Vater ist, das was du draus machst!
vaeter.nrw

Erziehung

Gespräch mit Medienexperte Thomas Feibel

Ratgeber und Online-Broschüren für Väter

„Jetzt pack‘ doch mal das Handy weg“ – der Titel von Thomas Feibels aktuellem Buch spricht vermutlich vielen Vätern mit Blick auf ihren eigenen technik-verliebten Nachwuchs aus der Seele. Warum der Satz andersherum, also von Kind zu Vater, aber genauso große Gültigkeit haben sollte, unterstreicht der Journalist und Vater im Gespräch mit vaeter.nrw. Sein Buch sowie zahlreiche kostenlose Broschüren unterstützen Väter dabei, ihr Medienwissen in unterschiedlichen Themenbereichen gezielt zu vertiefen.
vaeter.nrw: Welche Fähigkeiten brauchen Väter, um ihre Kinder medienkompetent zu begleiten?Thomas Feibel: Auch wenn bei Vätern bekanntlich die Technikbegeisterung oft groß ist, so kann es doch nicht schaden, sie etwas herunterzuschrauben. Denn Väter sind ihren Kindern gegenüber in erster Linie Vorbilder. Wenn wir aber etwa beim Essen oder beim Autofahren ans Handy gehen, dann sind wir nun mal keine guten Vorbilder. Und wenn das gemeinsame Spiel oder andere Beschäftigungen ständig vom Smartphone unterbrochen werden, dann signalisieren wir damit unseren Kindern, dass der andere Mensch am Telefon wichtiger ist als die gemeinsame Zeit.  Ausnahmen sind zwar immer möglich, aber Kinder brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit.vaeter.nrw: „Jetzt pack doch mal das Handy weg!“ lautet der Titel Ihres aktuellen Buchs. Was genau reizt Kinder bzw. Väter an Smartphone, TV, Internet und Games? Reale Welt ade?Thomas Feibel: Pardon, aber Smartphone, TV, Internet und Games sind Teil der realen Welt und keine Gegensätze. Die Faszination ist schnell erklärt: Das Smartphone ist ein ungeheuer praktisches Gerät, das unfassbar viele nützliche Funktionen in sich bündelt. Kinder und Jugendliche nutzen das zum Spielen, Kommunizieren und zur Selbstdarstellung. Gerade in der Pubertät sind die letzten beiden Punkte enorm wichtig, weil dann das Smartphone zum nützlichen Werkzeug für ihre Ich-Findung wird. Und bei Erwachsenen? Väter können – genau wie Mütter auch – von überall und zu jeder Zeit beruflich erreichbar und handlungsfähig sein. Das ist ein totaler Gewinn. Leider verschiebt sich dadurch oft der Feierabend und wir haben alle die Balance im Umgang damit noch nicht gefunden. All diese Dinge sind ungeheure Zeitfresser, aber keine Realitätsflucht. Eher kann dies zu einer Flucht vor sich selbst ausarten, denn sich selbst auszuhalten ist keine einfache Sache. Das ergeht Erwachsenen so, aber auch Kindern.vaeter.nrw: Was ist die Kernaussage Ihres Buches?Thomas Feibel: Zum ersten Mal in der Geschichte der Medien verlangen Erwachsene etwas von ihren Kindern, was sie selbst nicht können: widerstehen. Es ist wichtig, immer wieder unsere Vorbildrolle zu hinterfragen, die eigene Haltung zu überprüfen, etwa ob wir unseren Kindern aus Langweile ein Tablet im Restaurant in die Hand drücken. Wichtig ist es auch, dass Kinder die Selbstregulation lernen. Das geht, indem sie vom reinen Konsumieren wie bei Spotify, Netflix oder YouTube zum Gestalten kommen. Das Buch zeigt dazu gute Apps und erklärt informativ und unterhaltsam, wie eine entspannte Erziehung gelingen kann. Es informiert, gibt Ratschläge und entlastet.vaeter.nrw: Wenn Sie heute Väter im Umgang mit der sich rasant entwickelnden digitalen Welt coachen, was ist Ihr Hauptanliegen?Thomas Feibel: Mehr Familienzeit und Quality Time. Der Flugmodus des Smartphones funktioniert nicht nur im Flugzeug. Und wenn wir tatsächlich durch Handys mehr Zeit sparen, wo ist denn dann diese Zeit? Ich denke, je digitaler diese Welt wird, desto wichtiger wird wieder das Analoge. Entsprechend sollte die Freizeitgestaltung mit Kindern aussehen. Einmal gemeinsam zelten bringt mehr, als zehn Mal zusammen Pokémon Go zu spielen.vaeter.nrw: Wie können Kinder, Väter, Familien die Neuen Medien zum Vorteil aller nutzen?Thomas Feibel: Vor allem mit Regeln. Für Kinder und Erwachsene. Am besten ist es, zusammen mit Kindern über Regeln zu sprechen und sie gemeinsam zu vereinbaren. Die Aufgabe der Väter ist es nicht nur Regeln aufzustellen, sondern sich auch um ihre Einhaltung zu kümmern. Das ist oft heikel und macht keinen Spaß. Aber ohne Kontrolle sind alle Regeln sinnlos. Natürlich werden Kinder immer wieder die Grenzen überschreiten und etwa kein Ende bei Spielen finden. Aber das machen sie nicht aus Provokation, sondern aus einem ganz einfachen Grund: weil sie Kinder sind.vaeter.nrw: Herr Feibel, herzlichen Dank für das Gespräch.

Sie möchten Ihr Medienwissen vertiefen?

Wer zu den angesprochenen Themen oder weiteren Fragen sein Wissen rund um Medien erweitern möchte, findet im Web ein umfassendes und teilweise mehrsprachiges Broschüren-Angebot: Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM NRW) stellt Vätern eine breit gefächerte Auswahl an Materialien zur Verfügung. Sortiert nach Themenfeldern, Medium oder Zielgruppe lassen sich die Veröffentlichungen gezielt durchsuchen. Etliche Broschüren sind neben der deutschen Fassung auch in arabischer, russischer oder türkischer Sprache erhältlich. Das Medienkompetenzportal NRW bietet eine thematisch sortierte Linksammlung zum kompetenten Umgang mit Medien an. Vorgestellt werden Internetseiten aus Bereichen wie Internet, Handy & Mobile Medien oder Spiele. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) stellt umfangreiche Informationsmaterialien in Sachen Medien für Väter (Eltern),  Kinder und Jugendliche bereit. Eine Themenauswahl: Empfehlungen und Einschätzungen zur Vielfalt von Computer- und Konsolenspielen, der einfache Einstieg in die Medienerziehung, Geflimmer im (Kinder-)Zimmer, Verherrlichung von Essstörungen im Internet etc. Einen übergreifenden Ansatz verfolgt die Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz. Sie versammelt aktuell über 470 Besprechungen von frei verfügbaren Materialien zur Vermittlung von Medienkompetenz. Per Freitext-Suche, Schlagwort-Wolke oder über die Verweisliste finden Väter Broschüren, Vorträge, Lehrmaterialien und vieles mehr zu Grundlagen sowie aktuellen Themen in der Medienerziehung.   Thomas Feibel leitet das Büro für Kindermedien in Berlin und ist einer der führenden Journalisten zum Thema Kinder und Neue Medien. Für seine Arbeit zur Leseförderung und Vermittlung elektronischer Medien für Kinder und Jugendliche wurde er von Bibliothek & Information Deutschland (BID) mit der Karl-Preusker-Medaille ausgezeichnet. Zuletzt veröffentlichte er das Buch „Jetzt pack doch mal das Handy weg“.    

Denkanstöße zur Digitalisierung

Broschüre „leben – lieben – liken“ beleuchtet die Folgen des digitalen Wandels für Familien

„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung“, sprach der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. aus voller Überzeugung – und lag damit genauso falsch wie manche Fachleute, die einst empfahlen, das Internet einfach zu ignorieren. Längst ist die Digitalisierung in unserem Alltag angekommen und verändert die Gesellschaft. Welche neuen Herausforderungen sich speziell Familien dadurch stellen und wie diese gemeistert werden können, erörtert die Broschüre „leben – lieben – liken“ der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie Nordrhein-Westfalen (eaf-nrw).
„Nicht mitmachen ist auch keine Lösung“, stellt Autor Remi Stork, Mitglied der Geschäftsführung der eaf-nrw, einleitend fest und plädiert für eine sorgfältige Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken von Digitalisierung in den persönlich relevanten Lebensbereichen. Er ermuntert Eltern und pädagogische Fachkräfte dazu, den neu gewonnenen Möglichkeiten – zum Beispiel für Kommunikation und Bildung – gegenüber aufgeschlossen zu sein und die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen positiv zu nutzen. Es sei „erfolgversprechender […], mit diesen Kräften zu segeln“ anstatt sie kontrollieren zu wollen.

Digitalisierung wirft Fragen auf

Familien können täglich erleben, wie der Einzug von digitaler Technik in nahezu alle Lebensbereiche ihren Alltag verändert. Dadurch entstehen viele Fragen: Wollen oder müssen Eltern über mobile Nachrichtendienste ständig und überall für ihre Kinder erreichbar sein, um deren Bedürfnisse und Erwartungen umgehend erfüllen zu können? Wie gestaltet sich im „Homeoffice“ die Abgrenzung zwischen Arbeits- und Familienzeit? Dürfen Eltern Fotos ihrer Kinder einfach online stellen? Medienkompetenz wird in Anbetracht der Vielzahl von neuen technischen Geräten, Programmen oder Plattformen zur gemeinsamen Herausforderung für Eltern und Kinder: Wer lernt was von wem?

Anregungen aufgreifen und Vorbild werden

Erfahrene Fachleute greifen in der Broschüre diese und viele weitere Fragen auf und beleuchten Themen wie Kommunikation, Identität, Konfliktbearbeitung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bildung, Inklusion oder Datenschutz. Ein wichtiger übergreifender Aspekt dabei: Kinder und Jugendliche haben auch im digitalen Raum das Anrecht auf selbstbestimmtes Handeln und Privatsphäre, benötigen jedoch eine altersangemessene Begleitung. Erwachsene können mit einer klaren Haltung zu Umfang und Grenzen der Nutzung von digitalen Angeboten gute Vorbilder sein. Dafür ist es empfehlenswert, sich bewusst mit den vielfältigen Auswirkungen von Digitalisierung auseinanderzusetzen. Als Sammlung wertvoller Denkanstöße zum Thema kann „leben – lieben – liken“ eine hilfreiche Ausgangsbasis sein. Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft Familie Nordrhein-Westfalen (eaf-nrw) ist der familienpolitische Landesverband der Evangelischen Kirchen im Rheinland, in Westfalen und in Lippe für NRW. Die eaf-nrw versteht sich als fachkompetentes, interdisziplinäres Netzwerk in familienrelevanten Fragen und setzt sich im gesellschaftspolitischen und kirchlichen Raum für die Anliegen und Bedürfnisse von Familien ein.

Väter wollen ihre Rolle annehmen und leben

Häufig werden qualifizierte Trainer, die Vater-Kind-Angebote entwickeln und anleiten, gesucht. Thorben Schürmann, Dipl.- Sozialarbeiter/-pädagoge, Schulsozialarbeiter, ist langjähriger Trainer. Im Interview mit vaeter.nrw berichtet er über seine Ausbildung zum Kinderteamer und Seminarleiter sowie über seine langjährige Erfahrung aus der Arbeit mit Vätern.
vaeter.nrw: Herr Schürmann, Sie haben die Ausbildung zum Trainer von Vater-Kind-Angeboten vor 5 Jahren gemacht. Was war Ihre Motivation, sich für diese Ausbildung zu entscheiden? Thorben Schürmann: Während meines Studiums bin ich über meine damalige Nebentätigkeit in der offenen Kinder- und Jugendarbeit angefragt worden, ob ich als Kinderteamer Vater-Kind-Wochenenden begleiten möchte. Da ich mir überhaupt nichts unter dieser Arbeit vorstellen konnte, habe ich zunächst sehr zögerlich reagiert und mehrere Nachfragen ausgeschlagen. Schließlich habe ich doch zugesagt und habe seither mit sehr viel Spaß um die 30 Wochenenden als Kinderteamer begleitet. Dass ich irgendwann auch die Fortbildung zum Seminarleiter machen würde, war sehr nahe liegend. Im Jahr 2011/12 habe ich mich dann bereit gefühlt, diesen Schritt zu gehen und bin seit Abschluss der Fortbildung im Schnitt an 6 Wochenenden im Jahr im Einsatz.
vaeter.nrw: Die umfangreiche Ausbildung, bestehend aus sieben Modulen mit 120 Unterrichtseinheiten, beleuchtet die Väterarbeit in vielen Facetten. Wie hat die Ausbildung Ihren Blick für Väter-Themen geschärft? Thorben Schürmann: Ich denke, dass genau dieser Facettenreichtum entscheidend dazu beigetragen hat. Da ich selbst noch kein Vater bin, kann ich noch nicht auf einen eigenen Erfahrungsschatz als Vater zurückgreifen und kenne nur die „Rolle“ als Sohn. In der ausführlichen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten in der Ausbildung waren es neben den fachlichen Inputs insbesondere der sehr fruchtbare Austausch mit den anderen Ausbildungsteilnehmern, gemeinsame Reflexionen, und vor allem die vielen Gespräche zwischendurch, die meinen Blick sehr erweitert haben. Dazu kommt, dass die Atmosphäre in der Gruppe sehr vertrauens- und humorvoll gewesen ist.
vaeter.nrw: Ein Teil der Ausbildung ist eine schriftliche Abschlussarbeit. Welchen persönlichen Schwerpunkt haben Sie gesetzt?Thorben Schürmann: Als ehemaliger und langjähriger Kinderteamer bei Vater-Kind-Seminaren lag es für mich sehr nahe, die Rolle und den Einsatz der Kinderteamer in der Abschlussarbeit zu thematisieren. Als Seminarleiter ist mir der Teamgedanke besonders wichtig. Dafür ist eine harmonische Teamarbeit mit klaren Absprachen und gemeinsam gestalteten Abläufen eine Grundvoraussetzung. Ich selbst hatte das Glück, von den Seminarleitern, mit denen ich als Teamer unterwegs war, ebenfalls als Teil des Teams in alle Prozesse mit eingebunden worden zu sein, was nicht zuletzt mein Verständnis für die Arbeit und die Entscheidung, selbst Seminare leiten zu wollen, mit beeinflusst hat.
vaeter.nrw: Was zeichnet in Ihren Augen einen guten Trainer aus? Welche Eigenschaften sind für die Arbeit von Vorteil?Thorben Schürmann: Die Grundvoraussetzung sollte sein, Lust auf ein gemeinsames Wochenende mit Vätern und Kindern zu haben. Natürlich sind auch unterschiedliche methodische, rechtliche und inhaltliche Kenntnisse und Fähigkeiten wichtig. Diese werden im Rahmen der Ausbildung intensiv vermittelt und trainiert. Die Tatsache, dass ich selbst Sozialarbeiter bin, ist sicher kein Nachteil, jedoch keinesfalls eine Voraussetzung. Es gibt auch viele Seminarleiter mit ganz anderen beruflichen Hintergründen. Mir persönlich ist wichtig, dass die Väter nicht nur gerne an den Wochenenden teilnehmen, weil ihren Kindern das sehr gefällt, sondern sie auch selbst eine gute, bereichernde Zeit erleben.
vaeter.nrw: Wie hat sich nach der Ausbildung Ihre Arbeit mit Vätern entwickelt?Thorben Schürmann: Neben der schon erwähnten Tätigkeit in der Vater-Kind-Arbeit habe ich natürlich auch in meinem eigentlichen Beruf als Schulsozialarbeiter viel Kontakt zu Eltern und Eltern-Kind-Beziehungen. Die Ausbildung zum Trainer für Vater-Kind-Angebote hat mir auch hier nochmal insbesondere die Rolle des Vaters vor Augen geführt. Auch in der alltäglichen Arbeit nutze ich diesen Schwerpunkt und achte beispielsweise bei Elterngesprächen noch verstärkter darauf, nach Möglichkeit immer beide Elternteile mit einzubeziehen. Die Rolle und Funktion des Vaters in Beziehungs- und Erziehungsfragen sind von sehr großer Bedeutung.
vaeter.nrw: Was schätzen Sie besonders an der Arbeit mit und für Väter?Thorben Schürmann: Von teilnehmenden Vätern erhalte ich häufig zwei Rückmeldungen. Die erste ist, dass sich die Väter häufig untereinander kaum oder gar nicht kennen, auch wenn ihre Kinder teilweise schon seit einigen Jahren die gleiche Kindergartengruppe besuchen. Man sieht sich vielleicht mal im Vorbeigehen beim Bringen oder Abholen der Kinder, ins Gespräch kommt man jedoch selten. Dabei sind Kontakt und Austausch untereinander häufig gewünscht und werden im Rahmen des gemeinsamen Wochenendes sehr genossen und oft auch darüber hinaus weiter gepflegt. Ein zweiter immer wieder genannter Punkt ist die oft beruflich bedingte wenige Zeit, die Väter am Stück mit ihren Kindern verbringen können. In der Nachbesprechung wird regelmäßig berichtet, dass sich nach dem Wochenende die Intensität dieser gemeinsamen Zeit noch verstärkt hat. Beides zeigt, dass das Konzept der Vater-Kind-Arbeit die beiden Wünsche – zum einen nach Austausch mit anderen Vätern und zum anderen nach gemeinsam verbrachter Zeit mit Kindern – sehr gut miteinander verbindet. Es macht deutlich, dass das alt hergebrachte Klischee, Kindererziehung sei hauptsächlich Sache der Mütter, zum Glück schon längst überholt ist. Väter wollen ihre Rolle annehmen und leben.
vaeter.nrw: In welchen Bereichen wollen Sie Väter vor allen Dingen stärken? Welche Kompetenzen möchten Sie Ihnen vermitteln?Thorben Schürmann: Die Formulierung dieser Frage unterstellt, dass es ein Defizit an Kompetenzen der Väter gibt, das es zu beheben gilt. Das sehe ich ganz und gar nicht so. Ich erlebe bisher ohne Ausnahme, dass die teilnehmenden Väter trotz unterschiedlicher lokaler, teilweise kultureller, beruflicher und interessensspezifischer Hintergründe eines gemeinsam haben: sie alle haben Lust darauf, mit ihren Kindern und anderen Vätern Zeit zu verbringen, Kontakte zu knüpfen, Abenteuer zu erleben und sich mit Ideen einzubringen. Sie bringen die verschiedensten Kompetenzen mit, sodass eine gleichermaßen sehr unterschiedliche, jedoch auch sehr verbundene Vätergruppe entsteht, in der Vertrauen, Humor, Kreativität und Miteinander wichtige Eckpfeiler sind. Es kommt auch vor, dass Fragen zur Erziehung, zum Umgang mit bestimmten Regelungen oder die Vereinbarung von beruflichen und familiären Herausforderungen miteinander diskutiert werden und auch ich als Seminarleiter nach Meinungen oder Einschätzungen gefragt werde. Es geht jedoch nicht um eine klassische Erziehungsberatung oder das Beheben von Defiziten, sondern darum, Raum für gemeinsamen Austausch zu schaffen und unterschiedliche Erfahrungen, Meinungen und Erlebnisse miteinander zu teilen und die Möglichkeit zu geben, davon etwas mitnehmen zu können.
vaeter.nrw: Welche Erfahrungen nehmen Sie persönlich aus Ihrer Arbeit mit?Thorben Schürmann: Noch bin ich kein Vater, aber schon jetzt kann ich sagen, dass auch ich von den vielen Erfahrungen und den intensiven Gesprächen sehr profitiere. Ich möchte als Vater genauso aktiv für meine Kinder da sein, wie ich es bei den Vätern in der täglichen Arbeit erlebe. Und selbstverständlich würde ich auch dann weiter in der Vater-Kind-Arbeit mitmachen, allerdings dann auch sehr gerne als teilnehmender Vater.
Zur Person:

Thorben Schürmann

Fortbildung zum Trainer für Vater-Kind-Angebote im Jahr 2012, zuvor schon ca. 5 Jahre als Kinderteamer Teil der Vater-Kind-Arbeit; Seit 2009 Schulsozialarbeiter an einer Gemeinschaftsschule in Neuenrade / Sauerland, 2008 Studium als Diplomsozialarbeiter/ -pädagoge abgeschlossen

Caritasverband Münster befragt Väter zur Verbesserung von Beratungsangeboten

Ergebnisse der „Väter-in-Beratung“-Studie (VIBS) in Werkstattgespräch vorgestellt

Vor welchen Herausforderungen stehen Väter mit Kindern im Vorschulalter? Auf welche Hilfen greifen sie bei Erziehungs- und Familienthemen zurück und welche Erwartungen stellen sie an Erziehungsberatung? Diesen Fragen ging der Caritasverband für die Stadt Münster e.V. gemeinsam mit Studierenden der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen im Rahmen einer Befragung von Vätern nach.
Ziel des Forschungsprojektes war es, väterspezifische Beratungsangebote noch besser auf die konkreten Bedürfnisse und Wünsche der Männer abstimmen zu können. Dazu wurde das alltägliche Vatersein von Münsteraner Vätern mit Kindern im Vorschulalter untersucht. Über die 21 Familienzentren bzw. die Kindertagesstätten in Münster, mit denen die Caritas kooperiert wurde der Kontakt zu den Vätern hergestellt. Circa 200 Väter beteiligten sich an der schriftlichen Umfrage. Die Befragungsergebnisse wurden Fachleuten aus der Region im Juni 2017 vorgestellt. Eingeladen hatten hierzu der Caritasverband für die Stadt Münster e.V. sowie die Fachstelle Väterarbeit in NRW. Laut Umfrage beteiligen sich viele Männer aktiv am Alltag ihrer Kinder. Ein Großteil von ihnen fühlt sich der Vaterrolle sowie den damit verbundenen Aufgaben gewachsen. 81 Prozent fällt das Vatersein insgesamt leicht. Unsicherheiten bestehen bei einzelnen Themen wie dem Umgang mit Regelbrüchen, bei der Mediennutzung sowie beim Beruhigen des Kindes. In Erziehungsfragen scheinen sich die meisten Paare (93 Prozent) einig zu sein.

Partnerschaftliche Aufgabenteilung schafft Zufriedenheit

Knapp die Hälfte der Väter gibt an, dass sie und ihre jeweilige Partnerin die Erziehung und Betreuung der Kinder zu gleichen Teilen übernehmen. Rund 90 Prozent der Befragten, die dieses partnerschaftliche Modell leben, bezeichnen sich und ihre Partnerin als zufrieden mit der gewählten Aufgabenteilung. Liegen die Betreuung und Erziehung der Kinder überwiegend in der Hand der Frau, so sinkt die Zufriedenheit auf gut 60 Prozent. Unabhängig des jeweils gewählten Modells haben fast 70 Prozent der Väter das Gefühl, dass sich Familie und Beruf für sie gut oder sehr gut miteinander vereinbaren lassen.

Väter sind offen für (professionelle) Beratung

Unterstützung bei Erziehungsfragen suchen sich 73 Prozent der befragten Väter bevorzugt im unmittelbaren sozialen Umfeld, wie zum Beispiel bei der Partnerin (61 Prozent). Fachleute aus vertrauten Anlaufstellen wie der Kinderbetreuungseinrichtung oder der Kinderarztpraxis werden jeweils von ca. 23 Prozent der Väter um Rat gefragt. Die Angebote einer professionellen Erziehungsberatungsstelle haben rund 8 Prozent der Väter bereits in Anspruch genommen. Knapp die Hälfte aller Befragten kann sich vorstellen, dies in Zukunft einmal zu tun. Besonders attraktiv für die Väter seien laut Umfrage Angebote, die vorwiegend abends oder samstags im Rahmen einer persönlichen Beratung stattfinden. Bevorzugt würden dabei eher Einzel- oder Familiengespräche als Gruppenangebote. Außerdem wünschten sich die Väter vor allem örtliche Nähe und zeitnahe Termine. Inhaltlich erwarten die Männer von einer Erziehungsberatung schnelle, praktische Lösungen sowie ganz allgemein die Möglichkeit zum Sprechen.

Wünsche und Erwartungen an Erziehungsberatung

Diese Anregungen möchte der Caritasverband Münster aufgreifen, um die väterspezifischen Angebote in der Erziehungsberatung noch besser auf die konkreten Bedarfe abstimmen und weiterentwickeln zu können. Das Werkstattgespräch der Fachstelle Väterarbeit in NRW bot den anwesenden regionalen Akteuren eine Plattform, um sich hierfür anbieterübergreifend auszutauschen und zu vernetzen. Dabei zeigte sich: Ein vertrauter Ort, bekannte Ansprechpersonen sowie der richtige Zeitpunkt der Ansprache erleichtern Vätern den Einstieg in die Beratung. Als Beispiel nannte die Vertreterin einer kirchlichen Beratungsstelle etwa das Thema Geburt des (ersten) Kindes und das darauf abgestimmte Angebot eines Babymassagekurses für Väter. Wie Väter im Rahmen der etablierten betrieblichen Gesundheitsberatung auf Wunsch auch ganz einfach Unterstützung im Bereich Erziehung und Familie erhalten könnten, beschrieb ein Unternehmensvertreter als weiteres Praxisbeispiel.

Attraktivität schaffen und Forschung fortsetzen

Das Fachpublikum kam überein: Wer mit Vätern zu Erziehungs- und Familienthemen in Kontakt kommen möchte, sollte Angebote schaffen, die für Männer inhaltlich, aber auch mit Blick auf die Rahmenbedingungen attraktiv sind. Dann werden diese gern in Anspruch genommen und im besten Fall von Vater zu Vater weiterempfohlen. Für ein tiefergehendes Verständnis dafür, was Väter beschäftigt und welche Unterstützung sie sich wünschen, könnte außerdem eine qualitative Erforschung in Einzelgesprächen sowie der Blick auf das gesamte Familiensystem sinnvoll sein, so die Expertinnen und Experten.

Wenn Kinder zum ersten Mal allein verreisen

Sicher und mit gutem Gefühl ins Abenteuer „Kinderferien“

Wenn Kinder zum ersten Mal ohne Eltern verreisen, ist das für Väter und Mütter genauso aufregend wie für den Nachwuchs. Es stellen sich zahlreiche Fragen: Ist mein Kind schon alt genug dafür? Wie kann ich mein Kind gut vorbereiten? Was mache ich, wenn das Kind Heimweh bekommt? Wie kann ich sicher gehen, dass mein Kind in guten Händen ist? Und nicht zuletzt: Was erleichtert mir das Loslassen?
Der Entschluss des Kindes steht fest: „Ich will bei Oma und Opa Ferien machen, und zwar ohne euch!“ Eltern stehen diesem Wunsch beim ersten Mal meist mit gemischten Gefühlen gegenüber. Stolz auf die Selbständigkeit und den Mut des Kindes wechselt sich ab mit der Unsicherheit, ob es der Herausforderung von Ferien im Alleingang schon gewachsen ist. Möchte der Nachwuchs in ein Zeltlager oder zu Bauernhofferien aufbrechen, rückt zusätzlich die Frage nach einer vertrauenswürdigen Fremdbetreuung vor Ort in den Mittelpunkt.

Ein Meilenstein für Vater und Kind

Für Väter (und Mütter) ist der Wunsch nach Ferien ohne Eltern ein weiterer großer Meilenstein auf dem Weg zur Unabhängigkeit des Kindes. Schenken Väter ihrem Kind das Vertrauen, sich selbst auszuprobieren und einige Tage von Zuhause weg zu sein, können alle an der Erfahrung wachsen. Vertrauen ist auch die Grundlage bei der Auswahl eines Ferienangebots mit Betreuung außerhalb von Freunden oder Verwandten.

Reiseplanung

Worauf Väter bei der Planung der ersten Reise ohne Eltern achten sollten, erfahren Sie in unseren Fragen & Antworten.Wann ist mein Kind alt genug, um allein in die Ferien zu fahren? Generell gilt: Es gibt kein festes Alter dafür. Am besten ist es, wenn der Wunsch vom Kind selbst geäußert wird. Außerdem spielt es eine Rolle, wohin und mit wem es in den Urlaub fährt. Bei Verwandten und guten Freunden, die dem Kind vertraut sind, können oft schon Kindergartenkinder ihre ersten Ferien ohne Eltern verbringen.Bei betreuten Reisen mit fremden Bezugspersonen wie auf einen Reiterhof oder in ein Zeltlager lohnt der Blick auf die sozialen Fähigkeiten des Kindes. Wie findet es sich in einer neuen Gruppe zurecht? Wie geht es mit Streitigkeiten um? Kann es sich an Regeln halten? Meist sind Kinder ab einem Alter von etwa 7 bis 8 Jahren so weit, dass sich sich unter Anleitung in einer neuen Umgebung zurechtfinden können.Wie lange sollen die ersten Kinderferien sein? Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind herauszufinden, wie lange es sich zutraut, am Ferienort zu bleiben. Dabei gilt: Übung macht den Meister. Haben Kinder schon öfter die ein oder andere Nacht bei Freunden oder Verwandten „geübt“ von Zuhause weg zu sein, tun sie sich leichter mit der ersten längeren Reise.Wie gehen wir mit dem Thema „Heimweh“ um? Manche Kinder hängen sehr an ihren Eltern und es fällt ihnen schwer, abends in einer fremden Umgebung einzuschlafen. Deshalb gehört das liebste Kuscheltier oder Schmusekissen unbedingt mit ins Gepäck. Kraft geben kann auch ein Glücksbringer von Papa oder ein Familienfoto im Koffer. Wichtig ist, schon vor der Abreise über das Thema Heimweh zu sprechen. Väter können so direkt auf mögliche Ängste des Kindes eingehen. Dem Kind kann es helfen, wenn Papa von seiner eigenen ersten Reise ohne Eltern erzählt und es erfährt, wie er die Situation gemeistert hat.Woran erkenne ich verlässliche Anbieter und vertrauenswürdiges Betreuungspersonal für Kinderreisen? Erste Orientierung bieten anerkannte Qualitätssiegel. So vergibt das BundesForum Kinder- und Jugendreisen e.V. das Qualitätsgütesiegel QMJ „Reisebegleitung Sicher Gut“ für gute Betreuungsarbeit. Die Sicherheit und Güte der Häuser wird außerdem getrennt davon überprüft. TÜV Nord Cert vergibt das Gütesiegel „OK für Kids“ an Ferienanbieter, bei denen nur pädagogisch geschultes Betreuungspersonal eingesetzt wird. Wenn Sie sich für eine Reise entschieden haben, informieren Sie sich zusätzlich beim Veranstalter, welche Betreuungspersonen die Reise begleiten und fragen Sie nach dem Betreuungsschlüssel (Anzahl der Kinder pro Bezugsperson). Aufschlussreich sind außerdem Ferienregeln oder die Hausordnung (einschließlich Nachtruhe) sowie die Frage, wie Regelverstößen gehandhabt werden. Sprechen Sie ebenfalls das Thema Heimweh an: Wie wird damit umgegangen? Gibt es Besucherregeln, sind z. B. Elternbesuche erwünscht und gestattet? Manche Veranstalter bieten zudem Schnupper-Reisen an und berechnen bei vorzeitigem Abbruch der Reise (z. B. wegen Heimweh) nur die tatsächlich vor Ort verbrachten Tage. Tauschen Sie sich auch mit anderen Eltern aus, die bereits Erfahrungen mit Kinderreisen gesammelt haben.Wo finde ich Kinderreisen für kleines Geld? Lohnenswert ist der Blick ins Programm von Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden oder kirchlichen Trägern, die Kinderreisen zu meist überschaubaren Preisen anbieten. Auch viele Städte und Gemeinden veranstalten während der Ferien verschiedene Freizeiten für Kinder, die auch für ein begrenztes Budget erschwinglich sind.Tipps für die erste Kinderreise:
  • Kürzere Etappen machen die erste Reise ohne Eltern eher zum Erfolgserlebnis: „Juhu, ich kann das schon!“ Das Kind gewinnt dadurch an Selbstvertrauen.
  • Ferienziel in der näheren Umgebung aussuchen: Sollte es das Kind nicht aushalten und ein Besuch oder vorzeitiges Abholen wird nötig, so ist der Weg kein Hindernis.
  • Urlaubs-Tagebuch: „Malst du mir ein Bild von deinen Abenteuern?“ Papa und Kind malen und fotografieren füreinander ihre Erlebnisse Zuhause und im Urlaub. Die Vorfreude aufs gemeinsame Anschauen bei der Rückkehr knüpft ein Band zwischen Vater und Kind und hilft in den kleinen Momenten des Vermissens: „Ich freue mich auf deine Bilder!“
Für die daheimgebliebenen Väter birgt die Zeit ohne Kind ebenfalls die Chance, etwas zu unternehmen, was schon lange auf der persönlichen Wunschliste steht. Wer sich selbst etwas Nichtalltägliches vornimmt, hat ebenfalls etwas zu erzählen, wenn das Kind zurückkommt. So wird die Wiedersehensfreude für beide noch ein Stück größer.  

Training für getrennte Eltern

Der Entwicklungshelfer

Wenn die Eltern in Trennungsfamilien um das Kindeswohl streiten, geht es oft um die groben Rahmenbedingungen: Wohnung, Betreuung, Besuchszeiten, Geld, Schule, Essen oder Gesundheit. Aber das Kindeswohl ist auch wesentlich von einem souveränen und gelassenen Umgang mit dem Kind und dem anderen Elternteil abhängig. Seit fast zehn Jahren trainiert das Kursangebot „Kinder im Blick“ Eltern, die ihren Fokus erweitern möchten.
Die Trennung oder Scheidung von Eltern ist für alle Beteiligten eine krisenhafte Erfahrung. Das sich trennende Paar muss mit der Enttäuschung einer gescheiterten Beziehung zurechtkommen und Verletzungen und Zurückweisung verarbeiten. Besonders schwierig ist es aber für minderjährige Kinder. Ohnmächtig erleben sie, wie das zentrale Gefüge der Familie auseinander bricht. Die fehlende Sicherheit führt zu Verlustängsten und der Frage, ob sie selbst etwas falsch gemacht haben könnten. Oft fühlen sie sich vom gehenden Elternteil – oder auch von beiden – im Stich gelassen. Fataler Weise verlieren viele Trennungseltern im Streit miteinander das Gespür dafür, wie ihr Handeln das Leiden der Kinder noch vergrößert. Höchste Zeit, die Kinder wieder in den Blick zu nehmen.

Entwicklungswünsche und der eigene Beitrag

„Wenn beispielsweise der Papa nach einem Telefonat mit der Mama wütend auflegt und vor dem Kind ‘Blöde Kuh!’ sagt, meint er zwar die Mutter, trifft aber ungewollt auch das Kind. Dafür wollen wir das Bewusstsein schärfen“, sagt Tillmann Schrörs. Er ist systemischer Elterncoach und leitet – idealerweise gemeinsam mit einer Frau – bei verschiedenen Düsseldorfer Einrichtungen Elternkurse nach dem Konzept von Kinder im Blick. Das Programm wurde vom Familien-Notruf München und der LMU München entwickelt und stellt das Kindeswohl ins Zentrum. Ein wichtiger Schritt dabei ist, Erziehungsziele zu formulieren. Kursleiter Schrörs setzt auf die Vorstellungskraft: „Unsere Teilnehmer reisen gedanklich dreißig Jahre in die Zukunft und begegnen dort ihrem Sohn, ihrer Tochter. Zu was für Menschen sollen sie sich entwickelt haben? Und wo wir schon in die Zukunft schauen: Was wünschen sich die Eltern, wie das erwachsene Kind über die Trennungszeit denkt?“ Auf diese Weise entsteht meist das Bild eines selbständigen und dem Leben gegenüber positiv eingestellten Menschen. Ein schönes Ziel. Die Aufgabe im Kurs ist, herauszufinden, was heute getan werden muss, um dieses Ziel zu erreichen – im Umgang der Eltern untereinander, aber auch mit dem Kind. „Die Eltern sollen ein Gespür bekommen, wie sich bestimmte Situationen für ein Trennungskind anfühlen und sich auf seine Entwicklung auswirken können“, sagt Tillmann Schrörs. „Dafür schlüpfen die Kursteilnehmer mal in die Kinderrolle und erleben sich selbst aus deren Perspektive. Kinder begreifen sich auch als Mischung aus Mama und Papa. Und daher verletzt jedes böse Wort gegen einen Elternteil gleichermaßen sie selbst.“

Die Hand an der Pausentaste

Aber nach einer Trennung kommt es immer wieder zu konfliktreichen und emotionalen Momenten. Dabei das eigene Handeln zu reflektieren und ruhig zu bleiben, ist schwer. In dem Kurs lernen die Eltern, sich aufschaukelnde Diskussionen mit einer gedanklichen Pausetaste zu unterbrechen. Für Tillman Schrörs geht es dabei aber nicht darum, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sondern dass die Eltern aus eingeschliffenen Rollenmustern ausbrechen. Dass nicht auf jede Aktion automatisch eine noch schärfere Reaktion folgt: „Pause heißt: Den Streit – und sei es unter einem Vorwand – zu unterbrechen, die Kontrolle über die eigenen Gedanken zurückzugewinnen, Luft zu holen, etwas anderes tun. Mit Abstand kann man vielleicht die Sichtweise des Gegenübers besser nachvollziehen.“ Damit die Eltern mehr über die jeweils andere Perspektive lernen, sind die Kurse immer gemischt – wobei ehemalige Paare unterschiedliche Kurse besuchen. Väter erfahren so, wie fremde Mütter mit stressauslösenden Situationen umgehen – und umgekehrt. Ziel ist, gelassener zu reagieren, wenn der andere Elternteil das Kind verspätet zur Übergabe bringt oder man in eine Planung nicht ausreichend einbezogen wurde: Solche Dinge geschehen – nicht unbedingt als Schikane oder in böser Absicht.

Ablehnung mit Liebe begegnen

Ein Kinder-im-Blick-Kurs soll Kinder aber nicht nur indirekt stärken und schützen, indem die Kommunikation und Gelassenheit zwischen den getrennten Eltern geübt wird. Das gilt natürlich ebenso gegenüber dem Kind. Beispielsweise ist es für Väter – die ja meist nicht mit dem Kind zusammen wohnen – schwer, eine Zurückweisung durch ihre Kinder zu ertragen. Unabhängig von den Gründen oder vom eigentlichen Hergang der Trennung: Aus Sicht der Kinder ist der Vater zunächst der „Verlasser“, der die gemeinsamen Familie zerstört hat. Tillmann Schrörs: „Viele Kinder erleben zu Hause eine traurige Mutter und es ist völlig normal, loyal zu demjenigen zu stehen, mit dem man täglich zusammen ist. Im Streitfall heißt das zugleich, sich gegen den Vater zu stellen.“ Um mit diesem Loyalitätskonflikt umzugehen, hilft es den Vätern, die Umstände richtig einzuschätzen. Sie müssen Geduld haben und sich von der Ablehnung durch das Kind nicht verunsichern lassen. „Vielmehr sollten sie dem Kind signalisieren: Ich verstehe, dass du wütend bist, aber ich liebe dich mit deiner Wut und ich werde für dich da sein.“ Auch hier ist also Gelassenheit angesagt. So schwierig die Situation sein mag, eine entspannte Haltung hilft auf Dauer allen Familienmitgliedern und ihrer Beziehung zueinander.Tillmann Schrörs ist systemischer Elterncoach und Mediator in der eigenen „Perspektivenwerkstatt“. Als Elternkursleiter unterstützt er den Deutschen Kinderschutzbund und den Verband allein erziehender Mütter und Väter, VAMV e. V. Er hat drei erwachsende Kinder.

Väterrolle

Jede Vaterschaft verändert sich im Laufe der Jahre: Der Schmusepapa aus Babytagen wird zum Spielgefährten, zum Beschützer, zum strengen Erzieher, zur Reibefläche oder zum erfahrenen Berater. vaeter.nrw.de hat Vater Heinz (*1942) und Sohn Tobias (*1978) zum Doppelinterview gebeten. Sie erzählen aus ihrer Perspektive, wie sie ihr Vater-und-Sohn-sein erlebt haben.
vaeter.nrw: Welche Erinnerung haben Sie an die Geburt ihres Sohnes?Heinz: Bei Tobis Geburt, 1978, war ich zum Glück dabei. Noch fünf Jahre vorher, als unsere Tochter zur Welt kam, wurde ich aus dem Kreißsaal geschickt. Aber als es bei Tobi losging, habe ich das getan, was man als Vater so tun kann: Hand halten und beruhigen. Die Geburt war auch nicht ganz einfach. Tobi kam einige Wochen zu früh, war sehr klein und schwach. Zum Glück hat er gleich geschrien und geatmet. Dennoch ging es mit dem Rettungswagen sofort in eine Klinik, die mit Brutkästen und Wärmebetten für Frühchen eingerichtet war. Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, aber ich bin froh, dass ich dabei war. In den Siebzigern waren Kinder ja noch mehr Frauensache. Selten hat man Väter gesehen, die ihr Baby im Kinderwagen durch die Gegend schoben.
vaeter.nrw: Und nach der Krankenhauszeit? Kam dann eine eher klassische Aufgabenteilung?Heinz: Nein, das ging auch nicht. Meine Frau war Lehrerin und sie musste sechs Wochen nach der Geburt wieder in die Schule. Außerdem gab es ja auch noch samstags Unterricht – dann musste ich natürlich alles machen: wickeln, füttern, anziehen, Mittagessen kochen und was so anfällt. Das habe ich alles aber auch schon fünf Jahre vorher, bei unserer Tochter so gemacht. Nur ans Baden habe ich mich nicht herangetraut. Tobias: Wochentags warst du aber viel arbeiten. Ich erinnere mich daran, dass du so gegen halb vier am Nachmittag nach Hause kamst. Und dann hattest du das Telefon immer griffbereit bis fünf oder sechs Uhr. Rückblickend würde ich sagen, dass du einfach viel Wert auf Leistung und Pflichterfüllung gelegt hast. Und das hieß dann, dass auch zuhause noch Arbeitszeit war. Die Freizeit, Spielen mit uns Kindern, fing eigentlich danach erst an.Heinz: Stimmt, ich war ja selbstständig und musste mir Arbeit mit nach Hause nehmen. Aber ich war anwesend und konnte von den Kindern was mitbekommen. Allerdings bin ich auch morgens so früh aus dem Haus, dass die Kinder noch geschlafen haben. Ich habe für alle Frühstück gemacht und bin los. Dass ich richtig was mit den Kindern gemacht hätte, kam also erst abends.Tobias: An viele kleine Fahrradtouren erinnere ich mich noch. Im Sommer stieg Tanja dann auf ihr Rad und ich kam bei dir hinten in den Sitz. Oder wir haben im Garten Fußball gespielt. Aber außer Spielen hattest du noch einen speziellen Job bei uns: Wenn wir eine Erkältung hatten, warst du immer fürs Fiebermessen zuständig, für Hustensaft oder Rücken und Brust einreiben.Heinz: Ja, da war ich immer hinterher. Als du vielleicht drei Jahre alt warst, hattest du mal einen Fieberkrampf. Das war nicht lustig. Und in den ersten Jahren warst du ja – nach der frühen Geburt – sowieso nicht so robust. Jedenfalls habe ich auf Gesundheitssachen immer geachtet und das zu meiner Aufgabe gemacht.
vaeter.nrw: Waren Sie eher der Kümmerer - oder der strenge Erzieher?Heinz: Streng, ja auch. Aber eindeutige Rollen gab es nicht. Meine Frau und ich hatten da immer eine gemeinsame Linie. Vor allem, weil Kinder Schlitzohren sind. Wenn die etwas wollten und die Mutter sagte „nein“, kamen sie direkt zu mir und fragten noch mal. Dann war meine Antwort immer: „Hast du Mutti gefragt? Was sagt die denn?“Tobias: Eure Einigkeit haben wir natürlich gemerkt, wir haben es trotzdem versucht …Heinz: Und auch wenn man die Entscheidung des anderen vielleicht nicht ganz richtig fand – gegenüber den Kinder waren wir uns einig. Hinterher, wenn die Kinder nicht dabei waren, haben wir uns die Dinge gesagt, die wir nicht gut fanden.Tobias: Du warst bei wichtigen Entscheidungen aber schon tonangebend. Da hat jeder in der Familie ein bisschen auf deine Meinung geschaut.
vaeter.nrw: Auch bei schulischen Fragen?Heinz: Ich habe mir dafür zumindest immer Zeit genommen – auch wenn ich sonst wenig Zeit hatte. Wenn zum Beispiel Elternsprechtag war, sind wir immer mit Tobi von Lehrer zu Lehrer gegangen. Die Schule war für mich der Grundstein, wenn da die Struktur stimmt, lässt sich darauf aufbauen.Tobias: Klare Strukturen waren tatsächlich ein großes Thema bei uns. Strukturiertheit in vielen Bereichen. Dazu gehörte auch, dass wir immer um halb sieben beim Abendessen saßen. Alle.Heinz: Naja, spätestens mit 15, 16 warst du oft nicht mehr dabei. Das war aber ohnehin eine etwas schwierige Zeit.Tobias: Das hatte auch oft mit dieser Strukturiertheit zu tun. Aus meiner Sicht war das ein Zuviel an sinnloser Struktur. Da hätte man manchmal auch ausloten können, wo größere Freiräume besser gewesen wären.Heinz: Das war aber auch deine stinkfaule Phase und in der Schule ging es bergab. Die Mama hat sich – bestimmt ein Jahr lang – immer mit dir hingesetzt und geübt. Aber du warst bockig und es hat oft geknallt. Wenn ich nach Hause kam, habe ich das Theater mitbekommen und dich mehrmals zur Brust genommen. Und als das auch nicht half, habe ich gesagt: „Tobi, das muss jetzt besser werden, sonst kommst du ins Internat.“ Das hat gewirkt. Dann wurden auch die Noten wieder besser. Für uns war klar, wir brauchen eine klare Linie, von der bin ich dann auch nicht abgegangen. Und wenn ich das im Nachhinein betrachte: Da haben wir recht behalten, hast ja ein gutes Abi gemacht.Tobias: Es stimmt, in der Schule war es zu der Zeit schon schwierig. Aber mir waren die Strukturiertheit und Reglementierung zuhause und in der Schule oft zu stumpf. Ich wollte andere Sachen entdecken und habe mich mehr für Musik und Politik interessiert. Und ich glaube, es hätte auch mit der Schule gut funktioniert, wenn ich mehr Freiheiten gehabt hätte, um Dinge auszuprobieren.
vaeter.nrw: Aber haben Sie sich denn an die vorgegebenen Strukturen gehalten?Tobias: Teilweise. Um das Lernprogramm kam ich nicht herum. Aber bei anderen Dingen habe ich schon versucht, mich abzugrenzen und mich auch aus der Familie entfernt. Statt Abendessen mit der Familie war ich dann mit Freunden unterwegs und wir haben auch Dinge gemacht, von denen die Eltern besser nichts wissen sollten.Heinz: …und deine kaputten Klamotten! Gerade frisch gekauft und du nimmst die Schere und schneidest Löcher rein oder Ärmel ab. Wir kamen mit dieser Schludrigkeit und Missachtung der Sachen nicht gut zurecht. Um die kaufen zu können, mussten wir arbeiten.Tobias: Aber genau die Missachtung war Programm. Mir ging es dabei auch um eine Haltung der Welt gegenüber: um die großen Ungerechtigkeiten, um Verteilung und solche Dinge. CDU wählen und Mercedes fahren, dagegen habe ich mich abgrenzen wollen. Was mich damals politisch interessierte, das Linke und Alternative, diese Gegenwelt zur konservativen Familie, hat mich auch auf meinen Weg gebracht. Zum Beispiel zum Politikwissenschaftsstudium.Heinz: Konservativ bin ich auch heute. Aber inzwischen haben wir über solche Themen viel diskutiert und uns in manchen Punkten angenähert – von beiden Seiten.Tobias:Zu Schulzeiten haben wir noch nicht wirklich darüber gesprochen. Ich bin dem da eher aus dem Weg gegangen.Heinz: …aber ab deinem Studium, ging es. Ich weiß noch, dass wir dann lange zusammensaßen und es eine gemeinsame Ebene gab.Tobias: Ja, und besonders nach dem Referendariat, als ich die erste Lehrerstelle hatte und mit meinen eigenen Ansprüchen an den Job völlig überfordert war. Da war ich kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen. Und ihr habt mir ganz viel geholfen: mit Gesprächen, Essen kochen oder Hörbüchern.
vaeter.nrw: War es in der Situation schwer, Hilfe anzunehmen – statt endlich komplett auf eigenen Füßen zu stehen?Tobias: Nein, gar nicht. Ich war einfach sehr dankbar, dass die Hilfe kam. Das funktionierte ohnehin zu jeder Zeit sehr gut. Wenn ich irgendwo Probleme hatte, einen Ratschlag brauchte zu Banken, Versicherungen oder so, dann waren meinen Eltern immer da.Heinz: Das Band zwischen uns war ja zum Glück auch nie gerissen. Es war wohl für ein paar Jahre zwischendrin sehr angespannt, gedehnt. Das ist wohl so, wenn man für seine Kinder das Beste erreichen will, die aber selbst auch was beitragen müssen – und gerade störrisch sind. Aber wir hatten sogar in der Zeit noch ein funktionierendes Verhältnis.Tobias: Das hat wohl auch damit zu tun, dass du zwar immer von uns Leistungen sehen wolltest, aber die Leistung keine Bedingung für Nähe, Zeit und Liebe war. Das war in der Kindheit so und später auch. Ich denke manchmal an eine Szene während meiner Examensarbeit: Ich haderte mit allem und hatte Angst vor den anstehenden Prüfungen. Und da hast du zu mir gesagt: „Mach dir mal keine Sorgen, du bist bei uns auf Lebenszeit verbeamtet.“ Der Rückhalt hat mir mit einem Schlag sehr viel Energie gegeben.Heinz: Das ist mir und uns auch wichtig: Die Kinder sollen immer wissen, dass wir sie nicht fallen lassen, dass wir für sie einstehen. Ich hatte selbst sehr liebe Eltern, aber die waren nicht sonderlich stark und konnten sich nicht für uns Kinder einsetzen. Das war ein Grundwert, den ich anders leben wollte. Gegenüber Lehrern oder sonst wem.Tobias: Ja, zum Beispiel, wenn ich beim Fußball eine Scheibe eingeschossen habe und die Nachbarin mir daraufhin eine Ohrfeige verpasst hat. Da konnte ich dir davon erzählen und obwohl du sauer warst, dass ich die Scheibe kaputt gemacht habe – du hast dich mit der Nachbarin dann intensiver auseinandergesetzt.
vaeter.nrw: Gibt es andere Werte, die in der Kindheit schon spürbar waren?Tobias: Offen miteinander zu sprechen war immer wichtig. Dazu gehörte auch, die Wahrheit zu sagen. Lügen, Papi, war für dich eines der schlimmsten…Heinz: Heute noch! Das gehörte aber auch zusammen: Die Kinder sollten wissen, dass sie ehrlich sein müssen – und dass sie ehrlich sein können, weil wir immer hinter ihnen stehen.Tobias: Das will ich heute auch für meine zwei Kinder. Die sollen zu dem stehen, was sie gemacht haben und dabei nicht denken, dass es besser gewesen wäre, nichts zu sagen.
Zur Person:

Vater Heinz und Sohn Tobias

Fester Zusammenhalt

Ermutigung und Trost: So bauen Väter eine sichere Bindung zu ihrem Kind auf

Viele Väter fragen sich nach der Geburt ihrer Kinder, ob die Mutter nicht die wichtigere Bezugsperson ist – und ob sie erst später eine eigene Bindung aufbauen sollen. Warum die Bindung zwischen Kind und Vater vom ersten Augenblick an unersetzbar ist, erklärt Prof. Peter Zimmermann.
vaeter.nrw: Warum ist es für Kinder wichtig, eine sichere Bindung zum Vater zu entwickeln? Prof. Peter Zimmermann: Eine sichere Bindung gibt dem Kind Zuversicht, sich der Umwelt zuzuwenden. Dies ist eine sehr gute Grundlage, um im Leben Kompetenzen aufzubauen. Eine sichere Bindung an den Vater in der frühen Kindheit hat langfristig – besonders im Jugendalter – positive Auswirkungen auf die Selbständigkeit und Kooperationsfähigkeit der Kinder bei Stress. Eine sichere Bindung an den Vater kann auch eine unsichere Bindung an die Mutter ausgleichen. Insgesamt ist sie also eine gute Investition der Väter in die spätere Selbständigkeit und Belastbarkeit ihrer Kinder.
vaeter.nrw: Wie schaffen Väter es, eine sichere Bindung aufzubauen?Prof. Peter Zimmermann: Menschen haben ein Bedürfnis nach Bindung und sie binden sich bereits früh an Mutter und Vater. Viele Väter neigen dazu, die mit dem Kind verbrachte Zeit spielerisch zu gestalten oder wollen gemeinsam ein Ziel erreichen, etwas unternehmen. Ein Vater, der dabei die Ziele und Absichten des Kindes erkennt oder sie mit ihm gemeinsam findet, ihm dann so Hilfestellung gibt, dass es selbst etwas bewirken und sich dann kompetent fühlen kann, wird zur sicheren Basis des Kindes. Das Gleiche bewirkt er, wenn er es bei Misserfolg ermutigt oder es tröstet, wenn es Angst hat. Dann traut es sich etwas zu und fühlt sich beim Vater sicher. Mit dem Kind verbrachte Zeit ohne konstruktives Spiel – oder gar schlecht gelaunt – ist eher ungünstig.
vaeter.nrw: Was raten Sie Vätern, denen die Mutter des Kindes in dieser Hinsicht kaum Fähigkeiten zutraut? Prof. Peter Zimmermann: Eltern haben nicht immer die gleichen Vorstellungen, wie die „richtige“ Fürsorge und Versorgung eines Kindes aussieht. Eine positive Einstellung der Eltern zur Vaterrolle und zur Übernahme von Betreuungsaufgaben alleine hilft nicht beim Aufbau einer sicheren Bindung. Kinder können aber ihre Umwelt beeinflussen und bereits von klein auf signalisieren, was sie brauchen. Wenn ein Kind die Nähe des Vaters bei Belastung oder Unsicherheit sucht, dann sollte er beruhigend oder ermutigend darauf eingehen. Das Kind wird sich daran erinnern und von selbst den Vater wieder suchen.
vaeter.nrw: Welchen Rat geben Sie Vätern und solchen, die es in Kürze werden? Prof. Peter Zimmermann: Emotionale Verfügbarkeit ist wichtig für den Bindungsaufbau. Lernen Sie Ihr Kind kennen, was es kann, mag oder verabscheut. Ihr Kind sollte zu Ihnen kommen können, wenn es Angst hat, traurig ist oder es sich über etwas geärgert hat. Geben Sie ihm Trost, aber auch das Gefühl, dass es sich etwas zutrauen kann und darf – und Sie ihm dabei wirklich helfen. Prof. Peter Zimmermann lehrt an der Bergischen Universität Wuppertal Entwicklungspsychologie und forscht zu den Themen Bindung und Emotion.   Text aktualisiert am 11.06.2016    
Zur Person:

Wie Väter helfen können

ADHS

Die Diagnose einer ADHS-Erkrankung ist oft ein Schock für die ganze Familie. Dabei gibt es vieles, was betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern helfen kann. Nachdem die Diagnose gesichert ist, wird ein verständnisvolles Umfeld wichtig, das die Kinder mit den richtigen Angeboten und Therapien unterstützt.
Dr. Klaus Skrodzki ist selbst Vater eines Kindes mit der Diagnose ADHS. „Die Diagnose war ein Grund für mich, mich auch als Kinder- und Jugendarzt besonders mit dieser Krankheit zu beschäftigen.“ Ärzte in aller Welt sind sich im Großen und Ganzen einig darüber, dass ADHS zu einem hohen Anteil (ca. 80 Prozent) genetisch bedingt ist. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist ADHS eine Entwicklungsstörung der Selbstkontrolle, also der Steuerung durch das Gehirn für die Bereiche Motivation, Gefühle, Wahrnehmung und Bewegungsverhalten – diese sind bei ADHS-Patienten nicht ausreichend vernetzt. ‘Genetisch bedingt‘ heißt aber nicht, dass die Eltern ebenfalls betroffen sind, die Krankheit kann Generationen überspringen oder beim Onkel aufgetreten sein. Wichtig hierbei: „ADHS ist keine Störung, die durch falsche Erziehung entsteht“. Aber, betont der Arzt, eine „ungünstige“ Erziehung kann den Verlauf sehr negativ beeinflussen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich die Eltern möglichst frühzeitig damit auseinandersetzen und dem Kind Hilfe anbieten.

Die richtige Diagnose

Doch vor all dem steht die korrekte Diagnose: Die ist nicht einfach, denn zum einen gibt es verschiedene Ausprägungen – von leichten, mittleren bis zu katastrophalen Verläufen der Störung – und zum anderen können alle Symptome auch ohne ADHS-Erkrankung auftreten. „Wenn ich also wissen will, ob ein Kind oder Jugendlicher an ADHS erkrankt ist, muss ich immer schauen, ob seine Verhaltensweisen in Menge, Dauer und Häufigkeit noch oder eben nicht mehr altersgerecht sind. Deshalb ist die wichtigste Voraussetzung für eine korrekte Diagnose eine sehr sorgfältige Anamnese, also das Erstellen der Krankengeschichte. Dazu müssen Ärzte gut zuhören und möglichst viele Informationen von Eltern, Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern – also allen, die mit diesem Kind mehr zu tun haben – zusammentragen. Oft begleiten wir ein Kind ja über die Vorsorge- und sonstigen Untersuchungen schon über einen längeren Zeitraum, so dass wir da die Entwicklung gut beobachten können“. Denn wer hin und wieder zappelig ist oder sich dem Klassenkameraden gegenüber ohne ersichtlichen Grund aggressiv verhält, hat noch lange kein ADHS. Solche Auffälligkeiten sollten länger als sechs Monate und in unterschiedlichen Lebenssituationen auftreten, um einen Verdacht begründen. Letzteres betont Dr. Skrodzki. Wenn ein Kind beispielsweise nach der Scheidung seiner Eltern einige Zeit auffällig wird, hat das nichts mit ADHS zu tun.

Die wichtigsten Symptome

Kinder, die an ADHS leiden, haben eine so genannte Aufmerksamkeitsstörung. „Das bedeutet nicht, dass sie sich niemals konzentrieren können“, erklärt Klaus Skrodzki. „Wenn etwas besonders interessant ist, kann sich das Kind auch stark fokussieren. Ansonsten aber nimmt es alles gleichstark wahr, was um es herum vorgeht: den Banknachbarn, der seinen Bleistift spitzt, ebenso wie den Lehrer oder das Flugzeug, das draußen vorbeifliegt. Das Kind ist in dieser Situation nicht in der Lage zu bewerten, welchem Reiz es Aufmerksamkeit schenken sollte. Hier liegt auch der Unterschied zu einem Kind, das beispielsweise ‘bockig‘ ist und dem Lehrer nicht zuhören will. Dieses Kind weiß, welchem Reiz es sich eigentlich zuwenden sollte. Ein Kind mit der Diagnose ADHS weiß das höchstens vom Kopf her, kann es aber nicht umsetzen, wendet sich also automatisch dem Flugzeug oder dem Bleistiftspitzen zu. Ein 16jähriger Patient hat mir mal gesagt: ‘Es kommt so viel von allen Seiten. Ich muss überall zuhören, hinsehen, hinfassen. Mir platzt fast der Kopf‘. Außerdem handeln Menschen mit ADHS sehr impulsiv. Sie sagen und tun alles ungefiltert und sofort, sind nicht in der Lage, sich jeweils angepasst z.B. in einer Kirche anders zu verhalten als auf dem Sportplatz. „Sofortiges Reagieren auf äußere Reize und Handeln, ohne die nonverbale Kommunikation mit einzubeziehen, sind typisch für Kinder und Jugendliche mit ADHS“, verdeutlicht Klaus Skrodzki. „Sie schreien Antworten einfach heraus, reden dauernd und überall dazwischen oder erzählen Dinge, die nicht zur Sache gehören. Ihre Impulsivität geht so weit, wie mir ein Patient erzählte, dass er nach einer Frage des Lehrers über alle Tische und Bänke und die Klassenkameraden hinweg zur Tafel lief, um das Ergebnis hinzuschreiben – aus lauter Begeisterung, dass er dieses eine Mal etwas wusste“.

Die Folgen: Ausgrenzung

Solche Verhaltensweisen und ständige motorische Aktivität stören die Umgebung, lassen die Betroffenen auffallen und oft zu Außenseitern werden. Dr. Skrodzki berichtet: „Sie nesteln an sich selbst herum und kauen an ihrer Kleidung, müssen plötzlich aufstehen und herumlaufen, können ihre Körperkraft nicht richtig dosieren. Durch ihre Unruhe werfen sie ständig etwas um, fallen vom Stuhl oder über die eigenen Füße. Unruhe und Hyperaktivität sind bei Jugendlichen nicht mehr so ausgeprägt wie im Kindesalter. Aber ihre weiterhin schwache Körperkontrolle lässt sie mit den Fingern trommeln, mit dem Stuhl kippeln, sie rutschen hin und her, kritzeln und fummeln. Ein 17-Jähriger hat zu mir gesagt: ‘Ich muss immer mit den Fingern sehen‘. Die Mutter eines 14-Jährigen erzählte: ‘Alles, was er in die Hand nimmt, geht kaputt: der Staubsauger, der Zirkel und der MP3 Player. Einfach so, ohne dass er es absichtlich tut!‘“ Kinder und Jugendliche mit ADHS lernen über ihre Umgebung recht schnell: Ich bin schlecht, unpassend und die Anderen mögen mich nicht. Väter sollten helfen, diesen destruktiven Kreislauf so früh wie möglich zu durchbrechen.

Hilfe und Therapie

Menschen, die an ADHS leiden, brauchen klare Regeln und Strukturen. „Die sind generell für Kinder und Jugendliche wichtig. Für ADHS-Betroffene aber ist es eine Katastrophe, wenn ihre Eltern sie ‘laufenlassen‘“, betont Klaus Skrodzki. „Auch können Väter ihnen durch direkte Ansprache helfen: Das Kind immer anschauen, anfassen – dem Kind über alle Sinne vermitteln, was sie mitteilen möchten.“. Therapien sollten immer psychisch und physisch wirken. Väter sollten – wenn möglich – das Umfeld so organisieren, dass es ihrem Kind gut tut. Das bedeutet: eine Schule oder ein Kindergarten mit großen Gruppen oder einem sehr offenen Angebot ist für Kinder mit ADHS nicht geeignet. Fußball ist als Mannschaftssport in einer großen Gruppe, der hohe Anforderungen an das Teamverhalten stellt – für Kinder mit ADHS-Diagnose meist wenig geeignet. Besser wäre da zum Beispiel Taek Wan Do: wenig Beteiligte, klare Anweisungen usw. In größeren Städten gibt es auch spezielle Sportgruppen für ADHS-Betroffene. Und als letzte Möglichkeit können Medikamente verordnet werden. „Das sind sogenannte Stimulanzien. Man kann natürlich fragen“, so Dr. Skrodzki, „warum man bei diesem Krankheitsbild etwas verordnet, das anregt. Diese Medikamente stimulieren Bereiche im Gehirn, die für die Selbstkontrolle zuständig sind. Dadurch werden Aufmerksamkeit und Motorik verbessert. Das funktioniert bei einem großen Teil der Patientinnen und Patienten sehr gut, aber leider nicht immer.“ Die Nebenwirkungen hält der Kinderarzt für gering, überschaubar und gut zu „handhaben“. Er betont: Nach Aspirin gibt es über ADHS-Medikamente die meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Das Feld ist sehr gut erforscht und das schon seit mehr als 60 Jahren. Und noch etwas stellt Dr. Skrodzki klar: „Die Eltern, die zu uns Kinder- und Jugendärzten kommen, möchten mehrheitlich keine Medikamente für ihr Kind – das ist ein Klischee, ein Mythos der Medien, dass die Eltern ihre Kinder ruhigstellen wollen! Ganz im Gegenteil: Sie versuchen es oft noch sehr lange ohne Medikamente und kommen erst darauf zurück, wenn der Leidensdruck für sie und ihr Kind unerträglich geworden ist!“ (vaeter.nrw) Weitere Informationen: Bundesgeschäftsstelle: ADHS Deutschland e.V. Selbsthilfe für Menschen mit ADHS Poschingerstr. 16; 12157 Berlin Tel. 030 85 60 59 ; Fax 030 85 60 59 70 e-mail: info [at] adhs-deutschland.de (info[at]adhs-deutschland[dot]de) Internet: www.adhs-deutschland.de Dr. Klaus Skrodzki arbeitet als Kinder- und Jugendarzt seit mehr als 30 Jahren in eigener Praxis. Er ist stellvertretender Vorstand der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e. V., Beisitzer im Vorstand des ADHS Deutschland e. V., sowie Mitglied der Leitungsgruppe des Zentralen-ADHS-Netzes und Mitglied im ADHS-Netz-Forchheim. Außerdem ist er als Referent unter anderem für Krankenkassen und als Seminarleiter für Ärzte, Therapeuten, Erzieher, Lehrer und Eltern tätig. Er ist Vater von zwei erwachsenen Kindern, darunter einem betroffenen Sohn.   Text aktualisiert am 29.05.2016

Mehr als nur ein Konzentrationsproblem

ADHS

Seit einigen Jahren geistert diese Abkürzung durch Medien und Erziehungseinrichtung: ADHS. Schnell ist sie zur Hand als Erklärung für schlechte Konzentrationsfähigkeit bei Kindern oder oppositionelles Verhalten bei Jugendlichen. Was ist ADHS wirklich? Wie äußert sich die Krankheit und wie kann man Betroffenen helfen?
Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom. Dabei handelt es sich um eine verminderte Fähigkeit zur Selbststeuerung. Das betrifft vor allem die Bereiche im Gehirn, die für die Aufmerksamkeit und Motorik zuständig sind. ADHS äußert sich so meist in Konzentrationsschwierigkeiten, Unruhe oder mangelnder Aufmerksamkeit. Daher werden häufig Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern aufmerksam, weil die betroffenen Kinder im Schulunterricht oder der Kita durch mangelnde Konzentration auffallen. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig darüber, dass ADHS in hohem Maße genetisch bedingt ist. Daneben spielen eventuelle Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt eine Rolle sowie die äußeren Einflüsse (Elternhaus, Kindergarten, Schule), unter denen ein Kind aufwächst.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Laut der KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts, die sich mit der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland befasst, wurde bei insgesamt 5 % der untersuchten Kindern im Alter von 3 bis 17 Jahren ADHS diagnostiziert. Das sind rund 500.000 Betroffene. Bei Jungen wird häufiger ADHS festgestellt als bei Mädchen. Im allgemeinen Verständnis wird ADHS häufig als eine Erkrankung gesehen, von der nur Heranwachsende betroffen sind. Allerdings wächst sich ADHS nicht einfach aus, so dass die meisten Erkrankten auch als Erwachsene noch Probleme haben.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Eine Diagnose ist aufwendig und muss einen längeren Zeitraum erfassen, um festzustellen, ob es sich wirklich um ADHS handelt. Da die Symptome auch auf andere Krankheiten hindeuten können, ist die Diagnose anfällig für Fehler.

Wie wird ADHS behandelt?

Zunächst sollten sich Eltern und Kind ausführlich zu ADHS beraten lassen, um herauszufinden, welche Strategien in ihrem Alltag hilfreich sind. Auch Erzieherinnen und Erzieher bzw. Lehrerinnen und Lehrer des Kindes sollten in die Beratung miteinbezogen werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung geben den betroffenen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, die für sie wichtige Unterstützung zu erhalten. Mögliche Schwierigkeiten durch unbehandeltes und dadurch zunehmend problematisches Verhalten entstehen so gar nicht erst. Häufig ist es sinnvoll, verschiedene Behandlungsformen zu kombinieren: Elterntraining mit unterstützenden Hilfen in der Familie oder in Schule und Kindergarten verbunden mit einer direkten Therapie des Kindes oder Jugendlichen. Alle Behandlungen haben zum Ziel, das Kind zu unterstützen, sein hyperaktives, impulsives und unaufmerksames sowie möglicherweise aggressives Verhalten zu verringern. So lernen Betroffene in einer Verhaltenstherapie, wie sie mit der Erkrankung umgehen können. Eine spezielle Lerntherapie kann Kinder und Jugendlichen mit Methoden vertraut machen, wie sie in der Schule besser zurechtkommen. Darüber hinaus kann ADHS mit Medikamenten behandelt werden. In der Regel werden dabei sogenannte Stimulanzien eingesetzt, vor allem Methylphenidat und Amphetamine. Methylphenidat wirkt anregend und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Die Einnahme muss sorgfältig abgewogen werden, weil es wie bei allen Medikamenten Nebenwirkungen geben kann. Dazu gehören Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Wachstumsstörungen.

Wie können Väter ihr Kind unterstützen?

Väter können ihre Kinder unterstützen, indem sie Methoden aus den Therapien zuhause anwenden und das richtige Verhalten mit ihren Kindern üben. Sie sollten allerdings auch ein wachsames Auge auf sich selbst haben, damit die Erkrankung des Kindes zu keiner Überforderung führt. Dabei kann auch ein Austausch mit anderen Eltern helfen. In vielen Städten gibt es Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die dabei unterstützen.

Wo gibt es geeignete Therapien und wer finanziert sie?

  • Kinder- und Jugendärzte können grundlegend beraten und die medikamentöse Therapie durchführen und kontrollieren. Außerdem verordnen sie, falls nötig, Ergo-, Logo- (Sprach-) und Psychotherapien.
  • Viele Kinder- und Jugendpsychiater bieten grundlegende Beratung an, Elterntrainings, eine medikamentöse Behandlung. Sie können ebenfalls Logo- und Ergotherapien verschreiben.
  • Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten bieten Therapien nach anerkannten Verfahren an. Die Finanzierung erfolgt über die Krankenkassen. Bisher anerkannte Verfahren sind die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie. Psychologische und ärztliche Psychotherapeuten sollten nur dann aufgesucht werden, wenn sie eine zusätzliche Qualifikation für Kinder- und Jugendlichen-Therapie erworben haben. Psychotherapien müssen vor Behandlungsbeginn von den Krankenkassen bewilligt werden, damit diese die Kosten übernehmen. Es besteht die Möglichkeit, Probesitzungen in Anspruch zu nehmen.
  • Auch zahlreiche Beratungsstellen wie die schulpsychologischen Dienste, Erziehungsberatungsstellen und Frühförderzentren bieten Psychoedukation, psychologische und ergänzende Therapien an – in der Regel kostenlos.
  • Dieses Angebot gibt es auch in den die Sozialpädiatrischen Zentren. Sie können zudem Medikamente verordnen sowie Logo- bzw. Ergotherapien in ihren eigenen Teams durchführen. Diese Leistungen sind krankenkassenfinanziert.
  • Logo-, Physio- und ergotherapeutische Praxen bieten Behandlungen auf ärztliches Rezept an und werden dann ebenfalls über die Krankenkassen finanziert. Die so genannte Mototherapie ist keine Kassenleistung, wird aber von unterschiedlichen Gruppen mit anderen Finanzierungsmodellen angeboten.
  • Lerntherapeuten fördern bei Schulleistungsstörungen, z.B. im Lesen, Schreiben oder Rechnen. Diese Therapien werden in der Regel nicht von den Krankenkassen finanziert.
  • In kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken können Betroffene ambulante, stationäre und teilstationäre Behandlungen in Anspruch nehmen. Diese umfasst in Form einer Komplexleistung ärztliche Behandlung, Psychotherapie, Physio-, Logo-, und Ergotherapie und soziale Unterstützung.
(vaeter.nrw) Weitere Informationen: Bundesgeschäftsstelle: ADHS Deutschland e. V. Selbsthilfe für Menschen mit ADHS Poschingerstr. 16; 12157 Berlin Tel. 030 85 60 59 ; Fax 030 85 60 59 70 E-mail: info [at] adhs-deutschland.de (info[at]adhs-deutschland[dot]de) Internet: www.adhs-deutschland.de   Text aktualisiert am 11.06.2016