Vater ist, das was du draus machst!
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Vereinbarkeit

Überlastung vorbeugen – Erholung für Väter und Kinder

Themenheft „Vater-Kind-Kur“ der Stiftung Männergesundheit

Eine partnerschaftliche Aufgabenteilung von Beruf, Haushalt und Familie liegt im Trend. Jeder Vater weiß um die Herausforderung, alle Bereiche gut auszubalancieren. Doch was ist, wenn das Spannungsfeld zwischen den Bereichen zu groß wird und eine Überlastung eintritt? Immer weitermachen? Oder einfach mal die Reißleine ziehen und Hilfe in Anspruch nehmen? Eine Vater-Kind-Kur kann der richtige Schritt sein, um sich eine Auszeit zu verschaffen und belastende Verhaltensmuster und Routinen aufzubrechen.

Der Alltag zwischen Job und Familie verlangt Vätern – und in besonderem Maße alleinerziehenden Vätern – viel Organisationsgeschick und Nervenstärke ab. Doch wie die Erfahrung zeigt, gehen Männer häufig an ihre körperlichen und seelischen Grenzen – und oft sogar darüber hinaus. Halten Stressfaktoren zu lange an oder treten im Leben zusätzliche Belastungen wie die Erkrankung eines Kindes, Trauer oder größere Herausforderungen im Beruf etc. auf, kann das Gefühl entstehen, dem Alltag nicht mehr gewachsen zu sein. In einem solchen Erschöpfungszustand reagiert man häufig ungeduldig und gereizt auf die Anforderungen von Kindern und nahestehenden Personen, was zu noch mehr Stress führt. Spätestens jetzt gilt es zu handeln, um wieder fit für die Aufgaben des Alltags zu werden.

Neue Kraft finden

Eine Vater-Kind-Kur kann einen wichtigen Wendepunkt darstellen: Sie bietet Vätern und Kindern die Chance, aus der Alltagsroutine auszusteigen, sich Luft zu verschaffen, Problemlösungen zu finden und damit das Wohlbefinden der gesamten Familie zu stärken. In Kliniken, die sich auf Kurmaßnahmen für Väter spezialisiert haben, ist gewährleistet, dass es individuelle Angebote für Männer gibt. Gesundheitsthemen, Entspannung, sportliche Aktivitäten, Gesprächsrunden und vieles mehr stehen im Rahmen einer Kur auf dem Plan. Der Austausch mit anderen Vätern regt dabei oftmals zu einem Perspektivwechsel an. Besonders wertvoll ist auch die Zeit mit dem eigenen Kind bzw. den eigenen Kindern. Gemeinsames Spielen, Bewegung oder auch gezielte Ruhephasen helfen dabei, die „Familienbande“ zu stärken und die Beziehung zueinander zu vertiefen.

Der Weg zur Vater-Kind-Kur

Die Stiftung Männergesundheit verfolgt das Ziel, das Gesundheits- und Vorsorgebewusstsein von Männern zu stärken und möchte Väter deshalb auf die Chancen und Vorteile einer Vater-Kind-Kur aufmerksam machen. Das aktuelle Themenheft "Vater-Kind-Kur" der Wissensreihe „Männergesundheit“ unterstützt Väter mit vielen praktischen Hinweisen und Informationen rund um die Kurmaßnahme, zum Beispiel zur Antragstellung, zur Frage, wie sich eine Kur auch mit schulpflichtigen Kindern organisieren lässt und vieles mehr.

Ihr Kurantrag wurde bewilligt? Dann freuen Sie sich, wie im Themenheft beschrieben, auf die „großen E’s“: Entspannung, Emotionen, Entschleunigung, Erlebnisse, Entdeckungen, heilsame Erkenntnisse und viel neue Energie.
 
 

Gute Vereinbarkeit: Ein Pluspunkt für Unternehmen und Beschäftigte

Praxisleitfaden „Familiengerechte Personalpolitik“

Die Zahl der Fachkräfte nimmt ab, der Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte wird größer. Attraktive Vereinbarkeitslösungen sind ein starkes Argument und können für eine erfolgreiche Personalsuche entscheidend sein. Der Praxisleitfaden „Familiengerechte Personalpolitik – Gute Praxis nordrhein-westfälischer Unternehmen“ des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützt Unternehmen bei der Einführung und Etablierung einer familiengerechten Personalpolitik.

Fachkräfte gesucht? Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die mit 99,5 Prozent den Mammutanteil der in NRW ansässigen Betriebe ausmachen, werden in den kommenden zehn Jahren vom Fachkräftemangel betroffen sein. Es gilt also, attraktive Arbeitsbedingungen anzubieten und damit sowohl bei der bestehenden Belegschaft als auch bei den Jobsuchenden positiv zu punkten. Unternehmen, die ihre Beschäftigten mit einer lebensphasenorientierten Personalpolitik unterstützen, schaffen beste Voraussetzungen, dem demografischen Wandel zu begegnen.

Gestalten und handeln – so gelingt es

Der Praxisleitfaden beschreibt die zentralen Gestaltungsbereiche und erläutert die daran geknüpften Handlungsfelder:

  • Flexible und familienbewusste Arbeitsbedingungen
    Handlungsfelder:  Arbeitszeitgestaltung, vollzeitnahe Teilzeit und mobile Arbeit/Homeoffice
  • Familienbewusste Unternehmens- und Kommunikationskultur
    Handlungsfelder: Väterorientierung und Führung
  • Lebensphasenbezogene Serviceangebote
    Handlungsfelder: Betriebliche Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Familie bzw. Pflege und Beruf, Sozialberatung und haushaltsnahe Dienstleistungen

Praxisnah zeigt die Publikation auf, wie eine familiengerechte Personalpolitik im Unternehmen Schritt für Schritt eingeführt werden kann. Anhand konkreter Vorschläge und Checklisten erhalten Personalverantwortliche einen schnellen Überblick zu Aufwand und Machbarkeit der vorgestellten Maßnahmen. Infokästen bieten kompaktes Wissen zu den verschiedenen Themenfeldern.

Väterorientierung und Führung

Einen besonderen Stellenwert schreibt der Leitfaden der Väterfreundlichkeit in Unternehmen zu. Noch fühlen sich Väter zu selten von familiengerechten Maßnahmen angesprochen und oftmals zögern sie, das Thema selbst anzusprechen. Mit der Beschreibung klarer Rahmenbedingungen für eine familienbewusste Personalpolitik wirbt die Publikation ausdrücklich dafür, Väter gezielt in den Blick zu nehmen und mit eigenen väterorientierten Angeboten besser zu erreichen. Den Führungskräften kommt hierbei eine entscheidende Vorbildfunktion zu, sie gestalten die Rahmenbedingungen für Väter und sorgen durch die eigene Nutzung der Maßnahmen dafür, dass sich eine familiengerechte Kultur im Unternehmen etabliert.

Gute Praxis – Nachmachen ausdrücklich erwünscht!

Rund 20 gute Beispiele aus Unternehmen in NRW zeigen, welche familiengerechten Maßnahmen bereits erfolgreich umgesetzt werden konnten. Die Verantwortlichen aus den vorgestellten Unternehmen stehen gern für einen Erfahrungsaustausch zur Verfügung, die Broschüre enthält die jeweiligen Kontaktdaten.

Familienminister Dr. Joachim Stamp ermuntert interessierte Unternehmen: „Die Vielfalt der hier vorgestellten Maßnahmen zeigt: Vereinbarkeit ist machbar, familienpolitisch sinnvoll und wirtschaftlich rentabel. Deshalb wollen wir Arbeitgebern Mut machen, sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusetzen.“

Herausgeber des Praxisleitfadens „Familiengerechte Personalpolitik – Gute Praxis nordrhein-westfälischer Unternehmen“ ist das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Publikation kann über den Broschürenservice als Druckausgabe bestellt werden und steht zum Download bereit.

Kinderbetreuung an Hochschulen in NRW

Webtipp

An den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (NRW) wurden in den vergangenen Jahren vielfältige Maßnahmen ergriffen, um Studierenden und Hochschulbeschäftigten die Vereinbarkeit von Familie und Studium bzw. Beruf zu erleichtern. Das Portal „Kinderbetreuung an Hochschulen in NRW“ des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW verschafft einen schnellen Überblick über alle hochschuleigenen und hochschulnahen Kinderbetreuungsangebote in NRW.

Aktuell bieten über 80 hochschuleigene Kindertagesstätten und Kindertagespflegeeinrichtungen sowie hochschulnahe Betreuungseinrichtungen spezielle Plätze für studierende oder wissenschaftlich tätige Eltern an. In 28 Familien-Service-Büros stehen pädagogische Fachkräfte bei Fragen zur Organisation des Studien- oder Berufsalltags mit Kind oder bei der Suche nach einer geeigneten Betreuungsmöglichkeit beratend zur Seite. Auch während der Schulferien bieten bereits 19 Hochschulen umfangreiche Aktivitäten an. Ergänzt wird das Onlineangebot durch eine Übersicht, an welchen Hochschulen Eltern-Kind-Räume zur Verfügung stehen.

In der fortlaufend gepflegten Datenbank kann entweder nach einzelnen oder allen Angeboten je Standort oder an einer bestimmten Hochschule gesucht werden. Mit Klick in die Ergebnisliste sind weiterführende Informationen zur ausgewählten Einrichtung bzw. dem angebotenen Service erhältlich. Interessierte erfahren Wissenswertes zu Profil, Leistungen oder dem pädagogischen Konzept der Betreuungseinrichtungen und finden bei weiteren Fragen Ansprechpartner, Kontaktmöglichkeiten sowie Öffnungszeiten für alle Angebote.   

Gut informiert

Eltern oder am Thema Interessierte, die sich darüber hinaus mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Studium bzw. (wissenschaftlichem) Arbeiten beschäftigen möchten, bekommen in einer kommentierten Linkliste zahlreiche weitere Informationsquellen und Literaturhinweise genannt. Auch die Studie der Koordinationsstelle des Netzwerks Frauenforschung NRW, auf deren Basis die Website ursprünglich erstellt worden war, kann als Originaltext heruntergeladen werden. Abgerundet wird das Portal mit aktuellen Veranstaltungstipps sowie Nachrichten zum Thema.
 

Familien in NRW leben digital

Studie „Familie im Digitalzeitalter“

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf das Familienleben? Wissenschaftler haben im Auftrag des nordrhein-westfälischen Familienministeriums hierzu Eltern minderjähriger Kinder aus NRW befragt.

Ziel der Studie war es, einerseits den Status quo zu ermitteln – wo stehen Familien in dieser Hinsicht heute? –, um erstmals Basisdaten auf nordrhein-westfälischer Ebene zur Verfügung zu haben. Andererseits sollten Verhalten und Einstellungen untersucht werden: Wo sehen Eltern Vorteile bzw. Risiken bei der rasant fortschreitenden digitalen Entwicklung? Inwieweit haben alle Familien die Möglichkeit, daran teilzuhaben?
 
Das beauftragte Institut, die Kantar EMNID TNS Deutschland GmbH, befragte eine repräsentative Stichprobe von 1.001 Familien mit minderjährigen Kindern in Nordrhein-Westfalen (NRW) mittels telefonischer Interviews. Ergänzend führte die Prognos AG persönliche Interviews mit 20 Eltern und fünf Kindern im Alter zwischen acht und 13 Jahren durch.
 
Hier einige zentrale Ergebnisse der Studie:
 

  • Neun von zehn Familien in NRW stehen der Digitalisierung und den Möglichkeiten, die sie mit sich bringt, positiv gegenüber. 
  • Fast 100 Prozent haben einen Zugang zum Internet, wobei das Smartphone das wichtigste Zugangsgerät ist. Ein Grundniveau an digitaler Ausstattung, Nutzung und Erfahrung ist in fast allen Familien vorhanden, selbst unter digital wenig affinen Eltern. 
  • Die Potenziale, die die Digitalisierung zur Organisation des Familienalltags und für die Bildung birgt, werden von den Familien bisher nur verhalten genutzt. Sie erwarten dabei gar nicht die digitale Vernetzung aller Lebensbereiche (z. B. Smart-Home), sondern Apps, die intuitiv den Familienalltag unterstützen. 
  • Die Digitalisierung ist keine Gefahr für das Familienleben. Persönliche Kommunikation wird nicht ersetzt: Sie findet weiterhin statt, z. B. im persönlichen Austausch bei gemeinsamen Mahlzeiten. Für Jugendliche liegt in der digitalen Kommunikation aber eine neue Option, eine intensivere persönliche Kommunikation einzuleiten. Für den Kontakt zu entfernter wohnenden Familienmitgliedern bedeutet Digitalisierung eine neue Qualität: Gerade Familien mit Migrationshintergrund nutzen diese Möglichkeit. 
  • Familien sind in puncto Digitalisierung ihre eigenen Lernorte. Eltern lernen von Kindern, die Digitalisierung auch zur Beziehungsgestaltung zu nutzen. 
  • Drei von vier Familien (77 Prozent) sagen, dass das mobile Arbeiten von zu Hause aus zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt. In Ermangelung betrieblicher Regelungen zur (Nicht-)Erreichbarkeit entwickeln Familien eigene Grenzziehungsstrategien. 
  • Die Studie identifiziert brachliegende Digitalisierungspotentiale vor allem in den Familien, bei denen Bildungsferne und Einkommensknappheit zusammenfallen. Eltern erhoffen sich für ihre Kinder in puncto Kompetenzvermittlung viel Unterstützung von der Schule.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.

Meine Familie profitiert von der Flexibilität meines Arbeitgebers

4 Fragen an … Christian Schmitt, Osudio Deutschland GmbH, Dortmund/Lünen

Im Gespräch mit vaeter.nrw wünscht sich Christian Schmitt eine größere Akzeptanz dafür, dass Familie den gleichen Stellenwert erhält wie der Beruf. Der Technische Leiter der Digitalagentur Osudio Deutschland GmbH und dreifache Vater verrät außerdem, weshalb er eine Elternzeit in Vollzeit dem Teilzeit-Modell vorzieht.

vaeter.nrw: : Herr Schmitt, Sie sind Vater von drei Kindern. Beim zweiten Kind haben Sie sich für Elternzeit in Teilzeit entschieden. Welche Erwartungen hatten Sie daran geknüpft und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Christian Schmitt: Während meiner Elternzeit wollte ich sehen, fühlen und spüren, wie unser jüngster Sohn die Welt entdeckt. Ich wollte mehr Zeit mit meiner Familie und insbesondere unseren zwei Kindern verbringen, um ihre Bindung zu mir zu stärken. Die Entscheidung für eine Elternzeit in Teilzeit bereue ich ein wenig, da der Spagat zwischen Beruf und Familie mitunter schwierig zu gestalten war. Bei einer Vollzeit-Elternzeit wäre dieser Konflikt entfallen, sodass ich aus meiner persönlichen Erfahrung heraus dieses Modell bevorzugen würde.

vaeter.nrw: : Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, um Vatersein und Beruf optimal zu vereinbaren – wofür würden Sie sich entscheiden?
Christian Schmitt:: 1. Freie Einteilung meiner Arbeitszeit
2. Remote Arbeitsplatz (Möglichkeit eines ortsungebundenen Zugriffs auf das Firmennetzwerk sowie Firmenrechner und -programme)
3. Steigerung der Akzeptanz für gleiche Priorisierung von Familie und Beruf in der Arbeitswelt und unserer Gesellschaft

vaeter.nrw: : Wer Kinder hat weiß, dass eine funktionierende Familienorganisation ein gewisses Maß an Flexibilität erfordert. Welche Absprachen gibt es mit Team und Vorgesetzten und welche Maßnahmen nehmen Sie in Anspruch, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gestalten?
Christian Schmitt:: Bei Team und Vorgesetzten ist bekannt, dass ich meine Verantwortung als Vater sehr ernst nehme und bei Betreuungsengpässen bzw. Krankheiten oder Terminen meine Arbeit von zu Hause erledige. Es stellt kein Problem dar, wenn ich meine Arbeit am Abend oder ggf. auch freiwillig am Wochenende finalisiere. Meine Familie profitiert von der Möglichkeit einer gewissen Flexibilität, welche Osudio uns ermöglicht.

vaeter.nrw: : In Deutschland ist aktive Vaterschaft im Trend. Osudio hat neben Deutschland Firmensitze in Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Schweden und Spanien. Wie nehmen Sie das Thema bei Ihren europäischen Kollegen wahr?

Christian Schmitt:: Meine Kollegen in den anderen Standorten genießen bei einer offenen Kommunikation sicher ähnliche Vorzüge. Schließlich gehört dies zu einer Osudio-weiten familienfreundlichen Philosophie.

Christian Schmitt osudio
Zur Person:

Christian Schmitt

Christian Schmitt ist Technical Lead bei der Osudio GmbH Deutschland in Dortmund/Lünen. Osudio ist einer der größten europäischen E-Business-Spezialisten und berät als Full-Service-Digital-Agentur Unternehmen im Bereich E-Commerce. Mehr als 200 Angestellte arbeiten an Standorten in Deutschland (Berlin, Dortmund/Lünen und Stuttgart/Leinfelden-Echterdingen), den Niederlanden (Amsterdam und Eindhoven), Belgien (Hasselt/Diepenbeek), Dänemark (Kopenhagen), Schweden (Malmö) und Spanien (Valencia).

Foto: © Christian Schmitt

FAQ: Vater-Kind-Kur

Die wichtigsten Informationen rund um die Kur für Väter

Nicht immer ist es leicht die Balance zwischen Beruf, Familie und Haushalt aufrechtzuerhalten. Dauerbelastungen können dazu führen, dass Sie als Vater kaum noch zur Ruhe kommen und sich müde, ausgepowert und gesundheitlich angeschlagen fühlen. Eine Vater-Kind-Kurmaßnahme kann helfen, Kraft zu tanken und neue Perspektiven zu entwickeln. Immer mehr Einrichtungen haben den Bedarf erkannt und halten spezielle Kurangebote für Väter vor. Die wichtigsten Fragen rund um eine Vater-Kind-Kur beantwortet vaeter.nrw in den Frequently Asked Questions (FAQ).

Vater-Kind-Kuren sind ein Angebot für Väter, bei denen bestimmte Gesundheitsrisiken oder bereits bestehende Krankheiten vorliegen. Auch psycho-soziale Themen wie Trennung, Pflege oder der Verlust von Angehörigen können dazu führen, dass der Alltag als starke Belastung empfunden wird. Während einer Kur soll sich der Vater erholen und bei Bedarf in entspannter Atmosphäre die Beziehung zu seinem Kind bzw. seinen Kindern stärken. Ein Therapieplan sichert die individuelle medizinische und psychologische Betreuung. Als stationäre Kur findet sie in einer zugelassenen Kurklinik statt und dient der Vorsorge oder Rehabilitation. Eine Kurmaßnahme dauert in der Regel drei Wochen. Es geht allerdings nicht nur um die Gesundheit des Vaters wie bei klassischen Kuren. Das Kind bzw. die Kinder werden bei eigener Indikation ebenfalls medizinisch behandelt.

 

Die gesetzlichen Grundlagen für Vater-Kind-Maßnahmen sind in § 24 und § 41 Fünftes Buch Sozialgesetz  (SGB V) verankert.


Hiernach besteht ein Rechtsanspruch für gesetzlich versicherte Personen auf eine Vorsorge-Maßnahme, um

  • eine Schwächung der Gesundheit, die in absehbarer Zeit voraussichtlich zu einer Krankheit führen würde, zu beseitigen,
  • einer Gefährdung der gesundheitlichen Entwicklung des Kindes entgegenzuwirken,
  • Krankheiten zu verhüten oder deren Verschlimmerung zu vermeiden oder
  • Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.


Medizinische Vorsorgemaßnahmen nach § 24 SGB V werden immer stationär erbracht, auch ohne dass ambulante Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft worden sind (§ 24 Abs. 1 Satz 4 i.V.m. § 23  Abs. 4 Satz 1 SGB V).

Ein Anspruch auf eine Rehabilitations-Maßnahme besteht, um

  • eine Krankheit zu heilen, zu bessern oder deren Verschlimmerung zu verhüten.


Privatversicherte sollten individuell klären, ob ihr Vertrag bzw. die Beihilfe eine Vater-Kind-Kurmaßnahme vorsieht.

Kinder können zur Vater-Kind-Kur mitkommen werden, wenn

  • sie höchstens 12 Jahre alt sind, für Kinder zwischen 12 und 14 Jahren muss ein gesonderter Antrag gestellt werden. Ausnahme: Für behinderte Kinder gibt es keine Altersgrenze;
  • sie ebenfalls krank oder gesundheitlich gefährdet sind;
  • ihnen eine Trennung vom Vater psychisch nicht zumutbar ist;
  • die Beziehung zwischen Vater und Kind belastet ist;
  • es keine andere Betreuungsmöglichkeit für die Kinder gibt.


Damit der Vater sich auf seine im Therapieplan vorgesehenen Anwendungen konzentrieren kann, verfügen die Kureinrichtungen über pädagogisch hochwertige Kinderbetreuungsangebote.

Während einer stationären Vorsorgemaßnahme sind Kinder von der Schulpflicht befreit.

Gut zu wissen: Fast alle Kureinrichtungen bieten pädagogisch geschultes Personal, das schulpflichtige Kinder während der Kur unterrichtet. Der Unterrichtsstoff wird im Allgemeinen mit der Schule der Kinder abgeklärt, sodass die Kinder fachlich nichts versäumen.

 

Als ersten Schritt benötigen Sie ein Attest-Formular für Ihren Kurantrag. Dieses erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse oder einer Beratungsstelle, wie zum Beispiel dem Mutter-Kind-Hilfswerk e.V.  oder dem Deutschen Müttergenesungswerk.

Zur Beantragung einer sogenannten Vorsorge- oder Rehabilitationsleistung ist der Besuch beim Haus-, Kinder- oder Facharzt erforderlich. Beamtinnen und Beamte suchen einen Amtsarzt bzw. Vertrauensarzt auf. Hält der Arzt die Kur für medizinisch erforderlich, bekommen Sie von ihm die entsprechenden Atteste sowie den ausgefüllten Kurantrag.

Mit diesen Unterlagen beantragen Sie dann bei Ihrer Krankenkasse eine Vater-Kind-Kur. In Abstimmung mit Ihnen wird eine geeignete Klinik für Ihre Kur gesucht. Gesetzliche Krankenkassen sind verpflichtet, das Wunsch- und Wahlrecht des Versicherten zu beachten. Sobald die schriftliche Zusage der Krankenkasse vorliegt, kann in der Klinik ein Termin reserviert werden.

 

Nein. Der § 10 des Bundesurlaubsgesetzes gibt vor, dass Maßnahmen der medizinischen Vorsorge und Rehabilitation nicht auf den Urlaub angerechnet werden. Das heißt: Berufstätige Väter müssen für eine ärztlich verordnete Vater-Kind-Maßnahme keinen Urlaub nehmen. Der Arbeitgeber bzw. die Arbeitgeberin ist verpflichtet, Sie für die Dauer der Kur freizustellen und währenddessen nach § 9 Entgeltfortzahlungsgesetz das entsprechende Gehalt zu bezahlen. Sie müssen lediglich die Kostenübernahmeerklärung beziehungsweise Bewilligung vorab vorlegen. Für Beamtinnen und Beamte gelten entsprechende Regelungen.

 

Ja. Bei Männern äußern sich die Folgen von Dauerstress häufig mit anderen körperlichen oder psychischen Symptomen als bei Frauen. Zudem ist der Umgang mit Krankheiten oft ein anderer. Väter sollten deshalb auf die Wahl der richtigen Kureinrichtung achten. Informieren Sie sich, welche Einrichtungen spezielle Angebote für Väter vorhalten. Immer mehr Kliniken integrieren männerspezifische Behandlungsansätze in ihrem Kompetenzprofil und bieten damit ein eigens auf Väter ausgerichtetes Konzept an.

 

Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Kosten der Kur nach Bewilligung der Maßnahme. Privat Krankenversicherte stellen den Antrag bei ihrer Versicherung. Klären Sie vorab, ob  Ihr Vertrag die Übernahme von Kurkosten einschließt. Beamtinnen und Beamte reichen den Kurantrag bei der Beihilfestelle ein. Unabhängig von der Kostenübernahme durch die Krankenversicherung steht es Interessierten jederzeit frei, eine Kur zu machen, die sie selbst bezahlen.

 

Gesetzlich Versicherte, die nicht von Zuzahlungen befreit sind, müssen zusätzlich 10 Euro pro Tag an den Träger der Maßnahme zahlen. Für Kinder, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind keine Zuzahlungen erforderlich.



Bei den Reisekosten übernehmen gesetzlich Versicherte einen Eigenanteil in Höhe von 10 Prozent der tatsächlichen Kosten. Pro Fahrt und Person sind das mindestens 5 Euro und höchstens 10 Euro.

Alleinerziehende Väter, denen das Geld für den gesetzlichen Eigenanteil fehlt, können durch Spendenmittel des Deutschen Müttergenesungswerks unterstützt werden.



Privat Versicherte klären die Zuzahlungsbeträge mit ihrer Versicherung bzw. zuständigen Beihilfestelle ab.

 

Eine Vater-Kind-Kur kann grundsätzlich alle vier Jahre durchgeführt werden.

 

Sollte die Krankenversicherung ihren Kur-Antrag ablehnen, können Väter innerhalb von vier Wochen Widerspruch bei ihrer Krankenkasse einlegen. Das machen Väter am besten gemeinsam mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin, bzw. einer Beratungsstelle. Eine festgelegte Form für das Widerspruchsschreiben gibt es nicht.

 

Elternzeit, Pflege, Kinderbetreuung: Bei der evo generationsübergreifend akzeptiert

4 Fragen an … Nicola Bernhardt-Schmidt, Referentin für Personal- und Führungskräfteentwicklung, Energieversorgung Oberhausen (evo) AG

vaeter.nrw: In Elternzeit zu gehen ist für viele junge Väter inzwischen eine Selbstverständlichkeit und auch die meisten Chefs akzeptieren die Familienauszeit – allerdings ungern länger als ein oder zwei Monate. In Ihrem Unternehmen gibt es ein Stellvertretermodell für die Elternzeit. Funktioniert dieses auch über die üblichen Vätermonate hinaus?
Nicola Bernhardt-Schmidt: Wir signalisieren allen Eltern, also Vätern und Müttern, dass wir voll hinter der Elternzeit stehen und jeder die Möglichkeit hat, diese individuell zu gestalten. Dies gilt bei evo in zwei Fällen sogar für hauptverantwortlich erziehende Großeltern! 95 Prozent der Väter beanspruchen zwar trotzdem nur die obligatorischen zwei Monate, aber wir erkennen erste andere Trends. In diesem Jahr hatten wir zwei Väter, einer davon in Führungsposition, die längere Elternzeiten verbunden mit einer geringen Teilzeittätigkeit beantragt haben. Als familienfreundliches Unternehmen möchten wir mit allen Eltern individuelle Lösungen finden und wir merken, dass alle Fachbereiche mitziehen.

vaeter.nrw: Familien- und Väterfreundlichkeit ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur bei der evo. Älteren Mitarbeitern fällt es erfahrungsgemäß schwerer, den Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie nachzuvollziehen. Wie vermitteln Sie hier zwischen den Generationen?
Nicola Bernhardt-Schmidt: Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass wir gar nicht vermitteln müssen. Selbst wenn ein älterer Mitarbeiter kein Vater ist, so ist er doch immer ein Sohn. Für uns zielt Familienfreundlichkeit nicht nur auf Kinderbetreuung, sondern auch auf das Thema Pflege von nahen Angehörigen. Und auch hier bieten wir jegliche Unterstützung und Beratung an. Durch die eigene Betroffenheit im privaten Bereich der Mitarbeiter ist in der Regel das Verständnis für die Situation jüngerer Mitarbeiter vorhanden.

vaeter.nrw: Home-Office, flexible Arbeitszeitmodelle, Kooperationen mit Kinder-Tagesstätten, Mit-Kind-Zimmer: Welche Angebote zur Vereinbarkeit schätzen die Väter besonders? Wie sorgen Sie dafür, dass sich flexible Angebote reibungslos in den Arbeitsalltag einfügen?
Nicola Bernhardt-Schmidt: Ich glaube, alle Mitarbeiter schätzen die Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung am meisten. Das erleichtert die Wahrnehmung von familiären Terminen, den Besuch von Schulveranstaltungen oder von Arztterminen. Darüber hinaus ist es sicherlich abhängig von der konkreten Lebensphase der Mitarbeiter. Für Väter mit Kindern im Kindergartenalter sind unsere Angebote im Bereich Kindergartenbelegplätze oder das Mit-Kind-Zimmer besonders wichtig, später auch Angebote zur Ferienbetreuung oder unsere Aktionstage und Familienfeste.

Über den zweiten Teil Ihrer Frage habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht. Insgesamt kann ich sagen, dass bei uns Familienfreundlichkeit gelebte Praxis ist und wir uns gar nicht mehr vorstellen können, wie es ohne wäre. Das heißt, wir müssen von unserer Seite aus nichts Besonderes tun. Vom Vorstand über die Führungskräfte bis zu den Mitarbeitern – die Angebote rund um Familie und Pflege sind für alle eine Selbstverständlichkeit. Oder wie einer unserer Vorstände einmal sagte: „Bei uns gehört die Familie zum Beruf!“

Porträtfoto Nicola Bernhardt-Schmidt, evo AG
Zur Person:

Nicola Bernhardt-Schmidt

Nicola Bernhardt-Schmidt ist Referentin für Personal- und Führungskräfteentwicklung und Projektleiterin von „efa – evo für Familie“ bei der Energieversorgung Oberhausen (evo) AG. Die evo ist seit mehr als 100 Jahren der Energieversorger für die Stadt Oberhausen und stellt im Stadtgebiet Strom, Erdgas, Fernwärme sowie energienahe Dienstleistungen bereit. Im Mittelpunkt des unternehmerischen Denkens und Handelns steht das Engagement für die richtige Balance zwischen Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit.

Von 422 Beschäftigten insgesamt sind 298 Männer (70,5 Prozent).

Foto: © Nicola Bernhardt-Schmidt

"Vätern Mut machen, dass auch eine längere Elternzeit organisierbar ist"

4 Fragen an ... Lena Mevissen, Gleichstellungsreferentin, RWTH Aachen

Während männliche Karrierenetzwerke oft zu finden sind, vernetzen sich Väter untereinander eher selten. Lena Mevissen berichtet im Interview, wie sich das Thema Väterarbeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt hat. Die Gleichstellungsreferentin regt Väter an, ihre Sorgen in puncto Karriereknick über Bord zu werfen und stattdessen ihre Wünsche in Sachen Vereinbarkeit im Team und mit Vorgesetzten zu kommunizieren.

vaeter.nrw: Frau Mevissen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist an der RWTH Aachen ein wichtiges Thema. So gibt es unter anderem auch einen Väterbeauftragten, Herrn Queck. Welche Aufgaben übernimmt er? Welche Themen soll er an der Hochschule voranbringen?
Lena Mevissen: Herr Queck ist seit etwa zwei Jahren als ehrenamtlicher Väterbeauftragter tätig. Er hat nach der Geburt seiner Tochter Elternzeit genommen und eine Zeit lang in Teilzeit gearbeitet. Interessierte können sich direkt an ihn wenden, nach seinen Erfahrungen fragen und sich mit ihm austauschen. Herr Queck kann beispielsweise berichten, wie er seine Elternzeit innerhalb seines Teams kommuniziert und organisiert hat und hilfreiche Tipps geben. So kann er Vätern Mut machen, seine positiven Erfahrungen aus der Elternzeit weitergeben und zeigen, dass auch eine längere Elternzeit organisierbar ist. Für eine ausführliche Beratung zu Elternzeit, Elterngeld und Kinderbetreuung können sich die Beschäftigten dann an den Familienservice der RWTH wenden.

vaeter.nrw: Im Rahmen der familiengerechten Hochschule wollen Sie Väter, die eine aktivere Rolle im Leben ihrer Kinder übernehmen möchten, unterstützen. Wie erreichen Sie die Väter, sodass eine aktive Zusammenarbeit entsteht?
Lena Mevissen: Bereits seit 2011 bieten wir jedes Semester Vater-Kind-Aktionen für RWTH-Beschäftigte an. Da ist von Waldwanderungen über Besuche in der Sternwarte oder auf dem Flugplatz bis hin zu Drachen bauen für alle etwas dabei. Die Väter erhalten nicht nur die Möglichkeit, etwas Tolles mit ihren Kindern zu unternehmen, sondern können sich auch untereinander austauschen. Darüber hinaus führen wir Workshops zum Thema Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium und Familie für (werdende) Väter durch, in denen sie Tipps erhalten, wie eine Elternzeit gegenüber Vorgesetzten kommuniziert und eigene Wünsche umgesetzt werden können. Auch hier können die Väter sich austauschen sowie Probleme und Möglichkeiten diskutieren. Und natürlich haben die Männer und Väter jederzeit die Möglichkeit, Vorschläge und Wünsche für Workshops oder Aktionen zu äußern.

vaeter.nrw: Welche Hürden gilt es in der Väterarbeit zu überwinden?
Lena Mevissen: Die traditionelle Rollenverteilung ist noch stark verbreitet. Die meisten Mütter arbeiten Teilzeit, die meisten Väter Vollzeit. Dabei belegen diverse Studien, dass diese Aufteilung keineswegs den Wünschen der meisten Eltern entspricht. Mütter würden gerne mehr, Väter weniger arbeiten. Zudem ist beim Thema Elternzeit der Großteil der Väter noch etwas zurückhaltend. Zwar nehmen immer mehr Männer Elternzeit, aber eben nur etwas mehr als 20 % und meistens nur zwei Monate. Mich wundert, dass Männer, die sonst im Job sehr selbstbewusst sind und hohe Forderungen stellen, beim Thema Elternzeit schon einknicken, wenn die Vorgesetzten auch nur andeuten, dass das schwierig werden könnte. Väter haben oft Angst vor einem Karriereknick, wenn sie länger Elternzeit nehmen - und diese Angst ist leider nicht immer unbegründet. Die zwei „Vätermonate“ werden weitgehend akzeptiert, eine längere Auszeit von Vätern trifft bei vielen Führungskräften oft noch auf Unverständnis. Ich persönlich kann das nicht verstehen, denn eine Elternzeit wird vorher bekanntgegeben und lässt sich daher organisieren. Wenn sich hingegen ein Kollege zum Beispiel plötzlich das Bein bricht und längere Zeit ausfällt, muss von heute auf morgen die Arbeit umverteilt werden – ohne Vorlaufzeit. Und selbst das klappt in der Regel immer. Zudem erkennen viele Vorgesetzte nicht, dass während einer Elternzeit Kompetenzen gewonnen werden, die auch im Beruf nützlich sein können.

Ein weiteres Thema ist die Vernetzung. Während männliche Karrierenetzwerke sehr oft zu finden sind, vernetzen sich Väter untereinander eher selten. Bei Frauen ist das eher umgekehrt: Mütter lernen sich in Spielgruppen und auf Spielplätzen kennen, treffen sich, tauschen sich aus; beim Netzwerken für die eigene Karriere müssen Frauen jedoch noch mehr tun, um verstärkt in Führungspositionen zu gelangen.

vaeter.nrw: Was möchten Sie in den nächsten Jahren für Väter und mit Vätern erreichen?
Lena Mevissen: Zum einen wünschen wir uns mehr Verständnis und Unterstützung von Seiten der Führungskräfte, zum anderen mehr Mut von Seiten der Väter, die eigenen Wünsche durchzusetzen. Es wäre schön, wenn insbesondere unter den Führungskräften mehr Männer Elternzeit nehmen würden. Letztendlich sollte die Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Aufteilung der Elternzeit zwischen Frauen und Männern führen und familiäre Auszeiten sollten selbstverständlich sein – unabhängig vom Geschlecht.

Porträtfoto von Lena Mevissen RWTH
Zur Person:

Lena Mevissen

Lena Mevissen ist Referentin im Gleichstellungsbüro der RWTH Aachen.  
Die RWTH Aachen gehört mit ihren 260 Instituten in neun Fakultäten zu den führenden europäischen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Über 45.500 Studierende sind in 152 Studiengängen eingeschrieben, davon rund 8.500 internationale Studierende aus 128 Ländern. Die RWTH Aachen ist die größte Arbeits- und Ausbildungsstätte der Region, 9.264 Menschen arbeiten an der Hochschule (Stand 31.12.2016). Von den Beschäftigten sind rund 67 Prozent männlich.
Die RWTH Aachen ist seit 2009 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.
 

Webtipp: Betreuung und Bildung im Elementarbereich

Informationen und KiTa-Finder für NRW

Wer sein Kind bestmöglich betreut weiß, kann Arbeit und Familienaufgaben leichter miteinander vereinbaren. Das Portal „KiTa.NRW“ des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI) bündelt alle wichtigen Informationen und Angebote rund um Erziehung und Bildung von Kindern im Elementarbereich. Besonders wertvoll: Der „KiTa-Finder NRW“ hilft Eltern mit wenigen Klicks bei der Suche eines passenden Betreuungsangebotes für ihr Kind.

Aus über 10.000 Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen ermittelt der KiTa-Finder NRW mithilfe einer Umkreissuche die nächstgelegenen Einrichtungen zum eingegebenen Standort. Ein Klick in die Ergebnisliste oder auf die zusätzlich angezeigte Karte liefert grundlegende Informationen zur ausgewählten Einrichtung. Details zum pädagogischen Konzept, zu Ansprechpersonen, Öffnungszeiten und weiterführenden Websites sowie Fotos werden von den Einrichtungen selbst fortlaufend aktualisiert und erweitert. Zur schnellen Übersicht werden Familienzentren, die neben der Kinderbetreuung auch Familienberatung und Familienbildung anbieten, in den Ergebnissen farblich hervorgehoben.

Informationen über das wohnortnahe Angebot der Kindertagespflege finden Sie bei dem für Sie zuständigen Jugendamt über die Jugendamtsuche. Mit dem Online-Angebot erhalten Sie Informationen über Ihr zuständiges Jugendamt und die Anzahl der verfügbaren Kindertagespflegeplätze sowie werden fortlaufend Kontaktdaten der zuständigen Fachberatungs- und Vermittlungsstelle für Kindertagespflege eingepflegt.

Gut informiert

Begleitend erhalten Eltern im KiTa-Portal Informationen zur frühkindlichen Bildung sowie über die familienunterstützenden Leistungen der Jugendämter. Ein hoher Stellenwert wird beispielsweise dem Thema „Sprachliche Bildung“ eingeräumt, zählt Sprache doch zu den wichtigsten Schlüsselkompetenzen für das lebenslange Lernen und den späteren Erfolg in Schule und Ausbildung.
Damit möglichst viele Eltern erreicht werden, werden ausgewählte Informationen wie die Elternbroschüre „Willkommen in der Kita“ oder der Flyer über die „Alltagsintegrierte Sprachbildung und Beobachtung für Kinder in Kindertageseinrichtungen“ in mehr als zehn Sprachen zum Download zur verfügung gestellt.

Auch pädagogische Fachkräfte können sich informieren. Für sie steht bspw. eine Sammlung mehrsprachiger Bilderbücher, Hinweise zu Arbeitsmaterialien für die Arbeit mit Kindern mit Fluchterfahrungen bereit. Ebenso werdenthemenbezogene Projekte vorgestellt.
Eine landesweite Jugendamt-Suche vermittelt die Kontaktdaten der zuständigen Stelle vor Ort und erleichtert so den Zugang zum vielfältigen Beratungsangebot rund um Erziehung und Betreuung durch die Fachkräfte in den Ämtern.

Angebote und Services für Fachstellen

Für Jugendämter und Träger stellt das KiTa.NRW-Portal aktuelle Informationen, Dokumentationen, Verfahrensunterlagen sowie rechtliche Grundlagen zur Bildungsförderung im Elementarbereich bereit. Fachkräfte und Fachberatungen finden neben allgemeinen Informationen auch aktuelle Dokumentationen und Unterlagen zur Neuausrichtung der „Alltagsintegrierten Sprachbildung und Beobachtung in Nordrhein-Westfalen“ sowie zur Qualifizierung von Fachkräften. Das Onlineportal „KiTa-Stellen NRW“ vermittelt offene Stellen für pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten und Familienzentren und ist somit Anlaufstelle für Arbeitssuchende wie Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen gleichermaßen.

 

"Es gibt bei uns keinen Vater, der die Elternzeit nicht nutzt"

4 Fragen an ... Miriam Schilling, VAUDE Sport GmbH & Co. KG, Tettnang

Miriam Schilling unterstützt bei VAUDE individuelle Vereinbarkeitsmodelle für alle Beschäftigten. Ein wichtiger Bestandteil von guten Vereinbarkeitslösungen für die Beschäftigten ist das Kinderhaus auf dem Betriebsgelände.

vaeter.nrw: Frau Schilling, die VAUDE Sport GmbH und Co. KG ist vielfach ausgezeichnet – unter anderem erhielt Ihr Unternehmen Preise für seine herausragende Familienfreundlichkeit sowie das besonders gute Betriebsklima. Woran machen Ihre Beschäftigten dies fest?
Miriam Schilling: Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es ein wichtiges Thema, dass unsere Geschäftsführerin Antje von Dewitz, Mutter von vier Kindern, mit ihrer Art, wie sie Beruf und Familie vereinbart, ein großes Vorbild ist. So hält sie sich beispielsweise den Freitagnachmittag für ihre Familie frei, außerdem achtet sie auf möglichst regelmäßige Arbeitszeiten. Damit lebt sie allen Vätern und Müttern vor, dass es machbar ist, neben der Arbeit eine Familie zu haben und sich ausreichend Zeit für sie zu nehmen.
Als weiterer Pluspunkt kommt unser Kinderhaus hinzu, das wir – gemeinsam mit der Stadt Tettnang – für die Kinder unserer Mitarbeiter, aber auch für Familien in der Umgebung zur Verfügung stellen. Dies ist für unseren verhältnismäßig kleinen Standort mit 500 Beschäftigten eine Besonderheit. Die dort betreuten Kinder nehmen zu vielen Gelegenheiten an unserem Firmenleben teil. So ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie zum Beispiel zur Weihnachtsfeier oder zum Sommerfest mit eingebunden sind.

vaeter.nrw: Betriebseigenes Kinderhaus, flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitangebote, Home-Office- und Job-Sharing-Möglichkeiten: VAUDE bietet umfangreiche Maßnahmen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Wie weit hat es sich etabliert, dass auch Väter diese Angebote selbstverständlich in Anspruch nehmen?
Miriam Schilling: Das ist spannend für mich zu beobachten. Ich bin nun seit zwei Jahren bei VAUDE und stelle fest, dass alle neuen Ideen und Ansätze zum Thema „New Work“ im Unternehmen geradezu aufgesogen und umgesetzt werden. Ein Beispiel: Wir haben 40 Führungskräfte, wovon drei gerade Väter geworden sind und deshalb ihre Arbeitszeit reduzieren und jetzt in Teilzeit arbeiten. Es gibt bei uns keinen Vater, der die Elternzeit nicht nutzt.

vaeter.nrw: Aktive Vaterschaft setzt sich langsam durch. Wenn man als Vater Beruf und Familie vereinbart, besteht bei vielen Männern dennoch Angst vor Karriereeinbrüchen. Wie ermutigen Sie in Ihrem Unternehmen Väter, Vereinbarkeitsmodelle in Anspruch zu nehmen?
Miriam Schilling: Tatsächlich sind wir in der glücklichen Lage, unsere Beschäftigten nicht ermutigen zu müssen – die Väter kommen von selbst auf uns zu, und das ganz ohne Scheu. Das ist sicherlich zurückzuführen auf unsere familiär geprägte Unternehmenskultur und den hohen Frauenanteil der Branche. Hier übernehmen die Mütter eine klare Vorbildfunktion! Seit Väter nach der Geburt ihrer Kinder zunehmend ebenfalls mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten, ermöglichen wir ihnen dies genauso wie den Müttern.
Die Flexibilität, die dadurch vom Unternehmen abverlangt wird, hat aber auch Grenzen, in deren Rahmen wir dann eine Lösung suchen. So standen wir gerade vor der Situation, dass im nächsten Jahr gleich vier Mitarbeiter einer Abteilung gleichzeitig zum zweiten Mal Vater werden. Im gemeinsamen Gespräch mit der Geschäftsführung und den Angestellten haben wir dann vereinbart, dass die Elternzeit zu möglichst verschiedenen Zeiträumen genommen wird. Gerade für die kurzen Elternzeitphasen von zwei oder drei Monaten können wir keine Vertretung einstellen, sodass das Mehr an Arbeit vorübergehend von den Kolleginnen und Kollegen geschultert werden muss. Das ist keine Selbstverständlichkeit und bedarf einer guten Vorausschau und Begleitung. Deswegen hat es sich bei uns etabliert, dass wir dem jeweiligen Team vor und nach einer Elternzeitphase persönlich unseren Dank aussprechen für die zusätzliche Arbeit. So stellen wir sicher, dass sich die bleibenden Kolleginnen und Kollegen gesehen und wertgeschätzt fühlen.

vaeter.nrw: Die Vernetzung mit anderen Vätern und Müttern zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Eltern eine gute Unterstützung. Wie fördert VAUDE den Erfahrungsaustausch der Beschäftigten untereinander?
Miriam Schilling: Wir haben Elternzeit-Treffen eingerichtet, bei denen sich Väter und Mütter über Neuigkeiten im Unternehmen allgemein und in ihrer Abteilung speziell austauschen. Gerade für Beschäftigte, die eine längere Elternzeit in Anspruch nehmen, ist das von großem Wert. Begleitend dazu suchen wir das Gespräch mit den „Elternzeitlern“ und ihren jeweiligen Führungskräften und machen ein Briefing zum Thema „Rückkehr nach der Elternzeit an den Arbeitsplatz“. Das hat sich bewährt, um gegenseitige Erwartungshaltungen abzufragen und miteinander in Einklang zu bringen.
Aufgrund der positiven Unternehmenskultur hat es sich etabliert, dass der Austausch unter den Vätern und Müttern auch über die Elternzeit hinaus fortgesetzt wird. So bedarf es für den Austausch keines eigenen Netzwerkes, sondern bleibt auf informellem Weg unkompliziert in Gange.

Miriam Schilling Vaude
Zur Person:

Miriam Schilling

Miriam Schilling ist „Head of Human Resources” bei der VAUDE Sport GmbH & Co. KG in Tettnang. Der Outdoor-Ausrüster VAUDE wird als modernes Familien-Unternehmen in zweiter Generation geführt und hat derzeit rund 500 Beschäftigte, etwa 40 Prozent davon sind Männer. Neben Umweltschutz und Nachhaltigkeit prägen Werte wie soziale Verantwortung und Familienfreundlichkeit die Unternehmenskultur. Hierfür wurde VAUDE in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem 361° Family Award der Unternehmensberatung A.T. Kearney als einer der familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands.

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