Vater ist, das was du draus machst!
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Rollenbilder

Boys’Day – Girls’Day 2019

Der bundesweite Aktionstag am 28.03.2019 eröffnet Jungen und Mädchen mit unterschiedlichen Angeboten neue Perspektiven.
Als Vater sind Ihre Unterstützung und Ihr Rat bei der Berufswahlorientierung Ihres Kindes bzw. Ihrer Kinder gefragt. Viele Jungen und Mädchen lassen sich bei ihrer Berufswahl immer noch stark von traditionellen Geschlechter- und Rollenbildern beeinflussen und entscheiden sich häufig für klassische Männer- bzw. Frauenberufe. Der Boys’- bzw. Girls’Day bietet die Chance, die Vielfalt der Berufswelt zu erkunden. Väter können ihre Kinder zur Teilnahme anregen, sodass sie neue berufliche Interessen und Talente entdecken können. Beim Boys’Day und Girls’Day handelt es sich um einen bundesweiten Aktionstag zur Berufsorientierung und Lebensplanung für Jungen und Mädchen. In Nordrhein-Westfalen wird er nach bundesweitem Vorbild durchgeführt. Das heißt: Schulen sind nicht zur Teilnahme verpflichtet, die Teilnahme wird aber für die Klassen 5 bis 10 empfohlen. Väter, die in einem Beruf mit geringem Männeranteil arbeiten, können auch selbst einen Boys' Day-Platz anbieten oder ihre Söhne bzw. Töchter am Aktionstag zu ihrer Arbeitsstelle mitnehmen.

Talent oder Tradition?

Boys’- bzw. Girls’Day geeignete Berufe zeichnen sich dadurch aus, dass der Anteil eines Geschlechts in dem entsprechenden Berufsfeld weniger als 40 Prozent beträgt. Jungen können zum Beispiel bei Betriebsbesichtigungen oder Workshops den Beruf des Altenpflegers, Medizinischen Fachangestellten oder Grundschullehrers kennenlernen. Mädchen können mehr über den Berufsalltag einer Schornsteinfegerin, Game-Designerin oder Bauingenieurin erfahren. Durch die Praxiserfahrung können sich neue Berufswünsche entwickeln, auch wenn sie nicht den Rollenstereotypen entsprechen. Bei der Suche nach entsprechenden Angeboten in ihrer Region hilft der Boys’Day- oder Girls’Day-Radar.   Ziel des Aktionstages ist es allerdings nicht nur, neue berufliche Perspektiven kennenzulernen, sondern sich auch mit männlichen und weiblichen Rollenbildern auseinanderzusetzen und die eigenen sozialen Kompetenzen auszubauen. Neben der praktischen Berufserkundung werden deshalb in verschiedenen Einrichtungen Workshops und Informationstage angeboten. Zusätzlich können Lehrerinnen und Lehrer aktiv werden und am 28. März 2019 einen Projekttag gestalten.

„Alles in Balance?“ – das Spiel für die Lebensplanung

Diskutieren und Nachdenken – für pädagogische Workshops bietet das Spiel „Alles in Balance?“ einen Einstieg in das Thema Berufs- und Lebensplanung. Jungen und Mädchen erleben dabei unter Anleitung und Betreuung eines Spielleiters bewusst Zusammenhänge zwischen den Bereichen „Beruf und Leben“ sowie „Partnerschaft“. Im Spielverlauf müssen sie versuchen, bei neuen Ereignissen das Gleichgewicht im eigenen Lebensentwurf zu wiederherzustellen. Das Spiel ist für Kleingruppen bis fünf Personen geeignet und kann für 100 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer für maximal drei Wochen beim Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. ausgeliehen werden. Tipp: Wer 2018 bei „Alles in Balance?“ nicht mehr pünktlich zum Zug kam, kann sich schon jetzt für 2019 vormerken lassen.

Erfolge des Aktionstags

Der Boys'Day und der Girls'Day haben nachweislich Einfluss auf das Berufswahlverhalten, so das Ergebnis einer Befragung von rund 5 200 Jungen und Mädchen – vor und direkt nach dem Aktionstag. Es gaben mehr als 50 Prozent der Mädchen im Anschluss an den Girls'Day einen Wunschberuf an, in dem eher selten Frauen tätig sind. Das ist ein Anstieg von 18 Prozent. Bei den Jungen stieg der Anteil an Wunschberufen, in denen eher wenige Männer arbeiten, nach dem Boys'Day auf 43 Prozent. Ein Zuwachs von 14 Prozent.   Angebote von Vätern, Unternehmen und Einrichtungen sowie Anmeldungen interessierter Mädchen und Jungen für den Girls'Day und Boys'Day sind möglich unter www.girls-day.de/radar und www.boys-day.de/radar. Die rechtlichen und organisatorischen Details sind auf den beiden Internetseiten veröffentlicht.   Der Aktionstag wird veranstaltet vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V., gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.  

"Vätern Mut machen, dass auch eine längere Elternzeit organisierbar ist"

4 Fragen an ... Lena Mevissen, Gleichstellungsreferentin, RWTH Aachen

Während männliche Karrierenetzwerke oft zu finden sind, vernetzen sich Väter untereinander eher selten. Lena Mevissen berichtet im Interview, wie sich das Thema Väterarbeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt hat. Die Gleichstellungsreferentin regt Väter an, ihre Sorgen in puncto Karriereknick über Bord zu werfen und stattdessen ihre Wünsche in Sachen Vereinbarkeit im Team und mit Vorgesetzten zu kommunizieren.
vaeter.nrw: Frau Mevissen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist an der RWTH Aachen ein wichtiges Thema. So gibt es unter anderem auch einen Väterbeauftragten, Herrn Queck. Welche Aufgaben übernimmt er? Welche Themen soll er an der Hochschule voranbringen?Lena Mevissen: Herr Queck ist seit etwa zwei Jahren als ehrenamtlicher Väterbeauftragter tätig. Er hat nach der Geburt seiner Tochter Elternzeit genommen und eine Zeit lang in Teilzeit gearbeitet. Interessierte können sich direkt an ihn wenden, nach seinen Erfahrungen fragen und sich mit ihm austauschen. Herr Queck kann beispielsweise berichten, wie er seine Elternzeit innerhalb seines Teams kommuniziert und organisiert hat und hilfreiche Tipps geben. So kann er Vätern Mut machen, seine positiven Erfahrungen aus der Elternzeit weitergeben und zeigen, dass auch eine längere Elternzeit organisierbar ist. Für eine ausführliche Beratung zu Elternzeit, Elterngeld und Kinderbetreuung können sich die Beschäftigten dann an den Familienservice der RWTH wenden.
vaeter.nrw: Im Rahmen der familiengerechten Hochschule wollen Sie Väter, die eine aktivere Rolle im Leben ihrer Kinder übernehmen möchten, unterstützen. Wie erreichen Sie die Väter, sodass eine aktive Zusammenarbeit entsteht? Lena Mevissen: Bereits seit 2011 bieten wir jedes Semester Vater-Kind-Aktionen für RWTH-Beschäftigte an. Da ist von Waldwanderungen über Besuche in der Sternwarte oder auf dem Flugplatz bis hin zu Drachen bauen für alle etwas dabei. Die Väter erhalten nicht nur die Möglichkeit, etwas Tolles mit ihren Kindern zu unternehmen, sondern können sich auch untereinander austauschen. Darüber hinaus führen wir Workshops zum Thema Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium und Familie für (werdende) Väter durch, in denen sie Tipps erhalten, wie eine Elternzeit gegenüber Vorgesetzten kommuniziert und eigene Wünsche umgesetzt werden können. Auch hier können die Väter sich austauschen sowie Probleme und Möglichkeiten diskutieren. Und natürlich haben die Männer und Väter jederzeit die Möglichkeit, Vorschläge und Wünsche für Workshops oder Aktionen zu äußern.
vaeter.nrw: Welche Hürden gilt es in der Väterarbeit zu überwinden?Lena Mevissen: Die traditionelle Rollenverteilung ist noch stark verbreitet. Die meisten Mütter arbeiten Teilzeit, die meisten Väter Vollzeit. Dabei belegen diverse Studien, dass diese Aufteilung keineswegs den Wünschen der meisten Eltern entspricht. Mütter würden gerne mehr, Väter weniger arbeiten. Zudem ist beim Thema Elternzeit der Großteil der Väter noch etwas zurückhaltend. Zwar nehmen immer mehr Männer Elternzeit, aber eben nur etwas mehr als 20 % und meistens nur zwei Monate. Mich wundert, dass Männer, die sonst im Job sehr selbstbewusst sind und hohe Forderungen stellen, beim Thema Elternzeit schon einknicken, wenn die Vorgesetzten auch nur andeuten, dass das schwierig werden könnte. Väter haben oft Angst vor einem Karriereknick, wenn sie länger Elternzeit nehmen - und diese Angst ist leider nicht immer unbegründet. Die zwei „Vätermonate“ werden weitgehend akzeptiert, eine längere Auszeit von Vätern trifft bei vielen Führungskräften oft noch auf Unverständnis. Ich persönlich kann das nicht verstehen, denn eine Elternzeit wird vorher bekanntgegeben und lässt sich daher organisieren. Wenn sich hingegen ein Kollege zum Beispiel plötzlich das Bein bricht und längere Zeit ausfällt, muss von heute auf morgen die Arbeit umverteilt werden – ohne Vorlaufzeit. Und selbst das klappt in der Regel immer. Zudem erkennen viele Vorgesetzte nicht, dass während einer Elternzeit Kompetenzen gewonnen werden, die auch im Beruf nützlich sein können. Ein weiteres Thema ist die Vernetzung. Während männliche Karrierenetzwerke sehr oft zu finden sind, vernetzen sich Väter untereinander eher selten. Bei Frauen ist das eher umgekehrt: Mütter lernen sich in Spielgruppen und auf Spielplätzen kennen, treffen sich, tauschen sich aus; beim Netzwerken für die eigene Karriere müssen Frauen jedoch noch mehr tun, um verstärkt in Führungspositionen zu gelangen.
vaeter.nrw: Was möchten Sie in den nächsten Jahren für Väter und mit Vätern erreichen?Lena Mevissen: Zum einen wünschen wir uns mehr Verständnis und Unterstützung von Seiten der Führungskräfte, zum anderen mehr Mut von Seiten der Väter, die eigenen Wünsche durchzusetzen. Es wäre schön, wenn insbesondere unter den Führungskräften mehr Männer Elternzeit nehmen würden. Letztendlich sollte die Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Aufteilung der Elternzeit zwischen Frauen und Männern führen und familiäre Auszeiten sollten selbstverständlich sein – unabhängig vom Geschlecht.
Zur Person:

Lena Mevissen

Lena Mevissen ist Referentin im Gleichstellungsbüro der RWTH Aachen.   Die RWTH Aachen gehört mit ihren 260 Instituten in neun Fakultäten zu den führenden europäischen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Über 45.500 Studierende sind in 152 Studiengängen eingeschrieben, davon rund 8.500 internationale Studierende aus 128 Ländern. Die RWTH Aachen ist die größte Arbeits- und Ausbildungsstätte der Region, 9.264 Menschen arbeiten an der Hochschule (Stand 31.12.2016). Von den Beschäftigten sind rund 67 Prozent männlich. Die RWTH Aachen ist seit 2009 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.  

Bewegte Zeiten für Väter

Fachkongress vom 1. Februar 2017 – ein Bericht

Der Trend zur aktiven Vaterschaft setzt sich fort. Das zeigte der Fachkongress „Bewegte Zeiten für Väter“. Über 250 Interessierte kamen am 1. Februar 2017 auf Einladung des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MFKJKS) nach Bielefeld. Namhafte Expertinnen und Experten gaben Impulse zu väterspezifischen Aspekten in Familie und Arbeitswelt. Familienministerin Christina Kampmann erklärte in ihrer Keynote: „Wir brauchen mehr Familienzeit für Väter.“
Flexible Arbeitsmodelle, partnerschaftliche Aufgabenteilung, väterbewusste Unternehmenskultur, Väternetzwerke – welche Faktoren können dazu beitragen, die Rolle von Vätern, die eine aktive Vaterschaft leben wollen, zu stärken? Mit dem Fachkongress „Bewegte Zeiten für Väter“ möchte das MFKJKS die aktuellen väter- und familienpolitischen Aspekte aufgreifen und die Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen nachhaltig unterstützen. Zum Auftakt der Fachtagung zeichnete Andreas Steinle, Trend- und Zukunftsforscher, die schon jetzt wahrnehmbaren Entwicklungen nach, die zukünftig unsere Gesellschaft verändern werden. Die aktiven Väter von heute und morgen bewegen sich zwischen den Megatrends „Selbst-Design“ und „Rollenflexibilität“. Allerdings stehen viele Väter aktuell noch zwischen dem traditionellen Ideal eines beruflich erfolgreichen Familienernährers und dem Wunsch, die Vaterrolle noch aktiver wahrnehmen zu können.

Vatersein – wir leben das einfach

„Um an der Entwicklung eines Kindes intensiver teilzuhaben, wünschen sich viele Väter mehr Zeit mit dem Kind und fordern diese auch offensiv ein. In den Gesprächen, die ich mit Vätern und Unternehmen führe, erlebe ich echte Aufbruchstimmung“, sagte Familienministerin Christina Kampmann in ihrem Vortrag. Gemeinsam mit Andreas Steinle, Robert Franken, Berater Digital & Diversity, und dem Moderator Dr. Thomas Guntermann ging sie anschließend der Frage nach: Wer sind die neuen Väter und was wollen sie? Die Kongressbesucherinnen und -besucher beteiligten sich an dem Austausch sowohl „digital“ über die veranstaltungsinterne WhatsApp-Gruppe als auch „analog“ per Wortmeldung. Väter wollen für ihre Kinder da sein, mit der Partnerin gemeinsam zum Wohle der Kinder agieren, beruflich gute Arbeit leisten und auch Spaß dabei haben. Sie sind authentisch, verantwortungsbewusst, humorvoll und fair – und setzen derzeit etwas in Bewegung nach dem Motto „Wir leben das einfach“. Die Diskussion machte deutlich, welche gesellschaftlichen Themen von der Väterbewegung tangiert werden: Lohngerechtigkeit, familienbewusste Personalpolitik, partnerschaftliche Elternschaft, Rollenbilder, Kinderbetreuungslösungen und vieles mehr.  

Informativ, interaktiv, inspirierend

Der Fachkongress bot den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Gelegenheit, sich von den Panel-Vorträgen namhafter Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anregen zu lassen. Themeninseln luden zum Austausch ein. Wie Männer ihre aktive Vaterschaft individuell leben, spiegelt sich in den Porträts der Video-Reihe „Vätersache“ wider, die im Rahmen der Veranstaltung erstmals präsentiert wurde. Der 5-Sterne-Redner und Inspirator Norman Gräter war so beeindruckt von einem Statement aus den Videoporträts, dass er – wie er dem Publikum berichtete – spontan den Inhalt seiner Keynote am Nachmittag änderte. In Denkwerkstätten konnten alle aktiv werden und zielgerichtet zu den Themen „Gelingende Partnerschaft“, „Arbeit der Zukunft“, „Väter und Vereinbarkeitswünsche“ und „Netzwerke für Väter“ gemeinsam mit den Impulsgebenden diskutieren und Lösungsansätze erarbeiten.

„Was hat Sie besonders bewegt?“ – Das sagen Teilnehmer und Teilnehmerinnen

Björn Nienz, Vätertreff Dortmund: "Das Konzept der Veranstaltung war sehr gelungen. Super war, dass wir als Teilnehmer unsere Perspektiven einbringen konnten. Auch wenn erst ganz am Schluss die Zeit dafür war: Ich habe neue Leute kennengelernt, die auch im Väterthema unterwegs sind, und konnte mich vernetzen."  Rüdiger Dreier, Caritasverband für die Stadt Münster e.V.: "Mich hat die Rede der Ministerin beeindruckt. Sie lebt das Thema, sie will was für uns Väter tun. Die Inhalte der Veranstaltung haben mich noch einmal darin bestätigt: Wenn ich ein guter Vater sein will, dann sollte das auch gleichzeitig mit einer partnerschaftlichen Elternschaft einhergehen."  Christof Birkendorf, Vätertreff Dortmund: "Mir hat die Denkwerkstatt „Gelingende Partnerschaft“ sehr gut gefallen. Die Referenten Ansgar Röhrbein und Björn Süfke haben das schwierige Thema Partnerschaft mit Humor und viel Wissen präsentiert. Ich nehme zahlreiche Impulse mit – beruflich wie auch privat. Ich werde in jedem Fall auch anderen davon berichten, zum Beispiel im Dortmunder Vätertreff oder auch in der Schule, in der ich tätig bin."  Tobias Trittschack, Sozialdienst Katholischer Frauen e.V.: "Ich sehe mich als „Feminist“ bestärkt. Es war klasse, wie der Referent Robert Franken etwas provokativer an die Sache herangeht und sich dafür einsetzt, dass es in unserer Gesellschaft als selbstverständlich anerkannt wird, dass Väter sich aktiv in Familie und Haushalt engagieren."  Susanne Vidal, Gleichstellungsbeauftragte der Agentur für Arbeit Köln: "Ich plane, im nächsten Jahr einen Workshop für Väter bei uns im Unternehmen anzubieten, um das Thema Vereinbarkeit und Väter präsenter zu machen. Ich habe auf diesem Fachkongress zahlreiche Impulse dafür erhalten. Toll!"  

VÄTERNETZWERK NRW

Fachtagung am 19. Januar 2017 – ein Bericht

Zwei Jahre VÄTERNETZWERK NRW – Am 19. Januar 2017 fand in Düsseldorf die Abschlussveranstaltung zum erfolgreichen Pilotprojekt statt. Christina Kampmann, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, lobte das Engagement für eine väterorientierte Personalpolitik. Expertinnen und Experten, Personalverantwortliche aus Unternehmen sowie Väter, die ihre Vereinbarkeitslösungen schilderten, boten vielfältige Anregungen zum Nachdenken oder Nachmachen.
„Mit dem VÄTERNETZWERK NRW wollten wir Unternehmen für eine väterfreundliche Personalpolitik gewinnen und Personalverantwortliche anregen, Väter als Zielgruppe für familienbewusste Angebote in den Blick nehmen“, berichtet Volker Baisch, Geschäftsführer der Väter PAL gGmbH und Initiator des „VÄTERNETZWERK NRW“, im Rahmen der Abschlussveranstaltung des vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MFKJKS) geförderten Pilotprojekts. Am Pilotprojekt nahmen E.ON SE, ERGO Group AG, ista Deutschland GmbH, Sparkasse KölnBonn und Vodafone GmbH teil. Die Unternehmen konnten das umfangreiche väterspezifische Programm der Väter PAL gGmbH nutzen, um Vätern die Möglichkeit zu bieten, sich in Webinaren und unternehmensübergreifenden Veranstaltungen zu Themen aus den Bereichen Erziehung und Work-Life-Balance zu informieren sowie an Vater-Kind-Aktivitäten teilzunehmen. Die Initiierung von Väternetzwerken in den teilnehmenden Unternehmen war ein weiterer Baustein, den Austausch zu fördern. Spezielle Formate für Führungskräfte rundeten das Angebot ab. Eine ausführliche Evaluation im Rahmen des Projektes bestätigt, wie wichtig es ist, Mitarbeiter auch in ihrer Vaterrolle wahrzunehmen und wertzuschätzen. 75 Prozent der befragten Teilnehmer sind überzeugt, dass ein aktives Väternetzwerk im Unternehmen den Veränderungsprozess zu einer väterorientierten Personalpolitik voranbringen kann.

Intensiver Austausch

Mehr als 20 Expertinnen und Experten bzw. Personalverantwortliche aus Unternehmen sorgten für zahlreiche und vielfältige Impulse sowie einen regen Austausch mit den rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – sei es im Expertenpanel „Aushandlungsprozesse in der Partnerschaft“, der Podiumsdiskussion „Vereinbarkeit 2020 – nur noch mit Müttern UND Vätern!“ oder in einem der vier Workcafés zu den Themen Digitalisierung der Arbeits- und Familienwelt, väterbewusste Führung, Väternetzwerke in Unternehmen oder Partnerschaftlichkeit als Vereinbarkeitstrend.

Familienministerin Christina Kampmann lobt Engagement für eine väterorientierte Personalpolitik

"Sie haben einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt hin zu einer väterorientierten Personalpolitik. Durch ihr Engagement haben sie einen Bewusstseinswandel eingeleitet, der auch die Väter in den Mittelpunkt stellt. Sie haben gezeigt: Unternehmen und Angestellte können profitieren, wenn sich Väter untereinander vernetzen und austauschen", sagte Christina Kampmann, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Veranstaltung. „Die Erfahrungen und Erfolge des VÄTERNETZWERKES NRW sind hier richtungsweisend – für die Väter, Familien und die Unternehmen in unserem Land.“

Es geht weiter

Die am Pilotprojekt beteiligten Unternehmen setzen ihre Aktivitäten für Väter über die Förderphase hinaus fort. Als Anregung für die Praxis erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Tagungsunterlagen eine Checkliste für Unternehmen „So unterstützen Sie Väter bei der Vereinbarkeit“.

Unternehmen vernetzen Väter

Innovativ, zeitgemäß, relevant – das zweijährige Pilotprojekt „VÄTERNETZWERK NRW“ der Väter PAL gGmbH gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MFKJKS) zeigt, wie eine väterbewusste Personalpolitik einen Mehrwert für Unternehmen, Väter und ihre Familien schafft. Im Rahmen des Projektes „VÄTERNETZWERK NRW“ stellten die beteiligten Unternehmen ihren Mitarbeitern konkrete Angebote für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zur Verfügung. Die Projektergebnisse sollen jetzt zum Abschluss der Pilotphase einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.
„Männer sollen ihre Rollen als Arbeitnehmer und Väter leben können und in diesen Rollen auch angesprochen und wertgeschätzt werden.“ Inspiriert und angetrieben von dieser Vision, entwickelte die Väter PAL gGmbH das Konzept „VÄTERNETZWERK“.

Nutzen für Väter und Unternehmen

Unternehmen stärken ihre Position als attraktiver Arbeitgeber bzw. Arbeitgeberin, indem sie innovative und serviceorientierte Angebote für ihre männlichen Beschäftigten zur Verfügung stellen. Diese maßgeschneiderten und zielgerichteten Aktionen für Väter bieten eine ideale Ergänzung zur Förderung der Frauen und Mütter. Im Unternehmen wird deutlich, dass beide Zielgruppen konkrete Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erfahren. Zugleich nimmt das "VÄTERNETZWERK NRW" zunehmend das Thema Partnerschaft in den Blick, denn Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zumeist eine Herausforderung, die Paare im Team meistern.

Erfolgreiches Konzept

Das zweijährige Projekt „VÄTERNETZWERK NRW“ startete 2015 und wurde vom MFKJKS gefördert. Die beteiligten Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen konnten ein umfangreiches väterspezifisches Programm nutzen, um ihr Portfolio im Diversity-Management zielgruppengerecht zu erweitern. Webinare und unternehmensübergreifende Veranstaltungen boten Vätern die Chance, sich über Themen aus den Bereichen Erziehung und Work-Life-Balance zu informieren. Vater-Kind-Aktivitäten sorgten für besondere Familienerlebnisse. Eine ganztägige Führungskräftewerkstatt rundete das Angebot ab. Personalverantwortliche aus den Unternehmen kamen im Rahmen von Netzwerktreffen zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und das Konzept weiterzuentwickeln.

Positive Wirkung

Das Projekt wurde evaluiert. Freuen Sie sich auf die spannenden und neuen Erkenntnisse aus der zweijährigen Pilotphase, die am 19. Januar 2017 in der Zeit von 13.00 Uhr bis 18.30 Uhr im Rahmen einer Fachtagung im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Haroldstraße 4, 40213 Düsseldorf einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die Möglichkeit zur Anmeldung unter: https://vaeternetzwerk-fachtagungnrw-19-01-2017.eventbrite.de

Ein Fenster für technische Berufe

Girls’Day 2016

Eine Mehrheit der Jugendlichen entscheidet sich ihrem Geschlecht entsprechend für typische Männer- oder Frauenberufe. Die Aktionstage Girls’Day und Boys’Day sollen helfen, diese Muster aufzulösen: beispielsweise technische Berufe und Studiengänge für Mädchen und Pflegeberufe bei Jungen attraktiver zu machen.
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 328 unterschiedliche Lehrberufe angeboten. Trotz der Vielfalt wählte die Hälfte aller Mädchen aus nur zehn verschiedenen Ausbildungen – eine naturwissenschaftlich-technische war nicht darunter. Woher das kommt? Schon im Kindergartenalter lernen Jungs und Mädchen, welche Berufe Männern oder Frauen zugeschrieben werden. In der Schule wird diese Entwicklung durch unbewusst geschlechterspezifische Förderung von Eltern, Lehrern und Mitschülern noch verschärft. Als Ergebnis suchen sich viele Jugendliche einen Job abseits von ihren eigentlichen Neigungen und Fähigkeiten – und den Betrieben fehlt der geeignete Nachwuchs. Wir sprachen mit Clemens Pflüger, dessen 15-jährige Tochter Charlotte am Girls’Day 2016 teilgenommen hat. Im Kölner Ford-Werk konnte sie sich einen Eindruck von technischen Berufen in der Automobilindustrie verschaffen.

Herr Pflüger, erstes Vorbild beim Thema Berufswahl sind immer die Eltern. Arbeiten Sie selbst eher in einem geschlechtertypischen Beruf?

Wahrscheinlich. Ich arbeite selbst bei Ford im Bereich Qualitätsmanagement und würde das als absolut technischen Beruf bezeichnen. Mit meiner Begeisterung für Autos und Technik habe ich auch bestimmt meine drei Kinder angesteckt.

Hat sich Ihre Tochter deshalb für den Girls’Day bei Ford beworben?

Charlotte ist schon meine zweite Tochter, die hier einen Girls’Day mitmacht. Und das hat sicher mit meiner Arbeit zu tun. Aber wohl auch damit, dass Autos zum Alltag gehören und überall präsent sind. Wenn wir in unserem privaten Wagen fahren, fachsimpeln wir gerne miteinander über Funktion, Verarbeitung oder Gestaltung zum Beispiel des Innenraums. Dass ich bei Ford arbeite, bot für Charlotte die Chance, mal zu sehen, wie komplex und vielseitig Fahrzeugbau ist.

 Bereiche des Unternehmens hat Ihre TWelcheochter denn kennengelernt?

Zur Auswahl standen die Bereiche Qualitätsmanagement, Vorserienfahrzeugbau und Endmontage der Autos. Charlotte war letztlich den Großteil des Tages im Qualitätsmanagement und der Fahrzeugmontage. In kleinen Workshop-Gruppen konnten die Mädchen alte und aktuelle Fahrzeugmodelle unter die Lupe nehmen. Sie haben – sozusagen aus Kundensicht – mit einem Fragebogen Qualität, Funktion und Design des Innenraums bewertet. Also beispielsweise technische Entwicklungen bei der Mittelkonsole und bei Fensterhebern oder die Platzierung von Getränkehaltern. Die Ergebnisse haben sie anschließend mit den anderen Gruppen diskutiert und alles in ein „Zukunftsfahrzeug“ einfließen lassen. So etwas liegt Charlotte. Sie interessiert sich schon länger für Design und Architektur – und da gibt´s ja ein paar Gemeinsamkeiten.

Gab es auch überraschende Erkenntnisse?

Ja, unerwartet spannend fand sie die Fertigungsstraßen: Einmal die ganzen Zusammenhänge zu sehen, die Einzelschritte, in denen ein Auto aus unendlich vielen Teilen zusammengesetzt wird – vom Presswerk bis zur Endmontage. Besonders die Steuerung der Roboter im Rohbau hat sie beeindruckt. Dass ihr das so gefällt, davon waren wir wohl beide etwas überrascht.

Was nimmt Ihre Tochter mit für ihre Berufsplanung?

Zunächst wird sie bestimmt noch ein paar Eindrücke sacken lassen. Sie fand den ganzen Ablauf des Girls’Days und die Möglichkeit, so viel zu sehen, super. Aber klar ist schon jetzt, dass ihr Technikinteresse deutlich gewachsen ist. Sie will das Thema weiter verfolgen und sich für ein Praktikum bei Ford bewerben.

Und was hält der Vater davon?

Mich freut natürlich, dass sie sich auch abseits von klassischen Frauenberufen umschaut. Sie soll sehen, was es noch alles gibt. Und wenn der Girls’Day ein Fenster für technische Berufe geöffnet hat, ist das gut. Aber wofür sie sich letztlich entscheidet, ist ganz ihr Ding. Sie weiß, dass ich sie unterstützen werde. (vaeter.nrw)  

Jeder Vater ist auch Sohn

Die vererbte Vaterrolle

In der Berufswelt verändern sich die Rollen nur langsam: Drei viertel aller deutschen Eltern sagen, dass der Vater wesentlich für den Broterwerb zuständig ist. Schaut man aber in die Familien, zeigen sich zunehmend aktive, kümmernde Väter. Wie kommen Männer zurecht in der Doppelrolle des liebevollen Ernährers – für die es noch nicht viele Modellväter gibt?
Eine Forsa-Studie für die Zeitschrift Eltern zeigt das Dilemma. Die Väter sind hin- und hergerissen zwischen dem traditionellen Ideal, eines im Beruf erfolgreichen Mannes und dem wachsenden Wunsch, ein zugewandter Vater zu sein. Sie wollen eigentlich mehr Zeit mit den Kindern verbringen – und arbeiten zugleich weiter in Vollzeit. Die finanzielle Sicherheit ist dafür ein Argument. Aber auch die persönliche Anerkennung, die sie im Job erfahren, stärkt ihre männliche Identität. Im Ergebnis hat mehr als die Hälfte (54 Prozent) der von Forsa befragten Väter das Gefühl, der eigenen Rolle nicht gerecht zu werden. Wie genau diese Rolle ausschauen soll, kann jedoch kaum ein Vater sagen. Dem Idealbild fehlt das Vorbild.

Ohne Rollenvorbild fehlt der Halt

Für den Männer- und Vater-Coach Josef Hönerlage aus Münster ist das fehlende Vorbild ein entscheidender Punkt: „Viele Väter, die zu mir kommen, sind sich ihrer männlichen Vaterrolle unsicher“, sagt er. „Sie möchten authentisch sein als Mann und als Vater. Aber sie hatten nicht die männlichen Leitbilder und Väter, von denen sie hätten lernen können.“ Auch Freunde und Bekannte können diese Funktion übernehmen. Aber den größten Einfluss hat immer noch die Ursprungsfamilie. In dieser „glänzten“ viele Väter durch berufliches Engagement und familiäre Abwesenheit. Waren sie für die Kinder doch einmal präsent, übernahmen sie oft nur einen strafenden und Grenzen setzenden Part. Auch wenn heutige Väter es eigentlich besser wissen – und es sich auch anders wünschen – das klassische Rollenverständnis der Vorgeneration lebt noch in den Familienstrukturen fort. In den fehlenden Vatervorbildern sieht Josef Hönerlage noch ein weiteres Problem: „Viele Väter, die in ihrer Rolle unsicher sind, versuchen, sich der aktiven Vaterverantwortung zu entziehen oder sie imitieren mütterliches Verhalten.” Eine männliche Art zu fühlen und zu denken, können die Kinder so nicht erleben. Dabei könnten Väter – beispielsweise in Problemsituationen – signalisieren: Traut euch, entdeckt die Welt, ihr seid gut, ihr schafft das! Josef Hönerlage: „Dass Väter auf diese Weise aktiv sind und die Erziehung um ihren Part ergänzen, ist besonders wichtig: So bekommen die Kinder die Chance, Mannsein und Vatersein kennenzulernen.“

Mit dem eigenen Vater ins Reine kommen

Vereinfacht gesagt, lassen sich bei Josef Hönerlage zwei Grundtypen von Vätern coachen: Zum einen jüngere Männer mit kleinen Kindern, die von den eigenen Ansprüchen, den Aufgaben im Job und den Erwartungen der Partnerin überfordert sind. Zum anderen ältere Väter, die in oder nach der Pubertät ihrer Kinder merken, dass sie etwas verpasst haben. Sie wünschen sich eine Bindung zu den Heranwachsenden, möchten Verlorenes nachholen oder in einer Phase in die Erziehung eingreifen, in der sich die Kinder gerade von den Eltern lösen. Für alle hat der Coach einen zentralen Rat: „Wenn wir für unsere Kinder ein positiver und stärkender Vater sein wollen, müssen wir uns unserer männlichen Identität zumindest einigermaßen sicher sein. Und um diese zu festigen, ist es von großer Bedeutung, mit dem eigenen Vater im Reinen zu sein oder ins Reine zu kommen.“ Dazu kann auch gehören, zu verstehen, weshalb der Vater nicht in der Lage war, seinen Sohn mit einem liebevollen und umfassenden „Ja“ zu stärken. „Die Gefahr ist, dass wir Konflikte, die wir mit unserem Vater hatten, unbewusst auf unsere Kinder übertragen“, sagt Josef Hönerlage. „Wenn das Verhältnis zum Vater geklärt ist, fällt es auch leichter, den eigenen Kindern gegenüber eine moderne und ermunternde Vaterrolle zu entwickeln, die zwar Grenzen setzt – aber auch vertrauensvoll Entwicklungsräume lässt." (vaeter.nrw) Text aktualisiert am 11.06.2016