahmen angesprochen und oftmals zögern sie, das Thema selbst anzusprechen. Mit der Beschreibung klarer Rahmenbedingungen für eine familienbewusste Personalpolitik wirbt die Publikation ausdrücklich dafür, Väter gezielt in den Blick zu nehmen und mit eigenen väterorientierten Angeboten besser zu erreichen. Den Führungskräften kommt hierbei eine entscheidende Vorbildfunktion zu, sie gestalten die Rahmenbedingungen für Väter und sorgen durch die eigene Nutzung der Maßnahmen dafür, dass sich eine familiengerechte Kultur im Unternehmen etabliert.

Gute Praxis – Nachmachen ausdrücklich erwünscht!

Rund 20 gute Beispiele aus Unternehmen in NRW zeigen, welche familiengerechten Maßnahmen bereits erfolgreich umgesetzt werden konnten. Die Verantwortlichen aus den vorgestellten Unternehmen stehen gern für einen Erfahrungsaustausch zur Verfügung, die Broschüre enthält die jeweiligen Kontaktdaten. Familienminister Dr. Joachim Stamp ermuntert interessierte Unternehmen: „Die Vielfalt der hier vorgestellten Maßnahmen zeigt: Vereinbarkeit ist machbar, familienpolitisch sinnvoll und wirtschaftlich rentabel. Deshalb wollen wir Arbeitgebern Mut machen, sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusetzen.“ Herausgeber des Praxisleitfadens „Familiengerechte Personalpolitik – Gute Praxis nordrhein-westfälischer Unternehmen“ ist das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Publikation kann über den Broschürenservice als Druckausgabe bestellt werden und steht zum Download bereit.

Für Väter im Einsatz

Gleichstellungskultur

Vätersprechstunde, Kindertage, Elterngeld-Plus-Beratung – Väterfreundlichkeit ist im Agenturverbund Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Oberhausen, Wesel ein fester Bestandteil der gelebten Gleichstellungskultur. Davon berichtet Eleonore von Frankenberg-Eicher, Gleichstellungsbeauftragte, im Gespräch mit vaeter.nrw.
„Die Arbeit für Väter liegt uns sehr am Herzen“, sagt Eleonore von Frankenberg-Eicher, Gleichstellungsbeauftragte im Agenturverbund der Arbeitsagenturen in Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Oberhausen/Mülheim und dem Kreis Wesel. Das Team der Gleichstellungsstelle ist für ca. 2.000 Beschäftigte zuständig, 30 Prozent davon sind Männer.

Vätersprechstunde

„Wir haben eine langjährige Gleichstellungskultur in den Arbeitsagenturen. Ursprünglich wurden in erster Linie die Frauen in den Blick genommen. Doch wie sieht es mit den Vätern aus? Bereits vor einigen Jahren haben wir in unserer Arbeit vor Ort bemerkt, dass Väter nicht so gut wie Mütter über die Angebote der Behörde zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf informiert sind. Daraufhin haben wir eine Vätersprechstunde eingerichtet. Wir nutzen hierfür unsere regelmäßigen Termine in den Dienststellen oder vereinbaren individuelle Zeiten für Beratungsgespräche“, erläutert die Gleichstellungsexpertin. „Damit waren wir unserer Zeit voraus. Mittlerweile liegt partnerschaftliche Aufgabenteilung im Trend. Wir sind eines der ersten Gleichstellungsteams in einer Arbeitsagentur, das zum Thema Elterngeld Plus berät. In unserem Agenturverbund ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Väter zwei Monate Elternzeit in Anspruch nehmen. Es gibt aber auch immer mehr ‚Vorzeigeväter‘, die mehrere Monate Elternzeit nutzen, damit die Mutter des Kindes erwerbstätig sein kann. Zudem arbeiten immer mehr Väter in Teilzeit, um sich in der Familie engagieren zu können.“

Kreative Lösungen überzeugen Führungskräfte

„Väter schätzen uns als eine sichere Anlaufstelle für ihre Themen. Äußert ein Vater Bedarfe für mehr Familienzeit, suchen wir gemeinsam nach passenden Lösungen. Unser Ziel ist es, den Führungskräften Modelle zu präsentieren, die sie überzeugen. Oft sind sie überrascht, welche kreativen und konstruktiven Lösungen wir finden. Natürlich stellen wir sicher, dass Väter, die in Teilzeit arbeiten, bei Fortbildungen und Karriereplanung nicht übersehen werden. Inzwischen haben wir auf allen Ebenen eine Gleichstellungskultur etabliert“, berichtet Eleonore von Frankenberg-Eicher.

Informieren und kommunizieren

„In unseren regelmäßigen Rundmails ‚Neues von der GleiB [Gleichstellungsbeauftragten]‘ versorgen wir alle Beschäftigten mit Neuigkeiten zu unseren familienfreundlichen Angeboten, bieten Links zu familien- und väterspezifischen Informationen. Unser Newsletter hat eine eigene Rubrik für väterspezifische Angebote im Agenturverbund oder in den Regionen. Im Intranet finden Väter alle Angebote auf einen Blick. Auf diese Weise sind unsere Aktivitäten für Väter präsent und erreichen auch diejenigen Männer, für die Vaterschaft vielleicht erst in Zukunft ein Thema wird“, sagt Eleonore von Frankenberg-Eicher und lacht. „Uns ist wichtig, dass Väter unsere zahlreichen familienfreundlichen Angebote wie flexible Arbeitszeiten, Vermittlung von Kinderbetreuungslösungen, Kindernotfallbetreuung, Eltern-Kind-Zimmer in den Dienststellen etc. nicht nur kennen, sondern, dass ihnen bewusst ist, wie sie diese Maßnahmen individuell für sich nutzen können. Zum Beispiel ist Telearbeit vor allem für Väter, die weite Wegstrecken zur Dienstelle zurücklegen müssen, eine gute Möglichkeit, Zeit für die Familie zu gewinnen. Möchte sich ein Vater in eine andere Dienststelle versetzen lassen, zum Beispiel um näher beim Kind zu sein, wenn die Mutter nach einer Trennung mit dem Kind in eine andere Stadt gezogen ist, wird dies nach Möglichkeit besonders unterstützt.“

Gleichstellungskultur – ein Win-Win für alle

„Ein besonderes Highlight sind unsere ‚Kindertage‘. An den Brückentagen zwischen den gesetzlichen Feiertagen bringen Eltern ihre Kinder mit in die Arbeitsagentur. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Das fördert den Austausch untereinander. Anschließend nehmen die Eltern ihre Kinder mit an ihren Arbeitsplatz. Für die Kinder ist es toll, zu sehen, wie der berufliche Alltag der Eltern konkret aussieht. Spaß spielt an diesem Tag natürlich auch eine wichtige Rolle. Wir und ein Team von Erzieherinnen bzw. Erziehern unseres Familienservices übernehmen für den Rest des Tages die Betreuung der Kinder, so dass die Eltern ungestört weiterarbeiten können. Die Kindertage sind unheimlich beliebt. Kinder, die einmal mit dabei waren, fordern regelrecht bei den Eltern ein, wieder mitkommen zu dürfen. Inzwischen nehmen genauso viele Väter wie Mütter mit ihren Kindern teil“, freut sich die Gleichstellungsbeauftragte. „Die Kindertage sind nicht nur ein großes Kinderfest in der Arbeitsagentur, sie haben auch einen weiteren Effekt. Wenn Mütter und Väter an einem Brückentag in der Behörde arbeiten, dann können Beschäftigte ohne familiäre Verpflichtung an diesem Tag frei nehmen und ein verlängertes Wochenende genießen. Das ist gut für die Teams.“

Anregungen umsetzen

„Anregungen für väterfreundliche Maßnahmen bringe ich regelmäßig von Fachtagungen wie dem Fachkongress des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen „Bewegte Zeiten für Väter“ oder von der Veranstaltung zum Väternetzwerk NRW Anfang diesen Jahres mit. Aktuell plane ich, ein Väternetzwerk zu initiieren. Für den virtuellen Austausch habe ich schon eine Plattform innerhalb der Arbeitsagentur gefunden“, sagt die Gleichstellungsexpertin. „Meine Vision ist, dass es für Väter selbstverständlich wird, ihre Wünsche nach Zeit für Familie und beruflicher Karriere zu leben.“