Vater ist, das was du draus machst!
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Vater-Kind-Angebote

Ausbildung zum Trainer von Vater-Kind-Angeboten startet 2019

Gestalten Sie mit! Viele Väter suchen heute nach Spiel- und Gestaltungsräumen, um ihre Vaterrolle qualifiziert ausfüllen zu können. Kitas, Familienzentren und die Familienbildung in Nordrhein-Westfalen suchen Trainer für Vater-Kind-Angebote, Vater-Kind-Wochenenden und vieles mehr. Mit dem Fortbildungsbildungsangebot „Erziehungskompetenzen stärken“ bietet die Männerarbeit der Ev. Kirche im Rheinland, die Männerarbeit der Ev. Kirche von Westfalen und die Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) ein besonderes Angebot, um die Zahl an qualifizierten, engagierten Trainern zu erhöhen. Sie möchten mehr über diese Ausbildung erfahren? vaeter.nrw sprach mit Jürgen Haas vom Institut für Kirche und Gesellschaft - Vater-Kind-Agentur.
vaeter.nrw: An welche Zielgruppe richtet sich die Fortbildung?Jürgen Haas: Wir möchten mit unserem Angebot Männer unterschiedlichsten Alters erreichen. Sie sollten Interesse haben, Angebote für Väter und Kinder zu entwickeln und durchzuführen. Hierbei sind wir sehr offen dafür, welche unterschiedlichen Vorerfahrungen die Männer mitbringen. Oft kommen sie zwar aus pädagogischen Berufen, verpflichtend ist das aber nicht. Die Ausbildung vermittelt den Männern das entsprechende Knowhow.
vaeter.nrw: Wie ist der zeitliche Rahmen der Ausbildung und welche Kosten entstehen den Teilnehmern?Jürgen Haas: Die Ausbildung umfasst sieben Module, die über ein Jahr verteilt sind. Eines der sieben Module besteht aus der Teilnahme an einer bereits bestehenden Vater-Kind-Aktion. Durch die Teilnahme soll „hautnah“ ein Einblick in die Praxis ermöglicht werden. Bei berufstätigen Teilnehmern suchen wir bei möglichen zeitlichen Problemen gemeinsam nach Wegen, um eine Teilnahme sicher zu stellen. Bislang ist dies in den meisten Fällen gut gelungen. Für die Teilnahme an der Ausbildung fällt pro Person ein Kostenbeitrag in Höhe von 495,00 Euro an. In diesem Beitrag sind neben den Seminargebühren die Unterbringungs- und Verpflegungskosten eingeschlossen.
vaeter.nrw: Was ist das besondere an der Ausbildung?Jürgen Haas: Neben der Auseinandersetzung mit der Beziehung zum eigenen Vater ist es uns wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse zur Väter- und Familienforschung mit den Männern zu diskutieren und diese Erfahrungen anhand von konkreten Beispielen in die Praxis zu überführen. Unterstützung bekommen wir bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung durch die Experten der Ev. Hochschule RWL, die als Kooperationspartnerin seit vielen Jahren mit im Boot ist. Von den Männern, welche die Ausbildung absolviert haben, bekamen wir zudem die Rückmeldung, dass es für sie von besonderer Bedeutung war, mit anderen Männern in einem geschützten und strukturierten Rahmen im Austausch über Väter- und Männerthemen sein zu können.
vaeter.nrw: Werden die Vater-Kind-Trainer nach Abschluss der Ausbildung von der Vater-Kind-Agentur vermittelt?Jürgen Haas: Es war von Anfang an unser Grundgedanke, interessierte Einrichtungen und qualifizierte Männer zusammen zu bringen. Absolventen unserer Ausbildung bekommen von uns ein Zertifikat und haben die Möglichkeit, sich bei Interesse von uns vermitteln zu lassen. Dies ist ein Angebot, aber keine Verpflichtung. Viele Männer bleiben aber in unserem Pool, weil wir neben der fachlichen Begleitung und Unterstützung auch den Erfahrungs- und Ideenaustausch der Trainer untereinander fördern und einmal im Jahr ein aufbauendes Weiterqualifizierungsangebot anbieten. Einige Trainer sind seit vielen Jahren für uns aktiv. Für die Durchführung von Abendveranstaltungen und Seminaren bekommen die Trainer eine kleine Aufwandsentschädigung.
vaeter.nrw: Wie gestaltet sich der Einsatz von Vater-Kind-Trainern?Jürgen Haas: Über die Jahre hinweg haben wir eine Vielzahl von Kontakten und Kooperationsbeziehungen zu Kindertageseinrichtungen und Familienzentren aufbauen können. Über diese Kooperationspartner und -partnerinnen und mit Unterstützung von Vätern ermitteln wir den Bedarf von Angeboten und suchen daraufhin aus unserem Pool den jeweils passenden Trainer. Bei der weiteren Planung und auch bei der Durchführung des Kurses bekommt der Leiter vielseitige Unterstützung vom Team der Vater-Kind-Agentur. Von den Trainern werden z. B. Vater-Kind-Wochenenden durchgeführt. Die Trainer treffen sich vorab an zwei Terminen mit den Vätern, um das Wochenende zu planen. Auch das Angebot von Väterrunden hat einen hohen Stellenwert. Unsere Trainer leiten die Planungsgespräche wie auch die Vätertreffen und gestalten mit den Vätern auf diesem Weg den Seminarprozess.
vaeter.nrw: Welche Vision haben Sie: wie viele Vater-Kind-Trainer sollte es in NRW geben? Was könnte sich dadurch ändern?Jürgen Haas: Väterarbeit und die Arbeit mit Vätern und Kindern als fester konzeptioneller Bestandteil der Elternarbeit in allen Kindertageseinrichtungen und Familienzentren – das wäre wunderbar und die richtige Konsequenz aus der Väter- Familien- und Kindheitsforschung. Auch nach der Kita- und Grundschulzeit sollten Vater-Kind-Angebote selbstverständlich sein. Leider ist dies noch viel zu wenig der Fall. Im Kita-Bereich ist die Anzahl der männlichen Fachkräfte, trotz Verbesserungen in den letzten Jahren, immer noch auf einem sehr niedrigen Level. Wir von der „Männerarbeit“ begrüßen und fördern es, dass sich die Zahl der männlichen Fachkräfte im pädagogischen Bereich erhöht. Mit der Ausbildung der Trainer sollen weitere männliche Ansprechpartner für Kitas gewonnen werden, um Väterarbeit zu etablieren und attraktive Angebote zu entwickeln. Da ist noch viel Luft nach oben.
Zur Person:

Jürgen Haas

M.A. Supervision und Beratung Referent für Familienbildung und Familienpolitik, Vater-Kind-Agentur, Regionalreferent Männerarbeit Südwestfalen im Fachbereich Männer, Familie, Ehrenamt  

Väter wollen ihre Rolle annehmen und leben

Häufig werden qualifizierte Trainer, die Vater-Kind-Angebote entwickeln und anleiten, gesucht. Thorben Schürmann, Dipl.- Sozialarbeiter/-pädagoge, Schulsozialarbeiter, ist langjähriger Trainer. Im Interview mit vaeter.nrw berichtet er über seine Ausbildung zum Kinderteamer und Seminarleiter sowie über seine langjährige Erfahrung aus der Arbeit mit Vätern.
vaeter.nrw: Herr Schürmann, Sie haben die Ausbildung zum Trainer von Vater-Kind-Angeboten vor 5 Jahren gemacht. Was war Ihre Motivation, sich für diese Ausbildung zu entscheiden? Thorben Schürmann: Während meines Studiums bin ich über meine damalige Nebentätigkeit in der offenen Kinder- und Jugendarbeit angefragt worden, ob ich als Kinderteamer Vater-Kind-Wochenenden begleiten möchte. Da ich mir überhaupt nichts unter dieser Arbeit vorstellen konnte, habe ich zunächst sehr zögerlich reagiert und mehrere Nachfragen ausgeschlagen. Schließlich habe ich doch zugesagt und habe seither mit sehr viel Spaß um die 30 Wochenenden als Kinderteamer begleitet. Dass ich irgendwann auch die Fortbildung zum Seminarleiter machen würde, war sehr nahe liegend. Im Jahr 2011/12 habe ich mich dann bereit gefühlt, diesen Schritt zu gehen und bin seit Abschluss der Fortbildung im Schnitt an 6 Wochenenden im Jahr im Einsatz.
vaeter.nrw: Die umfangreiche Ausbildung, bestehend aus sieben Modulen mit 120 Unterrichtseinheiten, beleuchtet die Väterarbeit in vielen Facetten. Wie hat die Ausbildung Ihren Blick für Väter-Themen geschärft? Thorben Schürmann: Ich denke, dass genau dieser Facettenreichtum entscheidend dazu beigetragen hat. Da ich selbst noch kein Vater bin, kann ich noch nicht auf einen eigenen Erfahrungsschatz als Vater zurückgreifen und kenne nur die „Rolle“ als Sohn. In der ausführlichen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten in der Ausbildung waren es neben den fachlichen Inputs insbesondere der sehr fruchtbare Austausch mit den anderen Ausbildungsteilnehmern, gemeinsame Reflexionen, und vor allem die vielen Gespräche zwischendurch, die meinen Blick sehr erweitert haben. Dazu kommt, dass die Atmosphäre in der Gruppe sehr vertrauens- und humorvoll gewesen ist.
vaeter.nrw: Ein Teil der Ausbildung ist eine schriftliche Abschlussarbeit. Welchen persönlichen Schwerpunkt haben Sie gesetzt?Thorben Schürmann: Als ehemaliger und langjähriger Kinderteamer bei Vater-Kind-Seminaren lag es für mich sehr nahe, die Rolle und den Einsatz der Kinderteamer in der Abschlussarbeit zu thematisieren. Als Seminarleiter ist mir der Teamgedanke besonders wichtig. Dafür ist eine harmonische Teamarbeit mit klaren Absprachen und gemeinsam gestalteten Abläufen eine Grundvoraussetzung. Ich selbst hatte das Glück, von den Seminarleitern, mit denen ich als Teamer unterwegs war, ebenfalls als Teil des Teams in alle Prozesse mit eingebunden worden zu sein, was nicht zuletzt mein Verständnis für die Arbeit und die Entscheidung, selbst Seminare leiten zu wollen, mit beeinflusst hat.
vaeter.nrw: Was zeichnet in Ihren Augen einen guten Trainer aus? Welche Eigenschaften sind für die Arbeit von Vorteil?Thorben Schürmann: Die Grundvoraussetzung sollte sein, Lust auf ein gemeinsames Wochenende mit Vätern und Kindern zu haben. Natürlich sind auch unterschiedliche methodische, rechtliche und inhaltliche Kenntnisse und Fähigkeiten wichtig. Diese werden im Rahmen der Ausbildung intensiv vermittelt und trainiert. Die Tatsache, dass ich selbst Sozialarbeiter bin, ist sicher kein Nachteil, jedoch keinesfalls eine Voraussetzung. Es gibt auch viele Seminarleiter mit ganz anderen beruflichen Hintergründen. Mir persönlich ist wichtig, dass die Väter nicht nur gerne an den Wochenenden teilnehmen, weil ihren Kindern das sehr gefällt, sondern sie auch selbst eine gute, bereichernde Zeit erleben.
vaeter.nrw: Wie hat sich nach der Ausbildung Ihre Arbeit mit Vätern entwickelt?Thorben Schürmann: Neben der schon erwähnten Tätigkeit in der Vater-Kind-Arbeit habe ich natürlich auch in meinem eigentlichen Beruf als Schulsozialarbeiter viel Kontakt zu Eltern und Eltern-Kind-Beziehungen. Die Ausbildung zum Trainer für Vater-Kind-Angebote hat mir auch hier nochmal insbesondere die Rolle des Vaters vor Augen geführt. Auch in der alltäglichen Arbeit nutze ich diesen Schwerpunkt und achte beispielsweise bei Elterngesprächen noch verstärkter darauf, nach Möglichkeit immer beide Elternteile mit einzubeziehen. Die Rolle und Funktion des Vaters in Beziehungs- und Erziehungsfragen sind von sehr großer Bedeutung.
vaeter.nrw: Was schätzen Sie besonders an der Arbeit mit und für Väter?Thorben Schürmann: Von teilnehmenden Vätern erhalte ich häufig zwei Rückmeldungen. Die erste ist, dass sich die Väter häufig untereinander kaum oder gar nicht kennen, auch wenn ihre Kinder teilweise schon seit einigen Jahren die gleiche Kindergartengruppe besuchen. Man sieht sich vielleicht mal im Vorbeigehen beim Bringen oder Abholen der Kinder, ins Gespräch kommt man jedoch selten. Dabei sind Kontakt und Austausch untereinander häufig gewünscht und werden im Rahmen des gemeinsamen Wochenendes sehr genossen und oft auch darüber hinaus weiter gepflegt. Ein zweiter immer wieder genannter Punkt ist die oft beruflich bedingte wenige Zeit, die Väter am Stück mit ihren Kindern verbringen können. In der Nachbesprechung wird regelmäßig berichtet, dass sich nach dem Wochenende die Intensität dieser gemeinsamen Zeit noch verstärkt hat. Beides zeigt, dass das Konzept der Vater-Kind-Arbeit die beiden Wünsche – zum einen nach Austausch mit anderen Vätern und zum anderen nach gemeinsam verbrachter Zeit mit Kindern – sehr gut miteinander verbindet. Es macht deutlich, dass das alt hergebrachte Klischee, Kindererziehung sei hauptsächlich Sache der Mütter, zum Glück schon längst überholt ist. Väter wollen ihre Rolle annehmen und leben.
vaeter.nrw: In welchen Bereichen wollen Sie Väter vor allen Dingen stärken? Welche Kompetenzen möchten Sie Ihnen vermitteln?Thorben Schürmann: Die Formulierung dieser Frage unterstellt, dass es ein Defizit an Kompetenzen der Väter gibt, das es zu beheben gilt. Das sehe ich ganz und gar nicht so. Ich erlebe bisher ohne Ausnahme, dass die teilnehmenden Väter trotz unterschiedlicher lokaler, teilweise kultureller, beruflicher und interessensspezifischer Hintergründe eines gemeinsam haben: sie alle haben Lust darauf, mit ihren Kindern und anderen Vätern Zeit zu verbringen, Kontakte zu knüpfen, Abenteuer zu erleben und sich mit Ideen einzubringen. Sie bringen die verschiedensten Kompetenzen mit, sodass eine gleichermaßen sehr unterschiedliche, jedoch auch sehr verbundene Vätergruppe entsteht, in der Vertrauen, Humor, Kreativität und Miteinander wichtige Eckpfeiler sind. Es kommt auch vor, dass Fragen zur Erziehung, zum Umgang mit bestimmten Regelungen oder die Vereinbarung von beruflichen und familiären Herausforderungen miteinander diskutiert werden und auch ich als Seminarleiter nach Meinungen oder Einschätzungen gefragt werde. Es geht jedoch nicht um eine klassische Erziehungsberatung oder das Beheben von Defiziten, sondern darum, Raum für gemeinsamen Austausch zu schaffen und unterschiedliche Erfahrungen, Meinungen und Erlebnisse miteinander zu teilen und die Möglichkeit zu geben, davon etwas mitnehmen zu können.
vaeter.nrw: Welche Erfahrungen nehmen Sie persönlich aus Ihrer Arbeit mit?Thorben Schürmann: Noch bin ich kein Vater, aber schon jetzt kann ich sagen, dass auch ich von den vielen Erfahrungen und den intensiven Gesprächen sehr profitiere. Ich möchte als Vater genauso aktiv für meine Kinder da sein, wie ich es bei den Vätern in der täglichen Arbeit erlebe. Und selbstverständlich würde ich auch dann weiter in der Vater-Kind-Arbeit mitmachen, allerdings dann auch sehr gerne als teilnehmender Vater.
Zur Person:

Thorben Schürmann

Fortbildung zum Trainer für Vater-Kind-Angebote im Jahr 2012, zuvor schon ca. 5 Jahre als Kinderteamer Teil der Vater-Kind-Arbeit; Seit 2009 Schulsozialarbeiter an einer Gemeinschaftsschule in Neuenrade / Sauerland, 2008 Studium als Diplomsozialarbeiter/ -pädagoge abgeschlossen