Vater ist, das was du draus machst!
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väterfreundliches Unternehmen

Planung und Flexibilität sind das A und O für eine gute Vereinbarkeit

4 Fragen an … Frank Hötzel, Sparkasse Mülheim

Im Interview mit vaeter.nrw hebt Frank Hötzel, Pressesprecher der Sparkasse Mülheim, die Bedeutung von variabler Arbeitszeitgestaltung für Väter in allen Lebensphasen hervor.
vaeter.nrw: Herr Hötzel, Sie sind Pressesprecher der Sparkasse Mülheim und Vater von drei Kindern. Wie schaffen Sie es, diese beiden Lebensbereiche so zu gestalten, dass Sie sagen: „Es läuft!“Frank Hötzel: In erster Linie ist Planung sehr wichtig – und zwar nicht nur bei den beruflichen Terminen, sondern gerade auch im Bereich der Familie. Bei aller guten Planung folgt dann als nächster wichtiger Punkt die Flexibilität. Hier spielt zum einen natürlich die eigene Flexibilität in der Arbeitszeit eine Rolle. Aber auch die Flexibilität der Kolleginnen und Kollegen (Wie gut bereite ich meine Abwesenheit vor?) und die Flexibilität des Arbeitgebers (Wann benötigt der Arbeitgeber mich wirklich?) müssen genau hinterfragt und klar und gut kommuniziert werden.
vaeter.nrw: Unterstützende Maßnahmen von Unternehmensseite sind für eine gelingende Vereinbarkeitslösung genauso wichtig wie partnerschaftliche Vereinbarungen. Mit welchen Maßnahmen schaffen Sie es persönlich, das Zusammenspiel zu organisieren?Frank Hötzel: Meine Frau und ich planen die Woche privat sehr genau vor – gemeinsam mit den Kindern. Bei dieser Planung stellt man dann sehr gut fest, wo es an Zeiten fehlt. Die Kinder an dieser Planung zu beteiligen funktioniert gut, denn gerade ihnen fällt schon mal eher auf, wenn der Papa gar nicht da ist und fordern dies dann berechtigterweise auch ein.
vaeter.nrw: Welche Kommunikationsmaßnahmen nutzen Sie innerhalb des Unternehmens, so dass Väter sich angeregt fühlen, Vereinbarkeitslösungen anzufragen und umzusetzen? Welche Rolle spielt das Thema Väter- und Familienfreundlichkeit bei der Fachkräftegewinnung?Frank Hötzel: Wir gehen im Hause sehr offen und aktiv mit dem gesamten Thema der variablen Arbeitszeit um. Sehr aktiv werden den Mitarbeitern zum Beispiel Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein Wechsel in Teilzeit umgesetzt werden kann. Wir nutzen dabei unsere internen Kommunikationskanäle sowie das „Vorleben als gutes Beispiel“, gerade auch durch Führungskräfte. Unser Personaldirektor beispielsweise nutzt auch eine Variante der Teilzeit. Das führt dazu, dass sich immer mehr Mitarbeiter bewusst mit der Frage nach passenden Vereinbarkeitslösungen auseinandersetzen, um Beruf und Familie gut in Einklang zu bringen. Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass variable Arbeitszeitgestaltung, die es den Mitarbeitern ermöglich, die private Lebensplanung mit den Anforderungen des „Jobs“ überein zu bringen, immer wichtiger bei der Rekrutierung gut ausgebildeter Mitarbeiter wird.
vaeter.nrw: Wie würden Sie als Pressesprecher und Vater Ihre familienfreundliche Sparkasse Mülheim beschreiben?Frank Hötzel: Grundsätzlich sind natürlich die Einforderung der Elternzeitmonate für Väter sehr wichtig, damit sich so etwas wie ein Selbstverständnis sowohl für die Väter als auch für den Arbeitgeber entwickelt. Je mehr Vorreiter es gibt, desto selbstverständlicher wird es. Mein Arbeitgeber hat auch im Sinne der Familienfreundlichkeit mögliche Arbeitszeitmodelle entwickelt, die allesamt mehr Freiraum für die Familie ermöglichen. Familienfreundlichkeit heißt nämlich nicht nur, dass Väter zwei Elternzeitmonate nehmen, sondern auch darüber hinaus die Möglichkeit haben, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Außerdem bin ich nicht nur Vater von drei Kindern, sondern habe selbst auch einen Vater. Hinsichtlich der Pflege von Angehörigen gibt es ebenfalls Varianten bei der Arbeitszeit, die für mich eine familienfreundliche Sparkasse ausmachen.    
Zur Person:

Frank Hötzel

Frank Hötzel ist Pressesprecher bei der Sparkasse Mülheim an der Ruhr. Die Sparkasse Mülheim an der Ruhr gibt es seit 175 Jahren. Gut die Hälfte aller Mülheimer Bürgerinnen und Bürger hat eine Kontoverbindung bei der Sparkasse. Das Haus ist mit zwölf Filialen das größte Kreditinstitut in Mülheim und der wichtigste Finanzdienstleister vor Ort. Mit einer Bilanzsumme von 2,8 Milliarden Euro und 86.308 Kundenkonten ist die Sparkasse ein starker Partner und wichtiger Wirtschaftsfaktor.   Von den knapp 500 Beschäftigen beträgt der Anteil männlicher Beschäftigter an der Gesamtbeschäftigtenzahl 41 Prozent.

Themen Planung und Flexibilität sind das A und O für eine gute Vereinbarkeit

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Väterfreundliche Vereinbarkeitsmodelle: Besondere Herausforderungen im Schichtbetrieb

4 Fragen an … Petra Giesler, Albrecht Bäumer GmbH & Co. KG, Freudenberg

Flexible Arbeitszeitmodelle mit den Anforderungen eines Produktionsbetriebs zu vereinbaren, stellt das mittelständische Familienunternehmen Albrecht Bäumer GmbH & Co. KG vor besondere Herausforderungen. vaeter.nrw sprach mit der Personalchefin Petra Giesler darüber, wie es Bäumer als familienfreundliches Unternehmen schafft, Vereinbarkeitslösungen auch für Mitarbeiter im Schichtbetrieb anzubieten.

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Digitale Vereinbarkeits-Strategien praxisnah erklärt

Online-Toolbox für Unternehmen und Beschäftigte

Zeit und Flexibilität sind wichtige Kriterien, um Familie und Beruf gut miteinander in Einklang zu bringen. Die Online-Toolbox „Digitale Vereinbarkeit“ für Unternehmen und Beschäftigte zeigt, welche Chancen hierbei mobile Arbeitsformen bieten und stellt anhand guter Beispiele vor, wie Home-Office-Lösungen sowie mobiles Arbeiten in der Unternehmenspraxis umgesetzt werden können.

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Gute Vereinbarkeit: Ein Pluspunkt für Unternehmen und Beschäftigte

Praxisleitfaden „Familiengerechte Personalpolitik“

Die Zahl der Fachkräfte nimmt ab, der Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte wird größer. Attraktive Vereinbarkeitslösungen sind ein starkes Argument und können für eine erfolgreiche Personalsuche entscheidend sein. Der Praxisleitfaden „Familiengerechte Personalpolitik – Gute Praxis nordrhein-westfälischer Unternehmen“ des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützt Un...

Für Väter im Einsatz

Gleichstellungskultur

Vätersprechstunde, Kindertage, Elterngeld-Plus-Beratung – Väterfreundlichkeit ist im Agenturverbund Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Oberhausen, Wesel ein fester Bestandteil der gelebten Gleichstellungskultur. Davon berichtet Eleonore von Frankenberg-Eicher, Gleichstellungsbeauftragte, im Gespräch mit vaeter.nrw.
„Die Arbeit für Väter liegt uns sehr am Herzen“, sagt Eleonore von Frankenberg-Eicher, Gleichstellungsbeauftragte im Agenturverbund der Arbeitsagenturen in Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Oberhausen/Mülheim und dem Kreis Wesel. Das Team der Gleichstellungsstelle ist für ca. 2.000 Beschäftigte zuständig, 30 Prozent davon sind Männer.

Vätersprechstunde

„Wir haben eine langjährige Gleichstellungskultur in den Arbeitsagenturen. Ursprünglich wurden in erster Linie die Frauen in den Blick genommen. Doch wie sieht es mit den Vätern aus? Bereits vor einigen Jahren haben wir in unserer Arbeit vor Ort bemerkt, dass Väter nicht so gut wie Mütter über die Angebote der Behörde zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf informiert sind. Daraufhin haben wir eine Vätersprechstunde eingerichtet. Wir nutzen hierfür unsere regelmäßigen Termine in den Dienststellen oder vereinbaren individuelle Zeiten für Beratungsgespräche“, erläutert die Gleichstellungsexpertin. „Damit waren wir unserer Zeit voraus. Mittlerweile liegt partnerschaftliche Aufgabenteilung im Trend. Wir sind eines der ersten Gleichstellungsteams in einer Arbeitsagentur, das zum Thema Elterngeld Plus berät. In unserem Agenturverbund ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Väter zwei Monate Elternzeit in Anspruch nehmen. Es gibt aber auch immer mehr ‚Vorzeigeväter‘, die mehrere Monate Elternzeit nutzen, damit die Mutter des Kindes erwerbstätig sein kann. Zudem arbeiten immer mehr Väter in Teilzeit, um sich in der Familie engagieren zu können.“

Kreative Lösungen überzeugen Führungskräfte

„Väter schätzen uns als eine sichere Anlaufstelle für ihre Themen. Äußert ein Vater Bedarfe für mehr Familienzeit, suchen wir gemeinsam nach passenden Lösungen. Unser Ziel ist es, den Führungskräften Modelle zu präsentieren, die sie überzeugen. Oft sind sie überrascht, welche kreativen und konstruktiven Lösungen wir finden. Natürlich stellen wir sicher, dass Väter, die in Teilzeit arbeiten, bei Fortbildungen und Karriereplanung nicht übersehen werden. Inzwischen haben wir auf allen Ebenen eine Gleichstellungskultur etabliert“, berichtet Eleonore von Frankenberg-Eicher.

Informieren und kommunizieren

„In unseren regelmäßigen Rundmails ‚Neues von der GleiB [Gleichstellungsbeauftragten]‘ versorgen wir alle Beschäftigten mit Neuigkeiten zu unseren familienfreundlichen Angeboten, bieten Links zu familien- und väterspezifischen Informationen. Unser Newsletter hat eine eigene Rubrik für väterspezifische Angebote im Agenturverbund oder in den Regionen. Im Intranet finden Väter alle Angebote auf einen Blick. Auf diese Weise sind unsere Aktivitäten für Väter präsent und erreichen auch diejenigen Männer, für die Vaterschaft vielleicht erst in Zukunft ein Thema wird“, sagt Eleonore von Frankenberg-Eicher und lacht. „Uns ist wichtig, dass Väter unsere zahlreichen familienfreundlichen Angebote wie flexible Arbeitszeiten, Vermittlung von Kinderbetreuungslösungen, Kindernotfallbetreuung, Eltern-Kind-Zimmer in den Dienststellen etc. nicht nur kennen, sondern, dass ihnen bewusst ist, wie sie diese Maßnahmen individuell für sich nutzen können. Zum Beispiel ist Telearbeit vor allem für Väter, die weite Wegstrecken zur Dienstelle zurücklegen müssen, eine gute Möglichkeit, Zeit für die Familie zu gewinnen. Möchte sich ein Vater in eine andere Dienststelle versetzen lassen, zum Beispiel um näher beim Kind zu sein, wenn die Mutter nach einer Trennung mit dem Kind in eine andere Stadt gezogen ist, wird dies nach Möglichkeit besonders unterstützt.“

Gleichstellungskultur – ein Win-Win für alle

„Ein besonderes Highlight sind unsere ‚Kindertage‘. An den Brückentagen zwischen den gesetzlichen Feiertagen bringen Eltern ihre Kinder mit in die Arbeitsagentur. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Das fördert den Austausch untereinander. Anschließend nehmen die Eltern ihre Kinder mit an ihren Arbeitsplatz. Für die Kinder ist es toll, zu sehen, wie der berufliche Alltag der Eltern konkret aussieht. Spaß spielt an diesem Tag natürlich auch eine wichtige Rolle. Wir und ein Team von Erzieherinnen bzw. Erziehern unseres Familienservices übernehmen für den Rest des Tages die Betreuung der Kinder, so dass die Eltern ungestört weiterarbeiten können. Die Kindertage sind unheimlich beliebt. Kinder, die einmal mit dabei waren, fordern regelrecht bei den Eltern ein, wieder mitkommen zu dürfen. Inzwischen nehmen genauso viele Väter wie Mütter mit ihren Kindern teil“, freut sich die Gleichstellungsbeauftragte. „Die Kindertage sind nicht nur ein großes Kinderfest in der Arbeitsagentur, sie haben auch einen weiteren Effekt. Wenn Mütter und Väter an einem Brückentag in der Behörde arbeiten, dann können Beschäftigte ohne familiäre Verpflichtung an diesem Tag frei nehmen und ein verlängertes Wochenende genießen. Das ist gut für die Teams.“

Anregungen umsetzen

„Anregungen für väterfreundliche Maßnahmen bringe ich regelmäßig von Fachtagungen wie dem Fachkongress des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen „Bewegte Zeiten für Väter“ oder von der Veranstaltung zum Väternetzwerk NRW Anfang diesen Jahres mit. Aktuell plane ich, ein Väternetzwerk zu initiieren. Für den virtuellen Austausch habe ich schon eine Plattform innerhalb der Arbeitsagentur gefunden“, sagt die Gleichstellungsexpertin. „Meine Vision ist, dass es für Väter selbstverständlich wird, ihre Wünsche nach Zeit für Familie und beruflicher Karriere zu leben.“